Stefan Fleischmann im Interview: Bayernliga ist ein Traum, die Landesliga perfekt! - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 22.11.2023 um 07:00 Uhr
Stefan Fleischmann im Interview: Bayernliga ist ein Traum, die Landesliga perfekt!
INTERVIEW Auf seinen 400 Pflichtspieleinsatz beim TSV Buch steuert Urgestein Stefan Fleischmann zu, am vergangenen Freitagabend feierte er mit seinem Team beim 7:0 gegen die SG Quelle Fürth den höchsten Sieg in seiner langjährigen Laufbahn in der Landesliga. Im fussballn.de-Interview der Woche ordnet der 33-Jährige das ungewöhnliche Ergebnis ein, spricht über die Entwicklung am Wegfeld, Ziele und einen Traum.
Von Marco Galuska
Stefan Fleischmann ist seit Jahren einer der Führungsspieler beim TSV Buch, eine wesentliche Entwicklung im Umfeld bereitet dem Ur-Bucher Freude, eine andere eher Sorge.
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Hallo Stefan, Glückwunsch zum 7:0-Sieg im Derby! Wurde das außergewöhnliche Ergebnis noch besonders gefeiert?

Stefan Fleischmann (33):
Danke! Nein, eigentlich nicht. Wir haben es relativ ruhig angehen lassen, sind noch ein bisschen im Sportheim gesessen. Die Zeiten haben sich geändert, wir sind da über die Jahre doch etwas seriöser geworden. (lacht)

Für den TSV Buch war es der höchste Sieg in der Landesliga. Kannst du dich persönlich an einen höheren Sieg erinnern?

Fleischmann:
Außer mal in einem Testspiel könnte ich mich nicht daran erinnern, dass wir schon mal so hoch gewonnen hätten! Dafür haben wir aber auch schon mal so hoch verloren...

Korrekt, am 26.9.2015 beim TSV Kornburg! Dabei hattet ihr damals eine richtig namhafte Truppe am Platz und seid auch sonst in jener Saison alles andere als Kanonenfutter gewesen. Wie kann man sich das erklären?

Fleischmann:
Ich erinnere mich noch, dass wir da recht früh eine Rote Karte kassiert hatten. Der Alu (Helmut Rahner, Anm. der Red.) war da unser Trainer und hat offensiv gewechselt. Wir sind dann komplett überrumpelt worden, da kam eins zum anderen. Man muss aber auch sagen, dass Kornburg schon brutale Qualität auf dem Platz hatte und da definitiv eine Nummer zu groß für uns war. Es gibt solche Tage im Fußball, das muss man schnell abhaken!

Gegen die SG Quelle Fürth spielt ihr mit dem TSV Buch schon seit vielen Jahren. Einen so deutlichen Sieg wie am vergangenen Freitag gab es aber in all den Jahren nicht. Kannst du also mit der Quelle mitfühlen?

Fleischmann:
Absolut! Das tut mir auch irgendwie leid, weil man sich seit Jahren kennt. Und man muss ja sagen, dass wir in der ersten Halbzeit gefühlt jeden Fehler bestraft haben. Uns ging das letzte Saison ja auch so. Das ist dann richtig schwer, aus so einer Situation wieder herauszukommen - auch für den Kopf!

Gegen die SG Quelle Fürth spielt der TSV Buch und Stefan Fleischmann schon seit vielen Jahren. Einen so deutlichen Sieg wie am vergangenen Freitag gab es aber in all den Jahren nicht. 
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Du hast die letzte Saison angesprochen. Beschreibe doch mal im Rückblick die Gefühlslage beim TSV Buch vor einem halben Jahr!

Fleischmann
: Wir waren mit einem Fuß in der Bezirksliga! In Meckenhausen lagen wir bis kurz vor Schluss 0:2 hinten, die hätten uns auch noch komplett erlegen können! Glücklicherweise haben wir noch den Ausgleich geschafft und es dann im Rückspiel drehen können. Wir waren einfach froh, dass wir es am Ende doch noch geschafft haben.

Aktuell seid ihr mittendrin in der Spitzengruppe. War so eine Entwicklung abzusehen? Schließlich haben ja langjährige Stützen wie Martin Weber und Philip Lang vor der Saison aufgehört...

Fleischmann:
Um ehrlich zu sein war die Hoffnung größer als der Glaube daran! Uns haben ja auch mit André Robl und Joschy Schnierstein beispielsweise noch zwei richtig gute Kicker verlassen. Letztlich muss man aber sagen, dass wir mit den Neuzugängen extreme Glücksgriffe getätigt haben. Der Kader ist sicherlich stärker geworden. Aber auch andere Spieler haben wieder zu alter Stärke gefunden, wenn ich beispielsweise Georg Ell oder jetzt auch Lukas Hofer anschaue, die wieder überragend zurückgefunden haben.

Wo liegen die Stärken dieser neuen Bucher Truppe?

Fleischmann:
Wir treten als Mannschaft mannschaftlich geschlossen auf, verteidigen grundsätzlich mit allen elf Spielern und auch mit denen, die von der Bank kommen. Unser Spielaufbau lässt sich mittlerweile aber auch sehen, wir spielen mit unseren jungen Neuzugängen, aber natürlich auch durch Messi (Philip Messingschlager, Anm. der Red.) schon einen besseren Fußball. Die Qualität und Breite im Kader ist größer geworden.

Mit den 38 Punkten habt ihr schon jetzt vier Zähler mehr als zum Saisonende im vergangenen Spieljahr. Was geht da noch von Platz 3 aus?

Fleischmann:
Die Tabelle ist ziemlich eng, wir sind gewarnt, müssen unsere Konstanz halten oder besser noch steigern. Der Klassenerhalt und 40 Punkte waren vor unserer Saison das erste Ziel. So eine Punktzahl jetzt hätten wir nach der Relegation natürlich sofort unterschrieben. Wir haben auch noch eine in Teilen recht unerfahrene Mannschaft, das sollte man nicht vergessen. Unser Trainer Normann Wagner macht das wirklich gut, dass er den Ball flach hält. Aktuell sind wir zufrieden, mal schauen, wie es sich entwickelt. Ich denke, im Winter kann man dann die Ziele neu definieren.

Gibt's noch einmal die Chance auf die Bayernliga? 2018 spielte Stefan Fleischmann mit seinen Bucher Jungs in der Relegation gegen den ASV Vach um den Aufstieg.
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Am Sonntag steht zum Jahresabschluss das Heimspiel gegen Großschwarzenlohe auf dem Programm. Ist das nicht eine Chance, um ein Statement für 2024 zu setzen?

Fleischmann:
 Wir wollen es unbedingt spielen, das war auch der Gedanke, warum wir gegen Quelle auf den B-Platz gegangen sind, um den A-Platz ein bisschen zu schonen. Es ist definitiv noch ein Highlightspiel für uns. Die Spiele gegen Groß'lohe waren immer ein bisschen giftig. Keiner verliert da gerne. Sollten wir es gewinnen, wäre das schon ein Statement, aber vor allem ein perfekter Abschluss eines guten Halbjahrs.

Aber auch so stehen in Buch wohl entspannte Weihnachtstage an, das war in den letzten Jahren ja nicht immer so...

Fleischmann:
Wir hatten in den letzten vier Jahren zehn Trainer, das ist in dem Sinne menschlich etwas schwierig, weil sich dabei ja immer etwas ändert. Viele Spieler bei uns leben vor allem von der Kommunikation. Normann macht das wirklich super! Ich bin mir sicher, dass es mit Jochen (Strobel, Anm. der Red.) auch gut klappen hätte können, aber er hat sich ja für einen anderen Weg entschieden. Ich weiß, dass viele skeptisch waren, als feststand, dass Normann Wagner unser neuer Trainer wird, dabei hat uns in dieser Phase gar nichts Besseres passieren können. Endlich haben wir die Ruhe drin.

"Die Ruhe" war eigentlich bei jedem Trainerwechsel in der jüngeren Bucher Vergangenheit das erklärte Ziel. Warum hat das jetzt geklappt?

Fleischmann:
Der ausschlaggebende Punkt war ganz sicher, dass sich der Verein anders aufgestellt hat. Wir wissen, dass zu viele Grantler von außen Einfluss auf das Ganze haben. Bei unserem Sportlichen Leiter Matthias Leibold ist da schon ziemlich viel gelandet. Und auch ich war in einigen Situationen plötzlich das Mädchen für alles. Wir haben uns vor der Relegation zusammengesetzt und unser Sponsor und langjähriger Spieler Stefan Scherzer hat ein Gremium ins Leben gerufen, in dem viele ehemalige Spieler dabei sind, die Aufgaben übernehmen. Dadurch, dass jeder jeden unterstützt, ist es deutlich ruhiger geworden. Das war schon ein großes Ziel, das wir aktuell erreicht haben. Dafür muss man ehrlicherweise sagen, dass wir in der Jugend in den letzten Jahren einiges versäumt haben, keine eigene A-Jugend mehr stellen konnten. Wir haben zwar jetzt noch das Glück mit den einheimischen Spielern, aber der Verein muss schon aufwachen und wieder einen eigenständige Unterbau haben. Denn sonst fragt man sich schon, wohin die Reise in fünf, sechs Jahren gehen wird! 

Highlight am Wegfeld: Der TSV Buch empfing vor großer Kulisse die Profis vom 1. FC Nürnberg.
Florian Schwarm

Apropos langjährige Spieler. Dazu gehörst du im aktuellen Kader wie kein Zweiter. Was waren für dich die Highlights beim TSV Buch?

Fleischmann:
Die beiden Aufstiege waren ganz sicher Highlights. Ich würde aber sagen, dass das größte Highlight schon die Relegationsspiele zur Bayernliga waren, auch wenn wir am Ende nicht aufgestiegen sind. Vor so vielen Leuten spielt man als Amateurfußballer in der Regel ja nicht. Dazu zählt jetzt natürlich auch das Spiel, das wir gegen die Club-Profis hatten. Das war schon besonders. Aber auch allgemein muss ich sagen, dass ich mir auch nie vorstellen hätte können, einmal woanders zu spielen.

Wer war für dich der beste Fußballer, mit dem du in Buch gespielt hast?

Fleischmann:
Alle! (lacht) Da will ich eigentlich keinen hervorheben, weil man es auch unterscheiden müsste, nach welchen Kriterien man es beurteilt.

Dann nenn doch ein paar Kriterien und die zugehörigen Namen!

Fleischmann:
Technisch war Udo Brehm schon super. Von der Einstellung und vom Willen her mein Bruder, von der Mannschaftsführung Jörg Litz, da hat man viel gelernt! Wenn es ums knallharte Verteidigen geht, muss man definitiv Stefan Scherzer nennen. Und die Ruhe am Ball von Thomas Reichel war auch richtig stark.

Mit all den Genannten hat es bisher noch nicht für den TSV Buch zur Bayernliga gereicht. Ist das für dich persönlich weiterhin ein Traum oder siehst du die Landesliga als die schöne Realität?

Fleischmann:
Also vorweg: Das Wort Aufstieg nimmt bei uns derzeit keiner in den Mund! Realistisch gesehen ist die Landesliga perfekt für den Verein. Das ist ja mittlerweile eine Mittelfranken-Liga und auch die anderen Mannschaften kennt man. Es macht richtig Spaß! Aber klar ist auch, dass man immer das Ziel hat, so erfolgreich wie möglich zu sein. Die Bayernliga wäre schon ein Traum, da einmal spielen zu können. Der Udo Brehm hat ja schon gesagt, dass er dann in der Vorbereitung auch wieder dabei wäre. So etwas könnte ich mir ja auch noch überlegen, wenn es erst nach meiner Laufbahn in Buch damit klappen sollte, dass ich dann noch einmal meine Schuhe auspacke. (lacht) Spaß beiseite, ich kann schon jetzt sagen, dass ich auch ohne die Bayernliga eine zufriedene Karriere gehabt hätte.

Stefan Fleischmann will noch keinen Gedanken ans Karriereende verschwenden, sondern noch weiter seine Bucher Jungs anführen.
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Du hast vor nicht allzu langer Zeit eine schwere Verletzung überstanden. Wie schaut die weitere Karriereplanung aus? Gibt es gar schon Gedanken an ein Karrierende?

Fleischmann:
Der Hauptplan war, jetzt bald die 400 Spiele vollzumachen und dann den Udo Brehm einzuholen. Aber der hat ja jetzt wieder ein paar Spiele in der Zweiten gemacht, da muss ich also noch ein Jahr länger machen! (lacht) Im Ernst, solange ich der Mannschaft helfen kann, Körper und Beine mitmachen, will ich schon noch weiterspielen. Ich heirate kirchlich 2025, man wird sehen, was sich da privat verändern wird. Aber ein Karriereende ist aktuell noch nicht in Sicht!

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Leser-Kommentare

Steckbrief S. Fleischmann

Stefan Fleischmann
Alter
34
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Nürnberg
Nation
Deutschland


Karriere in Zahlen S. Fleischman

Spiele
397
Spiele gewonnen
195
Spiele unentschieden
98
Spiele verloren
104
Tore gesamt
29
Vereine
1
Aufstiege
2
Abstiege
0

Vorschau Landesliga Nordost


Tabelle Landesliga Nordost

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
21
42:18
43
2
20
41:24
39
3
21
34:20
38
6
20
36:31
32
8
20
23:28
29
9
20
39:25
28
10
20
30:30
28
12
21
25:38
27
14
21
31:49
23
17
20
26:45
18
18
20
21:48
15
Bei punktgleichen Teams: Sondertabelle der Punktgleichen

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