Kurios, denn vor drei Jahren spielten die Freien Turner Schweinfurt noch in der selben Liga wie die Erste Mannschaft der Würzburger Kickers, die dann anschließend durch ihren Landesligameistertitel sogar den Doppelaufstieg feiern durften. So war es nicht verwunderlich, dass elf der neun Akteure, die in der Anfangself der Rothosen standen, schon 2011/2012 gegen die Turner in der damaligen Landesliga Nord spielten. Zugleich hatten ebenfalls schon neun Spieler in der Startaufstellung Regionalligaluft schnuppern dürfen, sodass die Kickers alleine durch ihre Erfahrung mindestens gleichwertig wie die Schweinfurter einzuschätzen waren. Gästetrainer Ernst Gehling, der ja bekanntlich seine letzte Spielzeit gerade bei den Turnern an der Seitenlinie verbringt, hatte seine Startformation zur Niederlage am Samstag gegen die SpVgg Ansbach nur auf einer Position verändert. Denn für den in München als Lehrer tätigen Florian Riegel rutschte David Pfister ins Team, der seine Sache sehr gut machen sollte, aber der Reihe nach. Beide Trainer hatten ihre Teams in einem 4-2-3-1-System auf den Rasen geschickt, doch während die Turner wieder defensiv agierten, wollte die Elf von Roman Ginel früh zum Erfolg kommen.
Der agile Daniel Hämmerlein war hinten sehr zweikampfstark und zeigte vorne ab und zu seine Offensivqualitäten.
Wilke T.
Die Anfangsphase war geprägt von defensiv agierenden Turnern, die erst ab der Mittellinie angriffen und offensiv bemühten Kickers. Beide Mannschaften waren aber vorerst darauf bedacht, keine Fehler zu produzieren, um nicht unnötig in Rückstand zu geraten. Dabei war es den Kickers wichtig, über ihre schnelle Außenbahnspieler zu spielen, während die Gäste vorwiegend lange Bälle aus dem Abwehrzentrum schlugen. Die erste Chance hatten die Hausherren dann auch über die rechte Außenbahn, als sich Ben Verbeckt nach einem langen Ball durchsetzen konnte, um danach frei vor Gästetorwart Simon Mai noch querpassen zu wollen. Allerdings wurde dieser Pass vom Schweinfurter Tony Stenzinger noch abgefangen, sodass sich die Hintermannschaft der Turner wieder neu sortieren konnte. Auf der Gegenseite hatte Mittelfeldmotor Benjamin Freund eine von zwei guten Schweinfurter Möglichkeiten, als er nach einem Doppelpass mit Tino Pabst knapp verzog. Die Zuschauer sahen im ersten Durchgang vor allem ein gegenseitiges Abtasten, weshalb richtige Großchancen an diesem Tag selten zu sehen waren. Das Team von Ernst Gehling kam zwar nach 20 Minuten besser ins Spiel und wurde stärker, jedoch hatte man nur noch durch einen Freistoß von Michael "Fuzzi" Mantel eine gute Chance zu verzeichnen. Doch sein Ball konnte der lautstarke Würzburger Schlussmann Malte Schulze-Happe sicher entschärfen. Beide Mannschaften bemühten sich, doch beim Team von Roman Ginel fehlten die Ideen. Dagegen waren die Schweinfurter Angriffsbemühungen nicht durchschlagskräftig, sodass es torlos in die Halbzeitpause ging.
James-Joseph Hammond holt zur Flanke aus, während der starke David Pfister (li.) dies zu verhindern versucht.
Wilke T.
Symbolisch für den Würzburger Siegeswillen, den die Mannschaft zwar ansatzweise zeigte, aber nicht richtig umsetzen konnte, befahl Rothosen Schlussmann Malte Schulze-Happe dem Balljungen hinter dem Tor, jedes Mal, nach einem missglückten Torversuch, den Ball sofort wieder ins Spiel zu bringen. Doch alle Würzburger Bemühungen führten ins Nichts, denn die in Weiß gekleideten Turner standen defensiv sehr sicher. Einzig alleine ein Abseitstor von Adrian Graf und ein Kopfball vom eingewechselten Yusuf Dahiru sorgten für Gefahr, während auf der Gegenseite Daniel Hämmerleins Schuss am Ende nur knapp das Tor verfehlte. Die Endphase war dabei auch die spannendste Zeit des Spiels, denn bei beiden Mannschaften fehlte nun die Kraft, sodass oftmals größere Lücken im Mittelfeld entstanden. Doch immer wieder setzten die Defensivspieler ein kluges Foul an oder ein Bein war wieder dazwischen, sodass beide Offensivreihen heute nicht gut aussahen. Zudem kam, dass der Würzburger Trainer Roman Ginel gleich zwei angeschlagene Akteure vorzeitig vom Platz nehmen musste. Einzig auffällig waren beide Schweinfurter Außenverteidiger, die sich immer wieder gut nach vorne einschalteten, aber oftmals mit ihren Flanken keinen Abnehmer fanden. Auf der Gegenseite bemühte sich neben Jens Trunk vor allem auch Ben Verbeckt um einen Torerfolg, der aber heute nicht gelingen sollte. Letztendlich blieb es bei einem verdienten Unentschieden, womit beide Trainer nicht so recht zufrieden waren.
Wenigstens bleibt es weiter spannend, denn im Rückspiel ist für beide Teams noch alles möglich. Die Favoritenrolle dürften dann die Turner inne haben, jedoch sind auch die Würzburger nicht zu unterschätzen, wie Henry Stenzinger im Nachhinein richtig formulierte. Bleibt zu hoffen, dass dann vielleicht noch mehr Zuschauer den Weg auf die Maibacher Höhe finden werden.
Spielbericht eingestellt am 27.05.2014 22:35 Uhr