Mit Felix Mellinghoff und Stephan Otto waren auf Pegnitzer Seite zwei Schlüsselspieler im Defensivbereich wieder mit dabei, Patrick Pöllath saß nach fiebriger Erkältung zumindest auf der Bank. Julian Steger, David Jaspert und Simon Gräf, der in Buch seinen ersten Saisontreffer erzielte, später aber mit einem Muskelfaserriss vom Feld musste, fielen Heiko Gröger aus. "Wir sind absoluter Außenseiter", so Gröger vor dem Spiel. Sein Gegenüber Werner Thomas, alter Teamkollege aus gemeinsamen Altstädter Zeiten, konnte mit dem zuletzt beruflich verhinderten Florian Ascherl seinen Turm in der Schlacht wieder aufbieten. Zudem rückte Florian Hoffmann in die Startformation, dafür fand sich Johannes Hilla auf der Bank wieder, Kevin König musste komplett passen.
Und wieder einmal hat Sebastian Kausler Schmerzen: Er hatte vor der Pause komplett verwachst - um am Ende zum Matchwinner zu avancieren.
Andreas Bär
Was in Halbzeit Eins in der Pegnitzer Stadionstraße ablief, hatten wohl selbst die eingefleischtesten Anhänger - und bei vor Spielbeginn an Manchester-Regen erinnerndem Wetter kamen auch nur die - nur selten gesehen. Beide Farben liefen mit offenem Visier an. Und beide Abwehrreihen präsentierten sich als wenig sattelfest bis vogelwild. Für den neutralen Beobachter freilich war es durchaus dazu angetan, das zurückgekehrte Herbstwetter zu vergessen. Schon nach sechs Minuten gingen die Gäste in Führung. Julian Pötzinger wurde von Sebastian Lattermann nach einem langen Ball fein in Aktion gespielt und schloss ab. Doch schon sechs Zeigerumdrehungen später konterten die Pegnitzer. Florian Müller bediente nach einem feinen Doppelpass mit Daniel Heißenstein Christopher Schraml, der im ersten Versuch noch am bockstark reagierenden Tobias Grüner scheiterte, den zweiten allerdings vehement in die Maschen wuchtete. Apropos Heißenstein: Der in der Vorwoche zurückgekehrte Stürmer wurde von seinen Mitspielern immer wieder gesucht, ließ sich stets geschickt fallen, um das Leder zu verarbeiten. Als die Neudrossenfelder dagegen ein probates Gegenmittel - sich aus dem Abwehrverbund zu lösen und ihn früh zu stören - fanden, kamen die Gäste weitaus besser ins Spiel. Und sie wussten das zu nutzen. Herrlich schickte Kevin Diwersi Stefan Kolb auf der linken Bahn. Der behauptete sich im Laufduell mit Rene Schuster und verlud Kausler eiskalt mit einem Schuss ins lange Eck. Als dann auch noch Sascha Engelhardt mit einem Versuch aus der zweiten Reihe den bis dahin völlig desillusionierten Keeper Kausler verlud - ihm rutschte das Leder wie schon beim ersten Tor über den Handschuh in den Kasten - schien die Partie gelaufen. Doch weit gefehlt. Neudrossenfeld stellte mit der scheinbar sicheren Führung im Rücken das Fußballspielen komplett ein. Anstatt sich tiefer zu stellen und Pegnitz kommen zu lassen, behielten sie ihre Marschroute bei. Und die Hausherren durften das tun, was eigentlich Neudrossenfelds Job gewesen wäre: Sie konterten. Und da Heißenstein aus dem Spiel genommen war, fanden sie eine neue Lücke. Die rechte Defensivseite der Gäste. Als Christian Frank vom noch zurückziehenden Florian Ascherl an der Strafraumkante gefällt wurde, ließ sich Kevin Eckert die Chance nicht nehmen und verkürzte. Und es ging weiter über die linke Seite. Daniel Gareis fällte seinen Gegenspieler, den auf den langen Pfosten kommenden Freistoß verteidigte Julian Pötzinger ganz schlecht, in der Zentrale musste Christian Frank nur noch den Kopf hinhalten - das Spiel war auf den Kopf gestellt.
Da war die Welt von Tobias Grüner noch in Ordnung. Am Ende landete er mit wahrscheinlich gebrochenem Unterarm im Krankenhaus.
Andreas Bär
Was sich schon in den letzten Minuten des ersten Durchgangs andeutete, wurde nach der Pause Gewissheit: Pegnitz hatte die Spielkontrolle von favorisierten Neudrossenfeldern übernommen. Zwar agierten die Hausherren in die Spitze noch wenig zielstrebig, doch auch die ASV-Hintermannschaft hatte sich gefunden und sich auf das TSV-Spiel eingestellt. Torchancen daher auf beiden Seiten erst einmal Mangelware. Bis Daniel Heißenstein - wieder einmal - einen Geistesblitz hatte. Er löste sich aus der Neudrossenfelder Kette, Steffen Taubenreuther ließ ihn gewähren. Im ersten Versuch noch an Tobias Grüner gescheitert, bugsierte Heißenstein das Leder in die Mitte, wo Kevin Eckert brachial vollstreckte und die ersten Pegnitzer Führung erzielte. Der Beginn turbulenter Minuten. Erst erwischte es Florian Ascherl, der nach einem robusten Foul der Pegnitzer etwas zu deutlich - und am Ende wohl mit einem nicht druckreifen Ausdruck in Richtung des Gegenspielers - mit der Ampelkarte vom Feld flog. Nur eine Minute später die dicke Ausgleichschance für die Grün-Weißen, doch Sebastian Kausler präsentierte sich in gewohnter Verfassung und parierte Sebastian Lattermanns Kopfball. Einmal mehr wurde da deutlich, wo eines der Neudrossenfelder Kardinalprobleme versteckt ist: Die zweiten Bällen landeten ein ums andere Mal bei den bis zum letzten Blutstropfen kämpfenden Pegnitzer. Nur drei Minuten später noch einmal Kausler. Als Stefan Kolb Joker Jan Buskies bediente, war Pegnitz' Schlussmann erneut hellwach und verhinderte den Ausgleich (78.). Richtig bitter wurde es für die Gäste dann, als Tobias Grüner nach einer Faustabwehr auf dem Kopf des Gegenspielers landete - und sich aller Wahrscheinlichkeit nach den Unterarm brach. Steffen Taubenreuther musste in die Kiste, da das Wechselkontingent erschöpft war. Unterbrochen wurden die brachialen Versuche der Neudrossenfelder, doch noch zum Punktgewinn zu kommen, vom Platzverweis gegen Stefan Kolb. Der sah nach einem an sich harmlosen Foulspiel im Mittelfeld eine nach Meinung aller viel zu harte Rote Karte von Schiedsrichter Hanslbauer.
Stefan Kolb grätscht Christian Frank.
Andreas Bär
Während die auf den elften Platz gekletterten Pegnitzer auf eine Entspannung im personellen Bereich und auf Rückenwind durch den nicht erwarteten Sieg hoffen, geht es für die Neudrossenfelder weiterhin um den Anschluss nach oben. Gegen Mitterteich wartet jetzt ein Team aus den hinteren Regionen, ehe mit Schwabach, Buch, dem ATSV Erlangen und Baiersdorf vier aktuelle Top-Sechs-Teams auf dem Programm stehen.
Spielbericht eingestellt am 17.09.2016 23:35 Uhr