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Artikel veröffentlicht am 20.12.2023 um 07:00 Uhr
Karim Farhan im Interview: Der Teamgedanke steht wieder im Vordergrund
INTERVIEW Vom überraschenden Sorgenkind in der Vorsaison hat sich der SC 04 Schwabach wieder zu einem Spitzenteam in der Landesliga Nordost entwickelt. Die Entwicklung ist eng verbunden mit der Verpflichtung von Trainer Karim Farhan. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der 33-Jährige über das Erfolgsrezept bei den Nullvierern, aber auch, wie die Ansprüche und Ziele in dieser Saison aussehen.
Von Marco Galuska
Trainer Karim Farhan kann auf eine erfolgreiche Bilanz beim SC 04 Schwabach zurückblicken.
fussballn.de / Strauch
Hallo Karim, ihr hattet ja bereit eure Weihnachtsfeier beim SC 04 Schwabach. Diesmal dürfte der Baum aber eher sprichwörtlich gefunkelt als gebrannt haben, nehme ich an...

Karim Farhan (33):
Ich kann den Vergleich zum Vorjahr persönlich nicht ziehen, weil ich damals ja noch nicht da war. Aber die Feier jetzt stand freilich unter einem anderen Stern und die Stimmung ist schon gut, auch wenn die letzte Niederlage vor der Winterpause beim ASV Weisendorf ein bisschen genervt hat. Da wären wir schon gerne noch mit einem Erfolgserlebnis in die Pause gegangen, und so wirklich glauben konnten das viele immer noch nicht, dass wir das Spiel dann am Ende noch verloren haben. Aber grundsätzlich muss man schon sagen, dass wir uns super entwickelt haben. Wir spielen mittlerweile einen recht attraktiven Fußball, sind offensiv wieder stärker geworden und haben auch spielerisch Fortschritte gemacht.

Im Rückblick stellt man fest, dass nicht nur der Profifußball schnelllebig ist. Im April 2022 gab es die Trennung beim ATSV Erlangen, ein Jahr später die Verkündung, dass du Trainer in Schwabach wirst und wenige Wochen später hast du dann doch schon im Abstiegskampf an der Nördlinger Straße übernommen. Wie sind die diese Ereignisse in Erinnerung geblieben?

Farhan:
Ich bin niemand, der irgendwie nachtreten möchte, das ist absolut nicht meine Art. Es gab da viele, die ebenfalls ihre Sichtweise zum ATSV Erlangen haben und sich bei mir gemeldet haben, mehr muss man dazu jetzt auch nicht mehr sagen. Die Pause hat mir rückblickend aber auch ganz gutgetan. Aber irgendwann hat's dann doch wieder gejuckt. Ich habe mich zwar nirgends aktiv angeboten, wohne aber in Schwabach und habe mir dann immer wieder mal Spiele dort angeschaut. So habe ich dann Norbert Hammer kennengelernt und aus dem Kontakt ist letztlich irgendwann der Plan entstanden, dass ich zur Saison 2023/24 hier Trainer werden sollte. Dann ging es aber doch ganz schnell, anders als ursprünglich vorgesehen...

Du hast dann Anfang Mai kurz vor dem Saisonfinale im Abstiegskampf bereits in Schwabach übernommen. In welcher Verfassung hast du die Mannschaft damals vorgefunden?

Farhan:
Ich will den Spielern ehrlich gesagt auch rückwirkend keinen Vorwurf machen. Ich finde, man konnte schon von außen sehen, wo man ansetzen musste. Ich habe gleich beim ersten Training gewusst, woran ich arbeiten will. Da ging es auch gar nicht ums große Kennenlernen, sondern mir war ziemlich klar, wo man ansetzen sollte. Und um es auch noch klar zu sagen: Es waren inhaltliche Themen und keine zwischenmenschliche. Das ist uns mit dem Klassenerhalt, der absolute Priorität hatte, dann zwar nicht perfekt, aber im Ergebnis doch ganz ordentlich gelungen.

Abstieg verhindert: Karim Farhan übernahm beim SC 04 Schwabach im Mai 2023 in einer prekären Lage.
fussballn.de / Schlirf

Was waren letztlich die Schlüsse, die man aus dem verkorksten vergangenen Spieljahr in Schwabach daraus für die Saison 2023/24 gezogen hat?

Farhan:
Wichtig war für uns, dass wir die Siegermentalität und die entsprechenden Typen im Kader dazubekommen haben. Wir haben bei den Neuverpflichtungen den menschlichen Gedanken absolut in den Vordergrund gestellt. Da waren auch noch ganz andere Spieler am Markt, aber wir haben absolut und konsequent den Teamgedanken in den Vordergrund gerückt. Wir müssen auch nicht drum herumreden, dass wir in Schwabach einen sehr guten Kader haben, der bestimmt zu den Top-Vier der Liga gehört. Entscheidend ist dabei aber für mich, dass der Erfolgsgedanke als Team über den individuellen Interessen steht. Nur so kann man eine Rotation reinbekommen. Und das ist uns schon recht gut gelungen. Man sieht es auch an einem Beispiel anhand der Bilanz bei den Torschützen, da neidet bei uns in der Mannschaft keiner dem anderen etwas.

Wie würdest du die Umsetzung dieses Vorhaben heute beschreiben?

Farhan:
Ich denke, das lässt sich am besten an einem anderen Beispiel beschreiben: Wir hatten es einmal als Pflicht eingeführt, dass die Jungs nach den Spielen ins Sportheim gehen. Das wird aber mittlerweile überhaupt nicht mehr als Pflicht gesehen, sondern als eine Selbstverständlichkeit! Da wird beispielsweise gemeinsam Karten gespielt und man sieht, dass die Jungs einfach auch gerne da sind. Das wird selbst von den Gegnern gesehen, weil das ja mittlerweile leider nicht mehr allzu oft vorkommt.

Blicken wir mal auf die bisherige Saison zurück: Was waren für dich die Highlights im laufenden Spieljahr?

Farhan:
Da gab es schon einige, die man nennen könnte! Klar, kann man da das 5:1 im Auftaktspiel im Derby gegen Unterreichenbach vor der großen Kulisse nennen. Oder das Heimspiel gegen den SV Buckenhofen, als der Brunni (Torwart Dominik Brunnhübner, Anm. der Red.) am Ende noch den Ausgleich macht. Das war auch sehr speziell - und das war noch an meinem Geburtstag! (lacht) Vor allem aber waren es ganz viele Trainingseinheiten, in denen ich mir gedacht habe: "Boah, sind die Jungs gut!" Es macht brutal Spaß, wenn man sieht, dass die Jungs einfach richtig Bock auf Fußball haben.

Der Teamgedanke stimmt bei den Schwabachern wieder.
W. Janz

Durch die Spielabsage bei Vorwärts Röslau zuletzt konntet ihr den 2. Platz, auf dem ihr zuvor mindestens standet, nicht verteidigen. Stört der "Schönheitsfleck" von Platz 3 zur Winterpause?

Farhan:
Es ist eigentlich weniger die Tabelle, die dabei nervt, weil da ja nach der Winterpause noch genügend Spiele kommen werden. Da ist das Tabellenbild aktuell noch nicht so entscheidend. Beim ATSV Erlangen waren wir zum Beispiel auch zum Winter Tabellenführer in der Bayernliga, aber Vilzing und Ansbach hatten weniger Spiele und sind dann mit ihren Nachholspielen wieder vorbeigezogen. Es nervt eher die Tatsache, dass wir nicht auf die Niederlage in Weisendorf zum Abschluss reagieren konnten. Darauf müssen wir halt jetzt vier Monate warten.

Wie sieht der Fahrplan in der Winterpause aus?

Farhan:
Die Jungs haben erst einmal komplett Pause. Ich glaube, die ist auch notwendig. Man hat den vergangenen Mai im Nachgang schon gespürt, da ging es dann Schlag auf Schlag weiter. Deshalb ist erst einmal etwas Ruhe angesagt. Am 2. Januar starten die Läufe und am 21. Januar ist Trainingsauftakt. Wir werden im Rahmen der Vorbereitung ein Wochenende für eine Art Trainingslager in der Nähe von München nutzen, wo wir einen guten Kunstrasen haben und auch ein Testspiel gegen die SpVgg Unterhaching II bestreiten werden.

Wird es Veränderungen im Kader geben?

Farhan:
Rico Röder läuft wieder und soll planmäßig auch wieder ins Training einsteigen, wobei wir schauen müssen, wie sein Knie reagiert und die Belastung auch vernünftig auf die Bodenverhältnisse anpassen werden. Ich freue mich sehr, wenn er zurückkehrt, er ist auch trotz seiner Verletzung immer eng dabei geblieben. Ansonsten ist aktuell nichts spruchreif. Es kann sein, dass sich schon noch was tut.

Hilft es für die Durchführung der Vorbereitung, dass das erste Spiel nach der Winterpause gleich das Spitzenspiel gegen Stadeln sein wird?

Farhan:
Wir haben eine hohe Qualität im Kader, sodass der Anspruch der Spieler sein muss, ab dem 21. Januar sich für die Startelf beim Punktspielstart zu empfehlen. Freilich ist es umso schöner, dass es da dann gleich so ein Spiel gegen Stadeln gibt, aber die Motivation wäre jetzt in den Wochen davor auch nicht anders, wenn der Auftakt nicht gegen den Ersten, sondern den Letzten stattfinden würde.

Zum Auftakt nach der Winterpause haben die Schwabacher gleich den Tabellenführer aus Stadeln zu Gast.
W. Janz

Dass der Abstiegskampf in der Vorsaison nicht der Anspruch sein konnte, ist klar. Aber wie sieht der Anspruch aktuell aus?

Farhan:
Ich bin generell erfolgshungrig, will jedes Spiel gewinnen. Überspitzt gesagt, gilt das auch, wenn wir gegen die Lizenz-Mannschaft vom Club spielen würden. Ich kann ja verstehen, dass uns viele den Aufstieg aufbürden wollen, aber wir müssen nicht aufsteigen! Dennoch kann man sagen, dass Schwabach vom Kader und Gelände her in die Bayernliga gehört, aber das sagt man ja beim HSV und der Bundesliga auch - so ein Aufstieg ist eben nie leicht. Wir sind erst einmal glücklich, dass wir wieder mehr Zuschauer für uns begeistern konnten. Am Ende ist das alles ein Hobby! Und es ist auch nicht so, dass diese Landesliga gerade unattraktiv wäre, wenn man an die vielen Derbys denkt.

Du kennst die Bayernliga noch aus deiner Erlanger Zeit. Wo liegt für dich der größte Unterschied zur Landesliga?

Farhan:
Das Tempo, die Handlungsschnelligkeit, aber vor allem die Athletik ist in meinen Augen der größte Unterschied. Man hat da doch ein paar Jungs in der Liga, die es unbedingt wissen wollen und mit einer brutalen Physis den Sprung in die Regionalliga anstreben. Ohne Wertung muss man sagen, dass es in der Landesliga eben auch noch einen Job neben dem Fußball gibt. In der Bayern- oder Regionalliga wird ein Training am Sonntag um 9.30 Uhr nicht hinterfragt, das ist schon noch einmal eine andere Einstellung zum Sport, die man da mitbringen und leben muss.

Wie geht es für dich als Trainer weiter?

Farhan:
Wir werden uns sicher demnächst zusammensetzen. Ich bin gerne in Schwabach, fühle mich hier wohl und habe derzeit keine anderen Gedanken, auch wenn es schon die eine oder andere Frage gab, wie lange mein Vertrag noch gehen würde.

Verletzungen wie die von Rico Röder stehen ganz sicher nicht auf dem Wunschzettel für 2024.
fussballn.de / Strauch

Was sind deine sportlichen Wünsche für 2024?

Farhan:
Ich hoffe, dass wir von Verletzungen, wie bei Rico Röder - der uns auch als Mensch sehr gefehlt hat und trotzdem immer in der Kabine war, was ich in der Form noch nicht erlebt habe - verschont bleiben. Ein bisschen mehr Spielglück würde ich auch gerne annehmen, weil haben sich schon ziemlich viele Aluminiumtreffer bei uns bisher angesammelt.

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Steckbrief K. Farhan

Karim Farhan
Alter
34
Geburtsort
Amberg
Wohnort
Schwabach
Familie
verheiratet
Nation
Deutschland
Größe
175 cm
Gewicht
70 kg
Hobbies
Fußball, Wintersport


Trainerstationen K. Farhan

23/24
LL
 
22/23
LL
 
21/22
BAYL
 
19/21
BL
 
18/19
KL

Tabelle Landesliga Nordost

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
22
44:19
46
2
22
36:21
41
3
21
42:26
39
6
20
36:31
32
7
22
27:32
32
9
21
34:31
31
10
22
27:39
30
11
20
39:25
28
14
21
31:49
23
17
20
26:45
18
18
22
24:55
15
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