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Artikel veröffentlicht am 22.05.2024 um 07:00 Uhr
Aleksandar Abutovic im Interview: "Die Mannschaft glaubt endlich an sich"
INTERVIEW Das Abstiegsgespenst sieht Coach Aleksandar Abutovic bei seinem ASV Veitsbronn-Siegelsdorf nach schwieriger Hinrunde zwar noch nicht abschließend vertrieben, im fussballn.de-Interview der Woche zeigt sich der Trainerfuchs aber bezüglich des angestrebten Klassenziels vollauf optimistisch. Kein Wunder, zählt sein ASV derzeit doch zu den formstärksten Teams der Liga und brachte zuletzt Spitzenreiter Altenberg zu Fall.
Von Michael Watzinger
Aleksandar Abutovic und der ASV Veitsbronn-Siegelsdorf stehen nach zuletzt erfolgreichen Wochen kurz vor dem Klassenerhalt.
fussballn.de / Strauch
Hallo Aleksandar, darf man dir und damit dem ASV Veitsbronn-Siegelsdorf angesichts von fünf Punkten Vorsprung auf den Schleudersitz und einem Nachholspiel in der Hinterhand bereits zum Klassenerhalt gratulieren?

Aleksandar Abutovic (58):
Nein, so weit sind wir in meinen Augen noch nicht! Sicher, nach unseren Leistungen zuletzt und dem aktuellen Stand der Dinge sind wir sehr optimistisch, am Ende den Klassenerhalt feiern zu können, aber wir haben jetzt ein unheimlich wichtiges Spiel gegen den TSV Johannis 1883 vor der Brust und anschließend wartet mit dem KSD Hajduk ein richtiger Brocken auf uns! Außerdem glaube ich schon, dass gerade die Stetten U23, die spielerisch oft überzeugen konnte, durchaus in der Lage ist noch einige Punkte einzufahren. Gerade zum Ende hin punkten ja bekanntlich auch die Kellerkinder noch einmal richtig - wir tun also gut daran, uns nicht auszuruhen, sondern weiterzumachen und möglichst schnell die letzten nötigen Punkte einzusammeln.

Noch über den Jahreswechsel hinweg hattet ihr mit lediglich zwölf Zählern bei 15 ausgetragenen Partien den Schleudersitz inne, ehe es damals zu einem - wie du es nanntest - "reinigendem Gewitter" kam. War das aus deiner Sicht ein wichtiger Punkt für den Turnaround nach der Winterpause?

Abutovic:
Ja, denn die Botschaft ist absolut angekommen! Die Mannschaft und ich hatten uns ja damals zusammengesetzt und gegenseitig offen und ehrlich verschiedene Dinge oder Missstände angesprochen. Das hat offenbar bei uns allen die Sinne geschärft und uns zurück in die richtigen Bahnen gebracht. In der Rückschau war das für mich ein absolut nötiger Schritt und ein wichtiger Punkt, weshalb es bei uns inzwischen wieder so viel besser läuft.

Aleksandar Abutovic hat gemeinsam mit seiner Truppe nach der Winterpause den Turnaround geschafft.
fussballn.de / Oßwald

Was unterscheidet euer Auftreten im Vergleich zu dem in der Hinrunde?

Abutovic:
Mit einem Wort: Selbstvertrauen! Wir hatten vor der Winterpause bereits vier oder fünf Spiele, in denen wir klar tonangebend waren, aber nicht die nötige Konsequenz an den Tag gelegt haben - eben auch, weil wir in den entscheidenden Momenten vielleicht selbst nicht so richtig daran geglaubt haben. Dann fehlt dir insgesamt das nötige Spielglück, das man in vielen Partien einfach auch benötigt. Inzwischen ist das bei uns ganz anders: Wir wissen, was wir können und die Mannschaft glaubt endlich an sich! Das macht aus meiner Sicht den großen Unterschied und ist der nächste Schritt innerhalb unserer Entwicklung gewesen.

Inzwischen seid ihr seit sechs Partien ungeschlagen und konntet euch nicht zuletzt auch deshalb ein vernünftiges Polster auf die Abstiegszone schaffen. Was waren aus deiner Sicht die Erfolgsfaktoren?

Abutovic:
Da könnte man wirklich vieles nennen. Wichtig war in meinen Augen, dass unsere jungen Spieler wie Dylan Meier, Finn Nürnberger oder auch Noah Ebner so viel Selbstvertrauen und Tatendrang entwickelt haben und derzeit fast schon fehlerfrei spielen, ihr Potential deutlich besser abrufen können und dem Team so viel geben - das ist wirklich beeindruckend! Umgekehrt haben unsere alten Haudegen wie Kapitän Rick Bolz, Marco Gräß oder Michael Bitzenbauer in kritischen Phasen an einem Strang gezogen, den Weg - gerade auch bei den beiden Rückschlägen nach der Winterpause gegen Buch II und auch Türkspor - vorgegeben und für sehr viel Stabilität gesorgt! Gerade Bitzi (Michael Bitzenbauer, Anm. d. Red.) ist für einen Trainer dabei ein absolutes Geschenk: Er ist mit seinen 38 Jahren immer da, wenn er gebraucht wird, tritt dann aber ohne viel Wirbel einen Schritt zurück, weil die jungen Akteure sich mehr und mehr in den Vordergrund spielen. Davor kann ich nur meinen Hut ziehen!

Michael Bitzenbauer ist aus Sicht von Aleksandar Abutovic für Trainer und Mannschaft ein absolutes Geschenk.
fussballn.de

Innerhalb eurer Erfolgsserie konntet ihr auch gegen die Topteams SSV Elektra Hellas und FC Bayern Kickers punkten. Zuletzt habt ihr dann gar mit einem 4:1-Auswärtscoup den TSV Altenberg von der Spitze geschossen. Siehst du daher deine im Winter aufgestellte These, spielerisch mit deinen Jungs zu den Top-5 der Liga zu gehören, bestätigt?

Abutovic:
Ja, absolut! Viele haben mich damals vielleicht ein wenig belächelt, weil unsere Situation so einen Schluss nicht offenkundig zugelassen hat. Aber ich habe meine Jungs ja im Training und den Spielen gesehen und dabei auch das unheimliche Potenzial gekannt! Umso mehr freut es mich natürlich, dass wir auch gegen die Spitzenteams so gut abgeschnitten haben - wobei man schon auch sehen muss, dass es angesichts der damaligen Tabellensituation auch absolut nötig war! Wir haben uns aber gerade gegen Hellas und Bayern Kickers mit allem gewehrt, was wir hatten und uns den Punkt in meinen Augen jeweils dann auch verdient gehabt. Auch unser Sieg gegen Deutenbach war für mich ein Gradmesser, weil der STV eine tolle Truppe mit sehr guten Einzelspielern besitzt. Das Highlight war dann natürlich der 4:1-Erfolg bei Spitzenreiter Altenberg: Wir haben an diesem Tag gezeigt, zu was wir in der Lage sind und uns den Dreier absolut verdient! Inzwischen verstehen vielleicht ein paar mehr Leute meine Einschätzung aus dem Winter. (schmunzelt)

Werfen wir den Blick nun etwas nach vorne: Eure abschließenden vier Gegner lauten TSV Johannis 1883, KSD Hajduk, SGV Nürnberg-Fürth 1883 und Post SV. Mit welcher Erwartungshaltung gehst du an euer Restprogramm heran?

Abutovic:
Zunächst einmal gilt es für uns, die Saison noch nicht voreilig abzuhaken, denn dafür ist die Lage, wie bereits angesprochen, einfach noch zu trügerisch! Ich bin mir aber sicher, dass meine Spieler, genauso wie ich, den aktuellen Schwung weiter mitnehmen möchten - alleine die derzeitige Trainingsbeteiligung und auch der Zug innerhalb der Einheiten sprechen auch klar dafür. Wenn wir dann den Klassenerhalt sicher haben, ist der Moment gekommen, dem einen oder anderen weiteren jungen Spieler, der aufgrund der schwierigen Situation zuletzt vielleicht etwas hinten anstehen musste, die Möglichkeiten zu geben sich zu zeigen und mal 80, 90 Minuten am Stück zu spielen. Ich denke da an Jungs wie Eigengewächs Lollo (Lorenz Fischer, Anm. d. Red.), oder auch Flo Rost, der im Winter aus Burgfarrnbach zu uns gestoßen ist. Es gilt dann letztlich, jedem bereits Lust auf die neue Saison zu machen und dabei kann man dann auch ein wenig experimentieren.

Der 4:1-Auswärtssieg beim TSV Altenberg könnte der entscheidende Schritt in Richtung Klassenerhalt gewesen sein, entsprechend groß war die Freude. Sobald das Klassenziel endgültig erreicht ist, will Coach Abutovic die Zeit zum Experimentieren nutzen.
fussballn.de / Oßwald

Welche Lehren ziehst du als erfahrener Übungsleiter aus dieser durchaus turbulenten Spielzeit?

Abutovic:
Normalerweise könnte man an dieser Stelle einige Lehren ziehen, in unserem Fall ist das aber ein wenig anders gelagert und auf Veitsbronn bezogen daher schwierig: Es gibt nicht diese logischen Schlussfolgerungen wie zum Beispiel, dass die Jungs jetzt mehr ins Training kommen und es deshalb besser läuft - fleißig war meine Truppe zuvor nämlich auch schon! Es ist auch nicht so, dass meine Spieler jetzt mehr an ihre Grenzen gehen, denn auch zuvor haben sie alles gegeben. Im Endeffekt haben wir in der Hinrunde zu selten unser vorhandenes Potential abrufen können, weil der Glaube an die eigene Stärke nicht so da war. Dieser ist im Laufe der Rückrunde nach und nach gewachsen und was er bewirken kann, sehen wir jetzt ganz deutlich. Fakt ist aber auch, dass dieser Entwicklungsschritt extrem wichtig war und in höchster Not erfolgte: Nach den Niederlagen gegen Buch II und wenig später gegen Türkspor sah es für uns nicht allzu gut aus! Der damalige Ausblick auf die kommenden Gegner Hellas, Bayern Kickers und anschließend Deutenbach - gegen die drei Teams hatten wir in der Hinrunde ja insgesamt noch 15 Gegentore kassiert - hat zu diesem Zeitpunkt schon für Sorgenfalten gesorgt... Das war ohne Frage die schwierigste Phase der ganzen Saison! Umso stolzer bin ich aber, wie wir uns dann gemeinsam aus dieser misslichen Lage befreit haben! Ein wichtiger Faktor in dieser Situation wurde dabei dann unser Neuzugang Aleksandar Kovac, der recht zufällig und während der Runde zu uns fand, dann aber ab dem Hellas-Spiel für zusätzliche Stabilität und Sicherheit sorgen konnte.

Du lobst die Entwicklung deiner Mannschaft in den höchsten Tönen. Wirst du diese auch in der kommenden Spielzeit als Trainer weiter maßgeblich mitgestalten können?

Abutovic:
(schmunzelt) Das ist tatsächlich eine etwas ungewöhnliche Situation, denn wir haben noch nicht wirklich über dieses Thema gesprochen. Die Situation und unsere Lage hat das einfach nicht so richtig hergegeben. Man muss ja sehen, dass die Saison zwischenzeitlich schon sehr auf der Kippe stand und ich kann es total verstehen, dass der Verein sich die Entwicklung daher noch weiter ansehen wollte. Umgekehrt hätte es ja auch bei mir sein können, dass sich in dieser schwierigen Phase bei mir irgendwie das Gefühl breit macht, die Mannschaft gar nicht mehr richtig erreichen zu können. Deshalb war es schon ganz richtig zu warten. Umgekehrt ist die Sache für mich inzwischen aber eigentlich klar: Die Entwicklung spricht für sich und ich möchte gerne bleiben. Es gab bereits im Winter die eine oder andere Anfrage von anderen Vereinen. Die habe ich aber abgelehnt, in dem Wissen, dass ich eigentlich am liebsten beim ASV weiterarbeiten würde.

Was sind die Hauptgründe für diesen Wunsch?

Abutovic:
Ich fühle mich in dem Verein einfach unheimlich wohl und bin von meiner Mannschaft und deren Typen absolut begeistert: Ein Patrick Becher beispielsweise kann beruflich nicht immer da sein. Dennoch ist er mit ganzem Herzen dabei und ich weiß, dass ich mich voll auf ihn verlassen kann, wenn er an Bord ist. Er gibt der Truppe als Edel-Joker eine ganze Menge. Wie sich dann auch noch junge Spieler wie Noah Ebner, Dylan Meier, Moritz Sulzer oder Finn Nürnberger entwickelt haben, ist phänomenal und da geht mir als Trainer einfach das Herz auf. Insgesamt ist es bei mir so, dass ich mich einfach riesig auf die Jungs und das Training freue - im Moment sogar mehr als jemals zuvor! Wir sind aus meiner Sicht noch lange nicht am Ende unseres Weges angekommen!

Dylan Meier (l.) zählt beim ASV Veitsbronn-Siegelsdorf zu den jungen Wilden und machte gerade in der Rückrunde einen großen Entwicklungsschritt.
fussballn.de / Strauch

Wo soll der Weg des ASV Veitsbronn-Siegelsdorf denn aus deiner Sicht am liebsten hinführen?

Abutovic:
Ganz ehrlich? Der ASV gehört für mich gemessen am Potential der Truppe im Laufe der kommenden Jahre schon in die Bezirksliga! Der Verein erinnert mich immer so ein wenig an die gute alte Zeit im Amateurfußball, die woanders immer mehr verloren geht: Ohne mit Geld zu arbeiten, steckt so viel Herzblut in Verein und Mannschaft, der Teamgeist und das Gemeinschaftsgefühl wird groß geschrieben und wirklich gelebt - da kann man sich einfach nur wohl fühlen! Wenn wir unsere Entwicklung weiter vorantreiben können, lange bzw. oft verletzte Leistungsträger wie Yannik Stutz oder Peter Schilmeier auch wieder zurückkommen, oder Sven Wörrlein und Stefan Sieder nach längeren Abwesenheiten jeweils wieder nach Nürnberg zurückkehren und damit vielleicht auch wieder zum Team stoßen - warum sollte das dann in Zukunft nicht möglich sein? Ein wenig träumen ist da schon erlaubt, denke ich!

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Steckbrief A. Abutovic

Aleksandar Abutovic
Alter
59
Wohnort
Nürnberg
Familie
verheiratet
Nation
Serbien
Hobbies
Pokern
Starker Fuß
Beidfüßig
Lieb.-Position
offensives Mittelfeld


Aktuelle Tabellenplatzierung

Pl.
 
Team
Sp
Tore
Pkt
7
23
40:35
32
8
22
43:43
28
11
23
42:55
23

Die Kreisliga-Partien der Woche


Tabellenverlauf Veitsbronn-S.


Formbarometer Kreisliga Nürnberg

Pl.
Team
Tore
Pkt
2
11:3
10
5
9:4
9
6
Deutenbach
14:6
6
 
4:6
6
 
8:19
3
13
SpVgg Nürnberg
4:9
1
Punkte aus den letzten 4 Spielen. Rechtes Kästchen = letztes Spiel, 2. Kästchen v.r. = vorletztes Spiel usw. Farben: grün = Sieg, weiß = Unentschieden, rot = Niederlage, grau = kein Spiel.

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