O-Beine sieht man auf den Fußballplätzen häufig. Manch einer spricht sogar von "typischen Fußballerbeinen".
fussballn.de / Kögel
Bei den sogenannten O-Beinen zeigt die Fehlstellung eine mediale Abweichung (nach innen) der „Mikulicz-Linie“, die im Normalfall vom Zentrum des Hüftkopfs
zum Zentrum des oberen Sprunggelenkes verläuft und die mechanische Tragachse
des Beines bildet. Bei der therapeutischen Befunderhebung lässt sich u.a. in
der Frontalebene eine Lücke zwischen den Kniegelenken feststellen. Weitere Bezeichnungen
sind Säbelbeine oder Reiterbeine. Das perfekte Beispiel dieser anatomischen
Fehlstellung ist der ehemalige Fußballprofi Pierre „Litti“ Littbarski.
Intensiver Fußball in der Wachstumsphase kann eine Rolle spielen
Während meiner
physiotherapeutischen Tätigkeit werde ich oft von Patienten gefragt, ob denn
Fußballer automatisch O-Beine bekämen. „Jein“, denn eindeutig lässt sich diese
Frage nicht beantworten. Neben Entzündungen, Operationen, Übergewicht, Fehlbelastung,
Genetik, Kniegelenkstraumata, etc., gibt es Hinweise aus Studien, die im
Ergebnis einen Zusammenhang zwischen leistungsorientierten Fußball bei
Heranwachsenden und dem O-Bein vermuten lassen. Dribbling und hohe Bewegungsenergien,
wie Sprints, schnelle Richtungswechsel, Abstopp-Manöver („Cutting-Manöver“) oder
Landung nach einem Kopfball, wirken direkt auf die Kniegelenke. Wer also in der Wachstumsphase intensiv
Fußball auf Leistungsniveau spielt, hat eventuell ein größeres Risiko O-Beine
zu bekommen. Der Breiten- und Freizeitsport ist hierbei nicht betroffen.
Ein Faktor betrifft die
im Fußball am häufigsten verletzten Muskeln der Hamstrings. Diese Muskelgruppe hat eine myofasziale
Zugwirkung auf die Kniegelenke und sind bei Sprintbeschleunigungen relevant. Da
die Wachstumsfugen im Kniebereich bei Kindern und Jugendlichen noch nicht
geschlossen sind, können solche Verletzungen oder Überbelastungen zu einem
asymmetrischen Knochenwachstum führen. Daraus kann sich später durch einseitige mechanische Belastung eine Kniearthrose
entwickeln.
Was kann man tun?
Um O-Beinen generell entgegenzuwirken, sollte ein adäquates Beinachsentraining mit variablen Ausgangsstellungen
auf stabilen/instabilen Unterlagen erfolgen. Spiegel oder Laserpointer
(letzteres wird am Knie befestigt), sind ein probates Mittel, um die Beinachse zu kontrollieren. Außerdem sind
Dehnübungen für die Hamstrings und Adduktoren sinnvoll. Eine generelle Überprüfung
der Kraftverhältnisse am Oberschenkel mittels isokinetischer Kraftmessung oder
digitalem Dynamometer ist empfehlenswert, um Dysbalancen zwischen den Agonisten
und Antagonisten (Vorder- und Rückseite des Oberschenkels) zu identifizieren. Durch
gezielte Kräftigungsübungen sollte dann ein ausgewogenes Kraftverhältnis
hergestellt werden.
Auch Faszienrollen
zur Steigerung einer kurzfristigen Flexibilität können angewendet werden. Individuell
angepasste Schuheinlagen können unterstützen, in dem die veränderte Fußposition
eine Entlastung der Kniegelenke bewirkt. Bei einseitiger Schädigung der
Kniegelenke, bzw. ausgeprägter Fehlstellung kann auch eine sogenannte
Umstellungsosteotomie (operative Beinachsenkorrektur) in Betracht gezogen
werden.
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