Peter Kleineisel im Interview: "Es wurden zwei Mannschaften durchseucht!" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 21.09.2022 um 06:00 Uhr
Peter Kleineisel im Interview: "Es wurden zwei Mannschaften durchseucht!"
Der SC Worzeldorf lag zuletzt zwei Saisons auf Kreisliga-Kurs, ehe die Corona-Pandemie gleich in doppelter Hinsicht mit voller Wucht im südlichen Nürnberger Stadtteil zuschlug. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt Trainer Peter Kleineisel (61) auf schwere Zeiten zurück und benennt die Herausforderungen, die den Verein weiter begleiten. 
Von Fabian Strauch
Worzeldorfs Trainer Peter Kleineisel
fussballn.de / Gitzing
Hallo Peter, am vergangenen Sonntag stand nach 90 Minuten ein 2:2-Unentschieden im Derby gegen den VfL Nürnberg zu Buche. Wie ordnest du das Ergebnis ein?

Peter Kleineisel: Obwohl uns sechs Mann gefehlt haben, haben wir gegen einen für mich weitgehend unbekannten und daher schwer einzuschätzenden Gegner sehr gut angefangen und in den ersten 25 Minuten vier "Hundertprozentige" liegen lassen. Der Gegner kam dann zweimal vor unser Tor und schon mussten wir einem Rückstand hinterherrennen. In der Halbzeit haben wir dann umgestellt und das Spiel gedreht. Wir haben aber das dritte Tor verpasst und sie damit am Leben gelassen. Am Ende müssen wir noch mit dem Punkt zufrieden sein.

Im Derby gegen den VfL Nürnberg musste sich Tobias Thielemann mit seinem SC Worzeldorf (in schwarz) letztlich mit einem Punkt begnügen.
B. Fromm

Du bist jetzt seit Anfang 2019 Chefcoach beim SC Worzeldorf. Was macht den Reiz an der Aufgabe im Nürnberger Süden aus?

Kleineisel: Der hauptsächlich ausschlaggebende Faktor sind die kurzen Wege. Ich wohne in der Gartenstadt und habe den Verein quasi mehr oder weniger vor der Haustüre, kann zu sämtlichen Auswärtsspielen mit dem Rad fahren. Auch wenn die Infrastruktur mit einem arg beanspruchten, aber überraschend widerstandsfähigen Rasenplatz und dem Hartplatz ausbaufähig sind, gefällt es mir dort einfach gut. Ich habe vor der laufenden Saison gegenüber dem Verein mit offenen Karten gespielt und einige Anfragen abgelehnt, weil ich die Liga gut kenne und die Verantwortlichen vernünftig sind. Außerdem habe ich auch ein gewisses Pflichtbewusstsein für meine Spieler, mit denen ich mehrere Jahre zusammenarbeite.

Wie würdest du die sportliche Entwicklung seit Amtsantritt unter deiner Leitung beschreiben?

Kleineisel: Insgesamt ist die Entwicklung an sich mit der Abmeldung der 2. Mannschaft natürlich nicht gut. Dennoch haben wir in den vergangenen beiden Saisons um den Aufstieg mitgespielt, was ja nach der Teilnahme an der Abstiegsrelegation eine beachtliche Leistung meiner Jungs darstellt.

In der abgelaufenen Saison durftet ihr euch noch Herbstmeister nennen, als ihr eine starke Serie von zwei Monaten ohne Niederlage hinlegen konntet. Wie lautete die damalige Erfolgsformel? 

Kleineisel: Im Gegensatz zur heutigen Situation hatten wir zum damaligen Zeitpunkt einen breiteren Kader, wodurch wir schwer auszurechnen waren und sowohl die Trainingsqualität wie auch die -intensität positiv beeinflusst wurden. Jeder musste eine Schippe drauflegen, um in die Mannschaft zu rücken. Auch die Saisonvorbereitung 2021 war mit einem 30-Mann-Trainingslager nicht vergleichbar mit dem Status quo.

Worzeldorfs "Mannschaftskleber" (so Kleineisel) Christoph Gier steht nach den Folgen einer Corona-Infektion seit mehreren Monaten nicht zur Verfügung.
fussballn.de / Strauch

Dass der Erfolg aber auch schnell ins Gegenteil umschlagen kann, musstet ihr leidvoll erfahren, als die personelle Situation immer verheerender wurde und am Saisonende Platz sieben geschrieben stand. Beschreibe bitte die Hintergründe und Herausforderungen in dieser schwierigen Phase.

Kleineisel: Vor dem regulären Rückrundenbeginn am 20. März 2022 haben wir eine Woche zuvor das Nachholspiel gegen den TSV Altenberg mit 0:2 verloren. Zwei Tage später hatten sich plötzlich sieben Stammspieler mit Corona infiziert, im weiteren Verlauf wurden quasi zwei Mannschaften durchseucht! Christoph Gier hat bis heute noch keinen Einsatz aufgrund gesundheitlicher Folgen, auch Marko Rudek kam nur zu zwei Einsätzen in der Rückrunde und Ersatzkeeper Miha Turner ist erst letzte Woche wieder ins Training eingestiegen. Aufgrund der katastrophalen personellen Lage mussten wir das Heimspiel gegen Wacker verlegen, wobei wir im Nachhinein betrachtet am ursprünglichen Termin noch besser aufgestellt gewesen wären. Ich habe eine gewisse Verantwortung gegenüber meinen Spielern, daher habe ich niemanden nach einer Corona-Infektion ohne vom Arzt abgehörte Lunge und EKG auf den Trainingsplatz zurückgelassen. Wir konnten zwar bis Saisonende noch zwei Siege gegen DJK Fürth und Eibach II einfahren, mit der Niederlage gegen Rangierbahnhof war die Saison aber Ende April für uns schon gelaufen.

Auch bei der 2. Mannschaft wirkte sich die dünne Personaldecke aus, weshalb zur aktuellen Spielzeit - wie bereits von dir erwähnt - kein Unterbau mehr gemeldet wurde. Bitte schildere kurz, wie es zu dieser Entscheidung kam.

Kleineisel: Im Endeffekt hat unsere 2. Mannschaft seit einigen Jahren immer am Limit agiert und ist tabellarisch hinten herumgekrebst. In der Saison 2017/2018 konnte man mit nur acht Punkten gar die A-Klasse halten, weil zwei andere Teams zurückgezogen hatten. Letztlich war die Entwicklung nicht wirklich überraschend. Wenn man bedenkt, dass sogar Spieler der Alten Herren in beiden Mannschaften eingesetzt wurden und das Niveau teilweise noch angehoben haben, muss ich vor diesen Spielern vor Anerkennung auf die Knie gehen. Die Situation war nicht einfach zu akzeptieren!

Mit fünf Punkten aus den ersten fünf Spielen findet ihr euch in der unteren Tabellenhälfte wieder. Wie fällt dein Fazit zum Saisonstart aus?

Kleineisel: Es hat sich schon vor der Saison mit drei von uns personell bedingten Testspielabsagen angedeutet, dass wir anders als in den vergangenen beiden Jahren mit unserem kleinen Kader nicht um den Aufstieg mitspielen werden. Eine solche Katastrophenvorbereitung habe ich in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt!

Worzeldorfs Trainer Peter Kleineisel will seine Truppe nach turbulenten Monaten wieder stabilisieren.
fussballn.de / Gitzing

Am Sonntag steht das Auswärtsspiel bei Kreisliga-Absteiger und Tabellennachbar FC Stein auf dem Plan. Welche Bedeutung hat das Match für den weiteren Saisonverlauf?

Kleineisel: Das ist schwierig zu beantworten, weil mir der Gegner weitgehend unbekannt ist. Einige Spieler sind ihrem Trainer von Falkenheim gefolgt und haben dort eine neu formierte "Mischmannschaft" gebildet. Trotzdem wollen wir das Spiel natürlich gewinnen.

Etwas langfristiger gedacht: Wie lautet das Saisonziel in Worzeldorf?

Kleineisel: Ein tabellarisches Ziel in diesem Sinne haben wir uns nicht gesetzt, aber ein Abschneiden zwischen Platz sechs bis zehn ist unter den gegebenen Umständen realistisch. In Summe sollten wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Außerdem wollen wir die jungen Spieler wie Nico Zweck, Manuel Klemm und Benedikt Hörndlein ausbilden, um für die Zukunft besser aufgestellt zu sein.

Du verfolgst den Amateurfußball eine gefühlte Ewigkeit und kennst den Großteil der gegnerischen Mannschaften bestens. Welche Teams werden am Saisonende den Aufstieg unter sich ausmachen?

Kleineisel: Azzurri Südwest hat mit Zoran Maksimovic, Emre Karac und einigen Ex-Frankonen eine qualitativ gute Truppe zusammen, die man hoch einschätzen muss. Gleiches gilt auch für den TSV Altenberg, der mit seiner Mischung aus jungen und hungrigen Spielern momentan einen Lauf hat. Auch der ESV Flügelrad hat zum ohnehin starken Kader mit Ilja Zarkov noch einen torgefährlichen Offensivmann verpflichtet, weshalb mit ihnen auch zu rechnen sein wird. Wenn Bosna konstant gute Leistungen abruft, sind sie auch ein Kandidat für die oberen Plätze.

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