Heckings dringender Fairplay-Appell: "Der Handball macht's dem Fußball doch vor!" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 27.01.2023 um 12:00 Uhr
Heckings dringender Fairplay-Appell: "Der Handball macht's dem Fußball doch vor!"
Die Nürnberger „Sportplatz-Etikette“ ist zentraler Baustein des Pilotprojekts Ehrensache Sportplatz, das nicht nur innerhalb der Region gelebt werden soll, sondern auch weit darüber hinaus mit einem "Regelwerk neben dem Regelwerk" für ein besseres Miteinander auf und neben dem Rasen wirbt. Klare Impulse sendet die Haltungskampagne der Sparkasse Nürnberg, 1. FCN, fussballn.de und BFV obendrein an Verbände und Politik.
Von Marco Galuska
FCN-Sportvorstand Dieter Hecking sprach sich am Abend der Unterzeichnung der Sportplatz-Etikette im ClubHaus für eine konsequente Linie gegen Unsportlichkeiten aus.
Sportfoto Zink
Die Richtung in der Kampagne "Ehrensache Sportplatz" stimmt, weil aus mehreren Perspektiven im Fußball das Bewusstsein für eine dringend notwendige Bewegung und Veränderung im Umgang, gerade mit Schiris, auf dem Sportplatz vorhanden ist. Sven Laumer, Vorsitzender des Verbands-Schiedsrichter-Ausschusses des BFV, zog nach der Unterzeichnung der Sportplatz-Etikette am Mittwochabend im ClubHaus in Nürnberg ein rundum positives und zuversichtliches Fazit: „Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl aus diesem Abend, weil dieser Schulterschluss ein starkes Signal und wichtig ist. Uns alle eint, dass wir den Fußball lieben und wir müssen deshalb zusammenstehen. Damit der Fußball keinen Platz für Gewalt bietet, sondern ein Platz für Sport und Fairness ist. Diese Botschaft müssen wir über Bayern hinaus in die Welt tragen.

Handball oder Hockey als Vorbilder

Neben Leitplanken für ein respektvolles Verhalten im Fußball wurden im Rahmen der "Sportplatz-Etikette" auch etliche Impulse in Bezug auf die Verbandsvorgaben, die Vereinskultur und das Schiedsrichterwesen eingesendet. Als Vorbild für mehr Disziplin auf und neben dem Platz wurde neben einer strikten Einhaltung auch eine Verschärfung des Regelwerks hinsichtlich Unsportlichkeiten eingefordert. „Der Handball macht es gerade wieder vor, wie es sportlich laufen kann und was eben nicht geht“, warb Dieter Hecking, Sportvorstand des 1. FC Nürnberg, eindringlich dafür, einen konsequenten Weg zu beschreiten, „der in der Anfangszeit auch weh tun kann, aber für den Fußball dringend geboten ist.“ Als konkretes Beispiel nannte Hecking die Unsitte der ausufernden Diskussionen auf dem Spielfeld: "Da sollte sich der Dialog mit dem Schiri auf den Kapitän der Mannschaft beschränken, der stellvertretend für sein Team spricht!"

Nürnbergs Hockey-Olympiasieger Max Müller war erstaunt über das Standing der Fußball-Schiris, während in anderen Sportarten Unparteiische viel weniger Kritik auszuhalten haben.
Sportfoto Zink

Nürnbergs Hockey-Olympiasieger Max Müller fügte in einer leidenschaftlichen und kurzweiligen Gesprächsrunde mit großem Erstaunen an, welch schwieriges Standing die Unparteiischen im Fußball doch hätten, obwohl sie im Vergleich zu anderen Sportarten „am besten ausgebildet“ würden und überhaupt verhältnismäßig wenige wesentliche Fehlentscheidungen treffen.

Fußballer ans Regelwerk und Pfeifen heranführen

Vorschläge, die aus dem Amateurfußball kommen, zielen auf eine bessere Kenntnis des Regelwerks und mehr Verständnis für die Aufgabe der Schiris, was dadurch gefördert werden könnte, wenn Spieler und Trainer mit dem Pfeifen konfrontiert würden. Dies könnte zumindest verpflichtend in der Theorie geschehen und wäre auch in der Praxis wünschenswert.

Um das Miteinander zu fördern und „den Schiri auch als Sportler zu begreifen“, forderte Bundesliga-Schiri Benjamin Cortus dazu auf, die Referees grundsätzlich besser ins eigene Vereinsleben zu integrieren. Im Verhältnis zu den beiden Mannschaften, deren Spiel der Referee leitet, wünscht sich Cortus eine andere Grundhaltung: "Es ist leider oft noch ein Gegeneinander statt ein Miteinander auf dem Platz."

Benjamin Cortus forderte dazu auf, aktive Schiris als Sportler zu begreifen und besser ins Vereinsleben zu integrieren.
Sportfoto Zink

Wertschätzung für Schiris kann viele Gesichter haben

Dass dabei nicht nur eine Begrüßung, sondern auch ein Sportgruß nach dem Abpfiff wieder obligatorisch sein sollte, darüber waren sich viele einig. Nichtsdestotrotz gelte es auch neue Wege zu gehen und Anreize für die Unparteiischen zu schaffen. Diese richtete sich in Teilen an die Politik. Beispielsweise wurde über einen speziellen Steuerfreibetrag für Schiris laut nachgedacht oder ein materieller Bonus für eine Anzahl an geleiteten Partien gefordert. Der ebenfalls bei der Unterzeichnung der Sportplatz-Etikette anwesende erfahrene Nürnberger Schiedsrichter und Buchautor Gerd Lamatsch sieht dabei jedoch einen Aspekt, der das Pfeifen attraktiver machen würde: "Geld ist nicht alles! Gemeinschaft und Wertschätzung sind viel wert, es ist quasi eine immaterielle Währung."

Nürnberger Neulingslehrgang startet am 4. Februar

Um dem starken Schiedsrichterschwund in den vergangenen beiden Jahrzehnten weiter entgegenzuwirken, startet die Schiedsrichtergruppe Nürnberg einen Neulingslehrgang unter dem Motto "Ran an die Pfeife“ als zentralen Bestandteil von „Ehrensache Sportplatz“. Jede*r kann sich über die Community-Plattform UnserClub.de zu einem kostenlosen hybriden Sonderlehrgang des BFV zwischen 4. und 18. Februar 2023 anmelden. Die normalerweise anfallenden Lehrgangsgebühren in Höhe von 50 Euro übernimmt die Sparkasse Nürnberg für alle Teilnehmer*innen des ClubCommunity-Schiri-Lehrgangs.

Rund um den Rückrundenauftakt des 1. FC Nürnberg am Sonntag, 29.01.23, wird es im Stadionumlauf vor der Nordkurve außerdem einen Infostand geben, der über die neue Sportplatz-Etikette und den Schiedsrichter-Neulingslehrgang im Februar informiert. Interessierte haben hier eine spontane Anmeldemöglichkeit

Weitere Informationen zu „Ehrensache Sportplatz“ gibt es auf der Community-Plattform UnserClub.de

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Leser-Kommentare

Die Sportplatz-Etikette

Wenn unsere Mannschaft ein Spiel hat,

1. …gehen wir mit Schiris, Gegnern und Zuschauern so respektvoll um, wie wir auch selbst behandelt werden wollen.

2. …sind Schiris bei uns Gäste des Vereins und werden schon vor dem Anpfiff, während der Partie und auch im Anschluss so behandelt.

3. …schätzen und schützen wir die Schiris, denn ohne sie ist ein Fußballspiel nicht möglich.

4. …leiten Menschen die Begegnung. Wir verstehen, dass sie in unserer Spielklasse genauso Fehler machen wie wir und nehmen ihre Entscheidungen sportlich.

5. …sind Schiris niemals Alibi für missglückte Aktionen oder Niederlagen. Selbstkritik ist ein Schritt zum sportlichen Erfolg.

6. …lehnen wir Provokationen und jegliche Form von verbaler oder körperlicher Gewalt auf und neben dem Sportplatz ab.

7. …gibt man sich nach dem Spiel die Hand, dankt Gegnern und Schiris. Konflikte räumen wir sachlich und reflektiert aus.

Wenn ich als Schiri ein Spiel pfeife,

1. …gehe ich mit den Mannschaften und Zuschauern so respektvoll und sportlich um, wie ich auch selbst behandelt werden möchte.

2. …gehe ich verantwortungsvoll mit meiner Rolle als unparteiischer Leiter der Partie um. Ich bin weder Gegner noch Mitspieler.

3. …bin ich Gast und vertrete auf und neben dem Sportplatz nicht nur mich selbst, sondern auch meinen Verein und den Verband.

4. …weiß ich gleichermaßen um das Regelwerk, das es einzuhalten gilt, als auch um die Emotionen, die zum Fußball dazugehören.

5. …bin ich mir im Klaren, dass ich nicht immer fehler- oder zweifelsfrei entscheiden kann. Ehrliche Selbstkritik stärkt meine Position als Schiri.

6. …bemühe ich mich um eine verständliche Regelauslegung und eine gesunde Kommunikation auf dem Platz.

7. …kann man mit mir auch nach dem Spiel sachlich diskutieren und Konflikte ausräumen. Ein gutes und faires Miteinander ist mir auch für die Zukunft wichtig.



„Ehrensache Sportplatz"

– der Fahrplan auf einem Blick

11.01.2023: Auftakt: Runder Tisch im ClubHaus

23.01.2023: Einsendeschluss für Vorschläge zur Sportplatz-Etikette

25.01.2023: Unterzeichnung der Sportplatz-Etikette


04.02.2023: 10-13 Uhr: Start Neulingslehrgang in Präsenz am Valznerweiher

06.02.2023, 08.02.2023, 10.02.2023, 14.02.2023, 16.02.2023, jeweils 19 Uhr:
Fünf Termine für den Club-Community-Schiedsrichter-Lehrgang

18.02.2023:
Prüfung der Club-Community-Schiedsrichter-Lehrgang am Valznerweiher

10.03.2023:
Einladung aller Schiri-Absolventen zum Heimspiel des 1. FC Nürnberg

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