Auf der Schweinfurter Trainerbank hatte es sich anstelle des abwesenden Ernst Gehling dessen Assistent Ralf Fritscher bequem gemacht. Er sollte trotz des dünn besetzten Kaders am heutigen Tage seinem Chef nach Abpfiff telefonisch den Sonntagabend versüßen dürfen. Die Turner reisten mit der breiten Brust aus zuletzt fünf siegreichen Spielen in Folge an, die Hausherren hatten ihrerseits noch immer die 4:1-Watschn aus der Vorwoche gegen Kitzingen in den Knochen. Entsprechend heiß waren die Rimparer auf Wiedergutmachung, auch um den Kontakt an die oberen Tabellenregionen nicht weiter abreißen lassen zu müssen.
Angetrieben vom starken Mark Urkom (li.) erspielten sich die Rimparer ein deutliches Übergewicht.
Georg Meyer
Die Motivation, hier unbedingt wieder drei Punkte im Heimspiel eintüten zu können, merkte man den Rimparern sofort an. Der Anpfiff des Unparteiischen war noch kaum verklungen und säuselte noch leise im Wind, da schepperte es direkt einmal gewaltig. Fabian Hüsam, heute ein stets quirliger und gefährlicher Flügelspieler, wollte sofort sein Revier markieren und tat dies per saftigem Volleyknaller an die Querlatte (2.). Simon Mai im Tor der Schweinfurter konnte nur regungslos hinterherschauen und höhere Mächte beschwören. Von da an war klar, in welche Richtung die Partie in der ersten Halbzeit laufen sollte. Die Rimparer waren läuferisch, kämpferisch und spielerisch dermaßen überlegen, dass man bisweilen nachzählen musste, ob die Gäste überhaupt elf Spieler auf den Platz gestellt hatten. In der fünften Minute flog schon das nächste Geschoss in Richtung Simon Mai, der Freistoß von Rimpars Kapitän Christian Betzel stellte allerdings eine vergleichsweise leichte Beute für den Schlussmann dar. Besonders hervorzuheben war in der Anfangsphase Rimpars Stürmer Philip Löw. Er wurde bei jedem Spielzug seiner Mannschaft gesucht und zumeist auch gefunden, sei es mit langen Bällen in den Lauf oder als klassischer Sturmtank, der die Kugel clever für seine Mitspieler prallen ließ. Nach 17 Minuten brach plötzlich der agile und offensivstarke Außenverteidiger Oliver Kratz auf der rechten Seite durch und drang in den Sechzehner ein. Seinem Schuss mangelte es aber aufgrund des spitzen Winkels an der nötigen Präzision. Simon Mai hatte zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon das dritte Paar Handschuhe verschlissen, von den Schweinfurtern war gar nichts zu sehen. Nur drei Minuten später war es erneut Kratz, der nach einem Eckball per Kopf aus etwa drei Metern für die längst überfällige Führung hätte sorgen müssen, doch die nasse Kugel glitt ihm so unglücklich über den nicht vorhandenen Scheitel, dass sie eine Flugbahn in die ebenfalls nicht vorhandenen Oberränge nahm (20.). Wiederum nur zwei Minuten später wurde das Torgestell einer erneuten akustischen Prüfung unterzogen, der Verantwortliche diesmal war wieder Philip Löw. Zentral vor dem Kasten stehend suchte er zunächst noch eine Anspielstation, in Ermangelung dieser fasste er sich eben ein Herz und setzte zu einem wunderschönen Schlenzer an, der sein Ziel am linken Lattenkreuz fand (22.). Nun zu den Highlights der Gäste aus Schweinfurt: (nicht verfügbar). Stattdessen wieder Rimpar, in der 33. Minute lief Marcel Heck von links in den Strafraum ein und bekam die Flanke von Oliver Kratz mustergültig an den langen Pfosten serviert. Seine Volleyabnahme sah gut aus, zischte aber rechts am Tor vorbei. Der Mann mit den meisten Ballkontakten war weiterhin Schweinfurts Keeper Simon Mai, der allerdings das Beste aus dieser Situation machte und teilweise glänzend parierte. Fünf Minuten vor dem Gang in die Kabinen war es dann soweit - der erste Torschuss für die Gäste! Michael Mantel, der bis dato nicht in der Lage war, dem Spiel seiner Truppe die nötige Struktur zu geben, drosch aus 25 Metern einfach mal drauf. Ein dankbarer Ball für Maximilian Schmitt im Kasten der Hausherren, aber immerhin ein Lebenszeichen. Es blieb beim schmeichelhaften 0:0 zur Pause.
...Doch die Gäste waren nun obenauf.
Georg Meyer
Personell unverändert gingen beide Teams den zweiten Durchgang an. Warum sollte Rimpars Trainer René Grimm auch etwas ändern, seine Mannschaft spielte den Gast ja phasenweise an die Wand und - frei nach J. Klinsmann - durch diese hindurch. Doch was nun passierte, kann eben nur im Drehbuch eines Fußballspiels stehen. Regie führte bei diesem Streifen in diesem Fall Michael Mantel, der bislang noch der Auffälligste seiner ansonsten blassen Mannschaft war. Mit einem zuckersüßen, angelupften Pass in den Lauf des Hauptdarstellers Benjamin Freund leitete er die völlig überraschende Führung der Gäste ein. Freund selbst bewahrte 15 Meter vor dem Tor die nötige Ruhe und schob Oscarverdächtig ins lange Eck ein (53.). Die Peripetie der Partie war erreicht, alles steuerte nun auf die Katastrophe aus Rimparer Sicht zu, allerdings ohne retardierendes Moment. Denn dieser Treffer sollte der endgültige Weckruf für die Schweinfurter sein und die Hausherren zu bloßen Statisten degradieren. Die Gäste hatten nun Blut geleckt und witterten die Machtlosigkeit des Gegners. Aus völlig unerklärlichen Gründen stellten die Rimparer nun ihrerseits das Fußballspielen beinahe vollständig ein. Die Freien Turner schwangen sich nun zu immer neuen Angriffswellen auf, waren viel bissiger und präsenter als noch in Durchgang eins. Vor allem Michael Mantel drehte nun als taktgebender Motor am Anschlag und setzte seine Kollegen, vor allem den umtriebigen Patrick Geißler, immer wieder stark in Szene. Auch durch Standards waren die Gäste nun stets gefährlich, bei dem nassen Untergrund ein probates Mittel, um zum Erfolg zu kommen. So wie in der 62. Minute, als ein flach getretener Freistoß von Marcel Schmitt immer länger und länger wurde, letztlich nur mit Mühe noch von Max Schmitt entschärft werden konnte. Fünf Minuten später dann eine weitere Riesenmöglichkeit, das Ergebnis auf 2:0 zu stellen. Patrick Geißler tanzte im Strafraum drei Rimparer Verteidigern Knoten in die Beine und kam zum Abschluss aus etwa zehn Metern - Schmitt parierte spitzenmäßig (67.). Kurz zuvor reagierte René Grimm, brachte mit Kevin Markert und Andreas Hetterich frische Kräfte ins erlahmende Offensivspiel seiner Mannschaft. Doch auch diese Maßnahme verpuffte ergebnislos, zu stark spielten die Schweinfurter nun auf. Neben Michael Mantel und Patrick Geißler packte auch den bulligen Rechtsverteidiger Sebastian Ziegler der schiere Offensivdrang, ein Angriff nach dem anderen rollte nun über seine Seite, die Seitenauslinie wird wohl angesichts des enormen Laufpensums nachgezogen werden müssen. Das Spiel lief nun einfach so weiter, Schweinfurt hatte Chancen, Rimpar lief hinterher. Kurz vor Ende der Partie erneut Aluminium! Patrick Geißler erlief eine fast schon hoffnungslose Freistoßflanke und setzte die Kugel aus sieben Metern ans Gebälk (85.). Ein letztes Anrennen der Hausherren blieb ohne Ertrag, auch die lange Nachspielzeit des Unparteiischen konnte nichts mehr an der letzen Endes verdienten Heimniederlage des ASV ändern.
Der sechste Sieg aus den letzten sechs Spielen führt die Schweinfurter nun immer sicherer ins Tabellenmittelfeld. Dort ist man nun trotz Punktgleichheit am heutigen Gegner vorbeigezogen und belegt Rang acht. Darüber freute sich auch Ernst Gehling, bei dem Ralf Fritscher nach getaner Arbeit telefonisch brav Bericht erstattete. Rimpars Trainer René Grimm war sichtlich angefressen und ließ kein gutes Haar an der Leistung seiner Truppe in der zweiten Halbzeit.
Spielbericht eingestellt am 20.10.2013 21:25 Uhr