Das sagt der Doc: Wirbelsäulenverletzungen im (Amateur-)Fußball - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 17.09.2024 um 06:00 Uhr
Das sagt der Doc: Wirbelsäulenverletzungen im (Amateur-)Fußball
Wirbelsäulenverletzungen sind bei Fußballspielern zwar eher selten, haben aber oft schwerwiegende Folgen und können zu langen Ausfallzeiten führen.
Von Dr. med. Kurt Wiendieck (Chefarzt Wirbelsäulentherapie der DR. ERLER KLINIKEN in Nürnberg)
fussballn.de / Oßwald
Häufigkeit, Risiken und Präventionsstrategien 

Die Wirbelsäulenverletzungen können nach Zeitpunkt (traumatisch oder chronisch) und Lokalisation (Lenden-, Brust- oder Halswirbelsäule) eingeteilt werden. Besonders häufig betroffen ist die Brust- und Lendenregion. 4-6 % der Profifußballer melden in den europäischen Ligen Lendenwirbel- und Thoraxverletzungen. Durchschnittlich liegen wir im Profi- und Amateurfußball bei 9-14 %. Betrachtet man den reinen Frauenfußball, liegt dieser mit 17 % Verletzungsdurchschnitt an der Spitze. Zusätzlich gilt zu beachten, dass Halswirbelverletzungen oft schwieriger zu beurteilen sind, da sie oft mit Kopfverletzungen zusammen bewertet werden. Hier liegt der Verletzungsdurchschnitt bei 3-7 %.

Risikofaktoren für eine Verletzung ergeben sich aus der Kontaktsport selbst und aufgrund des jungen Alters der Spieler. Interessante Nebeninformation: Bei offiziellen Spielen besteht ein höheres Verletzungsrisiko als im Training. Weibliche und junge Profi-Fußballer sind wegen ihrer schwächeren Nackenmuskulatur anfälliger. Die Spielposition beeinflusst das Risiko ebenfalls: Mittelfeldspieler haben eine höhere Verletzungsrate, Torhüter dafür häufiger Rückenschmerzen. Eine intensive Vorsaison, Trainingsbelastung und frühere Verletzungen erhöhen das Risiko. Verletzungen können akut oder durch Überlastung entstehen. Akut entstehen diese durch ein identifizierbares Ereignis, wohingegen Überlastungsverletzungen durch sich wiederholende, geringfügige und unterschwellige Verletzungen hervorgerufen werden. Wobei hier zu beachten gilt: zwei Drittel aller Fußballverletzungen sind akut.

Typische Verletzungen sind Verstauchungen, Gelenkverletzungen, Zerrungen, Frakturen und Prellungen. Diese können auch Rückenmuskulatur, Bänder, Bandscheiben und Zwischenwirbelgelenke betreffen. Degenerative Bandscheibenerkrankungen (DDD) durch körperliche Belastung im Sport sind häufig. Spondylolyse (Fraktur der Pars interarticularis) und Spondylolisthesis (Wirbelgleiten) sind ebenfalls häufig, besonders bei jungen Fußballspielern.

Obwohl es wenig Literatur zu traumatischen Halswirbelsäulenverletzungen im Fußball gibt, sind Einzelfälle schwerer Verletzungen dokumentiert. Das Kopfballspiel birgt ebenfalls Risiken, kann aber durch richtige Technik sicherer gemacht werden.

Zur Prävention sind neuromuskuläre Kontrolle und dynamische Stabilisationsübungen essenziell. Eine verminderte Rumpfstabilität erhöht das Verletzungsrisiko der unteren Extremitäten und des unteren Rückens. Ein gezieltes Training und ein eventuelles Rehabilitationsprogramm sollten die Stabilität des Rumpfes und der Hüften stärken, um Verletzungen zu reduzieren und die Leistung zu verbessern.

Zusammengefasst sind Wirbelsäulenverletzungen im Fußball nicht so häufig wie andere Verletzungen und meist nicht operationsbedürftig. Nach erfolgter Operation ist ein „Return to play“ jedoch oft möglich. Die richtigen Präventionsmaßnahmen und ein adäquates Training sind entscheidend, um langfristige Schäden zu vermeiden.

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Über den Autor

Dr. med. Kurt Wiendieck 
Chefarzt Wirbelsäulentherapie
Facharzt für Neurochirurgie
Stv. Ärztlicher Direktor
www.erler-klinik.de
E-Mail: wirbelsaeulentherapie@erler-klinik.de
Telefon: 0911/2728-460

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