Zur Memmelsdorfer Kerwa gastierte der TSV Kleinrinderfeld bei der Elf von Trainer Gerd Schimmer, der vor Spielbeginn natürlich nur eine Devise kannte: „Wir wollen heute gewinnen und den Kerwa-Sieg einfahren – das ist den Jungs schon etwas länger nicht mehr gelungen. Personell gehen wir etwas angeschlagen rein, dennoch ändert das natürlich nichts an der heutigen Ausrichtung, den Dreier zu holen.“ Verzichten mussten die Gastgeber unter anderem auf die beiden Schwinn-Brüder, Henrik und Nicolai, auf Markus Saal sowie Maximilian Hoffmann. Der lange Zeit fragliche Dominik Sperlein konnte hingegen auflaufen. Die Gäste aus Kleinrinderfeld konnten nahezu aus dem Vollen schöpfen. „Wir sind gut besetzt – heute gilt es, zu beweisen, was in der Mannschaft steckt. In den letzten Wochen kam uns immer mehr die Geradlinigkeit abhanden. Wir haben das Einfache etwas außen vor gelassen, nämlich die Lauffreudigkeit, den Willen sowie die letzte Entschlossenheit. Dazu kamen noch die individuellen Fehler, die uns des Öfteren die Punkte gekostet haben“, ließ Kleinrinderfelds Coach Tobias Jäger die letzten Wochen Revue passieren. Mit sechs Punkten aus sechs Partien sind die Gäste eher durchwachsen in die Saison gestartet, die Memmelsdorfer standen bei zehn Zählern und auf Platz fünf vor der Partie.
Der Memmelsdorfer Pascal Schneider (vo., li.) behauptet das Leder gegen die Kleinrinderfelder Magnus Rentzsch (hi.) und Lukas Behringer (vo., re.).
Niklas Dotterweich
Die Anfangsminuten gehörten den Hausherren, die dem hohen Pressing der Kleinrinderfelder gut entweichen und gute Chancen im schnellen Umschaltspiel kreieren konnten. Denn die Gäste waren sehr offensiv ausgerichtet, vernachlässigten dabei aber ihre Defensive, was die Memmelsdorfer in Minute 9 sofort bestraften: Dominik Sperlein wurde steil geschickt, war vor dem herausstürmenden TSV-Keeper am Ball und wurde von diesem im Sechzehner abgeräumt. Völlig zu Recht gab es den Elfmeter für die Gastgeber, den Daniel Krüger sicher zur schnellen 1:0-Führung verwandeln konnte. Der SVM blieb am Drücker, Dominik Sperlein erzielte keine sechzig Sekunden später das vermeintliche 2:0 – der Pfiff der gut leitenden Schiedsrichterin Miriam Bloß ertönte allerdings postwendend und so wurde jener Treffer aufgrund einer Abseitsstellung Sperleins aberkannt. Da wäre die Jäger-Elf fast doppelt erwischt worden, rappelte sich aber in der Folge wieder auf und kam zu ihren Möglichkeiten. Mit der ersten nennenswerten Aktion gelang fast der Ausgleich: Nach einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld köpfte Magnus Rentzsch den Ball aus wenigen Metern an den linken Innenpfosten, von wo dieser nicht die Linie überschreiten sollte (15.). Die Kleinrinderfelder waren nun präsenter als die Memmelsdorfer, die ebenfalls sehr weit aufgerückt waren, dafür aber nicht die Quittung erhielten. Denn der Distanzschuss von Marco Kramosch aus Minute 19 ging knapp rechts am SVM-Gehäuse vorbei. Da fehlte dem Gastteam etwas das Abschlussglück und auch die letzte Entschlossenheit, die sodann auch der Schimmer-Elf peu à peu abhanden kam. So wurde Sperleins Schuss noch im letzten Moment geblockt (26.), ehe sich kurz darauf Philipp Hörnes klasse über links durchsetzte, mit seiner wuchtigen Hereingabe aber keinen geeigneten Abnehmer in der Mitte fand (28.). Aktionen, die sinnbildlich für diese Phase standen, in der kein Team richtig zwingend agierte und sich zu leichte Ballverluste ins Aufbauspiel hüben wie drüben einschlichen. Dennoch kam es weiterhin zu Tormöglichkeiten: So kam ein weiteres Mal Sperlein an das Leder, konnte dieses aber mit seinem Kopfball – nach einer guten Flanke von Thomas Kamm – nicht präzise platzieren, sodass auch diese Chance verpuffte (32.). Aber auch die TSV-Offensive machte hier und da auf sich aufmerksam – bis auf den Distanzschuss von Lukas Behringer aus Spielminute 35, der klar das Ziel verfehlte, vermerkten die Gäste in Hälfte eins aber keine weitere Torannäherung. Die Gegenseite hingegen schon und was für eine: Michael Wernsdorfer stand zum Freitstoß aus gut 23 Metern bereit, mit viel Druck und noch mehr Präzision schlug der Ball im Torwarteck ein (2:0, 42.). Ein sehenswerter Treffer, der zudem noch in einem moralisch günstigen Moment fiel, denn kurz vor der Pause hatten die Kleinrinderfelder kaum mehr etwas entgegenzusetzen.
Magnus Rentzsch (hi.) packt die Grätsche gegen Michael Wernsdorfer (vo.) aus.
Niklas Dotterweich
Der zweite Durchgang war dann keine fünf Minuten alt, da stand es auch schon 3:0 für die Hausherren: Der kurz vor der Pause eingewechselte Christopher Sowinski war der Torschütze, der von einer Rettungsaktion Thomas Kamms profitierte. Denn der „Sechser“ grätschte das Leder mit sehr viel Druck auf Höhe der Mittellinie vor seinem Gegenspieler weg – der Ball geriet immer länger, sodass er letztlich perfekt in den Lauf von Sowinski kam, der cool zur womöglichen Vorentscheidung einschob. Erneut wurde das Jäger-Team kalt erwischt, erneut aufgrund einer Unaufmerksamkeit in der Defensive. Denn die Ketten standen nicht engmaschig genug – immer wieder erkannte der SVM die Lücken im TSV-Abwehrverbund, immer wieder wurden diese auch gut bespielt. So konnte Pascal Schneider einen schönen Vorstoß über links starten, seine flache Flanke wurde allerdings noch im letzten Moment zur Ecke geklärt, die nichts einbringen sollte (54.). Die Gastmannschaft fand einfach nicht in ihr Spiel, was sich aber im Laufe der zweiten Hälfte etwas ändern sollte. Denn ab Mitte des zweiten Durchgangs war es die Jäger-Elf, die mehr Spielanteile und auch ein leichtes optisches Übergewicht in Sachen Ballbesitz hatte. Doch daraus konnte der TSV keinen Profit schlagen, zu ungefährlich agierten die Kleinrinderfelder in ihren Offensivaktionen. Den ersten Torschuss der Gäste in Hälfte zwei hatte dann Lukas Behringer, dessen Abschluss SVM-Schlussmann Thomas Schuberth aber nicht erreichen sollte, da vorher ein Heim-Verteidiger zur Ecke geblockt hatte (61.). Die Memmelsdorfer ließen es fortan immer gemächlicher angehen, was auch verständlich war, mussten sie nach dem 3:0 nicht mehr als nötig investieren. Die Ausrichtung seitens der Schimmer-Elf lag nun darin, nach Nadelstichen bzw. Kontern, den Deckel voll und ganz draufzumachen. Die Möglichkeit dazu hatte einmal mehr Dominik Sperlein, dessen Abschluss aber sicher von TSV-Keeper Julian Schneider aufgenommen werden konnte (65.). Die Folgeminuten ähnelten dann dem vorher genannten Szenario: die Jäger-Elf etwas feldüberlegen, doch weiterhin ohne Fortune – die Hausherren abwartend und vermehrt auf Konter aus. Jene Marschroute der Gastgeber machte sich dann letztlich auch bezahlt, denn Sperlein erhöhte in Minute 80 noch auf 4:0: Der kurz zuvor eingewechselte Daniel Schäfer klärte einen Ball aus der eigenen Gefahrenzone – jener Befreiungsschlag wurde zur perfekten Vorlage für den Memmelsdorfer Torjäger, der frei durch war und abgezockt einschob. Das ging viel zu einfach für den SVM, zumal sich bei dieser Aktion ein Gäste-Verteidiger doch um einiges im Stellungsspiel verschätzte. Abermals ein Nackenschlag für die Jäger-Elf, die sich aber nie aufgab und dafür letztendlich noch mit dem Ehrentreffer belohnt wurde: Benedikt Engert wurde schön freigespielt, hatte über rechts kommend zu viel Zeit und Raum, was er ausnutzte und überlegt zum 4:1 einnetzte (88.). Danach passierte nichts mehr, sehr pünktlich pfiff Miriam Bloß ab.
Philipp Hörnes (vo.) sucht eine Anspielstation, Benedikt Engert (hi.) läuft an.
Niklas Dotterweich
Am Ende war es ein verdienter Memmelsdorfer Sieg. Die Schimmer-Elf traf jeweils in moralisch günstigen Momenten, in denen die Gäste nicht ganz auf der Höhe waren und dementsprechend bestraft wurden. Das 4:1 ging auch in der Höhe in Ordnung, hatte der SVM über das gesamte Spiel gesehen doch die klar besseren Chancen. Von den Kleinrinderfelder kam offensiv zu wenig – da fehlte es einfach an der letzten Überzeugung, die auch Gäste-Trainer Tobias Jäger nach der Partie seinem Team ankreidete. Nichtsdestotrotz muss es aus TSV-Sicht weitergehen, auch wenn die letzten drei Spiele allesamt verloren gingen. Eine Niederlage musste zwar auch die Schimmer-Elf vor einer Woche hinnehmen, konnte diese aber augenscheinlich schnell verarbeiten und heute einen ungefährdeten Kerwa-Sieg einfahren.
Spielbericht eingestellt am 17.08.2019 23:11 Uhr