Nürnberg-Fürth | Nicht angemeldet | Registrieren | Login

Das Amateurfußballportal aus
der Region Nürnberg/Fürth

Börsen-Ticker

Spielersuche | Trainersuche | Testspielsuche

Artikel veröffentlicht am 25.05.2023 um 14:00 Uhr

Razzia beim Regionalligisten: Schwarzgeld-Ermittlungen beim TSV Aubstadt

Mit 51 Punkten hat der TSV Aubstadt exakt die Punktzahl auf dem Konto, mit der man beruhigt in das Saisonfinale der Regionalliga Bayern gehen kann. Dennoch herrscht seit den Morgenstunden große Aufregung im Verein, nachdem der Zoll eine groß angelegte Razzia durchgeführt hat.

Von Marco Galuska

anpfiff.info

Der TSV Aubstadt hatte in den vergangenen 15 Jahren einen mustergültigen Aufstieg hingelegt: Nach der Meisterschaft in der Bezirksoberliga, folgten vier Jahre in der Landesliga, der Aufstieg in die Bayernliga, in der die Unterfranken über sieben Jahre eine stetige Entwicklung nahmen, die 2019 im Aufstieg in die Regionalliga gipfelte. Dort standen mehr als respektable Platzierungen in den vergangenen Jahren, die von einer Etablierung in Bayerns höchster Spielklasse sprechen lassen. Der vorzeitige Klassenerhalt in einer alles anderen als einfachen und allgemein extrem umkämpften Regionalliga konnte in Aubstadt als weiterer Erfolg verbucht werden.

Doch hinter dem Ausblick auf die sportliche und wirtschaftliche Zukunft steht seit heute zumindest ein Fragezeichen. Der Bayerische Rundfunk (BR) vermeldete am Donnerstagmorgen: "Mehrere Beamte des Zolldienstes waren in Aubstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) und durchsuchten Räumlichkeiten des dortigen Fußball-Regionalligisten. Auch vor Häusern mehrerer Vorstandsmitglieder standen Autos des Zolldienstes. Die Pressestelle des Hauptzollamtes Schweinfurt bestätigte auf Anfrage von BR24, dass heute Durchsuchungsmaßnahmen sowie Zeugenvernehmungen in Aubstadt stattfinden. Bei der Staatsanwaltschaft Würzburg ist ein Verfahren gegen einen Beschuldigten eines Regionalligisten wegen des Verdachts auf Schwarzlohnzahlungen anhängig."

Umfangreiche Durchsuchungsmaßnahmen und Zeugenbefragungen

Umfangreiche Durchsuchungsmaßnahmen sind in diesem Verfahren durch Beamte der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls vollzogen worden. Außerdem wurden nach Angaben des Zolls Zeugenbefragungen bei Spielern und Trainern hinsichtlich deren Beschäftigungsverhältnis durchgeführt. Auch beim Bayerischen Fußball-Verband, der jedoch weder Beschuldigter noch Verfahrensbeteiligter ist, wurde der Zoll vorstellig, um relevante Unterlagen des TSV Aubstadt zu erhalten.

Nach BR-Informationen liegen dem Hauptzollamt Schweinfurt aktuell Erkenntnisse vor, wonach neben der offiziellen Entlohnung über den Vertragsamateurstatus hinaus zusätzlichen Zahlungen "schwarz", ohne Entrichtung der Lohnsteuer und der Sozialversicherungsabgaben, an Spieler ausgezahlt wurden. "Es besteht demnach der Verdacht des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt. Nach derzeitigem Ermittlungsstand liegt der entstandene Schaden der vorenthaltenen und veruntreuten Sozialversicherungsbeiträge alleine für das Kalenderjahr 2022 im sechsstelligen Bereich", heißt es in der Meldung des BR weiter.

Im vergangenen Jahr hatte Aubstadt das bayerische Pokalfinale erreicht. Pikant dabei: Bereits im März 2022, vor dem Pokal-Halbfinale gegen den TSV 1860 München, wurden Aubstadt-Spieler von Zollbeamten beim Abschlusstraining befragt.

Konsequenzen und weitere Ermittlungen?

Welche Auswirkungen die aktuellen Maßnahmen auf den Spielbetrieb, abgesehen vom (zumindest vorläufigen) Imageschaden für den Verein und die Liga, haben könnten, lässt sich freilich noch nicht abschätzen. Zunächst einmal steht die Unschuldsvermutung, dann die Ergebnisse der weiteren Ermittlungen und zuletzt etwaige Konsequenzen. Für die Zulassung des TSV Aubstadt zur Regionalliga in der Saison 2023/24 hat der heutige Tag noch keine Folgen - zumindest nicht aus der äußeren Perspektive heraus.

Die Ermittlungen in Aubstadt könnten indes erst der Anfang gewesen sein. Denn das Hauptzollamt Schweinfurt teilte dem BR mit, "dass heute in Bayern weitere Maßnahmen und Einsätze des Zolldienstes mit insgesamt 270 Einsatzkräften stattfinden."