Tobias Pirkwieser im Interview: "Die Bezirksliga bleibt mein Traum" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 15.02.2023 um 07:00 Uhr
Tobias Pirkwieser im Interview: "Die Bezirksliga bleibt mein Traum"
INTERVIEW Seit jüngsten Kindertagen trägt Tobias Pirkwieser das Trikot der SpVgg Nürnberg und blieb den Gebersdorfer Jungs trotz zahlreicher, auch höherklassiger Angebote stets treu. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der begnadete Linksfuß über die Hintergründe seiner Vereinstreue, über die aktuelle Situation seines Teams und bekräftigt darüber hinaus noch einmal seinen großen Traum von der Bezirksliga.
Von Michael Watzinger
Tobias Pirkwieser ist ein Gebersdorfer Junge durch und durch. Die Entwicklung seines Herzensvereins stimmt den 32-Jährigen hoffnungsfroh.
fussballn.de / Strauch
Hallo Tobias, am vergangenen Wochenende standst du mit deiner SpVgg Nürnberg erstmals nach der Winterpause wieder auf dem Platz - das erste Testspiel gegen den SC Obermichelbach konntet ihr mit 4:1 für euch entscheiden. Wie sind deine ersten Eindrücke von der Vorbereitung?

Tobias Pirkwieser (32):
Unsere Vorbereitung auf die Rückrunde hat letztlich vor rund vier Wochen gestartet: Wir haben mit einer Lauf-Challenge begonnen, bei der es darum ging, in Dreier-Teams möglichst viele Kilometer zu sammeln. Seit zwei Wochen sind wir nun wieder zurück auf dem Trainingsplatz und auch wenn es auf unserem Acker nicht die große Freude bereitet, ziehen alle bislang sehr gut mit und zeigen sich - wie schon bei den Läufen zuvor - wirklich engagiert. Der 4:1-Sieg am Wochenende hat meine bislang positiven Eindrücke noch einmal bestätigt.

Auch im Kader hat sich bei den Gebersdorfer Jungs ein wenig was getan: Mit Kevin Eiser vom TSV Zirndorf und Dominik Sollfrank, ein Regionalliga-erfahrener Akteur vom SC Verl, sind zwei Zugänge zu verzeichnen, während auf der anderen Seite mit Philip Weidinger (ASV Fürth), Thomas Steineck (ASV Buchenbühl) und Daniele Gennaro (1. SC Feucht) ein Trio den Verein verlassen hat. Wie siehst du euch nach den Veränderungen für die Rückrunde aufgestellt?
 

Pirkwieser: Kevin ist ja der Neffe unseres Trainers und hatte uns zum Saisonbeginn in Richtung Zirndorf verabschiedet, weil er etwas Neues ausprobieren wollte. Nun hat er sich dazu entschieden, zu uns zurückzukommen - der Kontakt ist auch nach dem Wechsel nie abgebrochen und wir freuen uns über seine Rückkehr. Mit Dominik bekommen wir einen unfassbar guten Kicker hinzu, der in der Jugend schon mal für die SpVgg um Ball war, bevor er unter anderem bei der SpVgg Greuther Fürth und dem SC Verl höherklassig gespielt hat und auch in der Regionalliga am Ball war. Über ein paar Ecken haben wir davon erfahren, dass er zur Verfügung stehen würde und unser Trainer hat Kontakt aufgenommen - wir brauchen nicht darüber reden, dass er eine wahnsinnige Verstärkung für unser Team darstellt! Von den Abgängen tut mir persönlich Philip Weidinger besonders weh: Auch wenn er manchmal seinen eigenen Kopf hat, hatte er eine tolle Qualität. Ich habe mich mit ihm auf und neben dem Platz hervorragend verstanden, deshalb ist sein Abgang aus meiner Sicht besonders schade.

Philip Weidinger (l.) wechselte im Winter zu Ligakonkurrent ASV Fürth - ein Abgang, der Tobias Pirkwieser persönlich besonders schmerzt.
SpVgg Nürnberg / NA

Mit 23 Punkten aus 17 ausgetragenen Partien steht ihr derzeit auf dem zehnten Tabellenplatz der Kreisliga Nürnberg. Wie schätzt du die aktuelle Lage ein?

Pirkwieser:
Für uns als kleinen Verein ist es prinzipiell vernünftig, den Blick zunächst nach unten zu richten - und das machen wir angesichts von vier Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz auch. Unser großes Problem in dieser Spielzeit ist aus meiner Sicht die fehlende Konstanz: Zwar haben wir gegen gute Gegner, wie beim 1:1-Remis gegen den Post SV, stellenweise wirklich gut ausgesehen und unser eigentliches Potential unterstreichen können, auf der anderen Seite haben wir dann aber gegen vermeintlich schwächere Teams einfach nicht abgeliefert und sind dann zum Beispiel gegen den ASV Fürth mit 1:5 fast schon untergegangen. Diese Schwankungen waren bislang schon sehr stark, haben aus meiner Sicht aber auch mit einem extremen Verletzungspech in dieser Spielzeit zu tun. Insgesamt stufe ich unseren Kader schon stark genug ein, um eine ordentliche Rolle in der Kreisliga zu spielen.

In der vorangegangenen Spielzeit stand die SpVgg Nürnberg oftmals für Spektakel, torreiche Partien waren mehr die Regel als die Ausnahme. Langweilig ist es zwar bei den Partien von euch nach wie vor nicht, es ist aber zumindest etwas ruhiger geworden. Woran liegt das aus deiner Sicht?

Pirkwieser:
Ich denke, dass das verschiedene Gründe hat. Zum einen wollten wir nach den vielen wilden Spielen in der vergangenen Saison etwas stabiler auftreten. Wir stehen defensiv jetzt etwas besser und haben mit unserer Viererkette ein ganz gutes Grundgerüst. Zudem haben wir mit Kevin Ott einen Stürmer auf dem Platz, der überragend für die Mannschaft ackert und mit ganz viel Herz und Einsatz spielt. Dadurch werden wir defensiv kompakter - auf der anderen Seite fehlen bei ihm dann manchmal vielleicht die entscheidenden Körner auf dem Weg zum gegnerischen Tor. Zwar ist er mit mir zusammen dennoch unser bester Torschütze, sieben Tore sind aber freilich noch ausbaufähig. (schmunzelt) Dann kommt sicherlich an mancher Stelle noch fehlendes Spielglück hinzu und schon nimmt das Spektakel insgesamt etwas ab. Ich denke aber trotzdem, dass wir nach wie vor immer für ein Tor gut sind!

Voller Einsatz: Kevin Ott (in schwarz) glänzt aus Sicht von Mitspieler Tobias Pirkwieser vor allem durch seinen Fleiß. Auch wegen der Defensivbereitschaft des Angreifers sieht der 32-jährige Pirkwieser die SpVgg Nürnberg etwas kompakter.
fussballn.de / Schlirf

Was hältst du für eure größte Stärke und wo siehst du besonders noch Luft nach oben?

Pirkwieser:
Unsere größte Stärke ist ganz klar unsere Kameradschaft und der super Zusammenhalt in der Truppe! Es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre im Team und diese Einheit sorgt für eine gute Moral! Wir haben in der Vergangenheit schon öfter bewiesen, dass wir auch in aussichtsloser Lage noch einmal zurückkommen können. Und ich bin mir sicher, dass wir auch zukünftig wieder verstärkt Moral zeigen können. Als Schwäche muss ich noch einmal unsere fehlende Konstanz nennen - und vielleicht auch manchmal eine fehlende Ernsthaftigkeit im Training... Das hatte aus meiner Sicht aber auch mit den vielen Ausfällen zu tun, schließlich hatte man zeitweise nicht den nötigen Konkurrenzkampf in den eigenen Reihen. Das führt dann schon dazu, dass man manchmal im Training etwas den Fuß vom Gas nimmt - da nehme ich mich aber gar nicht aus!

Wann ist die Saison für die Gebersdorfer Jungs eine zufriedenstellende?

Pirkwieser:
Für die Verantwortlichen, beziehungsweise aus Vereinssicht, würde ich sagen, wenn wir möglichst frühzeitig den Klassenerhalt in trockenen Tüchern haben und in der engen Kreisliga einem entspannten Saisonfinale entgegenblicken können.

Und aus deiner persönlichen Sicht?

Pirkwieser:
Zufrieden bin ich erst, wenn wir auf Platz 1 stehen! (lacht) Ich bin sehr ehrgeizig und will immer das Maximale erreichen - auch wenn mir bewusst ist, dass das in diesem Jahr nicht mehr möglich sein wird.

Für dich selbst hat sich während der Saison das Aufgabenfeld zwischenzeitlich geändert: Du wurdest stellenweise als Innenverteidiger eingesetzt. Wie kam es dazu, den offensiven Freigeist Tobias Pirkwieser in letzter Linie einzusetzen?

Pirkwieser:
Inoffiziell: Weil ich ein sehr lauffauler Spieler bin und zu wenig Gas in der intensiven Kreisliga gegeben habe... (lacht) Offiziell war es so, dass wir einige Ausfälle im Defensivverbund hatten und ich mit meiner Erfahrung weiterhelfen konnte. Ich bin ja auf dem Platz ein Lautsprecher und sollte so zur Stabilität beitragen.

In dieser Spielzeit wurde der offensive Freigeist Tobias Pirkwieser (grätschend) bei der SpVgg Nürnberg immer wieder auch als Innenverteidiger eingesetzt und sorgte so für mehr Stabilität im Defensivverbund der Gebersdorfer Jungs.
fussballn.de / Schlirf

Welche der Rollen gefällt dir besser?

Pirkwieser:
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn beide Rollen haben aus meiner Sicht etwas! Im Moment würde ich sagen, dass mir die Offensive besser gefällt. Allerdings merke ich manchmal schon, dass ich keine 25 Jahre mehr bin, sondern inzwischen 32 - der erste Schritt ist nicht mehr ganz so schnell. Für die Zukunft könnte es also durchaus Sinn machen, weiter nach hinten zu rücken, denn die Rolle als Innenverteidiger kann man mit Routine und viel Kommunikation vielleicht etwas länger bekleiden.

Was sich dagegen nach wie vor nicht geändert hat, ist deine Treffsicherheit vom Elfmeterpunkt. Was ist dein dabei Erfolgsgeheimnis?

Pirkwieser:
Das werde ich nicht verraten, sonst sinkt zukünftig mit Sicherheit meine Erfolgsquote! (schmunzelt) Im Laufe der Zeit hat sich bei mir jedenfalls ein guter Ablauf entwickelt und ich fühle mich selbstbewusst vom Punkt. In dieser Saison habe ich aber auch schon einen verschossen: Gegen Veitsbronn habe ich ein katastrophales Spiel abgeliefert und den Elfmeter hätte ich eigentlich nicht schießen sollen... Ich glaube, selbst wenn der Torhüter neben dem Tor gestanden hätte, wäre ich da nicht erfolgreich gewesen! (lacht)

Die SpVgg Nürnberg ist 2021 nach zwei Jahren Abstinenz in das Nürnberger Kreisoberhaus zurückgekehrt. Was ist seitdem anders? Wo hat sich der Verein seither weiterentwickelt?

Pirkwieser:
Ich denke, der große Unterschied zu früher ist, dass der Verein deutlich moderner und die Vorstandschaft deutlich jünger geworden ist! Mit Kevin Mühlberg haben wir einen 1. Vorsitzenden, der noch keine 30 Jahre alt ist und wirklich tolle Arbeit leistet. Insgesamt sind wir viel breiter aufgestellt, haben mit Chris Teubner zum Beispiel einen Torwart-Trainer und unseren Mann für alle Fälle. Überhaupt haben wir mehrere Entscheidungsträger, die gut zusammenpassen und die Last wird auf mehreren Schultern verteilt. Viele aktive Spieler packen mit an - das meinte ich vorhin mit unserer Kameradschaft: viele sind bereit zu helfen und zeigen sich engagiert!

Die Gebersdorfer Jungs sind nicht nur auf dem Spielfeld eine echte Einheit, sondern übernehmen auch außerhalb des grünen Rasens Verantwortung innerhalb des Vereins.
SpVgg Nünberg / NA

Worin äußert sich das?

Pirkwieser:
Derzeit sind fünf Spieler aus dem Herrenbereich als Jugendtrainer im Einsatz und es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere folgen werden. Oftmals wird zusammen bei den Spielen unserer A-Jugend zugeschaut, es kommt nicht selten vor, dass 30-40 Zuschauer bei deren Partien sind, was auch meiner Sicht absolut nicht selbstverständlich ist. So wird der Übergang in den Herrenbereich extrem erleichtert, weil man sich schon besser kennt. Die Jungs aus der A-Jugend werden auch bei unserem Trainingslager in eineinhalb Wochen dabei sein. Es ist uns wichtig, erfolgreich zu sein und dabei eine eigene Identität zu schaffen - und das gelingt aus meiner Sicht derzeit sehr, sehr gut!

Du selbst bist seit deinem ersten Lebensjahr Mitglied bei der SpVgg Nürnberg, seit deinem dritten Lebensjahr bist du für sie am Ball. Trotz zahlreicher Angebote auch höherklassiger Vereine bist du deinem Herzensverein immer treu geblieben. Gab es Zeiten, in denen du diese Vereinstreue bereut hast?

Pirkwieser:
Ja und nein! Auf der einen Seite hätte es mich schon gereizt, meine Grenzen auszutesten und herauszufinden, wie weit es für mich hätte gehen können. Andererseits fühle ich mich bei der SpVgg einfach wie zuhause und das, was hier aufgebaut wird, ist schon auch eine sehr coole Sache! Ich selbst schimpfe ja selbst immer, wenn Spieler im Profibereich beziehungsweise speziell beim Club manche Spieler innerhalb kürzester Zeit weiterziehen - da sollte man zumindest im Amateurbereich ein wenig andere Prioritäten setzen und nicht von Verein zu Verein springen.

Vor ein paar Jahren hattest du uns von deinem großen Traum berichtet, gerne mit deiner SpVgg in der Bezirksliga zu spielen. Glaubst du der Traum geht noch in Erfüllung?

Pirkwieser:
Ja, auf jeden Fall! Die Bezirksliga bleibt mein Traum! Ganz ehrlich, wenn ich mir unser Potential ansehe, halte ich diesen Traum sogar für aktueller denn je! Natürlich wird es in dieser Spielzeit nicht zum Aufstieg reichen - da haben wir andere Ziele. Aber gerade am Beispiel Post SV kann man doch sehen, dass sich die Dinge schnell ändern und entwickeln können und dass es manchmal schon hilft, an ein, zwei Stellschrauben zu drehen. Deshalb werde ich diesen Traum auch nicht begraben, auch wenn für einen Aufstieg im Endeffekt natürlich alles bei uns passen muss. Trotzdem bin ich der Meinung, dass träumen auch mal erlaubt sein muss!

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12
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28:48
19


Tabellenverlauf SpVgg Nürnberg


Steckbrief T. Pirkwieser

Tobias Pirkwieser
Alter
34
Nation
Deutschland

Saisonbilanz T. Pirkwieser

 
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0
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6
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0
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2
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21/22
29
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14
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0
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