Ein Highlight in der Neudrossenfelder Vereinsgeschichte: Mit dem SSV Jahn Regensburg stellte sich ein ehemaliger Zweitligist und der aktuelle Tabellenführer der Regionalliga am Weinberg vor. Der Drittliga-Absteiger trat dabei wie erwartet mit einer gemischten Mannschaft vorwiegend aus Ergänzungs- und Reservespielern an. Aber das machte nur wenig Unterschied, denn auch die Reserve spielt immerhin in der Bayernliga! Bei den Gästen saßen daher die Stammkräfte wie Torjäger Markus Ziereis erst einmal auf der Bank. Gar nicht erst dabei: Die verletzten Sebastian Nachreiner, Andreas Geipl, Uwe Hesse, Markus Palionis, Oliver Hein und Thomas Paulus. Stammkeeper Pentke blieb ebenfalls daheim und wurde geschont. Die Gastgeber begannen dagegen mit der stärksten Elf. Im Vergleich zum Wochenende rutschte lediglich Jan Vogler für Claudio Bargenda und Keeper Tobias Obwandner für Tobias Grüner in die Startelf. Timo Jahrsdörfer, Sascha Engelhardt, Sebastian Brand und Thomas Ehlert (verletzt) sowie Kevin Diwersi (Urlaub) fehlten dagegen. Dafür rutschten aus der zweiten Mannschaft Gregor Opfermann, Daniel Weiner und Danny Simon in den Kader. "Nicht verstecken, das Spiel genießen, mutig sein", so die Order von Werner Thomas an seine Jungs.
Kevin Hofmann (weiß) im Duell mit Dennis Pajonk
Thomas Nietner
Die Anweisung von Gästetrainer Christian Brand an seine favorisierte Elf war jedoch ebenso klar: "Gegner nicht unterschätzen, ernst nehmen, Vollgas geben." Dafür setzten die Domstädter auf ein 3-4-3-System. "Wir wollen einen Mann mehr im Mittelfeld, wollen Druck aufbauen. Da Neudrossenfeld tief stehen wird, brauchen wir hinten nur drei Mann. Aber wir wollen auch im Offensivspiel etwas probieren", erklärte der Jahn-Coach seine Systemwahl. Von Beginn an übernahm seine Mannschaft die Initiative und verlagerte das Spielgeschehen in die Neudrossenfelder Hälfte. Doch nicht die Gäste, sondern die Heimelf hatte durch Daniel Meyer und Sebastian Lattermann in der Anfangsphase überraschenderweise die erste gute Möglichkeit. Aber beide Abschlüsse waren zu unplatziert. In der Defensive agierten die Gastgeber dagegen konzentrierter. Die Thomas-Elf stand zwar tief, aber war gut auf das Spiel der Gäste eingestellt, die durch lange Diagnoalbälle immer wieder versuchten, das Spielgeschehen schnell zu verlagern. Aber mit überschaubaren Erfolg: Der Landesligist verschob im 4-2-3-1-Tannenbaumsystem gut und ließ die Donaustädter erst gar nicht in den Strafraum. Außer Ballbesitz sprang für den Regionalligisten nichts heraus. Zwar lief der Ball schnell durch die eigenen Reihen, aber zu selten gelang der vertikale Pass. Eroberte der Bayernligaabsteiger dann einmal das Spielgerät, ging es stets direkt nach vorne. Mit zunehmender Spieldauer wurden die Offensivaktionen der Heimelf nach Ballgewinn auch immer geradliniger. Vor allem wenn Daniel Meyer über die linke Seite mit eingebunden wurde, sah das Umschaltspiel der Gastgeber richtig gut aus. An einer seiner Flanken rutschte Perparim Gashi nur um Haaresbreite vorbei. Zuvor scheiterte der TSV-Angreifer aus der Nahdistanz an SSV-Schlussmann David Pokorny. Die besseren Möglichkeiten verzeichnete überraschenderweise der Underdog. Christian Brand war daher mit seiner Elf nicht zufrieden: Durch viele Fehlpässe im letzten Drittel konnte seine Elf keine Torgefahr erzeugen. Da war noch viel Sand im Oberpfälzer Getriebe. Erst in der 41. Spielminute hatte Andreas Jünger die erste Gästechance. Aber TSV-Torwart Tobias Obwandner war zur Stelle und lenkte den Ball über die Querlatte. "Neudrossenfeld hat das wirklich gut gemacht. Wenn sie führen, ist es nicht mal unverdient", so Gästecoach Christian Brand, der dagegen mit seiner Mannschaft nicht zufrieden sein konnte. Der Favorit enttäuschte bis dahin.
Neudrossenfeld verteidigt gut: Marco Dießenbacher mit dem langen Bein gegen Andreas Jünger.
Thomas Nietner
Ganz anders die Situation beim Gastgeber. Werner Thomas konnte in der Halbzeit stolz auf seine Jungs sein, denn sie hatten dem Regionalligaspitzenreiter in der ersten Hälfte ordentlich Paroli geboten. Mit zunehmender Spielzeit traute sich der Landesligist auch mitspielen. "Wir sind taktisch diszipliniert und sind gut in den Zweikämpfen", so der Interimscoach in der Halbzeitpause. Doch nach der Pause erhöhten die Oberpfälzer die Schlagzahl und brachten mit Kolja Pusch und Markus Ziereis zwei Regionalligastammkräfte. "Das waren zwei abgesprochene Wechsel", verriet Christian Brand nach der Partie. Mit den beiden Akteuren kam jedoch deutlich mehr Schwung in die Offensive. "Zwei Kontakte", forderte Christian Brand schnelles Spiel von seinem Team. Und der Führungstreffer ließ nicht lange auf sich warten. Allerdings hätte er aus Sicht der Platzherren ärgerlicher kaum sein können: Ausgerechnet nach einem eigenen Freistoß in der gegnerischen Hälfte liefen die Grün-Weißen in einen Konter der Gäste. Andre Luge setzte sich in zentraler Position gegen Johannes Schatz durch und zog aus 20 Metern flach ins linke Eck ab: Der Führungstreffer! Nach einer bis dahin schwierigen Partie für die Donaustädter war diesen die Erleichterung nun anzumerken. Das Spiel der Gäste lief nun besser, Neudrossenfeld war zunehmend in der Defensive gefordert, tat dies aber weiterhin ganz gut. Außer beim Pfostenschuss von Fabian Raithel: Nach einem Querpass von Daniel Schöpf hatte die Neudrossenfelder Abwehr den Flügelstürmer am langen Pfosten übersehen. Aber das Aluminium hielt die Elf vom Weinberg weiter im Spiel. "Wir haben über unser Limit gehen müssen. Das wollten wir auch", sah Werner Thomas seine Forderung gut umgesetzt. Nach vorne ging jedoch nicht mehr allzu viel, dafür waren die Regensburger mittlerweile zu dominant. Erst in der Schlussphase warfen die Grün-Weißen noch einmal nach vorne. "Wir haben ja teilweise mit fünf Stürmern gespielt", so Werner Thomas zu den Offensivbemühungen in der Schlussphase. Mit dem jungen Claudio Bargenda kam auch noch mal neuer Schwung in das Spiel. Der Youngster hatte in der Nachspielzeit auch den Ausgleich auf dem Fuß. Zuvor hätten jedoch Markus Ziereis und Andre Luge das 2:0 machen müssen, spielten den Angriff aber schlecht zu Ende. Letztendlich blieb es daher beim knappen Erfolg der Gäste.
Trotz der knappen Niederlage und dem damit verbundenem Ausscheiden aus dem Toto-Pokal war Werner Thomas nach dem Schlusspfiff stolz auf seine Elf: "Wir haben eine Riesenleistung gezeigt." Vor allem von der Defensivleistung war der frühere Bayernligatorschützenkönig angetan: "Regensburg hatte erst kurz vor der Pause die erste Torchance." Auch Gästecoach Christian Brand zog nach dem Spiel den Hut vor dem Gegner. In die nächste Pokalrunde ziehen aber dennoch die Gäste, die zwar die spielbestimmende Mannschaft war, aber in der ersten Hälfte keineswegs die besseren Torchancen hatte. "Die Führung für Neudrossenfeld wäre da nicht einmal unverdient gewesen", so der frühere Bundesligakicker. Für den TSV heißt es aber nach dem Highlight in der Vereinsgeschichte, wieder auf den Ligaalltag zu konzentrieren. Am Samstag kommt Aufsteiger Kornburg an den Weinberg. Der ungeschlagene Tabellenführer der Regionalliga fährt am Samstag nach Illertissen, bevor die Brand-Elf in knapp eineinhalb Wochen die SpVgg Bayreuth empfängt.
Spielbericht eingestellt am 19.08.2015 23:42 Uhr