Der Kracher aus Sicht der beiden Kulmbacher Landesligisten stieg gleich am ersten Spieltag: Landkreisderby zwischen Kasendorf und Neudrossenfeld. Die Gastgeber mussten dabei auf Sebastian Luft, Patrick Dippold und Sebastian Kremer verzichten. Mit Max Geßlein und Tobias Geldner standen dafür zwei Neuzugänge in der Startelf. Dennoch war SSV-Coach Markus Taschner in Anspielung auf das Duell mit vielen ehemaligen Weggefährten vor der Partie voller Vorfreude: "Es gibt kein schöneres Spiel als gegen Freunde zu spielen, ein absolutes Highlight!" Man kennt sich eben im Spielkreis. Auch die Gäste boten zwei Neue in der Startelf auf: Sascha Engelhardt und Philipp Schuberth begannen von Beginn an. Im Tor stand dagegen wie in der vergangenen Rückrunde Tobias Grüner, nachdem Neuzugang Tobias Obwandner noch eine Sperre aus der Vorsaison absitzen musste. Verletzungs- und krankheitsbedingt gar nicht erst dabei waren dagegen Kevin Diwersi und Lorenz Hofmann. Auf die rechte Mittelfeldseite rutschte dafür der ehemalige Altstädter Sascha Engelhardt und Perparim Gashi und Timo Jahrsdörfer bildeten in einem 4-4-2-System das Sturmduo der Gäste.
Lieferten sich heiße Duelle: SSV-Spielertrainer Markus Taschner (li.) und Perparim Gashi.
Thomas Nietner
Wie von TSV-Coach Detlef Hugel im Vorfeld angekündigt ging seine Mannschaft nach einer starken Vorbereitung mit breiter Brust und viel Selbstvertrauen in die Partie, der Abstieg aus der Bayernliga ist aus den Köpfen der Spieler verschwunden. Von Beginn an versuchten die Gäste ihr Spiel durchzuziehen und übernahmen die Spielkontrolle. Vielmehr als ein optischer Vorteil sprang in der Anfangsphase dadurch allerdings nicht heraus. Die Heimelf stand wie von Gästetrainer Detlef Hugel erwartet kompakt und ließ die Grün-Weißen nur selten in das letzte Platzdrittel eindringen. Doch vielmehr als reagieren konnte die Heimelf bereits in dieser frühen Phase nicht, denn der Bayernligaabsteiger stand hoch und erkämpfte sich die Bälle nach Ballverlust meist postwendend wieder zurück. Vor allem über die Außen ging bei den Gastgebern wenig. Da waren ihnen die Gäste allen voran mit dem starken Daniel Meyer eine Länge voraus. Richtig gefährlich wurde es dann erstmals nach zehn Spielminuten und wie: Der bärenstarke und gut aufgelegte Perparim Gashi tankte sich im Strafraum durch die halbe Hintermannschaft der Hausherren, doch sein Schuss kratzte SSV-Keeper Sebastian Eck noch soeben von der Linie. Einen der unzähligen Nachschüsse von Sebastian Lattermann und Timo Jahrsdörfer versenkte der TSV-Angreifer dann letztendlich doch noch im Kasten. Aber lag durch den im Tornetz liegenden Sturmpartner Perparim Gashi nicht eine Abseitsstellung vor? Ja, lag sie. So zumindest die Entscheidung des Unparteiischen, nachdem die Gastgeber dagegen protestiert hatten. Die Neudrossenfelder Fanseele kochte! Aber nicht nur die, vor allem Perparim Gashi drehte nun richtig auf und lieferte sich einige heiße Duelle mit seinem früheren Mitspieler aus Altstäder Tagen Markus Taschner. Die Einschläge kamen dem SSV-Tor in der Folgezeit immer näher. Und die Gastgeber? Ja, da kam nach vorne nicht viel. Bis eben Torjäger Andreas Pistor dann doch einmal frei durch war. Aber Schlussmann Tobias Grüner verhinderte mit einer guten Parade die Überraschung. Auf der Gegenseite zielte sein Gegenüber, Perparim Gashi, zehn Spielminuten später dann schon genauer: Nach einem schnellen Gegenstoß und feinem Zusammenspiel der beiden früheren Hofer Gashi und Meyer über die linke Angriffsseite hatte der TSV-Angreifer letztendlich leichtes Spiel, den Ball über die Linie zu bugsieren. Die Führung war zu diesem Zeitpunkt überfällig. Doch viel hätte nicht gefehlt und sie wäre auch fast wieder postwendend dahin gewesen, als der Unparteiische nach einem Handspiel von Frank Zapf im Strafraum auf den Punkt zeigte. Doch der etwas zu schwach geschossene Elfer von Dominik Schorn war für Tobias Grüner kein Problem: Der TSV-Keeper hielt den Elfmeter! Es war eben alles dabei im Derby, das dank der nicht immer klaren Entscheidungen des Schiedsrichters vor der Pause auch noch ruppiger wurde. Beide Teams lieferten sich rassige Zweikämpfe, für die der Unparteiische entgegen seiner Linie in den ersten Spielminuten nun auch die entsprechenden Karten verteilte.
Einsatz: Jochen Hollfelder grätscht Sebastian Lattermann den Ball vom Fuß.
Thomas Nietner
Die erste Hälfte war eine klare Angelegenheit für die Gäste. Doch das knappe Ergebnis ließ den Gastgeber m zweiten Abschnitt jedoch noch alle Möglichkeiten, auch wenn man bis zum Seitenwechsel eben nur zwei Torchancen hatte. Die Gäste mussten sich daher den Vorwurf machen, aus ihrer Überlegenheit nicht mehr Tore erzielt zu haben. Da war mehr als ein Treffer drin. Ähnlich sah dies auch TSV-Coach Detlef Hugel in der Halbzeit: "Die Führung ist verdient. Es läuft gut für uns. Wir sind spielerisch besser!" Im zweiten Durchgang sollte sich am Spielverlauf auch wenig ändern: Neudrossenfeld dominierte weiterhin die Partie und Kasendorf reagierte nur, ohne selbst eigene Akzente in der Offensive zu setzen. Nach knapp einer Stunde hätte Perparim Gashi mit einem feinen Freistoß dann auch schon beinahe mit seinem zweiten Tor für eine Vorentscheidung gesorgt. Doch der 32-Jährige zielte zu genau und setzte den Ball an den Pfosten. Es sollte nicht der letzte Aluminium-Treffer der Gäste an diesem Tag gewesen sein. Keine zehn Minuten später landete das Spielgerät erneut am Torgehäuse. Wieder war eine starke Kombination mit dem spielfreudigen Daniel Meyer vorausgegangen. Der zweite Treffer hätte schon lange fallen müssen. So blieben die Hausherren weiter im Spiel. Und wie es soeben in solchen bis dahin einseitigen Partien oft ist, schlägt der Gegner dann unverhofft zurück - hofften zumindest die einheimischen Zuschauer, deren Hoffnungen nach dem unnötigen Platzverweis von TSV-Verteidiger Steffen Taubenreuther in der Schlussphase neue Nahrung erhielt. Doch erst einmal waren trotz Unterzahl weiterhin die Grün-Weißen an der Reihe. Aber erneut landete ein Ball von Daniel Meyer lediglich am Pfosten der Hausherren. Da Neudrossenfeld verpasste, im Derby für klare Verhältnisse zu sorgen, musste die Hugel-Elf in der Schlussphase dann wirklich noch einmal zittern. Die Elf von Spielertrainer Markus Taschner warf in den letzten Minuten alles nach vorne und hatten durch Andreas Pistor, Tobias Geldner und Sebastian Wirth tatsächlich noch den Ausgleich auf dem Fuß. Aber ein starker Tobias Grüner im Tor der Gäste hielt den Auswärtserfolg der Gäste letztendlich fest.
Die Grün-Weißen gingen somit nach einer starken Vorstellung als verdienter Sieger vom Platz. Ein möglicher Ausgleichstreffer hätte den Spielverlauf letztendlich vollends auf den Kopf gestellt. Die Gäste waren heute die bessere und aktivere Elf. Für die Taschner-Elf ist eine Pleite gegen den Bayernligaabsteiger sicherlich kein Beinbruch, doch angesichts der beiden schweren Spiele in Erlangen und gegen Röslau droht den Kasendorfer womöglich ein Fehlstart. Die TSV-Elf hat dagegen nach dem Abstieg offensichtlich die Kurve bekommen und feierte den Derbysieg nach dem Spiel ausgelassen. Allerdings haben es auch die beiden nächsten Partien der Neudrossenfelder in sich: Erst Röslau, dann die nur schwer einzuschätzende Elf von Dergahspor. Dann wahrscheinlich nicht dabei: Timo Jahrsdörfer. Der Angreifer zog sich gleich im Auftaktmatch eine Zerrung zu und droht somit ausgerechnet in der "englischen Woche" auszufallen. Doch der Neudrossenfelder Kader sollte breit genug sein. Und mit einem derart formstarken Gashi und Meyer braucht der Hugel-Elf vor den kommenden Aufgaben nicht bange sein.
Spielbericht eingestellt am 18.07.2015 00:15 Uhr