Das dritte Spiel in sieben Tagen stand für die DJK Don Bosco Bamberg in der Bayernliga Nord an. Zu Gast auf der Rudi-Ziegler-Sportanlage in Wildensorg war die Zweite Mannschaft des 1. FC Schweinfurt 05. Beide Mannschaften legten einen durchwachsenen Saisonstart hin - die Schnüdel-U23 konnte in sechs Partien sechs Punkte holen, die Bamberger gar nur vier - und waren dementsprechend auf Erfolgserlebnisse angewiesen. Don Bosco, welches neben dem verletzten Pascal Niersberger auch den kranken Daniel Schäffler ersetzen musste, wollte endlich die ersten Zähler auf dem heimischen Kunstrasen einfahren - bisher gingen alle Heimspiele verloren. Trainer Mario Bail war sich der druckvollen Situation bewusst, betonte aber auch, wie eng alle Teams in der unteren Tabellenhälfte beieinander stünden. Ein Sieg würde also einem deutlichen Befreiungsschlag gleichkommen. Dafür schickte der 37-jährige Cheftrainer seine Mannen in einem 4-2-3-1-System aufs Feld. Für Stammtorhüter Julian Glos stand eine ganz besondere Partie auf dem Plan, schließlich hütete der 22-Jährige in der Vorsaison noch das Schnüdel-Tor. Don Bosco musste in erster Linie seine eigenen Offensivdefizite überwinden, konnten die DJK-Kicker bisher doch erst drei eigene Treffer bejubeln. Dafür starteten auf den Außenbahnen die schnellen Simon Schmoll und Calvin Sengül. Im Angriff begann Alassane Kane während Neuzugang Azizou Zoumbare zum ersten Mal im Kader und als Ersatzspieler parat stand. Auf Seiten der Gäste musste Trainer Ulli Baumann ebenfalls auf einige Stammakteure verzichten, darunter Mert Topuz, Christoph Saballus und Fabio Feidel. In identischer 4-2-3-1-Formation wollte Baumann abwartend agieren, "schauen was geht" und zumindest nicht mit leeren Händen nach Hause fahren. Im Tor stand zum ersten Mal in dieser Spielzeit Johannes Sturm. Die zentralen Positionen übernahmen Marcel Ruft und Moritz Renninger in der Abwehr, Marcel Behr, Steffen Schmidt und Markus Thomann im Mittelfeld sowie Tobias Fleischer im Angriff.
Alle Hände voll zu tun hatte Schweinfurts Außenverteidiger Moriz Heusinger (hi.) mit dem schnellen Simon Schmoll (vo.).
Tobias Röder
Die Marschroute beider Teams wurde von Beginn an deutlich. Schweinfurt begab sich in eine Lauerposition, setzte auf taktische Disziplin und brachte Ordnung und Struktur in die eigene Grundformation. Nach Ballgewinnen suchten die Schnüdel den schnellen, vertikalen Weg nach vorne. Bamberg hingegen schraubte in bester "Werner"-Manier das Gaspedal sofort am Boden fest und übte ordentlichen Druck aus. Ein aktives Pressing zwang die Gäste zu langen Bällen, welche zumeist eine leichte Beute für die kopfball- und zweikampfstarken Innenverteidiger Johannes Jessen und Nicolas Esparza wurden. Interessant war dabei das Bamberger Formationsverhalten. Bei gegnerischem Ballbesitz verschob Christopher Kettler nach vorne, um ein 4-1-4-1-System zu bilden. Der Abstand zwischen Stoßspitze Alassane Kane und der Viererabwehrkette aus Jessen, Esparza sowie den Außenverteidigern Ulrich Spies und Felix Strobler betrug lediglich circa 20 Meter. Bamberg schnürte Schweinfurt also regelrecht in der eigenen Hälfte ein und ließ keinerlei Staffelung des gegnerischen Mittelfelds zu. Diese risikobehaftete Variante bewies sich über weite Strecken als sehr effektiv, bereits in der dritten Minute hätte sich Don Bosco damit aber fast ins eigene Fleisch geschnitten. Linksverteidiger Moriz Heusinger schickte Tobias Fleischer auf die Reise in den verwaisten Raum der DJK-Hälfte. Der Stürmer drang unbedrängt von der linken Seite in den Heimstrafraum ein, fand jedoch im Eins-gegen-Eins seinen Meister in Julian Glos, der lange stehen blieb und den Schussversuch mit einem tollen Reflex parierte (3.). Von dieser Szene abgesehen hatte Bamberg Oberwasser. Im Spielaufbau ließ sich ein Mittelfeldakteur, zumeist Nicolas Wunder, manchmal Markus Fischer, noch hinten fallen, während die Außenverteididger weit aufrückten. Christopher Kettler fand im Zentrum immer wieder Räume und zeigte sich sowohl ballsicher als auch mit guter Übersicht ausgestattet. Erste Torgelegenheiten ergaben sich über die rechte Außenbahn. Ulrich Spies hinterlief Simon Schmoll, bekam den Ball zugespielt und flankte auf Alassane Kane, doch der US-Amerikaner verfehlte mit seinem Kopfballversuch das Gehäuse (15.). Sechs Minuten später drehte sich Simon Schmoll im Strafraum geschickt um seinen Gegenspieler herum, Calvin Sengüls Abschlussversuch nach flacher Rückgabe von der Grundlinie konnte jedoch von einem Verteidiger geblockt werden (21.). Schweinfurt fand kaum Entlastung. Die U23 versuchte sich aus dem Druck der Heimelf herauszukombinieren, zumeist schlichen sich jedoch Ungenauigkeiten in das Passspiel ein und der Ball ging verloren. Alternativ wählten die Schnüdel lange Bälle auf die Außenbahnen als Befreiungsmittel, doch auch diese stellten die DJK-Abwehr vor keine Probleme. Bamberg war spielbestimmend und agierte sehr aktiv, die Spieler schienen unter Strom zu stehen. Allerdings war die FCS-Defensive sehr gut eingestellt und ließ wenig gefährliche Szenen zu. Eine gute Raumaufteilung, kompaktes Verschieben sowie eine konsequente Zweikampfführung zerstörten die Bamberger Angriffsversuche zumeist bevor ein Eindringen in den Sechzehner möglich war. Lediglich eine erwähnenswerte Torraumszene ergab sich bis zum Seitenwechsel, doch Alassane Kane setzte einen weiteren Kopfballversuch nach Flanke von Nicolas Wunder neben das Tor (42.). So wurden die Seiten torlos gewechselt. Schweinfurt hatte zu Beginn die beste Gelegenheit zum Führungstreffer, war ansonsten aber zu passiv. Bamberg wiederum kontrollierte Tempo und Ball, fand jedoch keinen Öffner für die Schnüdel-Defensive und suchte nach offensiver Kreativität.
Zahlreiche Duelle lieferten sich Kapitän Marcel Ruft (li.) und Angreifer Alassane Kane (re.).
Tobias Röder
Mit dem Start des zweiten Durchgangs begaben sich Simon Schmoll und Calvin Sengül wieder auf ihre angestammten Außenbahnen, nachdem sie im Laufe des ersten Durchgangs die Seiten gewechselt hatten. Am Spielgeschehen änderte sich wenig. Don Bosco war weiterhin spielbestimmend und verzeichnete ein deutliches Plus an Ballaktionen. Allerdings konnten sie daraus kaum Kapital schlagen. Zu viele Ungenauigkeiten im offensiven Drittel, kombiniert mit der weiterhin guten Schnüdel-Defensive, verhinderten Torgelegenheiten. Da Schweinfurt selbst kaum offensiven Ballbesitz innehatte und nach Ballgewinnen zumeist zu ungeduldig agierte, bekamen die circa 150 Zuschauer an diesem lauen Sommerabend eher karge Fußballkost vorgesetzt. Das hohe Laufpensum schien bei den DJK-Spielern, welche seit vergangenem Mittwoch 180 Minuten in den Beinen hatten, seinen Tribut zu fordern. Ein einziges Mal zappelte das Leder dennoch im Netz: Nach einer Hereingabe hatte Calvin Sengül den Ball quer weitergespitzt und ein Teamkollege versenkte die Kugel sicher aus kurzer Distanz. Doch noch weit vor Überschreiten der Torlinie war die Schiedsrichterpfeife ertönt. Da Sengül den Querpass mit langem Bein und offener Sohle gespielt hatte, entschied Referee Sven Laumer auf Freistoß für Schweinfurt - eine zumindest diskutable Entscheidung (65.). So tröpfelte das Geschehen vor sich hin. Bamberg schien offensiv nicht zu können, Schweinfurt nicht zu wollen. Auch die Hereinnahme von Azizou Zoumbare brachte keine Veränderung bei, dem Neuzugang schien noch der Bezug zum Bamberger System zu fehlen. In den letzten zehn Minuten war jedem Team noch eine Gelegenheit zum Lucky Punch vergönnt, doch auch diese verstrichen ungenutzt. Zunächst platzierte Steffen Schmidt seinen Schussversuch aus zehn Metern nach Rückgabe von Tobias Fleischer zu zentral, sodass Julian Glos relativ einfach klären konnte (81.). Auf der Gegenseite versuchte es der gute Christopher Kettler aus der Distanz, doch sein Schuss strich knapp am linken Pfosten vorbei (87.). So endete die Partie mit einem torlosen Remis, welches keinem Team wirklich weiterhilft, aber auch weder der DJK noch der Schnüdel-Zweiten wehtut.
Dank seiner Schnelligkeit überwindet Calvin Sengül (re.) seinen Gegenspieler Tim Westerhausen (li.).
Tobias Röder
Insgesamt ist das 0:0 das genau passende Ergebnis für die vorausgegangenen 90 Minuten. Zwar ärgert sich die DJK aufgrund ihrer Spielanteile etwas mehr über die zwei verschenkten Zähler, offensiv kam aber einfach zu wenig, um gegen die gute Schweinfurter Defensive ein Tor zu erzielen. Die Mannen von Mario Bail verhielten sich taktisch sehr diszipliniert, liefen enorm viel und zeigten sich gerade im ersten Durchgang auch sehr gewillt, es muss aber schnellstmöglich ein offensives Mittel gefunden werden, um den ersten Heimsieg der Saison einzufahren. Für die Gäste aus Unterfranken wiederum wäre der eigene Schlachtplan beinahe aufgegangen. Aus einer abwartenden Stellung agierend und auf die eigene Defensivstärke setzend hätten die Jungspunde von Ulli Baumann bereits in der dritten Minute beinahe den Wirkungstreffer setzen und das Spiel damit wohl für sich entscheiden können. Über die restliche Spieldauer gesehen enttäuschte die U23 im Angriffsverhalten, die Abwehrarbeit ist jedoch zu loben und verdiente dem FC 2 den Punktgewinn. Beide Mannschaften warten damit auf einen Befreiungsschlag im früh entstehenden Abstiegskampf, haben ihre Chancen heute aber auch nicht geschmälert.
Spielbericht eingestellt am 16.08.2017 02:24 Uhr