Da waren`s nur noch vier. Vier Feldspieler versammelte Dieter Kurth neben sich auf der Auswechselbank. Die Personalmisere beim FC Eintracht will auf der Zielgeraden einfach nicht abreißen. Die wackeren Aufrechten, die den Weg in die Landeshauptstadt antraten, verkauften sich eine Halbzeit lang mehr als achtbar und gingen unglücklich mit einem knappen Rückstand in die Kabinen. Nach dem Wechsel legten die Sechziger jedoch entscheidend nach, während die Gäste den letzten Willen vermissen ließen.
Kein Foul! Auch wenn Nikola Trkulja den Freistoß fordert, so hatte ihn Michael Krämer fair vom Ball getrennt.
Bernd Riemke
Als ob die Verletztenliste nicht schon lang genug wäre, gesellte sich nach drei gespielten Minuten der nächste Kandidat dazu. Johannes Bechmann griff sich nach einem energischen Sprint an den hinteren Oberschenkel und machte wenig später für Josef Pickel Platz, der bezeichnenderweise zur Halbzeit wegen muskulärer Probleme nicht mehr aufs Feld zurückkehrte. Brauchten die neu formierten Bamberger einige Minuten, um sich auf dem Rasen des altehrwürdigen Grünwalder-Stadions zurecht zu finden, legten die kleinen Löwen gleich munter los. So hatte Manuel Schäffler, der beste Akteur auf dem grünen Rasen, gleich nach zwei gespielten Minuten die Chance alleine vor Essig zu vollstrecken, verzog jedoch knapp am rechten Pfosten vorbei. Es dauerte zehn Zeigerumdrehungen, bis sich der von sechs mitgereisten Anhängern unterstützte FCE auf seine eigenen Stärken besann und sich in des Gegners Hälfte wagte. Just in diese Phase hinein, als die Kurth-Elf drauf und dran war, die Kontrolle über die Begegnung zu gewinnen, trat David Manga Lembe einen Freistoß aus halbrechter Position auf den kurzen Pfosten vor das Bamberger Tor. Dort durfte Manuel Schäffler ungehindert hochsteigen und mühelos zum 1:0 per Kopf vollstrecken (20.). Ein Tor der Marke "Gastgeschenk", denn so einfach kam der Münchener Stürmer in der laufenden Saison sicher selten zum Torerfolg. Die Gastgeber spielten in dieser Phase ihre Lufthoheit aus und kamen vor allem bei Eckbällen und Freistößen immer wieder zu gefährlichen Aktionen. Als Michael Krämer nach einer halben Stunde einen zunächst abgewehrten Angriff hoch und weit in des Gegners Strafraum schlug, passte die Löwen-Defensive jedoch einen Moment nicht auf und Erkan Esen stellte mit einer Direktabnahme TSV-Keeper Vitus Eicher vor eine ernste Bewährungsprobe. Mit schnellem Flügelspiel war der Münchener Hintermannschaft beizukommen und dies fabrizierten die Gäste in der 42. Minute über die linke Seite. Am Ende einer flüssigen Ballstaffette drang Markus Fischer in den Strafraum und wurde regelwidrig zu Fall gebracht. Begleitet von einem Pfeifkonzert der 1400 Löwen-Fans schoss Peter Heyer den fälligen Elfmeter über den Querbalken.
Wieder war Tarik Camdal den berühmten Schritt schneller und ist vor Markus Fischer am Ball gewesen.
Bernd Riemke
Vertrieb jener Fehlschuss die letzten Lebensgeister des FC Eintracht? Der Auftritt nach der Pause kann in jedem Fall getrost als "unterirdisch" bezeichnet werden. Begünstigt durch einen individuellen Fehler im Spielaufbau, starteten die Hausherren in der 54. Minute einen schnellen Konter, an dessen Ende wiederum Manuel Schäffler stand, der schließlich auch noch Stephan Essig ins Leere schickte und mühelos ins verwaiste Tor einschob. Fortan verwaltete der TSV spielerisch leichtfüßig seine Führung und die Bamberger ließen die kleinen Löwen gewähren. Die Körpersprache der angeknockten Domreiter sprach deutliche Bände: der letzte Wille, um sich aufzubäumen fehlte und so blieb es bei zwei Tormöglichkeiten des FCE im zweiten Durchgang. Beide Male war es Nicolas Görtler, der ansonsten kaum einen Zweikampf für sich entscheiden konnte, der erst mit trockenem Rechtsschuss (57.) und dann nach einem ruhenden Ball per Freistoß (65.) Torhüter Eicher zu Glanztaten zwang. Die Hintermannschaft meist unsortiert und löchrig, das Mittelfeld ohne Ideen und die beiden Sturmspitzen ohne Durchschlagskraft. So wurde des dem TSV 1860 leicht gemacht, ihren höchsten Saisonsieg einzufahren, der bei besserer Chancenverwertung auch leicht höher hätte ausfallen können. So blieb es bei zwei Treffern durch Mathias Fetsch in der 71. und 80. Minute, wobei er beide Male in Abstaubermanier vollendete und jeweils sträflich allein gelassen im Strafraum der Bamberger einnetzen konnte. Hätte der emsige Tarik Camdal das Leder vor Essig nicht leichtfertig verstolpert und hätten die Hausherren manch vielversprechenden Angriff konsequenter zu Ende gespielt, es hätten durchaus mehr Tore für die Landeshauptstädter fallen können.
Die Konzentration der Elf um Kapitän Peter Heyer sollte nun vollends dem "Spiel des Jahres" gegen Wacker Burghausen gelten, in dem die einmalige Chance besteht, eine verkorkste Saison zumindest im DFB-Pokal zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen. Gegen den Drittligisten käme ein Erfolg einer Sensation gleich, aber bewiesen hat es die Mannschaft im Verlauf der Saison, dass sie zu außergewöhnlichen Leistungen im Stande ist. Einer außergewöhnlich schlechten Leistung, sollte am kommenden Mittwoch eine außergewöhnlich Gute folgen.
Spielbericht eingestellt am 16.05.2010 21:09 Uhr