Früh in der Saison war das Spessart-Derby bereits eine Partie mit richtungsweisender Bedeutung. Karlburg war mit acht Punkten aus den ersten sechs Spielen ordentlich aus den Startlöchern gekommen, musste aber am vergangenen Spieltag eine herbe 1:6-Packung beim WFV 2 hinnehmen. Dementsprechend sauer war Coach Siegbert Sternheimer und forderte von seiner Elf mehr Einsatz, Laufbereitschaft und aggressivere Zweikämpfe. Dies konnte Thilo Wilke (erkrankt) und Yusuf Gürler (Urlaub) nicht nachweisen. Dafür aber standen Maurice Kübert und Kevin Leibold wieder im Aufgebot und auch in der Startelf. Frammersbach befand sich vor dem Spiel im freien Fall. Fünf Spiele in Folge konnte die Mehrlich-Elf nicht gewinnen und steckte somit im Tabellenkeller fest. Dem frisch operierten Spielertrainer Andre Mehrlich fehlten neben Sebastian Kessler (Bänderriss) auch kurzfristig Ferdinand Weiß, der sich mit hartnäckigen Leistenproblemen plagt. Somit ruhten die Hoffnungen wieder auf Florian Hach, der nach Saisonbeginn vom Würzburger FV zurück in den Spessart gewechselt war.
Marius Müller (li.) versucht einen Haken um den Karlburger Manuel Römlein (re.) zu schlagen.
Werner S.
Das Derby bei launischem April-Wetter begann recht munter. Die taktische Ausrichtung beider Teams war eine Blaupause der vergangenen Derbys. Karlburg war um Spielkontrolle bemüht und wollte gepflegt nach vorne kombinieren. Frammersbach war zunächst auf die Sicherung des eigenen Tores bedacht und lauerte auf Konter über die schnellen Florian Hach und Dominik Bathon. Die Gäste kamen nach sechs Minuten zu ihrer ersten guten Chancen. Nach einem Eckball von links und verpasstem Schiebel-Kopfball, landete der Ball vor den Füßen von Dominik Bathon, der mit links abzog und Karlburgs Keeper Benedict Karl zu einer guten Fußabwehr zwang. Auf der Gegenseite war es im ersten Durchgang vor allem der lauffreudige Dominik Hammer, der für einige Unordnung in der TuS-Defensive sorgte. Vom insgesamt eher schwachen Szymon Dynia in Szene gesetzt, war Hammer in der 14. Minute auf einmal frei durch, verzog aber mit rechts deutlich. Mit zunehmender Spieldauer neutralisierten sich beide Teams. Karlburg versuchte immer wieder, über die Flügel ins Spiel zu kommen und schlug auch zahlreiche Flanken durch Manuel Römlein, Steffen Lehofer und Thorsten Konrad. Allerdings fehlte es den Bällen zum einen an Präzision, zum anderen fehlte in der Mitte ein echte Abnehmer, wie es Tim Reiner oder David Schydlowski einmal gewesen waren. So verpufften die Karlburger Angriffsversuche häufig im Nichts bzw. wurden eine leichte Beute der gut gestaffelten Frammersbacher Hintermannschaft. Das Rezept der Gäste waren in der Regel lange Bälle auf Florian Hach und blitzschnelle Konterangriffe in die Spitze, wobei häufig die Abseitslinie das Ende der Frammersbacher Herrlichkeit bedeutete. In der 34. Minute ereignete sich bereits die spielentscheidende Szene. Karlburgs Keeper konnte einen eher harmlosen Ball nicht festhalten und ließ ihn durch die Arme rutschten. Dominik Bathon hatte spekuliert und hätte sicher die Führung erzielt, wäre er nicht vom Griff des Keepers am Weiterlaufen gehindert worden, so dass ein Verteidiger klären konnte. Doch Schiedsrichter Götz bewertete die Szene den Regeln gemäß genau richtig und bestrafte den TSV doppelt. Karl sah wegen Notbremse Rot und Florian Hach verwandelte den fälligen Strafstoß gegen den neuen Keeper Pascal Krämer. Karlburg lag nun hinten und war nur noch zu zehnt auf dem Feld. Es darf wieder hitzig diskutiert werden, ob diese doppelte Bestrafung nicht eine zu viel ist. Es bleibt aber festzuhalten, dass Benedict Karl in dieser Situation einfach die falsche Entscheidung getroffen hat. Das Gegentor war nach dem Patzer nicht mehr zu vermeiden gewesen. Das Gegentor zeigte seine Wirkung, denn Frammersbach war nach der Führung drauf und dran, gleich den zweiten Treffer nachzulegen. Die Abwehr geriet mächtig ins Schwimmen, ging aber nicht unter. Nach wenigen Minuten hatte sich der TSV erholt und wäre durch seinen besten, Dominik Hammer, fast zum Ausgleich gekommen. Er setzte sich stark auf dem rechten Flügel durch und ließ einen Schrägschuss auf das Frammersbacher Tor los. Markus Fischer im Kasten der Grünen zeigte aber eine Blitzreaktion und lenkte den Ball über die Latte, so dass es bei der knappen Gäste-Führung zur Halbzeit blieb. Kenner des Derbys mögen an die vergangenen Spieler erinnert worden sein. Denn eigentlich lief es wie so häufig in den Spieler dieser beider Teams. Karlburg macht das Spiel, Frammersbach die Tore.
Die beiden Besten auf dem Platz – Marvin Schramm (re.) verhindert mit einem starken Tackling den Abschluss von Dominik Bathon (li.).
Werner S.
Trotz der Unterzahl war Karlburg im zweiten Durchgang gewillt, den Fluch gegen das Team aus dem Nordspessart endlich zu überwinden. Dementsprechend engagiert kamen die Schwarzen aus der Kabine. Auch in Überzahl änderte die TuS ihre Taktik nicht, sondern erwartete die Heimelf erst in der eigenen Hälfte. Ziel war es nun natürlich, in die zwangsläufig entstehenden Räume blitzartig vorzustoßen und die Entscheidung herbeizuführen. Karlburgs Elf, der man Moral und Einsatzwillen nicht absprechen konnte, fand aber eigentlich nie ein geeignetes Mittel, um die stabilen Frammersbacher zu knacken. Ein Römlein-Schuss in der 54. Minute war noch die gefährlichste Aktion der Sternheimer-Elf. Dass Frammersbach gedanklich einfach wacher war, zeigte die Entstehung des 0:2: Florian Hach wurde 30 Meter vor dem Tor gefoult und während sich die Karlburg abwanden und zurücktrabten, schickte Christian Karl geistesgegenwärtig den quer einlaufenden Dominik Bathon auf die Reise. Der "8er" blieb trotz seiner jungen Jahre eiskalt und schob den Ball flach in die Ecke. Der heftig Abseits reklamierende Pascal Krämer war ohne Chance.
Die Moral der Karlburger war gebrochen, auch wenn die zehn Verbliebenen weiterhin versuchten, im Spiel zu bleiben. Der bärenstarke Marvin Schramm wurde nun vermehrt zum Libero und Tobias Wießmann, der keinen guten Tag erwischte, schob sich vermehrt ins Mittelfeld nach vorne. Auch Sternheimer riskierte nochmals und brachte nach Steffen Bachmann auch Michael Winkler für die Offensive. Frammersbach war aber dem dritten Tor deutlich näher als Karlburg dem Anschlusstreffer. Erst ließ Michael Weigand eine gute Schusschance verstreichen und klaute dann dem besser postierten Florian Hach den Ball von der Brust, später konnten sich die Karlburger alleine bei Marvin Schramm bedanken, der zahlreiche Bälle ablief oder weggrätschte. Im Privatduell mit Florian Hach und Dominik Bathon verhinderte der großgewachsene Innenverteidiger noch zahlreiche Chancen in der Entstehung.
Karlburg wollte gewinnen, Frammersbach musste fast schon gewinnen. Karlburg ordentlich gestartet, Frammersbach mit Katastrophen-Serie. Alles Makulatur! Das Derby verlief zum Leidwesen der vielen Karlburger Zuschauer nach genau dem gleichen Strickmuster der Vorjahre. Karlburger Dominanz brachte keinen Erfolg, Frammersbachs Defensivstrategie ging auf. Doch eines war diesmal anders: der TSV half bei der Entstehung der Gegentore kräftig mit und sorgte somit für Kopfschütteln beim von früher verwöhnten Publikum. An die Niederlagen gegen Frammersbach hat man sich als Zuschauer ja fast schon gewöhnt, allerdings ist auch ein spielerischer Verfall nicht zu übersehen. Die Abgänge der vergangenen Jahre haben beim TSV Spuren hinterlassen. Das konstruktive Spiel nach vorne mit Ballstaffetten zum Ergötzen sucht man heutzutage vergeblich. Immer mehr langen Bälle werden Mittel zum Zweck. Das Spiel über die Außen wird noch gepflegt, aber es ist nicht mehr so zielführend wie in besseren vergangenen Tagen. Bonjour Tristesse - nach der erneuten Niederlage gegen den Spessartkonkurrenten muss man wohl einsehen, dass dem TSV wie in der vergangenen Saison der nervenaufreibende Abstiegskampf droht. Mit dem FT Schweinfurt hat Karlburg nun gleich den nächsten Gegner vor der Brust, den man in den unteren Gefilden der Tabelle erwartet. Frammersbach hat die Talfahrt zunächst einmal gestoppt. Allen Verantwortlichen ist aber natürlich klar, dass alleine die zugegeben schönen Siege gegen Karlburg wohl nicht den Klassenerhalt bringen werden. Den Keller hat die TuS mit dem Sieg nämlich noch nicht wirklich verlassen. Aber auf die taktische und kämpferische Leistung lässt sich selbstredend aufbauen. Als Nächstes muss Frammersbach zu Hause gegen Neustadt/Aisch ran. Zweifellos ein spielstarker und nur schwer zu schlagender Gegner.
Spielbericht eingestellt am 16.08.2014 22:48 Uhr