Genau 297 Tage ist es her, dass der 1. FC Eintracht am 27. Mai 2009 beim 1:0 in Reutlingen seinen letzten Auswärtserfolg in der Regionalliga bejubeln durfte. Schütze des goldenen Tores vor fast zehn Monaten – Tobias Dalke. Am Samstag Nachmittag im Möslestadion wurde er vor etwa 250 Zuschauern mit zwei Treffern erneut zum Matchwinner, nachdem er letztmalig im Oktober in der Startformation der Domreiter gestanden war.
Mit dem Schienbein erwischt Scipon Bektasi das Spielobjekt und leitet es sicher zu einem Mitspieler weiter. Da gerät sogar Sebastian Müller ins Staunen.
Bernd Riemke
Trainer Dieter Kurth würfelte seine Elf beim Gastspiel am Fuße des Schwarzwaldes im Vergleich zur Vorwoche gleich auf fünf Positionen durcheinander. Fischer, Fleischer, Finnemann und Rinchiuso mussten vorerst auf der Bank Platz nehmen, Krämer saß seine Gelbsperre ab. Neu in die Mannschaft rückte Michael Mirschberger auf der ungewohnten linken Außenbahn in der Viererkette. Er hatte gegen den schnellen Jonathan Schmid einen schweren Stand und musste manch gefährliche Hereingabe über den Flügel zulassen. Besser machte es da Josef Pickel, der auf der rechten Seite verteidigte und mit Oliver Gorgiev einen absoluten Newcomer auf der Außenbahn vor sich hatte. Auf der Sechser-Position agierte wie schon häufig in der Vorrunde Thomas Dotterweich und Tobias Dalke bekam eine Bewährungschance im offensiven Mittelfeld. „Er hat zuletzt immer ein wenig den nötigen Anschluss gesucht“, freute sich Dieter Kurth nach der Partie über seinen Schachzug, den filigranen Techniker von Beginn an gebracht zu haben. Seine Aufstellung sollte er mit zwei blitzsauberen Treffern rechtfertigen. In der 23. Minute war er freilich Nutznießer eines zuvor vergebenen Foulelfmeters von Kapitän Peter Heyer, den Dalke schließlich im Nachsetzen per Kopf in die Maschen setzte. Vorausgegangen war ein langer Ball von Laurito auf Deptalla, der im Sechzehnmeterraum mit Daniel Sereinig kollidierte, woraufhin der Unparteiische Marcel Göpferich auf den ominösen Punkt zeigte. Das war eine zumindest zweifelhafte Entscheidung, die sich wenig später ausgleichen sollte. Zu diesem Zeitpunkt stand es jedoch bereits 0:2 aus Sicht des SC Freiburg, denn in der 27. Minute holte Dalke zu einem Doppelschlag aus. „Natürlich war ich zuletzt frustriert, dass ich nicht spielen durfte“, gab der 24-Jährige diesmal auf dem Platz die richtige Antwort, als er einen Freistoß aus etwa 30 Metern Torentfernung, halbrechter Position in den linken oberen Winkel zirkelte – ein Traumtor! Bevor sich die Violetten jedoch zu sehr an ihrer Zwei-Tore-Führung erfreuen konnten, besann sich der Schiedsrichter auf seine kurz zuvor getroffene strittige Elfmeter-Entscheidung und verhängte keine zwei Zeigerumdrehungen später ebenfalls einen Strafstoß für die Hausherren, als Felix Roth theatralisch auf die Knie sank. Der Gefoulte ließ sich dennoch nicht zweimal bitten und vollstreckte eiskalt zum Anschlusstreffer. Trotz dieser turbulenten sechs Minuten hatte der FCE das Geschehen nach einer leicht wankelmütigen Anfangsphase zunehmend besser im Griff. Obgleich das Sturmduo Heyer/Deptalla noch nicht die nötige Durchschlagskraft entwickelte, bildeten Müller/Dotterweich eine sehr gut funktionierendes Abräumerpaar im defensiven Mittefeld und die Innenverteidigung hinterließ diesmal auch bei Standardsituationen des Gegners einen etwas gefestigteren Eindruck. Eindeutiger Gewinner im Spiel der Gäste war jedoch Oliver Gorgiev, der sich enorm zweikampfstark präsentierte, quirlig in der Vorwärtsbewegung agierte und einige entscheidende Akzente setzen konnte. Obgleich die Hausherren mehr Spielanteile zu verzeichnen hatten, war die Bamberger Führung zur Halbzeitpause nicht unverdient.
Es kam selten vor, dass André Laurito seinem Widersacher Scipon Bektasi so viel Freiraum ließ.
Bernd Riemke
„Es war klar, dass wir spielerisch nicht mithalten können. Aber wir haben insgesamt wenig zugelassen“, brachte Oliver Gorgiev die zweiten 45 Minuten präzise auf den Punkt. Optische Vorteile hatten weiterhin die Breisgauer, die sich jedoch zu häufig an ihrem flüssigen Passspiel erfreuten und dabei den nötigen Zug zum gegnerischen Tor vermissen ließen. Zu häufig versuchten es die Amateure des Bundesligisten durch die Mitte, wo das Abwehrbollwerk des FCE an diesem Tag schier unüberwindbar schien. Flankenläufe über die Außen verpufften auf Freiburger Seite oft wirkungslos, weil das finale Abspiel einfach zu ungenau kam. So gehörte die erste Gelegenheit des zweiten Durchgangs sogar Oliver Gorgiev, dessen Flachschuss sein Ziel jedoch um Haaresbreite verfehlte (51.). „Wir konnten endlich einmal selbst für Entlastung sorgen“, zeigte sich auch Dieter Kurth mit dem Auftreten seiner Mannschaft zufrieden, der es in der Tat gelang, konzentriert und abgeklärt von hinten heraus das Spiel zu eröffnen und in der Offensive die eine oder andere vielversprechende Aktion zu initiieren, die letztlich jedoch nicht von Erfolg gekrönt sein sollte. Ein drittes Tor hätte sicher die Entscheidung bedeutet, doch so durfte sich Stephan Essig noch das eine oder andere Mal auszeichnen und seine derzeit überragende Form unter Beweis stellen. Als Scipon Bektasi nach einer der wenigen Unachtsamkeiten von der Strafraumgrenze aus fulminant abzog, brachte Bambergs Keeper reaktionsschnell die Fäuste an den Ball und tauchte ebenso flink in die bedrohte Ecke ab, als sich Simon Brandstetter ein Herz fasste und eine Einzelaktion mit einem platzierten Flachschuss abschloss, in Essig jedoch seinen Meister fand (72.). Während Freiburg erkennen musste, dass man mit Schönspielerei alleine nicht zum Erfolg kommt, warfen die Bamberger Kampfkraft, Leidenschaft und endlich auch einmal die nötige Übersicht in die Waagschale, die nicht zuletzt dafür sorgte, dass der FCE einen in der Entstehung vielleicht glücklichen, aufgrund der gezeigten Leistung aber keinesfalls unverdienten Auswärtssieg verbuchen konnte.
„Wir haben endlich unser wahres Gesicht gezeigt“, blickte nicht nur Alexander Deptalla mit Stolz auf das zuvor Geleistete , ein Gesicht freilich, das dringend notwendig ist im Abstiegskampf – Woche für Woche!
Spielbericht eingestellt am 20.03.2010 21:22 Uhr