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Artikel veröffentlicht am 19.03.2024 um 06:00 Uhr
Das sagt der Doc: Wenn die Kniescheibe "herausspringt"
Von Verrenkung oder Luxation spricht man, wenn ein Knochen aus dem Gelenk springt und die Gelenkflächen nicht mehr richtig zueinander stehen, es können alle Gelenke betroffen sein. So gibt es nicht wenige Sportler, bei denen die Kniescheibe schon einmal „herausgesprungen“ ist. Was es mit dieser Problematik auf sich hat, erfahren Sie in dieser Kolumne.
Von Prof. Dr. med. Roland Biber (Chefarzt der Unfallchirurgie der DR. ERLER KLINIKEN in Nürnberg)
Kliniken Dr. Erler gGmbh
Die Knieschreibe ist Teil des Kniestreckapparats. Die Kraft der Quadricepsmuskel wird dabei über die Quadricepsehne auf die Kniescheibe übertragen, die wiederum über die Patellasehne mit dem Schienbeinknochen verbunden ist. Bei Streckung und Beugung im Kniegelenk bewegt sich die Kniescheibe auf der Oberschenkelvorderseite aus einer Rinne – der sog. Trochlea – heraus und wieder hinein. Dabei wird sie von einem Haltebandapparat geführt, sodass sie bei der Bewegung auch wirklich immer wieder in die Trochlea hineingleitet und nicht etwa daneben vorbei.

Die Kniescheibe renkt sich meist selbst wieder ein, aber...

Wenn die Kniescheibe sich nach außen ausrenkt, kommt es in der Regel zu einem plötzlichen starken Schmerz und vor allem zum Kraftverlust – die Streckung im Knie kann nicht mehr gehalten werden, was oftmals zum Sturz führt. Ein Wiedereinrenken durch den Arzt ist nur selten nötig, da die Kniescheibe meist von selbst wieder in die richtige Position springt, wenn das Knie in Streckung gebracht wird. Damit ist es aber leider nicht getan …

Bei der Ausrenkung der Kniescheibe kann es zu mehreren Gelenkverletzungen kommen. So kann es sowohl an der Kniescheibe als auch am Oberschenkelknochen zur Aussprengung teilweiser großer Knorpel- oder sogar Knochen-Knorpel-Fragmenten kommen (sog. Flakes). Dies sollte schnell diagnostiziert und erkannt werden, da es in den ersten Tagen möglich ist, solche Flakes wieder einzupassen und zu befestigen. Ein MRT oder eine sofortige Gelenkspiegelung (Arthroskopie) sind hier die zuverlässigsten Untersuchungen.

Eine große Gefahr ist, dass es nach einer ersten Ausrenkung immer wieder zu Kniescheibenluxation kommt. Man spricht von einer Kniescheibeninstabilität, für die es neben einer erstmaligen Verletzung viele weitere Risikofaktoren gibt. So kann die Kniescheibe sich leichter nach außen hin ausrenken, wenn das innenseitige Halteband (MPFL) gerissen oder geschwächt ist. Je nach Situation kann dieses genäht oder mittels einer Sehne ersetzt werden. Mitursächlich kann aber auch ein X-Bein oder bestimmte geometrische Konfigurationen zwischen der Trochlea und dem Kniescheibensehnenansatz am Schienbein sein, sodass hier bestimmte Winkel und Abstände analysiert und bei Operationen berücksichtigt werden müssen. Es gibt auch Menschen, bei denen die Trochlearinne sehr flach oder gar nicht ausgebildet ist; bei einer solchen Trochleadysplasie gibt es spezielle Operationsverfahren, um diese Rinne bei gleichzeitig möglichst guter Knorpelschonung zu vertiefen.

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Über den Autor

Prof. Dr. med. Roland Biber
Ärztlicher Direktor DR. ERLER KLINIKEN
Apl. Prof. für Orthopädie und Unfallchirurgie der PMU Salzburg
Chefarzt Klinik für Unfallchirurgie
Facharzt für Chirurgie
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
Schwerpunktbezeichnung Unfallchirurgie
Zusatzbezeichnung Spezielle Unfallchirurgie, Sozialmedizin, Sportmedizin, Notfallmedizin
Zusatzbezeichnung Klinische Akut- und Notfallmedizin

Telefon:
0911/ 27 28–202
E-Mail: unfallchirurgie@erler-klinik.de

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