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Artikel veröffentlicht am 17.04.2023 um 06:00 Uhr
Matthias Hofmann im Porträt: Der Schleusen-Ballack hilft, wo er kann
MAGAZIN Bei der TSG 05 Bamberg ist er eine Institution. Matthias Hofmann wurde sportlich beim VfL Jahn, einem der beiden Vorgängervereine, groß und blieb seinen Farben mit einigen wenigen Unterbrechungen auch nach der Fusion treu. Der Frauen-Mannschaft steht er seit der allerersten Stunde trotz zwischenzeitlichem „Zweitspielrecht für den Southern Club“ treu zur Seite.
Von Bernd Riemke

In der Wunderburg als jüngstes von insgesamt sieben Geschwistern aufgewachsen, lernte „Hoffi“ früh Verantwortung zu übernehmen und ein stückweit auf eigenen Beinen zu stehen. Zu seinen Eltern pflegte er ein liebevolles, inniges Verhältnis und schaute gerne zu seinem Papa Erhard auf, der selbst in kritischsten Situationen stets die Ruhe bewahrte. Die stolze Mama Liselotte war wohl nicht ganz undankbar, als seine Brüder sich Klein-Matthias annahmen und ihn mit zum VfL Jahn auf den Trainingsplatz schleppten, wo er in der E-Jugend mit dem Fußballspielen begann bevor es für den 60er-Fan kurze Zeit später zum großen FC in den Volkspark ging. „Die hatten unter anderem mit Bernd Eigner die beste Jugend im ganzen Landkreis und ich erinnere mich noch sehr genau an die unvergessliche Platzwartin Ida, die voll auf Zack war“, so der Hobby-Darter, der bei den Tomahawk Darters die 501 gerne regelmäßig unter dreißig Würfen mit einem gezielten Doppel beendet. Beendet war seine Zeit in der Startelf bei den Violetten als ein Mitspieler ihn nach dem Rauchen einer Zigarette bei den Trainern verpetzte und sich Matthias Hofmann fortan entweder auf der Ersatzbank oder in der 2. Mannschaft wiederfand.

Du bist nicht du, wenn du keine Pommes isst

Da kamen die Verlockungen des Heimatvereins gerade Recht. Mit seinen Kumpels aus der Schule kickte er auf dem Pausenhof ohnehin beinahe täglich zusammen und als Marco Schaller oder Stefan „Elvis“ Lüttke ihm nach erbitterten Derbies auf dem grünen Rasen die Rückkehr zum VfL Jahn auf besondere Weise schmackhaft machten, musste der beidfüßige Allrounder, der aufgrund seines zurückhaltenden Drangs intensive Laufarbeit zu verrichten vornehmlich als Libero eingesetzt wurde, nicht lange überlegen: „Dort gab es nach dem Training eine Schüssel Pommes und Cola-Weizen“, erinnert sich Hoffi schmunzelnd über die ausschlaggebenden Beweggründe für eine Rückkehr an die Schleuse. Unter Trainer Winfried Fischer und gemeinsam mit der befreundeten Clique kehrte der Spaß am Fußball zurück. Am Fußball und seinen Begleiterscheinungen, denn unabhängig jedes sportlichen Erfolges, pflegte Matthias Hofmann vor allem intensive Kameradschaften. „In der Diskothek Oktagon in Eltmann waren wir aufgrund der Vorliebe für das gleichnamige Getränk als der ‚Southern Club‘ bekannt, trugen passende T-Shirts und bekamen freien Eintritt“, so Hofmann, der sich in den Vereinen besonders wohlfühlte, die ihm sportlich eine zweite Familie boten.

In den Schülermannschaften trug Matthias Hofmann zeitweise das Trikot des 1. FC Bamberg.
privat

Heimat ist da, wo du dich wohlfühlst

Der Jugend entwachsen, begannen seine fußballerischen Wanderjahre. Über die FSG Schlüsselau, wo die Umkleidekabinen gemütliche Container waren und der Verein unter Trainer Rudi Gütlein beinahe über die Relegation in die damalige B-Klasse aufgestiegen wäre, den SC Trossenfurt und den SV Weichendorf ging es schließlich im Sommer 1997 zurück zum VfL Jahn nach Bamberg. Dorthin wo der gelernte Schlosser seit jeher verwurzelt war und ist. Schon während seiner Ausbildung als Industriemechaniker war er unter anderem als Schweißer in Atomkraftwerken im süddeutschen Raum unterwegs, doch die innig gepflegten Freundschaften, ließen ihn immer wieder in die Heimat zurückkehren.

Die Geburt des Schleusen-Ballack

Bis 2003 sollte Matthias Hofmann noch aktiv selber kicken und quasi zur Krönung seiner Laufbahn einen unvergleichlichen Spitznamen verpasst bekommen. Als Spielertyp behielt er aus dem Zentrum heraus meist die Übersicht, pflegte saubere Pässe zu spielen, antizipierte Spielsituationen gut im Voraus und überzeugte mit einer ausgeprägten Kopfballstärke – nur die Laufarbeit zählte ganz sicher nicht zu den ausgeprägten Stärken des Mannes, der sich nach eigenem Bekunden ausgerechnet vor Bergläufen in der Saisonvorbereitung überraschenderweise überdurchschnittlich häufig eine Spontanzerrung zuzog. „Ein Typ wie der Ballack bei den Bayern“, witzelte daher sein damaliger Mitspieler Harald „Lucky“ Leitner und Trainer Rainer Portler griff den Vergleich im Rahmen der legendären Spielersitzung vor dem erfolgreichen Relegationsspiel um den Aufstieg in die Kreisklasse gegen FSV Weingartsgreuth auf dem Sportplatz in Ober-/Unterharnsbach auf. „Auf der Zehn spielt der Schleusen-Ballack, den haben die nicht auf der Rechnung!“

Einstieg als Trainer

Etwas weniger filigran, dafür deutlich robuster hatte Abteilungsleiterin Waltraud Murphy drei Jahre zuvor den Fußballkünstler in Erinnerung. „Die Frauen brauchen gescheite Trainer und ihr habt euren Gegnern doch auch immer nur auf die Klötz gehaut“, zitiert Matthias Hofmann das unvergessliche „Einstellungsgespräch“, an dessen Ende er und sein Freund aus Kindheitstagen, Marco Schaller, das Trainergespann für die neu zu gründende Frauenmannschaft waren. Es sollte der Beginn einer prägenden Ära werden, einer neuen Liebe, die bis zum heutigen Tage anhält. „Anfangs standen wir zwar häufig kopfschüttelnd am Spielfeldrand, aber der Ehrgeiz der Mädels ständig dazulernen zu wollen ist genauso reizvoll wie beeindruckend“, schildert Hofmann seine ersten Erlebnisse im Kontakt mit dem Frauenfußball, die bis in die Gegenwart nachhallen.

Das Wappen der TSG auf der Brust und den VfL Jahn weiterhin im Herzen - Matthias Hofmann verbrachte die meiste Zeit seines Fußballerdaseins an der Bamberger Schleuse.
anpfiff.info

Vom Fieber infiziert

Freuten sich die Neueinsteigerinnen zunächst sogar darüber, weniger hoch als die Konkurrenz verloren zu haben, so wurde der unvergessliche erste Punktgewinn beim 1:1 gegen FC Fortuna Roth „gefeiert wie eine Weltmeisterschaft“. Matthias Hofmann war rasch infiziert mit dem Fieber für den Frauenfußball und so sollten die ersten Erfolge auch nicht lange auf sich warten lassen. Aus dem eigenen Nachwuchs strebte die goldene Generation in den Frauenbereich: Theresa Köhler mit der eingebauten Torgarantie, Flügelflitzerin Tatjana Tichola, die mit spielerischer Leichtigkeit durch die gegnerischen Abwehrreihen zu spazieren schien, später Lotta Schanz, die wohl kompletteste Fußballerin, die jemals das Trikot der TSG trug oder auch Patricia Pinho Barros und Ute Bertelmann, die heute noch für den Nachfolgeverein des VfL Jahn auflaufen, starteten eine schier ungebremste Siegesserie, die bis in die Bezirksoberliga führte. „Die erfolgreichste Saison spielten wir 2010/11 als wir nicht zuletzt dank einer überragenden Kameradschaft die Vizemeisterschaft holen konnten“, schwärmt Hoffi in Erinnerung an vergangene Zeiten.

Tausendsassa für alle Fälle

Zeiten, die nicht wiederkehren, Zeiten, die unvergesslich bleiben, aber eben auch Zeiten, die anders waren. „Die heutige Generation ist anders. Nicht besser oder schlechter, sondern anders“, weiß Hofmann, dass der Boom im Mädchenbereich zwar weiterhin ungebrochen ist, etliche junge Damen aber aufgrund wechselnder Interessen oder dem Beginn eines Studiums nicht im Frauenbereich ankommen. Die, die ankommen, dürfen sich auf eine nahezu Rundum-Betreuung durch ihrem umtriebigen Spielleiter freuen. Matthias Hofmann kümmert sich als Platzwart um drei Spielfelder, fungiert darüber hinaus als Co-Trainer und Zeugwart und ist damit zweifelsohne einer derjenigen, die in einem Verein allerhöchste Anerkennung genießen. „Ich freue mich, wenn ich helfen kann“, sagt der 50-Jährige in der ihm innewohnenden Bescheidenheit und lebt mit seinem Einsatz, seiner Loyalität und seiner Akribie jenes vorbildliche Verhalten vor, das sich die nachwachsende Generation von einem abschauen kann, der Vereinstreue nicht nur lebt, sondern sie in seinem Herzen trägt. „In einem Gesamtverein mit über tausend Mitgliedern hat jeder seine Bedrüfnisse“, zeigt der umsichtige Funktionär Verständnis und wird dennoch nicht müde, sich mit Weitsicht für die Belange des Frauenfußballs bei der TSG 05 einzusetzen. Dass er nach seinem jüngsten runden Geburtstag eigentlich etwas kürzer treten wollte, scheint längst in Vergessenheit geraten. Der bevorstehende „freie Fall“ – zum Fünfzigsten bekam er einen Fallschirmsprung geschenkt – ist jedenfalls alles andere als symbolträchtig. Mit Matthias Hofmann als Identifikationsfigur des Frauenfußballs bei der TSG 05 geht es vielmehr steil bergauf. Seit über zwanzig Jahren und wohl mindestens noch so lange, bis sie dem Schleusen-Ballack sein wohl verdientes lebensgroßes Denkmal gebaut haben, wie TSG-Trainer und Freund Marco Schaller augenzwinkernd feststellt.

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Steckbrief M. Hofmann

Matthias Hofmann
Spitzname
Hoffi, Matze, Schleusen-Ballack
Alter
51
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Bamberg
Nation
Deutschland
Größe
176 cm
Gewicht
79 kg
Beruf
Schlosser
Hobbies
Darts
Starker Fuß
Beidfüßig
Lieb.-Position
Allrounder - alle Positionen


Trainerstationen M. Hofmann

11/12
BOL
 
10/11
BOL
 
09/10
BOL
 
08/09
BOL
 
07/08
BL
06/07
KL
05/06
TSG 05 Bamberg (w)
 

Hintergründe & Fakten


Bilanz TSG 05 Bamberg

Saison
Pl. 
Liga
2024/25
9. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2023/24
6. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2022/23
4. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2021/22
2. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2019/21
11. 
Bezirksoberliga Oberfranken
2018/19
6. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2017/18
3. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
2016/17
2. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2015/16
2. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2014/15
3. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2013/14
10. 
Bezirksoberliga Oberfranken
2012/13
6. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2011/12
7. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2010/11
2. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2009/10
6. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2008/09
6. 
Bezirksoberliga Oberfranken
 
2007/08
1. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
2006/07
2. 
Kreisliga Süd

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