"Die Schonfrist ist nun vorbei", lautete das schonunglose Resumee des Memmelsdorfer Meistertrainers Norbert Schlegel. Zwar hat man die ersten drei Spiele gegen zwei Aufstiegsaspiranten und den Tabellenführer bestritten, aber "irgendwann muss man sich an die Liga gewöhnen, sonst reichen die gesammelten Punkte zum Ende hin nicht, wenn man zu spät anfängt zu punkten", weiß Schlegel. Konnte man gegen Memmingen noch mithalten und hätte ein Unetschieden durchaus verdient gehabt, hatte man unter der Woche gegen Hof schon einen schwereren Stand. Und auch heute taten sich die Schützlinge von Schlegel schwer.
Der quirlige Sinan Bulat (weißes Trikot) vom VfL Frohnlach kann hier nur durch ein Foul von Mario Herrmannsdörfer gestoppt werden, auch wenn Tobias Stumpf (ganz rechts) und Claus Christmayr (daneben) im Ernstfall noch zur Stelle gewesen wären.
Janos Wunder
Mit dem gewohnten 4-5-1 System, davon zwei der fünf Mittelfeldspieler in der zentralen Defensive eingesetzt, trat der frische Bayernligist aus Memmelsdorf an. Auch die bayernligaerfahrene Frohnlacher Truppe von Trainer Werner Gückel setzte auf diese Aufstellung, orderte lediglich einen Mittelfeldspieler mehr in den offensiven Bereich. Ob es die unterschiedlichen Vorzeichen waren oder die Erfahrung der Akteure vermag nicht gesagt zu werden, Fakt ist aber, dass die Frohnlacher von Anfang an energischer und vor allem zielgerichteter zu Werke gingen. Memmelsdorf tat sich schwer strukturiert von hinten raus zu spielen und die Tatsache, dass sich noch immer kein Punkt auf ihrer Habenseite befindet, hat wohl zu noch mehr Unsicherheit geführt. Sicher, die Gäste aus Frohnlach zelebrierten ebenfalls nicht den schönsten Offensivfußball und auch sie taten sich schwer von hinten über mehrere Stationen nach vorne Raumgewinn zu erzielen. Mussten sie aber auch nicht, weil Memmelsdorf zu viele Bälle im Mittelfeld verloren gab oder aber in der Spitze so gut wie kein Ball gehalten wurde, so dass Frohnlach nach der Balleroberung lediglich schnell umschalten musste, um Ihre Offensivleute Karg, Bulat und Schubarth in Szene zu setzen. Mit Bastian Renk hatten sie einen Mittelfeldakteur in Ihren Reihen, der dieses Umschalten hervorragend verstand, war er es doch, der seine Vorderleute ein ums andere mal gefährlich in Szene setzen konnte, als die Memmelsdorfer eigentlich im Vorwärtsgang waren. So auch gleich zu Anfang, als Renk einen eroberten Ball verlängerte, die einzig nominelle Spitze der Frohnlacher Thomas Karg das Kopfballduell gegen den Memmelsdorfer Kapitän Lindner gewann und den Ball somit Weller direkt in den Lauf verlängerte. Der Frohnlacher Kapitän hatte keine Mühe das Leder einzunetzen, auch wenn der Torwart der Heimelf noch am Ball war (6.). In dieser Situation war die Memmelsdorfer Hintermannschaft völlig offen, war man doch eigentlich im Ballbesitz und konnte folglich zu langsam umschalten. Auch im weiteren Verlauf strahlten die Mannen um Mittelfeldmann Michael Massak wenig Ballsicherheit aus. Von der Abwehr wurden zu viele Fehlpässe ins Mittelfeld gespielt und selbigem fehlte das Timing, um einen gefährlichen Pass an den Mann ganz vorne zu bringen. Wenn mal ein Ball in die Spitze gespielt wurde, dann konnte sich der heute schwach agierende Mario Meth nie durchsetzen. Die einzige nennswerte Chance, die sich für Memmelsdorf ergab vergab Herrmannsdörfer, der zuvor fein von Massak freigespielt wurde, aus halblinker Position, als er alleine auf den Frohnlacher Keeper Alexander Weber zulief, den Ball aber hoch hinaus ins Blaue drosch. Bis auf die eine Chance, die allerdings eine hochkarätige war, fand die Memmelsdorfer Offensive so gut wie nicht statt, während es Frohnlach verstand aus Situationen, in denen sie eigentlich in Unterzahl agierten, Gefahr auszustrahlen. So setzen sich die zwei Frohnlacher Karg und Renk mit einem ansehnlichen Dopelpass gegen vier Memmelsdorfer Abwehrspieler durch und nur der Inkonsequenz im Abschluss wegen, blieb es zur Halbzeit beim 0:1. gefährliche Standardsituationen waren Mangelware und die Tatsache, dass das Eckenverhältniss zur Halbzeit 0:6 betragen hat, spricht für sich.
Der eingewechselte Frohnlacher Tobias Eichhorn kann den Ballbesitz gegen den Memmelsdorfer Innenverteidiger Claus Christmayr verteidigen.
Janos Wunder
Schlegel reagierte in der Halbzeit. Der zweite "Sechser" wurde zu Gunsten eines zweiten Stürmers aufgelöst. Außerdem kamen für die enttäuschenden Meth und Schütz die jungen Seifert und Probst ins Spiel, wobei Seifert mit Büttner in der Spitze agierte und Probst dafür im rechten Mittelfeld spielte. Schon nach kurzer Zeit machte sich die Umstellung bezahlt. Nach einem feinen Außenristpass des Memmelsdorfers Mario Herrmannsdörfer spielte Büttner im Sturmzentrum seine Schnelligkeit aus und konnte von Riley nur durch ein Foul gestoppt werden. Auch wenn der darauf folgende Freistoss unerwähnenswert war, so war doch die Tatsache, dass Riley für sein Vergehen mit der gelben Karte bestraft wurde, umso wichtiger. Gerade einmal vier Minuten später nämlich war es wieder Riley, der diesmal den Memmelsdorfer Massak rüde von den Beinen holte und in der Folge die absolut berechtigte Ampelkarte erhielt. Durch dieses Ereignis bestärkt ließen die Memmelsdorfer aufblitzen und zeigten streckenweise, warum sie letztes Jahr Meister in der Landesliga geworden sind. Und dieses Übergewicht sollte sich schnell bezahlt machen. Der Neuzugang Tobias Stumpf setzte sich gekonnt auf seiner linken Seite durch und eine direkte Passstafette über Büttner und Herrmannsdörfer landete per Flanke im Frohnlacher Strafraum, in dem Tobias Seifert zur Stelle war und unhaltbar einköpfte (66.). Leider war es das dann auch wieder von der Memmelsdorfer Offensive, denn die Frohnlacher konnten sich nach einem Wechsel und neuen taktischen Anweisungen ihres Trainers wieder neu sortieren und das Spiel trotz Unterzahl ausgeglichen gestalten. Dennoch tat Memmelsdorf einiges dazu, dass es zu der Niederlage gekommen ist. Nachdem sich der agile Bulat auf der linken Memmelsdorfer Abwehrseite durchgesetzt hat und nicht an der Hereingabe gehindert werden konnte, schaffte es die Memmelsdorfer Hintermannschaft auch nach mehrmaligen Versuchen nicht das Spielgerät aus dem Sechzehnmeterraum zu befördern, so dass der Ball folgerichtig vor den Füssen des Frohnlachers Renk landete. Dieser ließ sich nicht lange bitten und stellte die Führung seiner Mannschaft wieder her (71.). Noch haarsträubender war allerdings das dritte Gegentor, das wiederum von Bulat über rechts eingeleitet wurde. Nach dessen langen Ball sprintete der Memmelsdorfer Torwart ohne Notwendigkeit aus seinem Tor, versäumte es aber seine Mitspieler auf diese Tatsache aufmerksam zu machen, so dass es zu dem äußert unglücklichen und vor allem vermeidbaren Umstand kam, dass er mit einem seiner Vorderleute zusammenstieß und so beide den Ball verpassten. Der eingewechselte Tobias Eichhorn ließ sich nicht lange bitten und schob das Leder frei stehend aus 40 Metern ins leere Tor ein (77.), die Vorentscheidung. Zwar zeigten die Schlegel-Schützlinge in zwei schnell und direkt vorgetragenen Angriffen nochmal, dass immer mit ihnen zu rechnen ist, aber im Abschluss war man am heutigen Tag zu ungenau und nicht zwingend genug. Bildlich hierfür eine Szene kurz davor, als zwei Memmelsdorfer sich den Ball nach einer Flanke gegenseitig streitig machten, so dass der besser postierte nicht zum Abschluss kam. In der Folge spielte der VfL Frohnlach die Partie souverän und gekonnt runter. Dem ebenfalls eingewechselten Christian Brandt gelang nach schöner Hereingabe noch der Ausbau der Führung (93.), so dass das Ergebnis am Ende vielleicht um ein Tor zu hoch ausgefallen ist. Bedenken muss man allerdings, dass drei der vier Gegentore für Memmelsdorf durch eigentlich vermeidbare Fehler gefallen sind und man sich so das Leben bzw. Spielen selber schwerer gemacht hat, als es notwendig ist.
Während man sich in Frohnlach nun an der Spitze der Tabelle sonnt, brechen für den SV Memmelsdorf schwerere Zeiten an, muss man sich doch gerade einmal drei Spieltage nach Saisonbeginn mit dem Kampf am Ende der Tabelle auseinandersetzen. Schonen darf sich dabei indes mit Sicherheit niemand. Und geschont wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch niemand an der Schmittenau.
Spielbericht eingestellt am 01.08.2009 22:33 Uhr