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Artikel veröffentlicht am 10.05.2010 um 12:48 Uhr
Friesen – DVV: Letzte Chance trifft pure Angst
Der Abstiegskampf in der Landesliga ist alles andere als ein Zuckerschlecken. Die Nerven liegen blank. Englische Wochen zehren an den Kräften. Am Freitagabend gab es sowohl für den DVV Coburg (0:4 in Sand) als auch für den SV Friesen (0:5 in Schweinfurt) empfindliche Pleiten. Am Dienstag treffen sich die beiden Teams bei den Grün-Weißen zum Derby, das vor allem für die Hausherren ein Abstiegsendspiel ist. Nur ein Sieg hält die Hoffnung auf den Klassenerhalt am Leben, den die Gäste mit einem Dreier schon perfekt machen könnten. anpfiff wirft vor dem Kellerduell einen Blick in beide Lager.
Von Marco Heumann
Chancenlos in Schweinfurt: Auch wenn Stefan Schirmer (re.) hier alles gibt, um Florian Hetzel am Flankenlauf zu hindern, waren die Friesener beim 0:5 in Schweinfurt am Freitag nach einer Tiefschlafphase in den ersten elf Minuten chancenlos.
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SV Friesen – abgewatscht aber zuversichtlich

 
„Ich habe mich gefühlt wie im falschen Film!“ Nein, so etwas wie am letzten Freitag hat Stefan Schirmer in seiner langen Laufbahn noch nicht erlebt. „Wir wussten, dass die Schweinfurter stürmisch beginnen würden“, erinnert er sich an die Anfangsphase der Partie im Willy-Sachs-Stadion zurück. „Unser Ziel war es, so lange wie möglich die Null zu halten. Darauf hatte uns der Trainer taktisch klar und sauber eingestellt.“
Dann fiel nach zwei Minuten das 0:1. Neun Minuten später stand es 0:3. „Spätestens da war alles über den Haufen geworfen, was wir uns vorgenommen hatten“, berichtet der Mittelfeldspieler. Irgendwo im Hinterkopf hatte man auf eine Sensation beim Tabellenführer spekuliert. Herausgekommen ist letztendlich ein 0:5-Debakel. „Wir haben alles verkehrt gemacht, genau das Gegenteil von dem, was uns er Trainer mit auf den Weg gegeben hat.“ Kompakt stehen wollte man, dem Gegner die Räume eng machen, energisch in die Zweikämpfe gehen, aber dennoch Standards verhindern – allesamt Vorgaben, die nach gerade einmal elf Minuten Makulatur waren. Minuten, in denen sich der SV Friesen wie ein Absteiger präsentierte.
Von einem Tiefpunkt der Saison mag Stefan Schirmer aber nicht reden. Lieber versucht der Routinier das Geschehen vorsichtig realistisch und ein wenig optimistisch einzuschätzen. „Schweinfurt ist Tabellenführer. Unterm Strich haben wir dort die erwartete Niederlage kassiert. Nicht mehr und nicht weniger.“
Der Relegationsplatz liegt trotz der klaren Niederlage noch immer in Reichweite. Fünf Zähler fehlen auf den TSV Aubstadt. Durchaus machbar! Vor allen, wenn man einen Blick aufs Restprogramm der Grün-Weißen wirft. Da stehen nämlich vier Heimspiele in Folge. „Das sind die Partien, in denen wir punkten müssen“, macht Stefan Schirmer klar. Die Stimmung im Team ist vor den Wochen der Wahrheit gut. „Ich denke, wir haben die Schlappe verkraftet.“ Statt nach hinten wird nach vorne geschaut. „Wir glauben noch an den Klassenerhalt. Sonst bräuchten wir ja gar nicht mehr anzutreten.“ Am Dienstag im Derby gegen den DVV Coburg soll der erste Schritt in Richtung Nichtabstieg gelingen. Dann steht auch Holger Geiger eventuell wieder im Kader. Der von Hannes Lehnhardt in die Stammelf zurückgeholte Routinier war zuletzt angeschlagen, gilt aber als Führungsspieler, auf den die Mannschaft nicht verzichten kann. Ein Status, der auch auf Stefan Schirmer zutrifft. Der 30-Jährige spielt – von drei Jahren in Steinbach einmal abgesehen – seit einem Jahrzehnt beim SV Friesen. Fortsetzung folgt in der neuen Saison. „Ich bleibe, egal in welcher Klasse wir spielen.“ Ein Satz, der auf einen Großteil des Teams zutrifft. Das Gesicht des SV Friesen wird sich im Sommer bei weitem nicht so gravierend ändern wie am Ende der letzten Spielzeit. Logisch, dass die Akteure auch weiterhin gerne in der Landesliga spielen wollen. Ein Dreier im ersten von vier Endspielen am Dienstag würde das ein wenig wahrscheinlicher machen. „Die Coburger haben es in den letzten Wochen versäumt, den Sack zuzumachen“, blickt Stefan Schirmer angesichts der letzten Resultate der Vestestädter zuversichtlich auf das Kellerduell. Vor allem auswärts zeigte sich die Mannschaft von Stefan Braungardt erschreckend schwach und unsicher. Zuletzt am vergangenen Freitag beim FC Sand.
 
DVV Coburg – die Nerven liegen blank

 

Mehr als unzufrieden. Mit der Leistung seiner Mannschaft beim 0:4 in Sand war Stefan Braungardt alles andere als einverstanden.
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Das Bild sprach Bände. Auslaufen im Seestadion Sand! Während die siegreichen Gastgeber geschlossen und flachsend ihre Runden drehen, laufen die geschlagenen Coburger schweigend in kleinen Grüppchen um den Platz. Neben- statt miteinander. Teamgeist sieht anders aus! Auch anders als in den 90 Minuten zuvor auf dem Platz. Statt bedingungslos für einander zu kämpfen und zu rennen, rissen die Akteure immer wieder verständnislos die Hände in die Höhe, schüttelten den Kopf und suchten die Schuld lieber beim Mitspieler als bei sich selbst. Leistungsträger, wie Timo Jahrsdörfer oder Patrick Schwesinger, waren das gesamte Spiel über praktisch nicht gesehen. Tayfun Özedemir wandelte wieder einmal am Rande des Platzverweises und musste von Trainer Stefan Braungardt vom Platz genommen werden.
„So wie wir kann und darf man sich nicht präsentieren“, machte der Coach nach dem 0:4 aus seiner Unzufriedenheit keinen Hehl. „Wir haben denen die Tore doch quasi geschenkt.“ Vor allem die ersten beiden Treffer ärgerten den 41-Jährigen. Wieder einmal zeigte sich die Hintermannschaft nach Standards unkonzentriert. Der FC Sand sagte danke. „Die Angst bei uns ist greifbar“, brachte es Stefan Braungardt schon Mitte der zweiten Halbzeit auf den Punkt. Da schien die Mannschaft nach der Umstellung von einer Vierer- auf die Dreierkette in der Abwehr ein wenig mehr Druck auf die Gastgeber ausüben zu können. „Aber wir waren einfach nicht zwingend genug.“ Torchancen blieben nicht nur Mangelware. Es gab – von einem Fallrückzieher von David Reich einmal abgesehen – keine. „Die Sander hätten heute auch mit mir im Tor spielen können, einen Treffer hätten sie trotzdem nicht kassiert“, brachte der DVV-Coach die Angriffsbemühungen seiner Elf auf den Punkt. Harmloser kann man sich kaum präsentieren.
Ausgerechnet in den entscheidenden Wochen der Saison scheint es in der Mannschaft kräftig zu rumoren. Das Team wirkt verunsichert. Es fehlt an Spielern, wie Ertan Sener, der auf dem Platz lautstark versucht die Richtung vorzugeben. Das Zweikampfverhalten lässt bei vielen Spielern mehr als zu wünschen übrig. Immer wieder kommen die Akteure den berühmten Schritt zu spät.
„Wir werden die nötigen Punkte noch holen“, ist Stefan Braungardt trotz der Pleite vom Freitag zuversichtlich, dass der Klassenerhalt gelingen wird. Die Mannschaft hat das Potenzial und das Restprogramm sieht zumindest auf de Papier lösbar aus. Schließlich spielt man mit einer Ausnahme nur noch gegen Kontrahenten, die in der Tabelle hinter dem DVV Coburg liegen. Da sollte der eine Dreier, der schon die Gewissheit auf ein weiteres Jahr in der Landesliga bringen könnte, möglich sein. Allerdings muss man auch noch dreimal auswärts antreten. Was angesichts der Leistung vom Freitag und zuletzt drei Niederlagen mit 13 Gegentoren auf fremden Plätzen durchaus zum Problem werden könnte.

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