Dieter Wolf - Nahaufnahme: "Die eine oder andere Träne ist gekommen" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 08.06.2024 um 06:00 Uhr
Dieter Wolf - Nahaufnahme: "Die eine oder andere Träne ist gekommen"
MAGAZIN Es gibt Schiedsrichter, wenn die auf den Sportplatz kommen, weißt du, heute brennt nichts an. Einer von diesen ist, beziehungsweise war, Dieter Wolf. Der Routinier hat nach 26 Jahren seinen Abschied verkündet. Früher als geplant, aber mit sich im Reinen.
Von Uwe Kellner

In 26 Jahren als Schiedsrichter hat Dieter Wolf unzählige Spiele abgepfiffen. Nach der Saison 2023/24 ist nun auch für ihn Schluss. Er beendet seine Laufbahn als Schiedsrichter endgültig. Dies teilte er via Social-Media mit und bekam darauf zahlreiche wohlgesinnte Kommentare. "Auch von Spielern, die ich schon mal mit Rot vom Platz gestellt habe", lacht der 56-Jährige. Nach dem Spiel müsse jedoch alles wieder vergessen sein, so eines seiner Mottos. "Wenn ich das positive Feedback lese, freue ich mich, denn dann weiß man, dass man in der langen Zeit vielleicht doch vieles richtig gemacht hat. Die eine oder andere Träne ist mir beim Lesen gekommen." Dieter Wolf liebt sein Hobby und wird wehmütig, wenn er darüber spricht, dass es jetzt endet. Eigentlich war sein Ziel, bis zum 60. Lebensjahr zu pfeifen. Eine Saison noch in der Kreisliga, dann zwei in der Kreisklasse. Jedoch haben sich in letzter Zeit viele Punkte addiert, die den Routinier zum vorzeitigen Ruhestand bewogen haben.

Dieter Wolf ist fit. Fitter als viele jüngere Kollegen und, je nachdem welche Liga er pfeift, wohl auch fitter als der eine oder andere Fußballer. Zuletzt sei er jedoch mit Personalentscheidungen innerhalb seiner Schiedsrichter-Gruppe nicht konform gegangen, ohne näher ins Detail gehen zu wollen. Es seien Entscheidungen getroffen worden, die auch ihn persönlich betreffen. Der Kontakt sei vom Persönlichen immer mehr in den Whatsapp-Kontakt gedriftet. "Das ist seit Corona immer schlimmer geworden. Ich bin ein Freund der offenen Kommunikation, auch auf dem Sportplatz." Dieter Wolf sieht in seiner Schiedsrichter-Gruppe viele erfahrene, langjährig aktive Personen, die man bei Entscheidungen befragen könne, was aber nicht mehr getan werde. Auch er selbst war als GSA und Stv. GSO sowie Einteiler etc. in der Forchheimer Schiedsrichter-Gruppe im Ehrenamt aktiv. "An die 'Alten' wird nicht mehr so gedacht wie früher."

Darüber hinaus seien die verbalen Entgleisungen der Zuschauer seit Corona, wie er findet, extremer geworden und die Hemmungen gefallen. Zudem habe man einen Fußball-Verband, der immer betone, dass die Amateure die Basis bilden, denen aber wiederum alles von oben herab diktiert wird. Konkreter will Dieter Wolf nicht werden. Das berede er mit den gemeinten Personen persönlich.  "Die Entscheidung ist endgültig. Ich hatte bereits einen Bandscheibenvorfall, einen Patellasehnenriss und einen Syndesmosebandriss. Es war jedes Mal ein Kampf, ob ich aufhören soll. Die genannten Punkte haben es mir nun leichter gemacht. Jetzt ist Schlusspfiff!"

Schiedsrichter Dieter Wolf mag nicht mehr. Nach 26 Jahren als Referee beendet er seine Laufbahn.
Sebastian Baumann

Wurzeln in Kunreuth und Buckenhofen

Mit dem Fußballspielen begann Dieter Wolf im Alter von sechs Jahren in seinem Heimatverein, dem TSV Kunreuth. Nach dem Schülerbereich wechselte der Torhüter zum SV Buckenhofen. Unter Trainer Jürgen Beierlein stieg er als Spieler mit dem SVB in die Bezirksliga auf. Gespielt hat er bis er an die 30 Jahre alt war. Irgendwann wurde er gefragt, ob er Trainer der A-Jugend werden möchte. Zusammen mit dem Jugendleiter-Schein war damals die Auflage, auch den Schiedsrichter-Schein vorzulegen. Im Februar 1998 absolvierte Dieter Wolf seine Prüfung bei Prüfer Peter Schirner für die Schiedsrichtergruppe Bamberg und pfiff für Buckenhofen. Nach seinem Umzug nach Eggolsheim trat er dort für die Altherren-Mannschaft gegen den Ball und stieg als Jugendtrainer bei seinem Sohn ein. Das war eine sehr erfolgreiche Zeit, denn in jeder Saison holten die Eggolsheimer Nachwuchskicker einen Titel bis hin zum Sieg des Kreisjugendring-Pokals.

Mit Aytekin und Cortus im Bezirk

Dieter Wolf kann sich noch an sein erstes Spiel als Schiedsrichter erinnern. Es war die damalige B-Klasse, heutige Kreisklasse. Der SC Gremsdorf spielte gegen den BSC Erlangen 2. "Torwart und Libero derselben Mannschaft gingen plötzlich aufeinander mit den Fäusten los. Beide musste ich mit Rot vom Platz stellen." Als Neuling war Dieter Wolf schon fast 30 Jahre alt und hatte selbst jahrelang gekickt. Diese Erfahrung tat ihm gut und ermöglichte ihm einen Aufstieg. Schnell wurde er Kreisliga-Schiedsrichter und stieg 2002 in die Bezirksliga auf. In dieser Liga blieb Dieter Wolf zwei Saisons lang.

Damals waren unter anderem Deniz Aytekin und Benjamin Cortus gleichzeitig im Bezirksliga-Aufgebot Mittelfrankens. Auf Lehrgängen, Stützpunkten oder bei Schiri-Turnieren liefen sich die beiden späteren Koriphäen und Dieter Wolf immer wieder über den Weg. Im Rückblick war das für Dieter Wolf eine große Geschichte. Schon damals habe man das Talent der beiden späteren Profi-Schiedsrichter erahnen können.

Die Zeit in der Bezirksliga endete für Dieter Wolf enttäuschend. Eigentlich hatte er erneut die Spieklasse gehalten, hätte also weiter Bezirksliga pfeifen dürfen, aber der Bezirksschiedsrichterausschuss entschied damals, "dass sie einen jüngeren Schiedsrichter in der Bezirksliga halten wollen, der eigentlich abgestiegen wäre", so Dieter Wolf. Deswegen musste er weichen. "Für mich hatte sich das Thema Bezirk danach erledigt." Der Mittdreißiger blieb im Kreis.

Schiedsrichter Dieter Wolf war immer fit und hatte seine Spiele unter Kontrolle.
Uwe Kellner

Mit Charly Doneff in der Landesliga

Dieter Wolf begann spät und hatte deswegen altersbedingt keine Chance sonderlich hoch zu pfeifen. Als sein guter Kumpel Charly Doneff aus Weingarts anklopfte und fragte, ob er sein Assistent in der Landesliga werden wolle, konnte Dieter Wolf nicht ablehnen und verlebte an seiner Seite zehn wunderschöne Jahre in der damals noch 5. Liga. "Ich war sein 1. Assistent, also der, der vor den Trainerbänken für Ordnung sorgen musste." Teilweise tausende Zuschauer und aufgeheizte Stimmungen in Derbys waren keine Seltenheit. Sie waren bayernweit unterwegs. "Eine unvergessene Zeit. Tolle Erlebnisse. Wir haben uns super verstanden." Und abgeliefert hat das Schiedsrichtergespann in der Regel auch.

Freundliche und respektvolle Kommunikation

"Ich war keiner, der im Mittelpunkt stehen wollte", sagt Dieter Wolf. Als Schiedsrichter war ihm stets wichtig, mit den Fußballern einen vernünftigen Ton anzuschlagen. "Freundliche und respektvolle Kommunikation. Damit erreichst du am meisten. Das dürfen wir aber auch von den Spielern erwarten." Kein Schiedsrichter sei perfekt. Fehler passieren. "Wir sind keine Roboter, deswegen machen wir Fehler, müssen aber auch dazu stehen. Man muss auch mal einen Fehler zugeben können", ist sich Dieter Wolf sicher. Er kann sich an ein Spiel in Gräfenberg, Kreisliga ohne Linienrichter, erinnern, als er eine sehr gute Torchance wegen Abseits zurückgepfiffen hat. "Im Augenwinkel habe ich dann gesehen, dass an der Eckfahne noch ein Verteidiger steht. Das war mein Fehler und dazu stand ich dann auch."

Auch Schiedsrichter, so Dieter Wolf, haben mal einen schlechten Tag, genauso wie Fußballer. "Ich will meine Leistung bringen, deswegen will ich fit sein." Dieter Wolf war keiner, der aus dem Mittelkreis heraus gepfiffen hat. Durch seine Körpergröße und Ausstrahlung reichte auch mal nur ein böser Blick und er bekam wieder Ruhe ins Spiel. "In all den 26 Jahren hat es nie etwas Böses gegeben, wenn ich eine Begegnung geleitet habe." Die Fußballer hätten sich noch ein paar weitere Jahre bei Dieter Wolf gut aufgehoben gefühlt.

Dem "Ketchup", wie Dieter Wolfs Spitzname nach einem Stolperer über eine Kellerwaldwurzel in eben jene Würzsauce lautet, sei die neue Freizeit vergönnt. Das eine oder andere Mal, wird man ihn sicherlich schon bald wieder am Rande eines Fußballspiels sehen - dann jedoch in zivil und ohne Pfeife.

Schiedsrichter Dieter Wolf war zehn Jahre mit Charly Doneff in der Landesliga unterwegs. Doneff-Spross Manuel (re.). Archivbild aus dem Jahr 2013.
Gudrun Koch

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Leser-Kommentare

Steckbrief D. Wolf

Dieter Wolf
Spitzname
Ketchup
Alter
57
Geburtsort
Forchheim
Wohnort
Hirschaid
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
188 cm
Gewicht
80 kg
Beruf
Senior Buyer
Hobbies
Reisen, Fußball
Lieb.-Position
Torwart


Gesamtbilanz D. Wolf

Sp.
Ø
(Sp)
Note
274
904
3
68
17
992
3,6
(98)
2,0

Saisonbilanz D. Wolf

Saison
Sp
Ø
(Sp)
Note
07/08
7
23
0
2
1
26
3,7
-
(0)
08/09
10
34
0
6
0
40
4,0
-
(0)
09/10
13
37
0
5
2
44
3,4
-
(0)
10/11
28
94
0
6
1
101
3,6
2,3
(10)
11/12
28
61
0
4
1
66
2,4
2,2
(18)
12/13
28
78
0
4
1
83
3,0
2,2
(11)
13/14
16
52
0
1
1
54
3,4
2,3
(3)
14/15
26
109
0
13
2
124
4,8
2,2
(10)
15/16
20
76
0
8
1
85
4,3
1,8
(8)
16/17
16
58
0
2
1
61
3,8
2,0
(7)
17/18
29
83
1
8
3
95
3,3
1,9
(13)
19/21
2
11
0
1
0
12
6,0
-
(0)
21/22
15
49
0
2
0
51
3,4
1,1
(5)
22/23
18
66
1
4
2
73
4,1
1,6
(6)
23/24
18
73
1
2
1
77
4,3
2,1
(7)
Ges.
274
904
3
68
17
992
3,6
2,0
(98)

Schiri-Funktionär D. Wolf

21/22
GSA | Gruppenschiedsrichterausschuss Einteilung: Herren (außer KL), Frauen/Mädchen (bis 12/21)
21/22
GSO | stellv. Gruppenschiedsrichterobmann (bis 12/21)
19/21
GSA | Gruppenschiedsrichterausschuss Einteilung: Herren (außer KL), Frauen/Mädchen
19/21
GSO | stellv. Gruppenschiedsrichterobmann
18/19
Jung-SR-Koordinator
18/19
Einteiler Jugendspielbetrieb U19, U17, U15, U13
17/18
Jung-SR-Koordinator
17/18
Einteiler Jugendspielbetrieb U19, U17, U15, U13
16/17
Jung-SR-Koordinator
16/17
Einteiler Jugendspielbetrieb U19, U17, U15, U13

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