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Artikel veröffentlicht am 17.08.2022 um 07:00 Uhr
Armin Appelt im Interview: Wir haben da keinen Messias dazu bekommen
INTERVIEW Seit einem Vierteljahrhundert ist Armin Appelt nun im Trainergeschäft tätig, sein Saisonstart am heutigen Abend (19.30 Uhr) mit dem SV Hagenbüchach (im Derby gegen den TSV Franken Neustadt/Aisch) ist aus mehreren Gründen besonders. Im fussballn.de-Interview der Woche gibt der 54-Jährige einen Einblick zur Lage beim SVH, seine Erwartungshaltung und über einen Ex-Profi als Neuzugang.
Von Marco Galuska
Armin Appelt ist seit Oktober 2021 Trainer des SV Hagenbüchach. Der Kreisliga-Abstieg stand im Prinzip schon fest, bevor er zugesagt hatte.
fussballn.de / Oßwald
Hallo Armin, der Saisonstart steht am Abend auch für dich und dem SV Hagenbüchach an. Kribbelt es noch immer vor dem Rundenstart?

Armin Appelt (54):
Das Kribbeln ist seit meiner ersten Saison als Trainer nach wie vor da. Das war 1997 beim SV Wachenroth.

Ein Vierteljahrhundert! Wie hat sich die Sichtweise des Trainers über die Jahre verändert?

Appelt:
Ich muss zugeben, dass die Intensität bei mir zugenommen hat. Früher, als ich noch Spielertrainer war, habe ich mir nicht so einen Kopf gemacht. Damals habe ich vor allem gemeint, dass meine Leistung wichtig wäre, wenn ich als Torwart Sicherheit für die Mannschaft ausstrahle. Heute denke ich über alles Mögliche nach.

Nun steigt der Start heute Abend um 19.30 Uhr unter Flutlicht - nicht gewöhnlich für die Kreisklasse. Wie kam es dazu?

Appelt:
Ursprünglich sollte das Spiel ja am vergangenen Wochenende in Neustadt stattfinden. Dann kam von dort die Bitte um Verlegung. Bei uns war aber sowieso geplant, dass wir unser neues LED-Flutlicht mit einem Spiel einweihen, insofern haben wir uns mit den Neustädtern darauf geeinigt, dass die Partie bei uns unter Flutlicht stattfindet. Die 2. Mannschaften haben ja schon am Samstag gegeneinander gespielt.

Gegen Neustadt kommt es zum Vergleich von Ab- und Aufsteiger. Was ist im Derby zu erwarten?

Appelt:
Auf dem Papier ist das so. Aber wer den Neustädter Kader ein wenig kennt, der weiß, dass das kein normaler Aufsteiger ist. Mit der tollen Truppe müssen sie zwangsläufig aus der A-Klasse aufgestiegen sein - und das muss auch nicht das Ende bleiben. Ich sehe sie auf jeden Fall als Mitfavoriten. Jetzt werden einige sagen, dass die Absteiger auch immer zu den Favoriten gehören - das wollen wir durchaus annehmen und gerne oben mitspielen. Dabei erwarten uns gleich hintereinander die beiden Favoriten aus meiner Sicht: Neustadt/Aisch - ein Verein, den ich früher nur als Landesligist kannte - und die Losauracher, die offensichtlich wieder eine starke Rolle spielen dürften.

Wenn man sich die Transferbilanz in der Kreisklasse 3 so anschaut, fällt auf, dass weder beim Absteiger Hagenbüchach noch beim Aufsteiger Neustadt/Aisch sich allzu viel geändert hat. Dabei bringt ja so eine neue Spielklasse oft Veränderungen mit sich...

Appelt:
Ich kann da nur für uns sprechen: Wir setzen ganz bewusst auf Kontinuität! Denn zuvor war es doch ein extremes Kommen und Gehen, das nicht gut getan hat. Wir wollen mit unseren Leuten Stabilität reinbringen, das war auch schon der Ansatz, mit dem ich im vergangen Oktober übernommen habe, obwohl ja fast schon klar war, dass es auf einen weiteren Abstieg hinauslaufen wird. Deshalb war es logisch und wichtig, dass wir unsere Spieler halten. Die Leute, die wir dazu bekommen haben, sind über Beziehungen hinzugekommen. So wie beispielsweise Ingo Höps aus Großschwarzenlohe, den unser Masseur Dietmar Kleetz schon in Hammerbach trainiert hatte.

Und wie hat sich die Verpflichtung von Ex-Profi Ioannis Karsanidis ergeben?

Appelt:
Zum einen wohnt er hier ganz in der Nähe, vor allem aber ist Alexander Dörrich sein Kumpel. Der hat übrigens erst kürzlich in einem Chemnitz-Trikot von ihm trainiert, das hatte auch was. (lacht) Der Kontakt bestand ja schon viel länger, vor meiner Zeit hier. Es lag aber daran, dass die Invalidität als Profisportler bei ihm nun erledigt ist. Zudem konnten wir ihm bei seiner beruflichen Zukunft helfen.

Ioannis Karsanidis war Profi, u.a. bei den Würzburger Kickers, in Hagenbüchach ist der Fußball reines Hobby für den 29-Jährigen.
Bernd Riemke

Wird er heute Abend dabei sein?

Appelt:
Davon gehe ich aus! Er hat fast immer mittrainiert und wir konnten ihm nun auch bei einem Vorbereitungsspiel einsetzen. Da hat man schon gesehen, was er drauf hat. Ich habe nur einen Zweikampf gesehen, den er im Spiel verloren hat. Er ist aber sicher kein Messias. Jannis ist super integriert und überhaupt nicht der Typ, der sich irgendwie als Star sieht. Gerade deshalb dürfte er eine wertvolle Verstärkung für uns sein.

Wie lief die Vorbereitung im allgemeinen?

Appelt:
Sportlich gesehen: absolut durchwachsen! Wir hatten sehr viele Urlauber. Da fragt man sich manchmal, wo die ganzen Urlaubstage herkommen. Das nimmt gefühlt kein Ende. Wir haben in sämtlichen Testspielen immer wieder mit einer anderen Viererkette spielen müssen. So ist man natürlich nicht eingespielt. Aber mein früherer Spieler aus Weisendorf und jetzige Neustädter Kapitän Friedrich Leist hat auch gesagt, dass es eine der "schlimmsten Vorbereitungen" gewesen ist. Ob das Tiefstapeln ist, wird man sehen. In der Liga zählen die Vorbereitungsergebnisse nicht - zum Glück, weil das war teilweise grauenhaft.

Nun hat der SV Hagenbüchach einen Durchmarsch nach oben von Kreisklasse bis Bezirksliga und einen eben solchen nach unten erlebt. Wo geht's hin in Zukunft?

Appelt:
Wir wollen uns definitiv stabilisieren. Über kurz oder lang wollen wir uns wieder in der Kreisliga sehen.

Du hast im vergangenen Herbst als Trainer in Hagenbüchach übernommen. Wie hast du den Verein seitdem erlebt?

Appelt:
Ich habe ja schon einige Vereine im Laufe der Jahre gehabt, aber mit Ausnahme vom ASV Weisendorf ist Hagenbüchach der am beststrukturierteste Verein, den ich kennenlernen durfte. Die Vorstandschaft ist immer dabei, steht voll dahinter. Und mit Günter Pfau, unserem Sportlichen Leiter, haben wir jemanden, der sich mit seiner ruhigen Art um so viele Dinge kümmert, der bei jedem Training da ist - unbezahlbar!

Für dich persönlich war der Wechsel auf Kreisebene nach Nürnberg/Frankenhöhe Neuland. Wie würdest du den Kreis mit deinem in deiner Heimat Erlangen/Pegnitzgrund vergleichen?

Appelt:
Ich habe bisher die Kreisliga kennengelernt und finde, dass die Nürnberger Liga in der Gesamtheit fußballerisch stärker ist, gerade wenn man sich auch außerhalb des Stadtgebiets umschaut. Dafür gibt es in Erlangen/Pegnitzgrund mehr Zuschauer und Atmosphäre.

Die Kreisliga Nürnberg durfte Armin Appelt im vergangenen Spieljahr erstmals erleben. Nun wartet eine interessante Kreisklasse 3 auf den Trainer mit seinem SV Hagenbüchach.
fussballn.de / Karnbaum

Die Kreisklasse 3 ist ja schon mit Ausnahme eures Spiels gestartet. Wie hast du den Auftakt verfolgt?

Appelt:
Ich habe den 1. Spieltag ganz bewusst zum ersten Mal aus der Ferne beobachtet. Ich habe das in all den Jahren immer gemacht, dass ich mir die Spiele angeschaut habe. Aber es hat sich immer wieder gezeigt, dass die Mannschaften von Woche zu Woche oftmals kaum zu vergleichen sind. Vielleicht war es auch ganz gut, dass ich mich nicht vom 9:0 der Losauracher vor Ort beeindrucken lassen konnte. (lacht)

Noch einmal zusammengefasst: Wie sieht dein Favoritenkreis in der Liga aus?

Appelt:
Losaurach und Neustadt habe ich schon genannt, das sind zwei Favoriten auf die Top 3. Dazu würde ich auch den TSV Burgfarrnbach als Verein mit großer Tradition hinzurechnen, der sicher auch nicht ewig in der Kreisklasse spielen will. Ansonsten sind Prognosen immer mit Vorsicht zu genießen. In so einer 13er-Liga muss man auch selbst erst einmal aufpassen - aber das macht die Liga interessant!

Und wie geht's heute Abend aus?

Appelt:
Wir haben das Derby mit unserer Zweiten ja schon 1:0 gewonnen. Zu null spielen wir aber selten, also tippe ich frecherweise auf ein 2:1 für uns.

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