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Artikel veröffentlicht am 29.11.2023 um 07:00 Uhr
Oliver Stelzer im Interview: "Die Bezirksliga war für den STV ein Abenteuer"
INTERVIEW Seit fast einem Jahr steht Oliver Stelzer inzwischen auf der Kommando-Brücke des Kreisligisten STV Deutenbach und überwintert nun mit einer völlig ausgeglichenen Bilanz auf dem achten Tabellenplatz. Im fussballn.de-Interview der Woche zieht der 54-jährige Übungsleiter eine Zwischenbilanz, blickt auf die Zeit seit seiner Rückkehr zurück und verrät, welchen Wunsch er insgeheim für sich und seine Mannschaft hegt.
Von Michael Watzinger
Oliver Stelzer hat vor einem Jahr als Trainer in Deutenbach übernommen.
fussballn.de / Oßwald
Hallo Oliver, aufgrund der Spielabsagen innerhalb der Kreisliga Nürnberg ging es auch für euch vorzeitig in die Winterpause. Das Derby beim TSV Altenberg findet daher erst im neuen Jahr statt. Hattest du dich auf ein Highlight zum Jahresausklang gefreut oder bist du froh über die vorzeitige Winterpause?

Oliver Stelzer (54):
Wir haben uns im Vorfeld schon sehr auf das Spiel gefreut und waren heiß auf das Derby. Das Hinspiel - ein sehr gutes und intensives Duell beider Mannschaften - hatten wir trotz einer wirklich starken Leistung unglücklich mit 1:2 verloren gehabt und daher wollten wir etwas gutmachen. In den letzten Spielen sind wir in einen guten Flow gekommen und wir wollten uns keineswegs verstecken, sondern mutig agieren und unsere Chance suchen. Leider hat dann eben das Wetter nicht für diesen besonderen Jahresabschluss mitgespielt. Es ist, wie es ist und die Rahmenbedingungen gilt es für uns natürlich zu akzeptieren, auch wenn es schade ist.

Die Winterpause ist immer auch die Zeit für eine Zwischenbilanz: Fünf Siege, drei Unentschieden, fünf Niederlagen, ein Torverhältnis von 20:20 steht für euch geschrieben - ausgeglichener geht es nicht! Wie ist eure bisherige Spielzeit aus deiner Sicht einzuordnen?

Stelzer:
Zunächst einmal muss ich sagen, dass für uns sicherlich mehr drin gewesen wäre. Die Auftaktniederlage gegen Altenberg hat uns, wie gesagt, geschmerzt, dann konnten wir aber zwei Siege einfahren. Es folgten zwei Unentschieden gegen Post und die SpVgg Nürnberg, die uns wieder etwas ausgebremst haben. Ich denke, insgesamt hätten wir aus meiner Sicht schon 22, 23 Punkten einfahren können. Damit wären wir ein wenig weiter oben in der Tabelle anzusiedeln gewesen - und da gehören wir meiner Meinung nach auch hin! Wir haben schließlich schon eine wirklich gute Truppe mit tollen Charakteren und reichlich Qualität beisammen! Insgesamt habe ich, bezogen auf unsere bisherige Runde, ein lachendes und ein weinendes Auge: Sie ist in Ordnung, aber restlos zufrieden können wir aus meiner Sicht definitiv auch nicht sein.

Gegen den Post SV gab es für Julian Mandl (in weiß) und den STV Deutenbach eine Punkteteilung. Insgesamt hätte aus Sicht von Trainer Oliver Stelzer ruhig noch etwas mehr sein dürfen...
fussballn.de

Eine weitere interessante Statistik fällt ins Auge, wenn man sich eure Heim- bzw. Auswärtsausbeute genauer ansieht: Mit 13 Punkten gehört ihr zu den besten Heimteams der Liga, während ihr auswärts angesichts der bislang erst fünf gesammelten Zähler wohl als gern gesehene Gäste gelten dürftet... Wie erklärst du dir diese Diskrepanz?

Stelzer:
Das ist eine Frage, die nur schwer zu beantworten ist - sonst hätten wir da schon an den richtigen Stellschrauben gedreht. (schmunzelt) Ich denke, dass da verschiedene Faktoren, teilweise auch Kleinigkeiten - fester Ablauf bei Heimpartien, gewohntes Umfeld, Kabinengröße und vieles mehr - eine Rolle spielen. Fakt ist schon, dass wir am Weihersberg klasse Fans haben, die unsere Mannschaft nach vorne pushen und dafür sorgen können, dass die Jungs noch einmal ein, zwei Hölzer drauflegen. Daheim ist eben einfach daheim. Woran es aber genau liegt, warum wir auswärts im wahrsten Sinne des Wortes so ein wenig fremdeln, kann ich leider nicht sagen.

Du hast vorhin euren Formanstieg zum Jahresende hin kurz angerissen - aus den letzten drei Partien konntet ihr starke sieben Punkte einsammeln. Wie wichtig war dieser Zwischenspurt, mit dem ihr euch noch in Richtung Tabellenmittelfeld verabschieden konntet?
 

Stelzer: Gerade wenn man sieht, dass auch die Teams im Keller zuletzt besser gepunktet haben, war unsere Serie total wichtig! Sicher haben wir andere Ansprüche als gegen den Abstieg zu spielen - man muss aber schon feststellen, dass wir zwischenzeitlich nicht weit von der gefährlichen Zone entfernt waren und deshalb waren die letzten drei Spiele für einen ruhigen Jahreswechsel natürlich von großer Bedeutung für uns. Im Oktober hatte es für uns ja gegen Türkspor, Hellas und Bayern Kickers zuvor drei Niederlagen am Stück gesetzt und so war es schon wichtig, sich mit einem guten Gefühl in die Pause verabschieden zu können. Die Siege gegen die Stetten U23 und Johannis 88 sowie das Remis beim KSD Hajduk, der ein starkes Team beisammen hat und wo es ohnehin nie einfach ist zu spielen, waren auf jeden Fall ein guter Abschluss des Kalenderjahres.

Eine gute Serie vor der Winterpause sorgte für gute Stimmung im Deutenbacher Lager und lässt den STV in ruhigen Fahrwassern überwintern.
fussballn.de / Strauch

Was zeichnet euch in dieser Saison deiner Meinung nach bislang aus, wo siehst du umgekehrt noch Luft nach oben?

Stelzer:
Ein ganz großes Plus ist bei uns auf jeden Fall der Teamspirit. Diese Truppe besteht aus wirklich außergewöhnlichen Charakteren, und sie hält zusammen! Das hat sich in dieser Spielzeit auch dann gezeigt, als wir in schwierigen Situationen oftmals eine starke Reaktion zeigen konnten - so etwas macht einen als Trainer dann schon stolz! Auf der anderen Seite war gegen Ende der vergangenen Spielzeit unsere defensive Kompaktheit unsere große Stärke - diese ist uns in der laufenden Saison aber leider ein wenig abhanden gekommen, was die 20 Gegentreffer in 13 Partien zeigen. Ich möchte aber an dieser Stelle klar betonen, dass dies kein allgemeines Manko der Defensive an sich ist. Wir bekommen als Mannschaft, als Einheit schlichtweg zu viele Gegentreffer und daran gilt es zu arbeiten. Ein Schnitt von 1,5 oder 1,6 Gegentreffer pro Partie ist aus meiner Sicht jedenfalls zu viel.

Für manche Vereine ist die Winterzeit auch immer eine willkommene Zeit der Nachjustierung. Werdet ihr im Hinblick auf das Wechselfenster während der Pause aktiv werden?

Stelzer:
Im Winter ist das aus meiner Sicht immer ein recht schwieriges Unterfangen, weil ja letztlich nur Spieler in Frage kommen, die woanders unzufrieden sind und daher wegmöchten. Natürlich halten wir schon auch unsere Augen und Ohren offen, und wenn sich etwas ergibt, sind wir sicherlich gesprächsbereit - etwas wirklich Konkretes haben wir dabei aber noch nicht zu vermelden. Mein Blick richtet sich aber eh auch erst einmal auf zwei unserer Jungs, denn mit Nic Ossenbach und Emmanuele Romeo könnten zwei Langzeitverletzte perspektivisch wieder zum Team stoßen. Beide Spieler verfügen über herausragende Qualitäten und würden der Mannschaft natürlich gut tun.

Emmanuele Romeo (in schwarz) könnte ebenso wie Nic Ossenbach nach langer Verletzungspause wieder zum Kader stoßen.
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Auch ohne eine große Personalrochade im Winter: Wohin geht die Reise für den STV nach der Pause?

Stelzer:
Diese Frage ist für mich ohne Glaskugel in dieser ausgeglichenen Kreisliga eigentlich kaum zu beantworten. (lacht) Sicher ist schon, dass der bisherige Saisonverlauf nicht unser Anspruch sein kann und wir wollen den Blick daher schon nach vorne und nach oben richten! Wir wollen uns auf jeden Fall steigern und in der Tabelle noch ein wenig nach oben klettern. Natürlich ist das auch immer von vielen Faktoren abhängig und gerade bei dieser Leistungsdichte in der Liga nicht einfach umzusetzen. Allerdings denke ich schon, dass ein guter Start mit zwei, drei Erfolgen dazu führen kann, dass man noch einmal richtig Schwung aufnimmt. Die Qualität dafür ist aus meiner Sicht jedenfalls vorhanden.

Du selbst bist im Januar 2023 als Trainer zum STV zurückgekehrt. Wie fällt dein persönliches Fazit nach gut einem Jahr zurück am Weihersberg aus?

Stelzer:
Der STV ist ja mein Ausbildungsverein und ich liebe diesen Verein mit Leib und Seele! Deshalb habe ich mich auf die Aufgabe natürlich auch sehr gefreut. Die Mannschaft, also die einzelnen Spieler, habe ich dabei zunächst gar nicht mehr so gut gekannt, schließlich hatte sich das Gesicht des Teams in den letzten Jahren doch auch ordentlich verändert. Es ging für mich also erst einmal darum, mich wieder einzufinden, was aber nicht schwer war, denn die Jungs haben mich wirklich mit offenen Armen empfangen. Gemeinsam mit Enzo Romeo, der ja als mein Co-Trainer auch erst wieder neu dazugekommen war, hat sich eine wirklich tolle Zusammenarbeit entwickelt. Zusammenfassend kann man schon sagen, dass die Arbeit großen Spaß macht, dabei aber auch durchaus fordernd ist und wir uns gemeinsam weiterentwickeln und die Liga rocken wollen.

Die Zusammenarbeit mit Co-Trainer Vincenzo "Enzo" Romeo weiß Oliver Stelzer voll und ganz zu schätzen.
fussballn.de / Strauch

Praktisch mit deiner Ankunft ergab sich damals auch ein Wechsel auf dem Co-Trainer-Posten, wo Vincenzo "Enzo" Romeo zu Jahresbeginn die Nachfolge von Kevin Kreuzer angetreten war. Wie kam es zu der neuen Konstellation und wie genau gestaltet sich inzwischen eure Zusammenarbeit?

Stelzer:
Der Kontakt zu Enzo kam damals von Vereinsseite aus. Ich kannte ihn noch aus meiner Zeit als Trainer bei der 2. Mannschaft, weil er damals für die Erste am Ball war. Ich habe ihn dann angefunkt, wir haben ein paar Mal miteinander telefoniert und hatten sofort einen guten Draht zueinander. Dieses Gefühl hat sich immer weiter verfestigt, schließlich haben wir oft einen ähnlichen Blick auf die Dinge und die Chemie stimmt einfach - inzwischen sind wir sowas wie "Best Buddys"! (lacht) Wir pflegen auf jeden Fall einen engen Austausch und seine Meinung ist mir wirklich wichtig. Er wird von mir sehr, sehr eng eingebunden und die Zusammenarbeit macht mir große Freude. Es passt einfach zwischen uns!

Was macht die Arbeit beim STV für dich insgesamt so besonders?

Stelzer:
Der STV ist einfach ein besonderer Verein! Von der Zusammenarbeit mit Enzo und der Mannschaft, über die Unterstützung durch die Verantwortlichen und Fans, das Umfeld - es ist ein kleiner Verein mit unheimlich viel Herzblut! Auf die Jungs bezogen habe ich schon kurz nach meinem Amtsantritt gestaunt wie gut Vorgaben und wie schnell Übungen umgesetzt werden, das spricht schon für eine große Qualität. Gepaart mit der Atmosphäre - auch dass man nach dem Training oder nach dem Spiel noch ein wenig sitzen bleibt und das Zusammensein genießt - ist es schon etwas Besonderes und gibt einem einfach ein gutes Gefühl.

Beim Blick auf den aktuellen Kader fällt auf, dass inzwischen einige Spieler die 30-Jahre-Marke überschritten haben. Steht euch bald ein Umbruch bevor? Und wo siehst du die Herausforderungen, die es in Zukunft für euch zu bewältigen gibt?

Stelzer:
Letztlich haben wir mit Thomas Brattinger und Michael Schacher zwei Jungs, die 35 Jahre und älter sind und uns aber dennoch immer mal wieder ausgeholfen haben, was Gold wert war. Die anderen Jungs sind etwas über 30 Jahre alt und stehen voll im Saft, die haben schon noch was im Tank. Gemeinsam mit einigen jungen Spielern wie Niclas Nietzer, Luca Schott oder Dominik Schäfer verfügen wir aus meiner Sicht schon über eine gute Mischung. Vor allem mittelfristig wird es aber natürlich auch darum gehen, immer wieder weitere junge Akteure heranzuführen, die vom angesprochenen Block der Älteren profitieren sollen. Diese Jungs besitzen sehr viel Wissen und hervorragende Qualitäten und geben die Dinge gerne an die jüngeren Mitspieler weiter, sie helfen ihnen dabei zu wachsen. Außerdem können sich auch immer wieder Jungs über unsere Zweite Mannschaft aufdrängen, wie das jüngste Beispiel Paul Renelt zeigt. Dabei gilt es aber natürlich trotzdem auch den Spagat zwischen den Interessen der beiden Mannschaften zu meistern, weshalb wir im engen Kontakt mit Christian Geißelbrecht, dem Trainer unserer Kreisklassen-Mannschaft, stehen. All das ist natürlich kein Prozess, der von heute auf morgen abgeschlossen ist, sondern seine Zeit benötigt... Dieser Block wird aber ja auch nicht sofort und auch nicht urplötzlich wegbrechen. Insofern wird es unsere Aufgabe sein, zum gegebenen Zeitpunkt und mit einer gewissen Flexibilität heranzugehen. Aber nochmal: Derzeit ist das nicht das Thema, die Jungs haben alle noch richtig Bock und auch noch viel zu geben!

Die junge Generation um Luca Schott (in weiß) soll beim STV Deutenbach von der erfahrenen Mitspielern profitieren und lernen. Für Coach Oliver Stelzer gehören seine Führungsspieler dabei aber längst noch nicht zum alten Eisen.
fussballn.de / Strauch

Die Vorweihnachtszeit ist immer auch die Zeit der Wünsche. Welche sportlichen Wünsche und Träume hättest du auf deinem Wunschzettel stehen, wenn du dir etwas aussuchen dürftest?

Stelzer:
Wenn wir bei Wünsch-Dir-Was wären, hätte ich wohl drei Wünsche: Erstens, dass alle meine Spieler verletzungsfrei bleiben und zweitens, dass wir uns in der Rückrunde weiterentwickeln und uns in der Tabelle noch einmal nach vorne arbeiten können. Der dritte Wunsch wäre für mich, den STV noch einmal in der Bezirksliga erleben zu können. Für so einen kleinen Verein, wie wir es sind, war dieses Abenteuer unter Arno Zeilmann einfach außergewöhnlich und sensationell! Natürlich weiß ich, dass das alles in der Wirklichkeit schwer wird, noch einmal zu packen, aber das war wirklich eine geile Sache, die bei mir absolut positiv in Erinnerung geblieben ist.

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Steckbrief O. Stelzer

Oliver Stelzer
Alter
55
Nation
Deutschland


Trainerstationen O. Stelzer

23/24
KL
 
22/23
KL
 
13/14
AK
 
11/12
BK
 
10/11
BK
 

Aktuelle Tabellenplatzierung

Pl.
 
Team
Sp
Tore
Pkt
7
14
26:24
19
8
13
20:20
18
9
14
23:21
17
10
14
20:27
14

Tabellenverlauf Deutenbach


STV Deutenbach in Zahlen

Spiele
13
Spiele gewonnen
5
Spiele unentschieden
3
Spiele verloren
5
:0
Zu-Null-Spiele
3
0:
Spiele ohne eigenen Treffer
2
Tore gesamt
20
Verschiedene Torschützen
11
Eigentore
0
Elfmetertore
2
Gelbe Karten
34
Zeitstrafen
1
Gelb-rote Karten
1
Rote Karten
3
Eingesetzte Spieler
28
Zuschauer
828
Zuschauerschnitt
118

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