Ioan Pal im Interview: "Ich war ein demokratischer Diktator!" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 13.07.2022 um 07:00 Uhr
Ioan Pal im Interview: "Ich war ein demokratischer Diktator!"
INTERVIEW Über Jahrzehnte wurde Ioan Pal zu einer Institution in der regionalen Trainerszene. Vor sechs Jahren hat sich der Diplom-Sportlehrer aus dem aktiven Trainergeschäft zurückgezogen, verfolgt den Fußball aber noch immer täglich genau. Nun hat der 76-Jährige ein Buch über den Amateurfußball geschrieben, das sich speziell an Trainer-Neulinge wendet. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht er auch darüber.
Von Marco Galuska
Ioan Pal
fussballn.de
Hallo Herr Pal, wie lebt es sich als Fußball-Trainer im Ruhestand?

Ioan Pal (76):
 Wer so leidenschaftlich wie ich Trainer war, der bleibt mit der Fußballwelt lebenslang verbunden. Ich verfolge zwei Prinzipien "Wer Ziele hat, lebt glücklicher" und "Wer aufhört zu lernen, fängt an zu sterben" - und ich möchte noch lange meinen Lebensabend genießen und als Trainer-Rentner den Fußball verfolgen.

Verfolgen Sie den Amateurfußball noch aus der Nähe oder eher aus der Ferne?

Pal:
Ich bin ein regelmäßiger Besucher bei der A- und B-Jugend-Regionalliga, bei Amateurspielen von Bezirksliga bis Regionalliga, beispielsweise bei den Amateuren des 1. FCN, Greuther Fürth, aber auch beim SC Eltersdorf oder DJK-SC Oesdorf - und mindestens einmal pro Saison schaue ich mir die Profis vom 1. FCN und Fürth an. Zuletzt war ich beim Club-Spiel gegen Arsenal. Im Fernsehen schaue ich neben dem deutschen Fußball auch Fußballspiele aus England, Spanien, Frankreich, Italien, Rumänien und Ungarn an. Dazu lese ich noch online oder in den Printmedien. Es ist also ein tägliches Fußballprogramm. Und wenn es mir erlaubt ist, schaue ich mir auch noch die ein oder andere Trainingseinheit mit kritischen Augen an.

Ioan Pal (Bildmitte) verfolgt auch gerne mit ehemaligen Trainerkollegen noch das ein oder andere Fußballspiel.
Sebastian Baumann

Beim 1. FC Nürnberg und ASV Neumarkt haben Sie auf höchstem Junioren- bzw. Amateur-Niveau trainiert. Wie sehr hat sich der Amateurfußball im Laufe der letzten 25 Jahre bis heute verändert?

Pal:
 Der Amateurfußball hat sich professionalisiert. Co-Trainer, Torwart-Trainer, Physiotherapeut waren früher eine Seltenheit, heute gehören zum Trainerstab auch in den unteren Klassen sogar Videoanalysen dazu. Die Spieler sind athletischer und taktisch besser geschult, man spielt viel schneller, aber ich vermisse oft das Prinzip "erst denken, dann rennen". Trotz der Entwicklung gibt es nach wie vor Verbesserungsmöglichkeiten. Im Training kann man mit einer besseren Organisation die Zahl der Wiederholungen erhöhen, beispielsweise Torschuss oder Kombinationen auf zwei gegenüber versetzte Tore. Für eine bessere, genauere Belastungssteuerung und -steigerung wären Leistungstests zu empfehlen.

Ihre letzte Station bei der U23 des SV Seligenporten liegt nun sechs Jahre zurück. Es war sicherlich nicht der Abschied aus dem Trainergeschäft, den man sich gewünscht hätte…

Pal:
 Ich spreche ungern kritisch über das was war, darum fasse ich mich sehr kurz und werde auch keine Namen nennen. Obwohl ich nach dem Spiel mit dem ATSV Erlangen in Heßdorf meine Trainerlaufbahn eigentlich beendet hatte, habe ich mich damals im Winter nochmals überreden lassen, eine Mannschaft zu trainieren, weil ein früherer Abteilungsleiter, mit dem ich lange und erfolgreich zusammengearbeitet habe, mir vorgeschlagen hat, mit meiner Erfahrung die Mannschaft vor dem Abstieg zu retten. Leider hat die Zusammenarbeit mit einigen Funktionären nicht wie gewünscht funktioniert. Daher kam es zu einer - aus meiner Sicht - enttäuschenden Trennung. 

Nun haben Sie sich entschlossen, ein Buch zu schreiben, um die Erfahrungen als Trainer gerade an jüngere Kollegen zu vermitteln. Sie schreiben, dass Ihre Frau dazu maßgeblich beigetragen hat. Wie ist das zu verstehen?

Pal: 
Ich möchte den Trainer-Kolleginnen und -Kollegen, besonders den Trainer-Neulingen helfen, dass sie weniger Fehler machen als ich es damals gemacht habe, dass sie einige Stresssituationen vermeiden und das Trainersein genießen können. Ich habe vom Anfang meiner Trainertätigkeit an alles notiert: langfristige Pläne, Trainingspläne, Übungen, Spielvorbereitungen, Spielauswertungen, Einzelgespräche, Fragebogen. Vor Jahren haben einige ehemalige Spieler von mir, die als Trainer-Neulinge eingestiegen waren, mich um Ratschläge gebeten. Nach diesen Gesprächen kam dann meine Frau, eine ehemalige 1. Liga-Handballspielerin und Diplomsportlehrerin, mit dem Vorschlag, dass ich doch meine Erfahrung und das Wissen in einem Buch für einen größeren Trainerkreis weitergeben sollte - und sie hat auch die Finanzierung genehmigt.

Mit „Amateurfußball – eine Einführung für Trainer-Neulinge“ ist Ihnen tatsächlich ein Buch gelungen, das aus der Reihe der gängigen Trainingsliteratur fällt.

Pal:
 Als ich sehr jung war, wusste ich, dass ich einmal Trainer werden möchte. Schon damals habe ich Fachbücher gelesen. Während meines Studiums als Diplom-Sportlehrer und Trainer habe ich meinen Wissensstand später kontinuierlich erweitert. Ich habe viele Fachbücher über Fußball auf deutsch, rumänisch und ungarisch gelesen, aber es gab kein Buch, das einen Trainer durch seine Trainerlaufbahn begleitet. Dieses Buch versucht so etwas. Mein Buch zeigt mein Konzept, meine Ideen und meine Erfahrung aus dem Leben eines Amateurtrainers.

Das Buch beschreibt in der Betrachtung der Protagonisten beispielsweise auch Spielerprofile, spricht von "Stars" und "Problemspielern". Ist der Umgang mit diesen heute ein andere als noch vor Jahrzehnten?

Pal:
 Vor 50 Jahren, als ich selbst noch Spieler war, passierte es oft, dass der Trainer in der Halbzeitpause unkontrolliert geschrien und geschimpft hat. Damit wollte er die Mannschaft für die zweite Halbzeit für eine engagierte Leistung motivieren. Heute haben die meisten Spieler eine bessere Bildung und die meisten erwarten einen zivilisierten Umgang in der Kabine sowie fachlich-logische Anweisungen. Deshalb braucht der moderne Trainer auch eine bessere und vielseitige Ausbildung. Ein guter Trainer sollte situationsabhängig autoritär, kooperativ oder beziehungsorientiert sein.

Sie sagen „ein Fußball-Team ist ein feinfühliges, sensibles Konstrukt“. Wie passt das zusammen mit dem rauen Umgangston, den es mitunter auf den Sportplätzen gibt?

Pal:
 Viele Fernseh-Kommentatoren begründen schlechte Ergebnisse damit, dass "der Mannschaft einer fehlt, der den Mund aufmacht" oder "die Mannschaft allgemein zu ruhig ist". Meine Meinung ist, dass jede Mannschaft Spielerpersönlichkeiten braucht, die die Mannschaft führen und das Spiel bestimmen. Das bedeutet aber nicht, dass sie viel gestikulieren und so laut schreien müssen, dass die Zuschauer das sehen und hören. Wer schreit, kann gleichzeitig nicht rennen. Einem, der zu viel dirigiert, bleibt keine Zeit, um für sich selbst zu denken. Der gute Spieler wird oft angespielt und so muss er die Mannschaft führen und das Spiel bestimmen. Und dann stellt sich die Frage, wer auf wen hört, wenn zu viele Spieler gleichzeitig reden.

Der Fußball lässt Ioan Pal auch im Trainer-Ruhestand nicht los.
Andreas Bär

Dass „die Inspiration oft wichtiger als eine logische Maßnahme“ ist, schreibt die Fachliteratur nicht unbedingt so vor, dürfte aber in der Praxis schon manch Trainer erlebt haben. Welches Beispiel fällt Ihnen aus eigener Erfahrung ein, wo das Bauchgefühl über der Logik stand – und dies auch gefruchtet oder eben danebengegangen ist?

Pal:
Ich war Trainer bei der 2. Mannschaft eines Profi-Vereins. Ein Mittelstürmer von oben spielte schlecht bei uns. Sein Trainer schaute zu. Nach 75 Minuten habe ich ihn ausgewechselt. Ich wusste zwar, wie beleidigend für die Profispieler und wie gefährlich so etwas für den Amateurtrainer ist. Der eingewechselte Spieler schoss dann das Siegtor. Nach dem Spiel kam der Profitrainer zu mir und sagte lächelnd: "Glück gehabt, Herr Pal!" Aber es kann auch anders laufen. Ein anderes Mal bekam ich einen Mittelfeldspieler von oben, der sehr schlecht gespielt hat, aber ich habe es geduldet, weil ich keine Beziehung zum Profitrainer hatte. Der Trainer war nicht beim Spiel, dafür aber der Spielervermittler. Nach 70 Minuten verletzte sich der Spieler und ich war froh, dass ich ihn auswechseln konnte. Sein Manager hat sich dann beim Cheftrainer beschwert, dass der Spieler doch weiterspielen hätte können. Danach durfte ich zum Rapport zum Cheftrainer, der mir sagte, dass ich seine Arbeit nicht würdigen würde und wurde entlassen. Der Spieler wurde im Übrigen so schwer verletzt, dass er drei Monate lang nicht trainieren konnte…

Sie betonen auch, dass das „von Spiel zu Spiel denken“ für Sie „eine unsägliche Floskel“ ist. Wieso das?

Pal:
 Von Spiel zu Spiel denken ist eine bodenständige, aber zu limitierende, beschränkende Denkweise. Die Mannschaft und die Spieler müssen träumen dürfen, darum müssen wir Trainer auch über Perspektiven sprechen. Wir überzeugen die Spieler, dass alles möglich ist, aber dafür müssen die Nahziele und Zwischenziele erreicht werden. Bei der C1 und B1 vom FCN habe ich den Fehler gemacht, nur über den Gruppensieg als Zwischenziel und den Bayerischen Meistertitel als Endziel zu sprechen, weil wir in der Gruppe gleichwertige Gegner hatten und gegen Bayern fast chancenlos waren. Wir haben mit dem Bayerischen Meistertitel unser Endziel erreicht, danach waren aber alle Kräfte und auch der Wille aufgebraucht. Wir schieden dann gleich nach dem ersten KO-Spiel aus.

Spannend klingt auch die Aussage: „Zu viele Einzelgespräche geben keinen Sinn“. Bitte genauer?

Pal:
 Jeder Trainer, der seine Aufgaben gewissenhaft erledigt, führt Einzelgespräche mit jedem Spieler vor dem Beginn der Vorbereitung, zum Kennenlernen und Meinungsaustausch, am Ende der Vorbereitung sagt der Trainer dem Spieler wie seine Chancen auf einen Stammplatz stehen und betont seine weiteren Erwartungen an seine Leistung. Man führt noch ein Einzelgespräch während der Hinrunde und kurz vor der Winterpause. Nach Krankheiten, Verletzungen oder anderen unglücklichen Situationen kannst du mit einigen Betroffenen separat sprechen, aber du musst aufpassen, dass du nicht zu oft mit einigen und zu selten mit anderen sprichst. Bei den Problemspielern besteht die Gefahr, dass sie Einzelgespräche verlangen, weil sie ihre Denkweise durchboxen möchten, oft mit dem Versprechen, dass sie so viel bessere Leistung liefern könnten - was meistens aber nur ein Versprechen bleibt.

Ihr ehemaliger Schützling, der spätere Bundesliga-Profi Björn Schlicke, erinnert sich an Ihre „autoritäre Ansprache“ bei der Club-Jugend, die für ihn neu, aber zugleich wirkungsvoll war. Hat sich Ihre Tonart über die Jahre geändert?

Pal: 
Meine Ansprache war respektvoll, ruhig, präzise, logisch, aber auch autoritär und bestimmend. Ich habe nie geschrien, geschimpft oder jemanden beleidigt! Auch ich habe mich im Laufe der Jahre entwickelt. Denn man muss auch mit der Zeit gehen. Besonders bei den Spielauswertungen wurde meine Kritik viel positiver, sie war nicht mehr so kurz, scharf und direkt wie früher noch. Ich habe dann eher sanfte, aufmunternde Äußerungen benutzt…

Ioan Pal (r.) hier mit seinem früheren Co-Trainer Stephan Mertin blickt zufrieden und mit Stolz auf seine lange Trainerlaufbahn zurück.
anpfiff.info

Eltersdorfs Manager Joachim Uhsemann kommt ebenfalls im Buch zu Wort und lobt Sie, dass man beim SCE erst unter Ihrer Regie angefangen hat, „richtig guten Fußball zu spielen“. Ist guter Fußball nur der erfolgreiche?

Pal: 
Der Erfolg ist am meisten am Sieg gebunden. Es gibt Mannschaften, bei denen nur ein Aufstieg oder ein Titelgewinn als Erfolg akzeptiert wird, bei anderen reicht der Klassenerhalt oder sie sind zufrieden, wenn man einen Jugendspieler bei den Erwachsenen integrieren kann oder beim Profinachwuchs auch ein Spieler verkauft werden kann. Leider gibt es Mannschaften, die mit destruktiver Spielweise große Titel gewinnen. Für mich muss das Fußballspiel Unterhaltung für die Zuschauer und Spaß für die Fußballer sein! Die Wahrscheinlichkeit mit schönem Fußball zu gewinnen ist aber größer als mit schlechtem. Unsere Aufgabe als Trainer ist schönen und erfolgreichen Fußball spielen zu lassen. Ich habe versucht, Kombinationsspiel mit vielen flachen Pässen spielen zu lassen, auch weil ich als Mittelfeldspieler selbst oft erlebt habe, dass die Bälle wie Flugzeuge über mich hinweg geflogen sind, ich zwar viel gelaufen bin und dann trotzdem wenige Ballkontakte hatte.

„Disziplin erleichtert das Leben“ lautet Ihr Motto. Schmerzt es aus Sicht des Pädagogen besonders, wenn man über die Jahre „schlampige Talente“ erlebt hat, die den Sprung in den Profibereich deswegen verpasst haben?

Pal:
 Wenn ein großes Talent sich nicht erwartungsgemäß entwickelt, wird zu oft nur über den Spieler gesprochen. Dabei können Trainer, Eltern, Spielervermittler, Vereinsverantwortliche oder der Freundeskreis bei der Entwicklung helfen, aber auch viel kaputt machen. Wir Trainer haben eine größere Verantwortung als alle anderen. Verschiedene Jungspieler-Typen brauchen verschiedene Ansprachen. Wenn ein Trainer alle Spieler gleich behandelt, werden die gut erzogenen diszipliniert nach Anweisungen handeln und sich daher anders entwickeln als diejenigen, die sich mehr Freiheiten nehmen, die dafür nach einiger Zeit vielleicht selbstbewusster werden und mehr Initiative entwickeln als die disziplinierten Spieler. Wenn ein Trainer bei einem großen Talent Fehler macht, kann er sich lebenslang schuldig fühlen.

In der Selbstbetrachtung: Welcher Trainertyp war Ioan Pal?

Pal:
 Ioan Pal war als Trainer ein demokratischer Diktator, weil er sein Konzept bei der Mannschaft vorgestellt hat, von den Spielern Vorschläge verlangt hat und die für das Konzept passende Vorschläge integrierte. Nachdem die Spieler das Konzept akzeptiert haben, wurde es zum Gesetz und mir blieb, dass ich alles genau und konsequent durchziehe.

Nun schreiben Sie auch, dass „die Entlassung wie der Regen beim Training“ in einer Trainer-Laufbahn hinzugehört.

Pal:
 Jeder Trainer erlebt auch schwerere Zeiten. Wenn er die Wende schafft, bleibt er. Wenn nicht, kommt logischerweise die Trennung. Jede Trennung ist enttäuschend und unangenehm, hat aber auch positive Seiten. Es kann auch eine Befreiung vom Stress sein. Vielleicht bekommt man die Zeit zum Reflektieren, zur Fortbildung oder Erholung.

Welche Trennung hat im Rückblick am meisten Spuren hinterlassen?

Pal:
Meine größte Enttäuschung bei einer Entlassung war bei einer Mannschaft, die ich in der Winterpause auf dem letzten Platz mit sehr wenigen Punkten und sehr vielen Gegentoren übernommen hatte. Eine Rettung wäre fast schon ein Wunder gewesen. Die Entwicklung war aber positiv, die Ergebnisse so, dass der Klassenerhalt nach 30 Spielen noch möglich war. Nach dem Abschlusstraining hatte ich ein Gespräch mit dem Präsidium über eine Vertragsverlängerung. Der Verein wollte sich von fünf älteren, teuren Spielern trennen. Ich stimmte zu. Am Wochenende hatten wir dann ein Auswärtsspiel, das wir mit 1:7 verloren haben, weil mehrere Spieler auf dem Platz nur standen. Nach dem Spiel wurde ich entlassen, mit der Begründung, dass mehrere Spieler bei mir nicht mehr trainieren möchten. Was war passiert? Der Manager hatte die zukünftige Trennung so verkauft, als ob das mein Wunsch gewesen wäre. Die Fünf haben dann auch andere Spieler beeinflusst, um so ein Ergebnis zu erreichen. Am Ende ist die Mannschaft abgestiegen.

Nach dem Auswärtsspiel in Heßdorf in der Saison 2014/15 hatte sich Ioan Pal beim ATSV Erlangen selbst entlassen - und eigentlich seine Trainerkarriere beendet.
fussballn.de

Stimmt es, dass Sie sich beim ATSV Erlangen wegen einer schlechten Schiedsrichter-Leistung in Heßdorf einst selbst entlassen haben?

Pal:
 Ja, das stimmt! Nach dem Spiel in Heßdorf habe ich meine Trainerkarriere eigentlich beendet. Dass ich danach noch einmal in Seligenporten angefangen habe, war eine enttäuschende, unnötige Fehlentscheidung und Erfahrung. Nach dem Spiel in Heßdorf war ich nicht nur von den Schiedsrichterentscheidungen enttäuscht. Ich war unzufrieden, weil die Spieler sich vom Schiri provozieren ließen und wir am Ende dann mit nur acht Spielern das Spiel verloren haben. Ich war unzufrieden mit mir, weil mir die Überzeugungskraft fehlte, um das Spiel mit elf Mann beenden zu können. Ganz anders war es übrigens in Rumänien, wo mir vor drei Relegationsspielen die Schiedsrichter sagten, dass "von oben gewünscht" war, dass wir verlieren und sie so pfeifen müssten. Wir haben aber dreimal gewonnen, weil wir uns nicht provozieren ließen, und sind aufgestiegen. Diese Überzeugungskraft hatte mir bei dem Spiel in Heßdorf gefehlt.

Schauen wir zum Abschluss aber noch auf die positiven Dinge: Ohne langes Nachdenken: Welche war die beste Mannschaft, die sie in Ihrer Laufbahn trainiert haben? Und welcher war der kompletteste Spieler?

Pal:
 In meiner langen Trainerlaufbahn habe ich mich - mit drei Ausnahmen - überall wohl gefühlt, gerne und nach vorhandenen Möglichkeiten entsprechend aus den Spielerkadern das Bestmögliche rausgeholt. Ich habe ein gutes Verhältnis zu den meisten Spielern, zu allen Spielführern, Co-Trainern, Torwart-Trainern, Betreuern und Physiotherapeuten gehabt. Es gab schöne Erfolge und viele besondere Erlebnissen, daher schaue ich mit Zufriedenheit und Stolz auf meine Trainerlaufbahn zurück und will keine Mannschaft über eine andere stellen. Anders ist es mit den Spielern, wo sicherlich Baumann, Schlicke und Özkan die besten, erfolgreichsten und bekanntesten waren.

Eine Prognose: Wie wird sich der Amateurfußball in der Zukunft entwickeln? Bleibt die Faszination oder wird es nur mehr eine Option in der Freizeit sein?

Pal:
 Die Realität ist traurig. Immer mehr kleine Vereine verschwinden. Der Profifußball braucht aber eine breite Basis, um Auswahlmöglichkeiten zu haben für die Nachwuchszentren und zukünftige Profispieler. Trotz der Globalisierung hoffe ich, dass die kleinen Vereine mehr auf einheimische Spieler setzen werden, um mehr Verwandte, Freunde und Bekannte als Zuschauer auch zu den kleinen Spielen zu gewinnen. Auch in diesem Bereich muss man alles dafür tun, um Mädchen und Jungen für das Fußballspiel zu gewinnen.

Das Buch "Amateurfußball - Eine Einführung für Trainer-Neulinge" (152 Seiten) von Ioan Pal ist im Neuen Sportverlag erschienen. Interessierte können sich auch direkt an Ioan Pal (Konstanzenstraße 82, 90439 Nürnberg, Tel.01717016365) wenden.

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Steckbrief Ioan Pal

Ioan Pal
Alter
78
Wohnort
Nürnberg
Familie
verheiratet, 1 Kind
Nation
Rumänien
Beruf
Fußball-Trainer
Erfolge
Süd-Deutscher Pokalsieger 1.F.C Nürnberg Amateure;
DFB Pokal Hauptrunde erreicht 1.F.C Nürnberg Amateure;
Bayerischer Meister 1.F.C Nürnberg U 17;
Bayerischer Meister 1.F.C Nürnberg U 18;


Trainerstationen Ioan Pal

14/15
BL
 
13/14
BL
 
13/14
KL
 
10/11
LL
 
09/10
BOL
 
09/10
LL
 
08/09
LL
05/06
BOL
 
05/06
LL
 
04/05
LL
03/04
LL
 
02/03
LL
 
01/02
OBERL BAY
00/01
OBERL BAY
 
00/01
1.FC Nürnberg 2 (w)
 
99/00
1.FC Nürnberg 2 (w)
 
98/99
1.FC Nürnberg 2 (w)
 
98/99
OBERL BAY
 

Amateurfußball

Verlag: Neuer Sportverlag
Seitenzahl: 152
Erscheinungsdatum: 5. April 2022

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