Spielgruppentagung SK Rhön: Thema SGs lässt die Gemüter kurz hochkochen - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 12.07.2024 um 18:00 Uhr
Spielgruppentagung SK Rhön: Thema SGs lässt die Gemüter kurz hochkochen
Kreis-Vorsitzender Rainer Lochmüller und Herren-Kreisspielleiter André Nagelsmann riefen – und die Vereine folgten. In einem prall gefüllten Schützenhaus in Rödelmaier informierten die BFV-Verantwortlichen im Rahmen der Spielgruppentagung des Spielkreises Rhön über die Modalitäten der bald beginnenden Saison 2024/25. In einer harmonischen Versammlung sorgte nur ein Punkt für kurzzeitige Unruhen.
Von Lukas Hörlin
Hastig wurden vor Veranstaltungsbeginn noch Tische in das Schützenhaus in Rödelmaier getragen. Mit so einem großen Andrang hatten die Verantwortlichen des Bayerischen Fußball-Verbandes und der SVR, der nach dem Bezirksliga-Abstieg sich selbst auf Kreisebene wiederfindet, nicht gerechnet. Über 100 Vereine aus dem Spielkreis Rhön folgten der Einladung André Nagelsmanns. Nur neun Klubs entsandten keinen Vertreter. Mit einer kurzen Verzögerung begann die Veranstaltung und fast hätten es die Verbandsfunktionäre geschafft, ohne Nachspielzeit auszukommen.

Zum Auftakt stellte Kreisvorsitzender Rainer Lochmüller bei seiner letzten Spielgruppentagung das „DFB-Punktespiel“ des Verbands vor. Für die Umsetzung vielfältiger Maßnahmen werden die Klubs mit Punkten belohnt, die sie wiederum für Prämien eintauschen können. Auch wenn das Programm für die Europameisterschaft im eigenen Land ins Leben gerufen wurde, können noch bis zum Ende des Monats Punkte gesammelt und gegen Belohnungen eingetauscht werden.

Anschließend monierte Lochmüller, der nach dem Rücktritt Klaus Eisenmanns auch interimsmäßig das Ehrenamt im Kreis verantwortet, dass sich bei der Suche nach einem Ehrenamtsbeauftragten noch kein Fortschritt abzeichnet. „Es tut sich nichts, es kommt nichts von den Vereinen“, kritisierte der 72-Jährige. Im gleichen Zuge sollen die Vereinsfunktionäre in ihren Reihen nach Kandidaten für den Verbandsehrenamtspreis suchen, denn hier stehen dem Spielkreis noch freie Nominierungsplätze zu. Seinen Part beendete Lochmüller mit der Ankündigung seinen Vorsitz aus gesundheitlichen Gründen spätestens zum Ende des Kalenderjahres niederzulegen. Auch hier gilt der Aufruf an die Anwesenden, bezüglich eines Nachfolgers im eigenen Umfeld nachzuforschen.

Seine letzte Spielgruppentagung als Kreisvorsitzender: Rainer Lochmüller hört zum Ende des Jahres auf.
Lukas Hörlin

Abschied Lochmüllers naht


Kreisspielleiter Nagelsmann rügte die Teams derweil, dass seiner Ansicht nach zu viele Partien witterungsbedingt abgesagt wurden. Trotz dessen zieht der Bundestrainer-Bruder ein in Summe positives Resümee der zurückliegenden Runde. Vor allem die Relegation sei wieder ein regelrechter Publikumsmagnet gewesen. Hierzu verwies Nagelsmann noch einmal auf die Online-Formulare, über die sich Interessierte für die Ausrichtung der Playoff-Spiele zu bewerben haben. „Die Saison war unproblematisch. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden“, beendete der Bad Brückenauer seinen Rückblick.

Denselben Tenor schlug Kreisschiedsrichterobmann Harald Schreiber an. „Ein großes Lob. Ich möchte mich André anschließen. Dafür vielen Dank“, begann der Regelhüter, der dennoch zwei Negativbeispiele hervorhaben musste. So wurde zu Saisonbeginn ein junger Schiedsrichter in einer Kreisliga-Begegnung nach einem Elfmeterpfiff vom Torwart einer Mannschaft regelrecht an der Nase durch den Ring geführt. Das anschließende Theater in der Presse ging Schreiber deutlich zuwider. „Wir sind nicht dafür da, uns verarschen zu lassen“, versicherte der Obmann, ein solches Verhalten in Zukunft härter zu sanktionieren.

Der zweite Vorfall „hat alles getoppt, was ich bisher erlebt habe“, führt der Bad Neustädter weiter aus. Am Abend vor dem Muttertag hat ein Vereinsverantwortlicher um 23:56 Uhr eine Mail mit einer Spielabsage versendet. Die nahm der Schiedsrichter wegen des späten Zeitpunktes aber nicht mehr wahr und erschien dennoch zum angesetzten Spielort. Der Fall landete vor dem Sportgericht und der für den Ausfall verantwortliche Klub wurde mit einer Gebühr bestraft. Dass diese mit dem Vermerk „weil der Schiedsrichter zu blöd war seine Mails zu lesen“ beglichen wurde, erzürnte Schreiber immens.

Harald Schreiber war zufrieden, ärgerte sich aber über zwei Zwischenfälle.
Lukas Hörlin

Sportgericht bald überflüssig?


Ansonsten wies der Funktionär noch daraufhin, dass der Leiter des Ordnungsdienstes zwingend eingetragen werden muss und diese Person keine andere Tätigkeit während des Spiels auszuführen hat. Wer ein Neun-gegen-Neun anmeldet, solle sich bitte auch an die geltenden Fristen dafür halten. Zuletzt lud Schreiber die Klubs zu „Schiedsrichtervereinsfreundschaftsabenden“ ein. Bei diesen Infoveranstaltungen kommen Unparteiische für einen offenen Austausch in die Vereine. So soll das Image der schwarzen Gilde poliert werden.

Bevor Schreiber den Staffelstab weitergab, stellte der Ehrenamtliche das STOPP-Konzept vor. Da „der Kreis Rhön eine Oase der Ruhe und des Friedens“ ist, werden diese Maßnahmen zur Deeskalation im Spielkreis kaum Anwendung finden, glaubt Schreiber. Die Kapitänsreglung, die sich bei der EM bestens bewährt habe, wird zunächst noch nicht vom DFB bzw. dem BFV übernommen. „Aber es wird nicht lange dauern, bis es kommt und dann wird es das STOPP-Konzept überflüssig machen“, endete Schreiber, der zudem stolz verkündete, dass 60 % der Spiele durch kreiseigene Schiedsrichter besetzt werden konnten.

Auch von Seiten des Kreissportgerichtes zog Norbert Kessler ein positives Fazit. 24 Prozent weniger Fälle habe man bearbeiten müssen. „Wenn ihr so weitermacht, sind wir in drei Jahren überflüssig“, sagte der Beisitzer mit einem Augenzwinkern. Kessler forderte die Vereine auf, den Wolfsgruß nicht Mode werden zu lassen und entsprechende Fälle dem Sportgericht zu melden. Zudem sei das Abbrennen von Pyrotechnik strikt zu unterlassen. Ruth Müller zeigte sich indes enttäuscht, dass es in der Rhön so wenige Juniorinnen-Teams gibt. Um den Frauen- und Mädchenfußball zu fördern, präsentierte die Kreisbeauftragte Informationen zur #Lasstsiespielen-Kampagne sowie zum Tag des Mädchenfußballs.

André Nagelsmann überreichte die Meisterurkunden.
anpfiff.info

„Der Umgang mit SGs wurde zu lange zu lasch ausgelegt“


Im letzten Tagesordnungspunkt blickte André Nagelsmann auf die in Kürze startende Spielzeit 2024/25 voraus. Insgesamt habe eine Mannschaft weniger als in der Vorsaison gemeldet. Ein guter Wert in den heutigen Zeiten, wie der Kreisspielleiter befindet. Für einen Zuwachs in dieser Kategorie könnte der neue Umgang mit der Regelung zu Spielgemeinschaften sorgen. „Das wird ab kommender Saison wesentlich restriktiver gehandhabt werden müssen. Der Umgang mit SGs wurde zu lange zu lasch ausgelegt“, sparte der Zollbeamte nicht mit Eigenkritik.

Während die Bündnisse von Verbandsseite eigentlich zu dem Zweck gedacht sind, kurzfristige Spielerengpässe vorrübergehend zu überbrücken, habe sich gerade in der Rhön ein regelrechter SG-Wahn entwickelt. Nicht selten schließen sich drei oder mehr Klubs zu einer Gemeinschaft zusammen, die dann aber bis zu drei Mannschaften im Ligenbetrieb melde. „Es gibt einige Konstellationen, wo man sieht, dass die SG dazu da ist, leistungssteigernd dauerhaft zu arbeiten. Das führt langfristig zu Mannschaftssterben“, so Nagelsmann.

Bei diesem Punkt flammten Diskussionen im Publikum auf. Der Spielleiter versicherte einen gewissen Übergang zu gewähren und die Zügel nicht auf Anhieb vollends anzuziehen. Nach der Verleihung der Meisterurkunden beendete Nagelsmann, der mit Charme und Humor für einen reibungslosen wie kurzweiligen Ablauf sorgte, nach etwas über anderthalb Stunden – und damit mit ein wenig Nachspielzeit – die Tagung. Wenn es auch nach der kommenden Saison so wenige Nachspiele seitens des Verbandes zu beanstanden gibt, dürften erneut alle Beteiligten zufrieden sein.

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