Die momentanen, verletzungsbedingten Probleme der Bamberger sind hinlänglich bekannt. Die beiden mit Fragezeichen versehenen Nico Haas und Florian Wenninger konnten ebenfalls nicht auflaufen und zu allem Überfluss meldete sich am Morgen des Spieltages auch noch Silas Göpfert krank. Dadurch kam Jugendspieler Pascal Niersberger zu seinem ersten Einsatz von Beginn an, spät im Spiel feierte auch noch Nachwuchsspieler Timo Strohmer sein Debüt. Der couragierte und unaufgeregte Auftritt von Niersberger verdient ein Sonderlob, zumal er früh mit Gelb belastet war und dennoch nie in die Gefahr kam, seine Mannschaft in Unterzahl zu bringen. Nach dem Nackenschlag der Niederlage gegen Ingolstadt, ging es für die Bamberger vor allem darum, sofort wieder zurück in die Spur zu kommen. Die spielstarken Gäste aus Fürth, unter der Führung von Interimstrainer Thomas Kleine, wollten in jedem Fall etwas Zählbares mitnehmen. Die fünf Punkte Vorsprung zum ersten Relegationsrang sind sicher kein Ruhekissen.
Bamberg kämpfte! Beispielhaft für das gesamte Team geht in dieser Szene Lukas Dotzler (li.) gegen Kevin Guerra (re.) zu Werke.
Gerd Gätzschmann
Die Bamberger begannen mit einer kompakten defensiven Grundausrichtung. Sie stellten in der eigenen Hälfte geschickt die Räume zu und zeigten schon in der Frühphase ihre Gefährlichkeit im Umschaltspiel. Gerade einmal eine Minute war gespielt, als sich der wie immer mit vorbildlichen Einsatz zu Werke gehende Kapitän Dominik Schmitt einen Ball erkämpfte und sofort mit einem starken Pass Nicolas Görtler auf die Reise schickte. Fürths Keeper Alexander Sebald zeigte sich allerdings früh im Spiel hellwach, kam weit aus dem Tor und verhinderte Schlimmeres für die Gäste. Und nur eine Minute später war es Dominik Schmitt selbst, der plötzlich frei vor dem Fürther Tor auftauchte. Aber wieder bewies Torhüter Sebald ein tolles Stellungsspiel und war einen Tick schneller am Ball als der Bamberger. Viel hätte also nicht gefehlt und die Bamberger wären früh in Führung gegangen. In der Folgezeit fanden die Gäste aus Fürth besser ins Spiel und in ihre Ordnung. Und holten sich mehr und mehr Ballbesitz. Gemäß ihrer Ausbildung und Philosophie ließen sie dabei den Ball gekonnt in den eigenen Reihen laufen. Wenn es jedoch in Richtung Bamberger Tor ging, verstand es die Heimelf immer wieder geschickt, die Angriffe der Fürther zu unterbinden. Die erste gefährliche Aktion verbuchte die U23 des Zweitligisten dann in der 21. Minute bei einem Freistoß aus dem Halbfeld. Der aufgerückte Innenverteidiger Julian Kolbeck stieg am höchsten und setzte einen Kopfball aus gut sieben Metern an die Querlatte. Bambergs Keeper Christian Berchthold war wohl noch mit den Fingerspitzen am Ball. Nach dieser Aktion agierten die Bamberger wieder offensiver. Immer wieder gelang es der Heimelf, den umtriebigen Nicolas Görtler im Sturmzentrum zu finden - und der machte beinahe jeden Ball fest. So kam der FCE 2010 zu mehr und mehr Ballbesitz. Nach 27 Minuten drehte sich Görtler um seinen Gegenspieler und zog sofort aus 23 Metern ab, Keeper Sebald lenkte den Ball zur Ecke. Eine Minute später allerdings war der Fürther Torhüter chancenlos. Etwa 22 Meter vor dem Gästetor nahm Nicolas Görtler bei einem Freistoß Maß - und setzte den Ball mit Zug über die Mauer zum umjubelten 1:0 ins Tordreieck. Die Versuche der Fürther, noch vor der Halbzeit zum Ausgleich zu kommen, scheiterten meist am engmaschigen, gut verschiebenden Verbund der Gastgeber. Ein einziges Mal kamen die Kleeblätter vor der Halbzeitpause aus dem Spiel heraus zu einer gefährlichen Aktion. Der in die Bamberger Kette einlaufende Lino D'Adamo bekam den Ball von Marco Weber fast perfekt in den Lauf serviert - aber Christian Berchthold roch den Braten, verkürzte die Distanz geschickt und blockte im richtigen Moment.
Der Fürther Spieler Aykut Civelek (li.) reißt Ken Kishimoto (re.) bei diesem Zweikampf zu Boden.
Gerd Gätzschmann
In den ersten zehn Minuten nach dem Seitenwechsel agierten beide Teams eher kontrolliert, ohne großes Risiko einzugehen. Insbesondere die Bamberger wollten wohl genau diese Phase ohne größeren Schaden überstehen. Durch geschicktes Mittelfeldpressing gelang ihnen dies auch, allerdings schnappten sich die Fürther oft postwendend wieder den Ball, so dass keine Umschaltbewegung auf Bamberger Seite möglich war. Mit dem 1:0 im Rücken war das zu diesem Zeitpunkt allerdings kein Problem. Für den ersten Abschluss in der zweiten Hälfte sorgte dann der Fürther Aykut Civelek, der den Ball aus gut 20 Metern doch um einiges über die Latte setzte. Das war der Auftakt für fünf, sechs druckvolle Minuten der Fürther, in denen durchaus der Ausgleich hätte passieren können. Und zwar dann, wenn zum einen ein Fürther Mittelfeldspieler sich nicht für einen Abschluss aus 22 Metern, sondern für den Pass auf Lücke auf gleich zwei einlaufende Kollegen entschieden hätte. Und wenn nach prima Vorarbeit von Benedikt Kirsch und Linksschuss von Aykut Civelek Christian Berchthold nicht auf dem Posten gewesen und per Faustabwehr geklärt hätte. Insofern kam der Bamberger Treffer nur kurz darauf zum richtigen Zeitpunkt. Denn die Einzelaktion von Nicolas Görtler in der 63. Minute, in der er nach innen zog, einen Gegner stehen ließ und aus 18 Metern flach zum 2:0 vollendete, sollte sich als entscheidender Dämpfer für die Bemühungen der Gäste erweisen. Beinahe hätte der Bamberger Sturmtank sogar nachgelegt, als er einen mutigen Ball aus großer Distanz in Richtung Fürther Tor versuchte, aber knapp verfehlte. Zwar reagierte Thomas Kleine mit einem Doppelwechsel, nachdem der 1,94 große gelernte Innenverteidiger Jacub Przybylko das Sturmzentrum besetzte. Der Plan war klar: auf spielerischem Wege kamen die Fürther nicht entscheidend durch, nun sollten vermehrt lange Bälle auf den ehemaligen polnischen U15-Nationalspieler folgen. Zunächst allerdings ohne Erfolg. Die Bamberger gaben ihm sofort Druck, so dass die Zuspiele auf ihn keinen Ballbesitz in der Gefahrenzone zur Folge hatten. Zu dem Druck, den die Bamberger als Mannschaft durch großen läuferischen Aufwand eines jeden Einzelnen über 90 Minuten aufbauten, kam mit zunehmender Spieldauer auch der zeitliche Druck. Fehlte den Fürthern bisher oftmals die Schnelligkeit und die Präzision in ihrem Spiel nach vorne, passierten ihnen in dieser "Hopp-oder-Top-Phase" der Partie auch viele kleine Fehler, die die Bamberger immer wieder zu leicht in Ballbesitz brachten. Beinahe hätte Lukas Dotzler den dritten Treffer nachgelegt, aber ein Fürther Verteidiger rettete in alleretzter Sekunde. Sieben Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit erreichte ein langer Ball von Allessandro Alfieri Nicolas Görtler, der auf und davon war - jedoch wohl seine einzige falsche Entscheidung an diesem Tag traf und nicht sofort abzog. So konnte er doch noch geblockt werden. Seis drum. Viel passierte nicht mehr. Kurz nachdem sich Bambergs Matchwinner Nicolas Görtler bei seiner Auswechslung den verdienten Applaus der Zuschauer abholte, war Schluss.
Der FC Eintracht Bamberg 2010 verdiente sich diesen wichtigen Erfolg durch eine geschlossene Mannschaftsleistung, einen hohen Aufwand im Spiel gegen den Ball und die Effektivität eines an diesem Tag in allen Belangen herausragenden Nicolas Görtler. Man merkte ihm den Spaß an dieser Partie sichtlich an. Aber auch in spielerischer Hinsicht brauchte sich die Elf von Norbert Schlegel nicht zu verstecken. In der personell angeschlagenen Truppe des FCE erfüllte jeder Akteur die ihm angedachten Aufgaben konsequent im Dienste der Mannschaft. Die Gäste versuchten zwar permanent, in Richtung Bamberger Tor zu spielen, sie enttäuschten spielerisch auch nicht - allerdings drückten sie zu selten durch. Für Trainer Norbert Schlegel waren dies die Punkte Sechs bis Acht in seinen bisherigen fünf Spielen. Das zur Winterpause kleine Licht am Ende des Tunnels, es wird wieder heller.
Spielbericht eingestellt am 28.03.2015 01:34 Uhr