Dirk Wagler im Interview: Es kann noch eine richtig gute Saison werden! - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 31.08.2022 um 07:00 Uhr
Dirk Wagler im Interview: Es kann noch eine richtig gute Saison werden!
INTERVIEW Nach einem kapitalen Fehlstart konnte der TSV Buch zuletzt vier Spiele in Folge gewinnen und ist so etwas wie die Mannschaft der Stunde in der Landesliga Nordost. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht Trainer Dirk Wagler über den speziellen Saisonverlauf bisher, die Lage in der Liga und speziell am Wegfeld sowie dem Verhältnis zu seinem Ex-Verein, von dem er erst zu Jahresbeginn nach Buch gewechselt war.
Von Marco Galuska
Dirk Wagler ist seit Jahresbeginn Trainer beim TSV Buch. Im fussballn.de-Interview der Woche zieht er eine erste Bilanz.
fussballn.de / Strauch
Hallo Dirk, mit dem vierten Sieg in Folge steht der TSV Buch ganz oben im aktuellen Formbarometer. Seid ihr mittlerweile ein Spitzenteam der Landesliga Nordost?

Dirk Wagler (38):
Nein, um Gottes Willen! Die Liga ist so ausgeglichen, hat zudem den Modus, dass die letzten fünf Mannschaften die Klasse nicht direkt halten. Wir haben jetzt den verpatzten Start wieder eingefangen, sind wieder in der Spur - mehr aber auch nicht.

Wer sind dann die Spitzenteams der Landesliga Nordost?

Wagler:
Das habe ich mich auch schon gefragt. (lacht) Spontan würde ich sagen SC 04 Schwabach und FSV Erlangen-Bruck, aber auch die haben in meinen Augen nicht die Konstanz wie in früheren Jahren Bamberg, Feucht oder Kornburg. Also so ein richtiges Spitzenteam sehe ich derzeit nicht. Die Liga ist eben sehr ausgeglichen, da kommt es darauf an, wer da bis zum Ende hin das größte Stehvermögen hat.

Nun stehst du mit deinen Bucher Jungs nach einem Viertel der Saison mit einer ausgeglichenen Bilanz da. Liegt ihr damit im Soll?

Wagler:
Die aktuelle Punktzahl ist in Ordnung, die habe ich mir in etwa so erhofft, weil mir vor dem Start eigentlich klar war, dass wir uns in den September retten müssen. Dass Stefan Fleischmann oder Joschy Schnierstein nun doch früher zurückgekehrt sind, war nicht unbedingt zu erwarten. Andererseits habe ich zwar schon mit Schwierigkeiten gerechnet, aber auch nicht mit einem so schlechten Start.

Nach dem Remis zum Start gab es vier Niederlagen, jetzt vier Siege. Was ergibt die Ursachenforschung?

Wagler:
Die Wahrheit liegt in der Mitte! Wir waren auch zu Beginn nicht so schlecht, dass wir nur einen Punkt aus fünf Spiele verdient gehabt hätten. Da war jetzt kein absolut unterirdisches Spiel dabei. Die Rückkehr der erfahrenen Akteure, die die jungen Spieler an die Hand nehmen, hat super funktioniert, uns Sicherheit und vor allem auch Punkte gebracht. Am Anfang wären sicher auch sechs bis acht Punkte statt nur einer möglich wesen, dafür lief es zuletzt ergebnistechnisch perfekt.

Schon drei Elfmeter hat der TSV Buch in dieser Saison nicht verwandeln können.
fussballn.de

Erstmals hat auch ein vergebener Elfmeter - es war der dritte Fehlschuss beim vierten Versuch - keine Punkte gekostet. Woher kommt das Problem vom Punkt?

Wagler:
Ich will nicht von einem Problem reden, weil wir eigentlich gute Schützen haben, aber natürlich ist das ein Thema geworden. Es waren ja auch immer Elfmeter bei einem engen Spielstand. Das ist sicherlich in den Köpfen noch drin, aber solche Phasen gibt's einfach.

War die Unruhe im Umfeld zu spüren nach nur einem Punkt aus fünf Partien?

Wagler:
Nur ganz wenig! (lacht) Es wird gerade in solchen Phasen ja immer viel geredet. Diese Unruhe im Umfeld war freilich auch ein Stück weit verständlich. Die Leute hängen an ihrem Verein. Geholfen hat zum einen, dass die Offiziellen mir gegenüber klar gesagt haben, dass es keine Trainerdiskussion geben wird - auch wenn prominente Trainer bei unseren Spielen draußen saßen. Andererseits hat die Mannschaft ein ganz klares Signal gegeben, dass sie sich von einer Unruhe von draußen distanziert. Wir waren da im Team immer im Reinen!

Ist so ein gemeinsam bewältigter Turnaround umso wertvoller für die Zukunft?

Wagler:
Es hilft sicher, wenn man versteht, dass man auch aus so einer schwierigen Lage wieder gemeinsam raus kommt. Wir wollen die Euphoriewelle jetzt natürlich noch so lange wie möglich mitnehmen. Insgesamt hoffen wir aber, dass einfach dauerhaft Ruhe reinkommt.

Gehen wir zurück zu deinem Anfang am Wegfeld in der vergangenen Winterpause. Wie war der Tapetenwechsel nach all den Jahren bei der SG(V) in Buch?

Wagler:
Für mich persönlich war das absolut eine Herausforderung nach zehn Jahren bei einem Verein, zudem noch zwei Ligen höher. Und ich kannte ja in Buch kaum jemanden. Als ich zugesagt habe, wusste ich, dass es nicht leicht wird. Dass die Idee mit Dirk Schaefer dann so gut funktioniert hat, wir in der Meisterschaftsrunde waren, hat uns natürlich Zeit gegeben und Druck genommen. Auch wenn die Erwartungen von manchem in Richtung Relegation gingen, glaube ich schon, dass ich das realistisch einschätzen konnte.

Dirk Wagler ist seit Jahresbeginn Trainer beim TSV Buch.
fussballn.de / Oßwald

War die fast schon fabelhafte Bilanz von Dirk Schaefer als Interimslösung nicht gar eine Bürde?

Wagler:
Nein. Wobei es die Sache leichter gemacht hat, dass wir uns sehr gut verstehen. Dirk war ja berufsbedingt auch nur bei wenigen Spielen selbst da, hat vor allem das Training geleitet. Die Mannschaft hat aber sehr gut verstanden, worauf es ankommt und sich aus dem Schlamassel rausgezogen.

Nach Felix Ullmann sind nun im Sommer mit Konstantin Hofbauer und Valentin Lorenz zwei weitere ehemalige Schützlinge von der SGV nach Buch gekommen. Wie kam es dazu?

Wagler:
Felix Ullmann hatte mich im Winter angerufen und wollte definitiv den Verein wechseln. Bevor er woanders landet, habe ich ihn natürlich gerne zu mir genommen. Über Felix kamen dann die Wechsel von Hofbauer und Lorenz zustande, die sich in einem idealen Fußballalter befinden, um den nächsten Schritt zu machen. Ich will aber betonen, dass da die sportlichen Ambitionen den Ausschlag gegeben haben und absolut nachrangig der Trainer Wagler.

Wie ist das Verhältnis zur SGV heute? Verfolgt man den Ex-Verein noch besonders?

Wagler:
Selbstverständlich verfolge ich das! Die Ergebnisse der einzelnen Mannschaften interessieren mich weiterhin. Ich würde es dem Verein auch wünschen, dass er in die Bezirksliga aufsteigt, denn eigentlich ist das ein schlafender Riese. Ich mag nach wie vor viele Leute dort sehr, habe ein - so würde ich behaupten - vernünftiges Verhältnis. Ich kann ja absolut nachvollziehen, dass man von meinem Wechsel nicht begeistert war, genau genommen ehrt es mich, dass es ihnen nicht egal war. Ich wäre auch bestimmt schon in der Vergangenheit öfters mal wieder dort gewesen - ohne die Personalie Uwe Neunsinger. Manch Aussagen haben das doch zwischenzeitlich etwas schwierig gemacht. Aber ich denke, das ergibt sich bestimmt bald.

Blicken wir wieder nach Buch. Was läuft bisher gut und woran muss gearbeitet werden?

Wagler:
Sehr zufrieden und überzeugt bin ich von unserem Kader, der meiner Meinung nach sogar etwas unterschätzt wird. Wir haben da eine sehr gute Mischung drin, eine super Stimmung und sind auch individuell stark besetzt. Allerdings ist das Spiel, das wir bisher zeigen, die Handschrift des TSV Buch und nicht des Trainers. Ich bin zwar aus der Kreisliga gekommen, habe aber zunächst mit Taktik um mich geworfen. Das hat den einen oder anderen überfordert. Im Übrigen war es dann auch das, was Dirk Schaefer mit der Truppe schon gemacht hat, nämlich Buch den Bucher Fußball spielen zu lassen. Doch wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu sehr in Kraft und lange Bälle verfallen. Es ist schon der Wunsch und Anspruch, dass wir uns taktisch weiterentwickeln.

Nachdem der Fehlstart ausgebügelt wurde, stellt sich aktuell die Frage, was für den TSV Buch diese Saison noch drin ist?

Wagler:
Ich habe viele Spiele in der Liga gesehen. Da war jetzt keine Mannschaft dabei, die irgendwie eine Klasse besser oder schlechter war. Durch die Abstiegsregelung spielt mindestens die Hälfte der Liga um den Klassenerhalt, die andere um den Aufstieg. Für uns gilt, dass wir Konstanz reinkriegen, eben nicht vier Niederlagen und vier Siege haben, sondern uns weiterentwickeln. Wenn wir das schaffen, kann das noch eine richtig gute Saison für uns werden. Ich spreche nicht vom Aufstieg, aber so richtig gern fährt dann kein Gegner nach Buch...

Von der Mischung im Bucher Team ist Trainer Wagler angetan.
Florian Schwarm

Das liegt an den zitierten "Mentalitätsspielern" - ein großes Plus in der Hinterhand?

Wagler:
Ein riesiger Trumpf! Dazu muss man etwas zurückgehen in der Bucher Geschichte. Neben einem Wechsel von Yannick Scholz sind Spieler wie Stefan Fleischmann, Niko Müller oder Andi Musha lange Zeit verletzt weggebrochen. Es gab die Trainerwechsel, dann sind auch mit André Robl, Lukas Hofer oder Joschy Schnierstein wichtige Spieler ausgefallen. Die kommen aber jetzt nach und nach zurück, auch wenn uns der Ausfall von Martin Weber mit Armbruch jetzt schon weh tut. Aber wenn wir erst einmal unseren Kader wieder beisammen haben, unser Gerüst gemeinsam mit den jungen Kerlen steht, sehe ich uns richtig gut aufgestellt.

Am Sonntag geht's erst einmal zum SV Unterreichenbach. Was ist bei den Urus zu erwarten?

Wagler:
Das wird ein brutal schweres Spiel, weil Unterreichenbach meiner Meinung nach zu Unrecht unter dem Radar läuft. Das Prädikat Aufsteiger und der wenig spektakuläre Tabellenstand täuschen. Die haben in den letzten zwei Jahren kaum ein Spiel verloren, sind überragend aufgestiegen und haben ein Umfeld, das voll hinter der Mannschaft steht. Wir wissen es einzuschätzen und müssen zeigen, ob wir vom Kopf her auch bereit sind.

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