So schnell ändern sich die Vorzeichen: Noch im Hinspiel waren die fehlgestarteten Altstädter lediglich krasser Außenseiter bei den aufgerüsteten und hoch ambitionierten Schnüdeln. Damals stellte sich fast nur die Frage der Höhe der Niederlage, nachdem man im Willy-Sachs-Stadion schon in der Vorsaison mit 2:7 untergegangen war. Alles Schnee von gestern: Nach dem jüngsten Aufwärtstrend der Gelb-Schwarzen und dem glücklichen Ende der Berg- und Talfahrt in Heimstetten war die Bayreuther Brust breit. Warum sollte es nun auch nicht gegen Schweinfurt reichen, zumal bei den Schnüdel der Haussegen schief hing. Rang vier: Da hatte man sich weitaus mehr ausgerechnet. "Schweinfurt ist eine der stärksten Mannschaften der Liga, die allerdings verwundbar ist", witterte Timo Rost derweil die Chance für seine Elf gegen einen angeschlagenen Gegner. Wobei sich der Altstädter Coach auch hier seiner Linie treu blieb und den Fokus erneut mehr auf die eigene Mannschaft richtete. "Nicht die letzten Spiele der Schweinfurter spielen hier eine Rolle, sondern vielmehr die individuelle Qualität der Spieler. Von daher ist es entscheidend, dass wir einen klaren Plan haben", ließ der SpVgg-Coach durchblicken. Erwartungsgemäß rutschte Verteidiger Tobias Weber nach seiner Gelbsperre in die Anfangsformation. Johannes Golla musste gegen seinen Ex-Club dagegen auf die Bank. Auf der anderen Seite schwang Gästecoach Timo Wenzel die Rotationskeule und brachte nach der Pleite gegen Schalding-Heinig gleich sechs neue Spieler. Die Auswechselbank war mit Spielern wie Torjäger Adam Jabiri, Kevin Fery, Florian Pieper und Christopher Kracun einmal mehr namhaft besetzt.
Nikola Jelisic (grün) muss gegen Thore Dengler abdrehen.
Thomas Nietner
Die neuformierte Gästeelf riss zwar wie erwartet das Spiel zunächst an sich, riskierte nach vorne aber erst einmal nicht allzu viel. Sicherheit stand nach drei Pleiten bei den Schweinfurtern im Vordergrund. Die Altstädter machten es dem Gegner dabei auch nicht unbedingt leicht. Mit zwei dicht gestaffelten Ketten erwarteten die Gelb-Schwarzen die Gäste hinter der Mittellinie, um dann bei Ballgewinn möglichst schnell und aus einer sicheren Abwehr heraus umzuschalten. "In der ersten Halbzeit ging unser Matchplan voll auf", war Timo Rost mit der Umsetzung zufrieden - zumindest nahezu. Denn in einer ausgeglichenen ersten Halbzeit verpasste es seine Elf, vor dem Tor den notwendigen Killerinstinkt zu zeigen. "Da hatten wir enormes Glück", gab auch Gästetrainer Timo Wenzel zu und spielte dabei auf die Torchancen von Christoph Fenninger, Chris Wolf und Shpetim Sulejmani vor dem Seitenwechsel an. "Den muss ich natürlich selbst machen. Da gibt es keine Ausreden", zeigte sich Chris Wolf nach der verpassten Führung einsichtig. Der Mittelfeldspieler hatte den Querpass auf Shpetim Sulejmani dem eigenen Torabschluss vorgezogen - letztendlich die falsche Entscheidung. Auf der Gegenseite hatten sich Alexander Piller und Stefan Maderer dem Altstädter Tor zwei Mal gefährlich angenähert. Vielmehr ließ die sichere Altstädter Deckung im ersten Abschnitt aber nicht durch. "Wenn wir die Führung machen, gehen wir ganz anders in die Kabine", traf Illyas Mirroche mit jener Aussage den Tenor nach 45 weitgehend ausgeglichenen Spielminuten, mit denen die Altstädter dennoch zufrieden sein konnten.
Foul: Marco Fritscher (li.) und Steffen Krautschneider bringen Anton Makarenko zu Fall. Der Schiedsrichter pfeift jedoch nicht.
Thomas Nietner
Wie so oft im Fußball rächte sich die Chancenverwertung prompt in der zweiten Halbzeit: Stefan Maderer - in der Vorsaison noch in Fürth unter den Fittichen von Timo Rost - staubte in der 52. Spielminute zum Führungstreffer der Gäste ab. "Es wäre bitter gewesen, wenn wir das Spiel nach so einem Eiertor verloren hätten", haderte Christoph Fenninger mit dem Spielverlauf. Denn die Führung schmeichelte den Gästen zu jenem Zeitpunkt dann doch etwas. Der Rückstand spornte die Hausherren weiter an. Verloren war die Partie noch nicht. "Die Altstädter haben eine enorme Mentalität und verkörpern die Spielweise, die auch Timo Rost schon als Spieler ausgezeichnet hat", zog auch Gästetrainer Timo Wenzel angesichts des Altstädter Kampfgeistes den Hut vor den Bayreuthern. Doch anders als im ersten Durchgang ließen die Schnüdel nun kaum mehr etwas zu. Die Hintermannschaft um Kapitän Stefan Kleineheismann stand nun sicherer. Durch den eingelegten Vorwärtsgang der Gelb-Schwarzen kamen die Gäste auf der anderen Seite zu zwei guten Möglichkeiten: Stefan Maderer und Nikola Jelisic verzogen jedoch knapp. Ebenso knapp wie Gästeverteidiger Matthias Strohmaier vor dem eigenen Tor: Der verunglückte Rückpass wäre um ein Haar zu einem Eigentor mutiert. Nicht die letzte Szene, in denen die Schnüdel das Glück auf ihrer Seite hatten. Als Schiedsrichter Florian Badstübner den durchgebrochenen Ivan Knzevic wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung fälschlicherweise zurückpfiff, hätte dies wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit die Altstädter Führung bedeutet. "Unfassbar so eine Entscheidung", verstand Timo Rost an der Seitenlinie die Welt nicht mehr. Die Uhr lief so weiter für die Schnüdel. Den Gästen fehlte am Ende aber letztendlich die notwendige Cleverness, den Sieg über die Zeit zu bekommen. Das kreidete Timo Wenzel auch seiner Elf an: "Da muss ich mal einen dreckigen Sieg heimfahren. Da renne ich zur Eckfahne und halte den Ball." So aber foulte Florian Pieper Patrick Weimar an der eigenen Strafraumgrenze folgenschwer. Den folgenden Freistoß stocherte Steffen Eder schließlich über die Torlinie. Was folgte, waren Jubelszenen wie in einem Finale.
Stefan Kleineheismann (grün) gerät gegen Christoph Fenninger unter Druck.
Thomas Nietner
"Von der Emotion war es wie ein Sieg", beschrieb Christoph Fenninger seine Gefühlslage nach dem Abpfiff. Trotz der guten Möglichkeiten überwog bei den Gelb-Schwarzen nach dem Abpfiff schließlich die Freude über einen Punkt. "Es wäre in unseer Situation im Abstiegskampf vermessen, gegen so eine Mannschaft von einem Sieg zu sprechen", ging das Unentschieden auch für SpVgg-Coach Timo Rost in Ordnung, wenngleich auch ein Altstädter Sieg möglich gewesen wäre. Nach dem Fehlstart gibt man sich in der Wagnerstadt aber weiter demütig, zumal die Bilanz gegen die Schnüdel in der Vergangenheit alles andere als gut aussieht. "Noch zu Saisonbeginn wären wir nicht so zurückgekommen", sah Chris Wolf die Gastgeber auf Augenhöhe mit dem Favoriten aus der Kugellagerstadt. Jubel auf der einen Seite - Frust auf der anderen. "In der Kabine ist Totenstille", erzählte Timo Wenzel. Der späte Ausgleich hatte die Schnüdel tief getroffen, zumal Spitzenreiter Eichstätt dadurch die Tabellenführung weiter ausbauen konnte.
Spielbericht eingestellt am 17.11.2018 19:48 Uhr