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Artikel veröffentlicht am 29.03.2023 um 07:00 Uhr
Martin Puchinger im Interview: "Wir sind gut beraten, auf uns zu schauen"
INTERVIEW Der SV Wacker Nürnberg arbeitete sich zu Jahresbeginn nach einer Horror-Hinrunde mit den ersten drei Siegen aus vier Partien aus der sportlichen Krise heraus, wenngleich bereits am Sonntag der nächste direkte Konkurrent auf dem weiterhin weiten Weg zum Klassenerhalt am Kuhweiher gastiert. Trainer Martin Puchinger steht im fussballn.de-Interview der Woche zur wundersamen Wandlung auf der Wacker-Alm Rede und Antwort.
Von Fabian Strauch
Martin Puchinger will sich lieber auf seinen SV Wacker Nürnberg anstatt auf die Konkurrenz konzentrieren.
Christian Günther
Hi Martin, am Sonntag stand nach einem wilden Match gegen den TSV Azzurri Südwest ein letztlich knapper 5:4-Derbysieg für deine Truppe zu Buche. Herrscht bei dir als Trainer rückblickend eher Freude über den Blick auf die Tabelle oder aber die Erleichterung, das Spiel nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich nach 4:1-Führung nicht noch hergeschenkt zu haben?

Martin Puchinger (41): Eher die Erleichterung, dass sich die Jungs für den harten Aufwand in der Vorbereitung belohnt haben und zugleich bewiesen haben, dass sie auch gegen einen Gegner aus dem oberen Tabellendrittel dreifach punkten können. Das hat mich wirklich sehr gefreut. Ein paar graue Haare hat mir das Spiel aber trotzdem gekostet. (schmunzelt)

Das jüngste Ergebnis gegen den Nachbarn passt zu der positiven Entwicklung seit dem Jahreswechsel mit zwei Siegen aus drei Partien in der Liga und dem Halbfinaleinzug im Ligapokal. Was hat sich in der Winterpause auf der Wacker-Alm verändert?

Puchinger: Wir haben viel in der Vorbereitung trainiert, gerade im konditionellen Bereich hat's gefehlt. Wir waren im Trainingslager, haben viel über die Situation gesprochen, sind so noch enger zusammengewachsen und somit zu einer richtigen Einheit geworden. Die Jungs unternehmen auch viel privat miteinander. Das war, als ich dazu kam, noch nicht so…

Wie man hört, ist der von dir erwähnte Zusammenhalt ein Teil der DNA beim SV Wacker. Was macht den Verein aus deiner Sicht als Wacker-Urgestein seit der Jahrtausendwende aus?

Puchinger: Die Leute im Verein allgemein! Es herrscht ein sehr familiärer Umgang im Verein. Es sitzen beim Stammtisch oder bei der ein oder anderen Vereinsveranstaltung mehrere Generationen am Tisch. Dazu kommt der bereits angedeutete Zusammenhalt. Als ich damals kam, wurde ein neuer B-Platz, das Vereinsheim und die Kabinen in kurzen Abständen gebaut, und das alles in sehr kurzer Zeit und hauptsächlich von den eigenen Mitgliedern. Das hat mir imponiert!

Martin Puchinger trägt das Trikot des SV Wacker seit der Jahrtausendwende mit kurzer Unterbrechung und kennt den Verein daher wie seine Westentasche.
F. Preuß

In der Saison 2013/2014 hattest du bereits beim damaligen A-Klassisten das Traineramt inne. Wie kam es damals dazu?

Puchinger: Der damalige Trainer, Harald Hasieber, ist zurückgetreten und ich übernahm dann als Kapitän und dienstältester Spieler bis Saisonende.

Im Zeitraum zwischen 2017 und 2021 gibt es eine Lücke in deiner Spielerkarriere. Worin lagen die Gründe für die rund vierjährige „Auszeit"?

Puchinger: Ich hatte 2016 im Spätsommer meiner Fußballerlaufbahn schon nebenbei mit dem Triathlonsport begonnen, dies dann ab 2017 richtig leistungsorientiert ausgeübt und insgesamt vier Ironmans ins Ziel gebracht. Ich dachte eigentlich, dass es das richtige Sprungbrett wäre, aber wie man sieht, hat das nicht ganz geklappt. 2021 rief mich Mario Laporta an und sagte "Hey du bist doch fit, kannst du nicht ein wenig helfen!?" So war ich wieder dabei.

Vor der aktuellen Saison kam es - ebenfalls nach dem Rücktritt deines Vorgängers Peter Morawietz - sehr kurzfristig zur Vakanz auf dem Trainerposten, der nach einer Interimslösung zum 2. Spieltag in deinem erneuten Trainer-Engagement bei den Almer Jungs mündete. Beschreibe bitte die Situation und Herausforderungen näher, die du unmittelbar vor Rundenstart mit der 1. Mannschaft vorgefunden hast?

Puchinger: Nachdem man in der Vorsaison noch drei Mannschaften und viele Abgänge im Sommer zu verzeichnen hatte, musste man aus den beiden verbliebenen Mannschaften eine schlagkräftige 1. Mannschaft zusammenstellen. Dies ist scheinbar in der Sommervorbereitung nicht gelungen. Dementsprechend schwierig wurde auch der Einstieg, da die Saison ja schon lief und es konditionell sowie spielerisch noch einiges zu tun gab. 

Wie hast du die Entwicklung der 1. Mannschaft verfolgt? 

Puchinger: Ich hatte ja in der Vorsaison schon in der 3. Mannschaft gekickt, diese war überwiegend mit ehemaligen U19-Jugendspielern besetzt. Lediglich Christian Bach und ich waren als „alte Hasen“ in der Mannschaft, die Mario Laporta aus dem Spielfeld heraus unterstützten. Verwunderlich für mich war nur, dass nicht schon letzte Saison, als der Klassenerhalt frühzeitig erreicht war, die jungen Spieler mehr an die 1. Mannschaft herangeführt wurden.

In der Hinrunde 2022/2023 kamen Stefan Kulke und sein SV Wacker (in blau) oftmals zu spät, wodurch es zappenduster auf der Wacker-Alm wurde.
fussballn.de / Strauch

Hattest du in 2022 angesichts der unerfahrenen Mannschaft und der daraus resultierenden Horror-Hinrunde ohne Sieg in der Kreisklasse 5 jemals Zweifel, ob deine zweite Amtszeit beim SVW die richtige Entscheidung gewesen ist?

Puchinger: Dass es schwierig werden würde, war mir schon klar, da ich im Vorfeld ja die Probleme mitbekommen hatte. Dass wir nur einen Punkt geholt haben, war dann natürlich das Worst-Case-Szenario. Dass man natürlich selbst über sich nachdenkt, ist denke ich klar und auch menschlich.

Und woher hast du dann die Zuversicht für eine mögliche Kehrtwende bezogen?

Puchinger: Ich war schon als Spieler immer extrem ehrgeizig und für mich gab es nie die Option aufzugeben, zumal ich immer gesehen habe, wie die Mannschaft trainiert und auch will. Es steckt einiges an Potential in der Truppe! Ich denke, eine fertige Mannschaft zu übernehmen ist einfach, aber die Herausforderung, aus einer neuen Truppe ein Team zu formen, das spornt mich an!

Mit dem Rückenwind aus dem guten Start 2023 erwartet ihr am Sonntag den kriselnden ESV Rangierbahnhof. Wie beurteilst du den kommenden Gegner und die mit Blick auf Tabelle und Saisonverlauf schwierig einzuschätzende Favoritenrolle?

Puchinger: Dass es natürlich für beide Mannschaften ein extrem wichtiges Spiel ist, ist selbstverständlich. Den Gegner zu beurteilen steht mir nicht zu. Ich denke, wir sind gut beraten, auf uns zu schauen, um unseren Hausaufgaben am Sonntag gut zu erfüllen. Wenn wir das so ordentlich tun wie in den letzten Wochen, bin ich sehr zuversichtlich.

Philip Gehring (in blau) sicherte dem SV Wacker im Hinspiel beim ESV Rangierbahnhof mit dem späten 1:1-Ausgleich den einzigen Punktgewinn in der Hinrunde. Ein erneutes Remis am Sonntag würde beiden Teams im Kampf um den Klassenerhalt nicht so recht weiterhelfen.
fussballn.de / Strauch

Am Ostermontag wartet dann im Halbfinale ein Heimspiel gegen den STV Deutenbach. Welchen Stellenwert genießt der Pokal angesichts der weiterhin prekären Lage in der Liga?

Puchinger: Das ist für uns ein Bonusspiel. Wir nehmen es natürlich ernst, aber man kann auch das ein oder andere probieren und dies dann eventuell auch mit in den Liga-Alltag nehmen.

Ihr habt bis Saisonende zwar noch das aktuelle Spitzenduo um Bosna und Altenberg, allerdings auch noch einige direkte Konkurrenten vor der Brust. Wie ordnest du das Restprogramm im Kampf um den wieder in Sichtweite geratenen Klassenerhalt ein?

Puchinger: Es wird eine sehr interessante Rückrunde mit einigen Highlight-Spielen. Die Jungs haben sich für den Aufwand der letzten Wochen belohnt und es ist einfach klasse, dass wir nach der Horror-Vorrunde überhaupt wieder in Sichtweite des Klassenerhalts sind. Wir freuen uns darauf und was am Ende herausspringt, werden wir sehen. 

Welche mittelfristigen Ziele werden beim SV Wacker verfolgt?

Puchinger: Wichtig ist, die junge Mannschaft weiterhin zu stabilisieren.

Wie sieht deine persönliche Zukunft nach Saisonende aus? In Anbetracht deiner Vereinsverbundenheit dürfte es eigentlich ja nur eine Antwort geben - oder werden entsprechende Gespräche mit dem Verein erst noch geführt!?

Puchinger: Die Gespräche dazu werden zeitnah geführt.

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Leser-Kommentare

Steckbrief M. Puchinger

Martin Puchinger
Alter
43
Nation
Deutschland
Größe
178 cm
Gewicht
72 kg


Tabelle Kreisklasse 5

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
2
15
44:13
39
4
16
38:22
32
5
16
41:28
29
6
15
36:26
25
7
15
27:23
24
10
14
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11
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