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Artikel veröffentlicht am 18.12.2024 um 07:00 Uhr

Gökhan Cakmak im Interview: "Wollen möglichst lange die Gejagten bleiben"

INTERVIEW Im Sommer 2023 zum Verein gekommen fungiert Gökhan Cakmak seit Saisonbeginn gemeinsam mit Ali Yetkin als Trainer-Duo beim Türk FK Gostenhof. Nach Platz 5 in der Vorsaison überwintert das Team vom Fuchsloch dabei gar an der Spitze, nun in der Kreisklasse 4. Im fussballn.de-Interview der Woche betrachtet Cakmak die bisherige Spielzeit, gibt Einblicke in die anstehende Winter-Wechselperiode und wirft einen Blick voraus.

Von Michael Watzinger

Gökhan Cakmak steht mit dem Türk FK Gostenhof in der Kreisklasse 4 zum Jahreswechsel ganz oben.

fussballn.de / Strauch

Hallo Gökhan, im Sommer 2023 bist du zum Türk FK Gostenhof gekommen. Wie fällt nach inzwischen gut eineinhalb Jahren im Verein dein Zwischenfazit aus?

Gökhan Cakmak (35): Als ich im letzten Jahr in den Verein gekommen bin, stand im Winter ein großer und ungeplanter Umbruch an, den es damals für mich gemeinsam mit dem Sportlichen Leiter, Taner Bas, zu bewerkstelligen galt. Das war absolut keine einfache Phase und mit einer Menge Arbeit verbunden: Wir mussten einige Spieler finden und wir waren froh, als sich ein paar gute Bekannte wie die Arici-Brüder, Akin Bölük oder auch Adrian Mesek dazu entschlossen haben, uns zu helfen. Letztendlich konnten wir uns stabilisieren und als Tabellenfünfter in der Kreisklasse 3 abschließen und gleichzeitig konnten wir mit der 2. Mannschaft den Aufstieg aus der B- in die A-Klasse feiern, was ein weiterer wichtiger Schritt für den Verein darstellte. Blicke ich auf meine Anfangszeit im Verein zurück, haben wir seitdem auf jeden Fall gute Entwicklungsschritte gemacht.

Mittlerweile bist du seit Saisonbeginn zusammen mit Ali Yetkin Teil eines Trainer-Duos beim Türk FK Gostenhof. Wie kam es dazu?

Cakmak: Ursprünglich war mein Engagement ja zunächst nur erst einmal bis zum Saisonende angedacht, auch weil ich zeitlich stark eingebunden bin. Aber Ali ist einer meiner Jugend-Freunde und als er mit der Trainer-Duo-Idee auf mich zugekommen ist, habe ich ehrlich gesagt nicht wirklich lange überlegen müssen und mir gedacht, dass wir das zusammen unbedingt machen müssen! Es passt auch einfach unheimlich toll zusammen: Ali tut der Truppe mit seiner Klasse und seiner Erfahrung auf dem Feld gut, ich helfe von der Seitenlinie aus und ordne vorn dort die Dinge. Es macht einfach großen Spaß!

Voller Einsatz: Ali Yetkin (in rot) ist der spielende Teil des Trainer-Duos, während Gökhan Cakmak von der Außenlinie aus die Dinge ordnet.

fussballn.de / Strauch

Sportlich läuft es bei euch ja auch hervorragend, schließlich überwintert ihr mit eurer Mannschaft mit 31 Punkten aus 14 absolvierten Partien auf Platz 1 der Kreisklasse 4. War ein derartiges Abschneiden für dich so vorherzusehen?

Cakmak: Die Ziele im Verein waren schon ambitioniert und hoch und wir wussten, dass wir eine gute Mannschaft beisammen haben! Allerdings gab es ja auch in diesem Sommer personell wieder einige Veränderungen im Kader, alles musste sich erstmal finden und gerade die Urlaubszeit ist für uns ohnehin immer eine große Herausforderung. Dass wir zur Winterpause an der Spitze stehen würde, habe ich nicht unbedingt erwartet, aber es freut mich natürlich umso mehr.

Der Start in die neue Spielzeit ging mit zwei 1:6-Pleiten gegen den TSV Altenfurt und den SC Worzeldorf dabei jedoch zunächst ordentlich in die Hose. Was waren aus deiner Sicht die Gründe für den Fehlstart?

Cakmak: Da muss man bei uns wirklich ganz klar die urlaubsbedingten Ausfälle zu dieser Zeit als Erklärung nennen! Gegen Altenfurt - übrigens eine wirklich gute Mannschaft, die nicht umsonst aufgestiegen ist - konnten wir das Spiel eigentlich sogar noch relativ lange offen halten, zur 80. Minute stand es 1:3, am Ende haben uns aber die Kräfte verlassen. Gegen Worzeldorf haben wir dann auf sehr viele Spieler verzichten müssen, haben fast mit der kompletten 2. Mannschaft gespielt, weshalb wir damals in der A-Klasse auch nicht gegen Bosna II antreten konnten und sogar unser inzwischen 50-jähriger Sportlicher Leiter, Taner Bas, kam zum Einsatz. Die Urlaubszeit ist für uns einfach immer besonders hart, aber jeder hat sein Bestes gegeben.

Anschließend ging es schnell bergauf, wobei auffällig ist, dass acht eurer zehn Saisonsiege mit lediglich einem Tor Unterschied zustande kamen. Ihr seid die Meister der knappen Siege! Wie erklärst du dir diesen kuriosen Umstand?

Cakmak: Dass wir uns nach den zwei Niederlagen recht schnell aus dem Keller nach vorne gearbeitet haben, lag vor allem an meinen Spielern, die trotz ihrer Urlaube durchaus fit zurückgekommen sind und entsprechend auch gleich einsatz- und leistungsfähig waren - an dieser Stelle ein großes Kompliment, denn das ist nicht immer selbstverständlich! (lacht) Wenn man unsere Spiele objektiv betrachtet, muss man schon auch sagen, dass wir den Großteil dieser Partien dominiert haben, aber oft zu wenig aus unserer Überlegenheit gemacht haben. Bestes Beispiel ist für mich das Duell gegen Feucht II, als wir erst klar mit 3:0 geführt haben und dann nach zwei Gegentoren doch wieder zittern mussten. Wir haben uns das Leben da in der Hinrunde schon manchmal selbst schwer gemacht. Trotzdem spricht es für meine Truppe, dass sie so viele enge Spiele am Ende für sich entscheiden konnte.

Den 1. SC Feucht II (in rot) hatte sich der Türk FK Gostenhof zunächst schon zurechtgelegt und lag klar mit 3:0 in Führung, dennoch wurde es nach zwei Gegentreffern noch einmal eng. Die Jungs von Cakmak/Yetkin galten bislang ohnehin als Spezialisten in Sachen knapper Siege.

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Wo siehst du in dieser Spielzeit eure größten Stärken - und wo habt ihr deiner Meinung nach noch Luft nach oben?

Cakmak: Unser wohl größtes Plus ist aus meiner Sicht der Zusammenhalt: Wir haben einige Spieler in unserem Team, die schon einen gewissen Namen in der Region haben, viele haben schon deutlich höher gespielt. Trotzdem stellen sich alle in den Dienst der Mannschaft und hängen sich rein, das ist unheimlich wichtig! Alle nehmen ihre Rollen und Aufgaben an - zum Beispiel haben wir unsere beiden nominellen Stürmer, Ildan Muric und Burim Iljazi, nach dem schwachen Start zu Außenverteidigern umfunktioniert, um dem Team zu helfen und sie haben diese ungewohnten Aufgaben klaglos angenommen und gut gemeistert. Darüber hinaus haben wir natürlich mit Jungs wie Ali Yetkin, Engin Kalender und Ahmet Aydin natürlich schon eine gewisse individuelle Qualität, die den Unterschied ausmachen kann. Im Mittelfeld hält unser Kapitän Nico Kubisch gemeinsam mit Burak Cihan die Fäden in der Hand, hinten räumt Serhat Ülkü auf - das ist schon stark! Luft nach oben sehe ich, wie bereits erwähnt, in der Chancenverwertung, damit wir den Sack früher zumachen und nicht mehr so oft bis zum Schluss zittern müssen.

Du hast gerade ein paar bestens bekannte Namen im Amateurfußball aufgezählt, die einen beachtlichen Ruf haben, aber inzwischen wohl auch allmählich am Ende ihrer Fußball-Laufbahn angelangt sind. Ist die Erfahrung dieser Spieler aus deiner Sicht ein Vorteil in der insgesamt so ausgeglichenen Kreisklasse 4?

Cakmak: Auf jeden Fall! Diese Jungs haben im Fußball schon so ziemlich alles erlebt, wissen genau, worauf es in gewissen Momenten ankommt. Das ist im Vergleich zur Vorsaison schon ein Unterschied, obwohl wir auch da Spieler mit toller individueller Qualität in unseren Reihen hatten - viele sind ja dann auch höherklassig gewechselt. Aber gerade in engen Situationen wird dann eben nicht unbedingt aufs nächste Tor gegangen, sondern der Fokus auf eine gewisse Stabilität gelegt: Wir hatten in dieser Saison auch durchaus schon Spiele, in denen wir - ähnlich wie es zum Beispiel die Spanier manchmal machen - ohne wirklichen Stürmer zu Ende gespielt haben, um einen knappen Vorsprung zu verteidigen. Ich denke, dass diese Spieler der Truppe nach wie vor noch sehr viel geben.

Ahmet Aydin (am Ball) und Co bringen eine Menge Erfahrung ins Spiel.

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Du selbst bist mit deinen 35 Jahren ja teilweise jünger als die genannten Routiniers. Hast du bislang Momente erlebt, in denen das zum Thema wurde?

Cakmak: Nein, zumindest nicht im negativen Sinn! Es herrscht untereinander ein großer gegenseitiger Respekt und die Jungs akzeptieren das, was Ali und ich sagen. Niemand tanzt da aus der Reihe! Auch die Spielvorbereitung wird ernst genommen und der Fokus ist voll da, das Alter spielt da überhaupt keine Rolle. Klar, das Fußballspielen muss und werde ich den Jungs jetzt nicht mehr komplett neu beibringen, aber das ist ja auch gar nicht nötig. (lacht) Aber im Ernst: Es ist eher so, dass diese Jungs die jüngeren Mitspieler unterstützen und ihnen Hilfestellung geben - sie sind die großen Brüder. In dieser Hinsicht gibt es wirklich überhaupt keine Probleme.

Trotz eurer bislang so tollen Saison deuten sich bereits weitere Verstärkungen während der Winterpause an. Wie ist da der Stand der Dinge und was sind die Hintergründe?

Cakmak: Ganz klar, wir wollen im Winter schon noch etwas machen! Das hängt in erster Linie mit der fehlenden Kaderbreite zusammen, denn wir haben gesehen, wie schnell es bei Ausfällen gehen kann. Wir wollen auf jeden Fall punktuell nachjustieren. Dabei sind wir mit ein paar Spielern in guten Gesprächen und ich gehe davon aus, dass gerade auf der Zugangsseite durchaus etwas passieren kann und wird - offiziell ist dabei aber bislang noch nichts, auch wenn ich wirklich optimistisch bin.

Gökhan Cakmak sieht bei seinem Türk FK Gostenhof trotz Platz 1 noch Luft nach oben, im Winter soll personell noch einmal nachjustiert werden.

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Wohin kann die Reise für den Türk FK Gostenhof in dieser Saison gehen?

Cakmak: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Fakt ist, dass bei uns bislang nicht vom Aufstieg gesprochen wird und wir weiterhin von Spiel zu Spiel schauen möchten. Klar ist aber auch, dass wir im neuen Jahr die Gejagten sein werden und - wenn wir schon oben stehen - auch gerne weiterhin möglichst lange die Gejagten bleiben möchten! Es wäre natürlich schon eine riesige Sache, wenn am Saisonende tatsächlich der Aufstieg stehen würden, schließlich wäre das bei der Herrenmannschaft der größte Erfolg der Vereinsgeschichte und würde dem Verein einen enormen Schub geben. Trotzdem ist das alles noch in weiter Ferne und aktuell nicht wirklich in unseren Köpfen. Die Liga ist so stark und ausgeglichen, da machen solche Träumereien zum aktuellen Zeitpunkt einfach auch wenig Sinn.

Würde ein Aufstieg die Chancen erhöhen, dich auch über die Saison hinaus beim Türk FK Gostenhof an der Seitenlinie zu sehen?

Cakmak: Bislang gab es, was das angeht, noch keine Gespräche. Unser Fokus liegt auf dem momentanen sportlichen Abschneiden. Mir macht die gemeinsame Arbeit mit Ali und der Mannschaft sehr große Freude und wir erhalten tolle Unterstützung von der Vorstandschaft um Soner Postalli und dem Sportlichen Leiter Taner Bas.

Das Trainer-Duo Gökhan Cakmak (r.) und Ali Yetkin (2.v.l.) ist froh über die große Unterstützung des Vorstands um Soner Postalli (l.) und des Sportlichen Leiters Taner Bas (2.v.r.).

Türk FK Gostenhof

Darüber hinaus gibt es wirklich viele ehrenamtliche, fleißige Helfer, die für mich das Herzstück dieses familiären Vereins sind und deren Engagement man gar nicht hoch genug anerkennen kann! Ich lasse die Zukunft auf mich zukommen, aber solange mir das alles weiterhin so viel Freude bereitet, spricht nichts dagegen, auch über die Saison hinaus Trainer zu bleiben.