Nach der bitteren 0:1-Niederlage gegen Erlangen in der Vorwoche, deutete nicht unbedingt viel daraufhin, dass den abgeschlagenen Hollfeldern im Kellerduell gegen den ebenfalls gefährdeten Tabellenvierzehnten aus Selbitz das ersehnte Lebenszeichen gelingen sollte. Zu turbulent verliefen dafür die letzten Monate und Wochen beim ASV: Vorstandsrücktritt, Trainerwechsel, Spielerabgänge. Auch der Mannschaft war in der Vorwoche die Verunsicherung in der ersten Halbzeit beim Rückrundenstart anzumerken. Lediglich die zweiten 45 Minuten machten dem neuen ASV-Coach Christoph Mrusek Hoffnung: „Wir können mithalten. Wir müssen das Spiel eben zu einer Partie auf Augenhöhe machen“. Zwar war die Enttäuschung nach dem verlorenen Schlüsselspiel in Erlangen groß, doch Mrusek glaubte nicht, dass seine Elf deswegen nicht weniger motiviert ins nächste Endspiel gehen würde. Schließlich gelang den Hollfeldern schon im Hinspiel ein überraschender „Dreier“ (2:1). Um das Kunststück zu wiederholen, konnte der 38-jährige ASV-Trainer mit Ausnahme auf Daniel Heißenstein (Knieprobleme) immerhin auf den kompletten Kader zurückgreifen. Durch das Neuenmarkter Unentschieden (2:2 gegen Fronlach) am Vortag wuchs der Abstand auf den Relegationsplatz allerdings schon auf neun Punkte an.
Eben diese Hinspielpleite zog SpVgg-Coach Sven Lauterbach als mahnendes Beispiel heran, den Gegner zu unterschätzen: „Wir beurteilen den Gegner nicht nach der Tabelle. Wir haben Hollfeld schon im Hinspiel auf die leichte Schulter genommen. Das sollte uns nicht noch einmal passieren“. Lauterbach sah seine Elf im Vorfeld keineswegs in der Favoritenrolle und erwartete vielmehr erneut ein offenes Spiel. Gespannt sein durfte man, wie die Mannschaft den Abgang von Ricardo Persigehl (Reichenbacher FC) verkraften würde und ob ihm Neuzugang Miloslav Certik (SpVgg Bayern Hof) nach einem halben Jahr ohne viel Spielpraxis nahtlos ersetzen könnte. Der Ausfall von Torjäger Markus Bächer und Routinier Giorgio Arancino schien die Auswärtsaufgabe zudem nicht gerade leichter zu machen. „Wir haben in den nächsten wichtige Spiele gegen direkte Konkurrenten. Da können wir zwar noch nicht den Klassenerhalt fix machen, aber sicherlich einen wichtigen Schritt in diese Richtung machen“, unterstrich Lauterbach vorab nochmals die Wichtigkeit eines guten Rückrundenstarts.
Fabian Elbl wird von der vielbeinigen Hollfelder Abwehr gestoppt.
Thomas Nietner
Sichtlich nervös begannen beide Teams das Kellerduell, wobei Selbitz mit dem Anpfiff das Heft an sich riss und deutlich mehr Ballbesitz verzeichnete. Doch gegen einen tief und kompakt stehenden Gegner bissen sich die Frankenwäldler spätestens an der gegnerischen Strafraumgrenze die Zähne aus. Torchancen konnte die Lauterbach-Elf trotz einer optischen Überlegenheit in einer tempoarmen Partie daher vorerst nicht verzeichnen. Der von den Hofer Bayern in der Winterpause verpflichtete Miloslav Certik - aufgrund des Ausfalls von Torjäger Markus Bächer als zentrale Sturmspitze aufgeboten - hing in den Anfangsminuten in der Luft. Das Tabellenschlusslicht aus Hollfeld lauerte dagegen auf schnelle Gegenangriffe nach eigenem Ballgewinn. Doch das schnelle Umschalten misslang der Mrusek-Elf meist, so dass sie lediglich bei Freistößen aus dem Halbfeld so etwas wie Torgefahr ausstrahlen konnten. Aber entweder fanden sie dabei im ansonsten fast beschäftigungslosen Selbitzer Schlussmann Sascha Prell ihren Meister oder es war kein Stürmer zur Stelle, als der Keeper den Ball dann doch einmal nach vorne prallen ließ. Mehr ging jedoch bei der ASV-Elf nicht zustande. Zu schnell verlor man meist den Ball nach einem gewonnen Zweikampf auch schon wieder. Zu mehr in der Lage, aber meist zu ideenlos agierte dagegen die Gästeelf anfangs und fand einfach keine Lücke in der Hollfelder Hintermannschaft um Innenverteidiger Martin Taschner und Kapitän Johannes Eberlein. Erst als Fabian Elbl nach gut einer halben Stunde dann diese doch endlich einmal fand, erwiesen sich die Gäste äußerst effektiv und erzielten mit ihrer ersten richtigen Torchance gleich die nicht unverdiente Führung: der flinke Spielmacher schickte Miloslav Certik mit einem feinen Pass in die Tiefe und dieser lupfte den Ball locker über den herausstürmenden ASV-Schlussmann Christoph Wächter hinweg. Wenig später entschied der Tscheche dann mit seiner zweiten Torchance die Partie auch fast schon, als er den Ball von der Strafraumgrenze sehenswert mit links ins lange Eck zirkelte. Der Hollfelder Keeper Christoph Wächter konnte einem da fast schon leidtun: zwei Schüsse, zwei Tore. Die verdiente Halbzeitführung für die Gäste, wenn auch die beiden Treffer fast aus dem Nichts fielen und durch individuelle Fehler der Heimelf begünstigt wurden. Aus dem Spiel heraus brachte die Lauterbach-Elf das Tabellenschlusslicht dagegen bis dahin selten in Verlegenheit. SpVgg-Coach Sven Lauterbach war daher in erster Linie mit dem Ergebnis zufrieden. Sein Gegenüber, Christoph Mrusek, haderte dagegen vor allem mit den individuellen Fehlern und der Einstellung seiner Elf und forderte ein engagierteres und couragierteres Auftreten in der zweiten Hälfte: "Die Tore waren geschenkt!"
Martin Taschner räumt gegen Sebastian Wirth ab.
Thomas Nietner
Zumindest in den Anfangsminuten konnte die ASV-Elf die Forderung ihres Coaches umsetzen und präsentierten sich dem eigenen Anhang mit einer anderen Körpersprache. Doch im Abstiegskampf reichen eben nicht nur einige Minuten Kampfgeist aus. Denn auch Selbitz zeigte sich heute sicherlich nicht in Bestform, drängte aber nach dem Seitenwechsel auf eine frühe Entscheidung, für die letztendlich der aufgerückte Außenverteidiger Andreas Geupel sorgte. Mit einem satten Flachschuss ins lange Eck brachte er den Auswärtssieg schließlich in trockene Tücher. Die Partie war entschieden. SpVgg-Coach Lauterbach konnte sich daher entspannt zurücklehnen und die frühlingshaften Temperaturen zusammen mit dem heute nicht benötigten Torjäger Daniel Sam auf der Trainerbank genießen. Hollfeld steckte nun auf und Selbitz boten sich nun die lang ersehnten Räume. Vor allem der eingewechselte Mutar Gedik sorgte noch einmal für frischen Wind auf der rechten Angriffsseite. Als Martin Taschner den Selbitzer Rückkehrer ungestüm im Strafraum zu Fall brachte, stellte Fabian Gabler schließlich mit einem sicher verwandelten Foulelfmeter den Endstand her. Selbitz spielte die restlichen Minuten nun souverän runter und schaukelte den Sieg locker und leicht nach Hause. Von der Heimelf kam nicht mehr viel: kein Kampf, kein Aufbäumen vom Tabellenschlusslicht. Der ASV hatte aber auch einfach keine Mittel, die Frankenwäldler in irgendeiner Phase der Begegnung in Bedrängnis zu bringen. Selbitz musste daher bei seinem fünften Auswärtssieg auch nicht einmal an die Leistungsgrenze gehen. Es reichte auch so.
Da die Abstiegskonkurrenz fast ausnahmslos Federn ließ, gelingt der Lauterbach-Elf aus Selbitz mit dem Auswärtsdreier der Sprung auf den elften Tabellenplatz. Mit einem Heimsieg im nächsten Spiel gegen "Kellerkind" Memmelsdorf könnten die Frankenwäldler einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Doch hierfür dürfte eine Leistungssteigerung notwendig sein. Ganz so leicht wie die Hollfelder heute werden es andere Teams den Selbitzern im restlichen Saisonverlauf nicht mehr machen. Für den ASV Hollfeld wird es dagegen immer enger. Die in der Winterpause aufkeimende Hoffnung mit dem einen oder anderen Punkten aus den ersten "Schlüsselspielen" vielleicht doch noch das Wunder "Klassenerhalt" zu schaffen, dürfte nach dem heutigen Auftritt wohl fast schon wieder zerplatzt sein. Gerade im Spiel nach vorne ging wenig beim Team aus der Fränkischen Schweiz zusammen. Mit Regensburg 2, Memmelsdorf und Haibach warten zwar in den nächsten Wochen weitere abstiegsgefährdete Mannschaften auf die Hollfelder, aber die Chancen auf den Klassenerhalt sind wohl nur noch theoretischer Natur.
Spielbericht eingestellt am 09.03.2014 21:24 Uhr