Andreas Speer im Interview: "Ich habe keinen Selbstkleber am Hintern!" - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 07.08.2024 um 07:00 Uhr
Andreas Speer im Interview: "Ich habe keinen Selbstkleber am Hintern!"
INTERVIEW Ganz ungewohnt für den FC Wendelstein ist nicht nur die neue Umgebung in der Bezirksliga Nord, sondern auch der Start mit drei Niederlagen. Am Abend steht die 1. BFV-Pokalrunde gegen Stadeln ins Haus. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht Trainer Andreas Speer über die Lage in Wendelstein, die Liga und den Umgang mit Misserfolgen, die ihn aktuell auch in der Welpenschule ereilen.
Von Marco Galuska
Andreas Speer ist seit neuneinhalb Jahren Trainer in Wendelstein und damit der dienstälteste Coach in der Region
fussballn.de / Strauch
Hallo Andi, verfolgst du als Sportfan die Olympischen Spiele besonders?

Andreas Speer (60):
Ehrlich gesagt, schaue ich das nur am Rande. Ich bin eher ein Fan vom Wintersport und bin da aktuell also nicht so auf dem Laufenden. Das Springreiten habe ich nur gesehen, weil ich nicht schlafen konnte. (lacht)

Wenn man böse ist, könnte man den Olympischen Gedanken auf euren bisherigen Saisonverlauf ummünzen. War das abzusehen, dass der Einstieg so schwer sein würde?

Speer:
Aufgrund unserer außergewöhnlich schlechten Vorbereitung, mit vielen Kranken und Umplanungen von Testgegnern nach unserer Umgruppierung, und dem Auftaktprogramm war es nicht so, dass es komplett überraschend gekommen ist. Aber wir werden jetzt nicht in Panik verfallen, auch wenn die Situation für uns neu ist und wir in den letzten fünf Jahren keine drei Spiele hintereinander verloren haben.

Wie geht man mit der Situation um?

Speer:
Freilich gibt es immer die Gefahr, dass man in so eine Abwärtsspirale gerät und die Leichtigkeit verliert. Das wollen wir vermeiden, uns nicht einen zu großen Kopf machen. Wir sollten auch nicht zu sehr auf die Tabelle schauen, denn wir haben erst drei Spiele gespielt. Wir wurden jetzt zwar ordentlich durchgeschüttelt, aber man muss deswegen auch nicht alles hinterfragen. Das macht einen sonst noch mehr verrückt.

Und die Gegner hatten es schon in sich!

Speer:
Ganz klar, solche Mannschaften wie Kalchreuth, Zirndorf oder Herzogenaurach findest du im Süden auch mit einem Feldstecher nicht! Und auch die Aufsteiger, wie die SpVgg Erlangen oder Altenberg, sind kein Vergleich mit denen, die neu im Süden sind. Dennoch hätten wir gerne zumindest einen dreckigen Punkt aus Zirndorf mitgenommen, wo wir zwar kein gutes Spiel gemacht haben, aber einen Elfmeter samt Nachschuss vergeben haben.

Was ist der größte Unterschied vom Fußball in der Bezirksliga Nord zu dem im Süden?

Speer:
Es gab Stimmen, die meinten, dass wir uns im Norden vielleicht leichter tun würden, aber genauso welche, die davor gewarnt haben. Fakt ist, wir haben in der Liga definitiv nicht den Platz zum Spielen, die Mannschaften pressen uns ganz anders. Die Qualität ist eine andere. Im Süden sind das meistens alles Einheimische in den Vereinen. In Stopfenheim spielen die Stopfenheimer, in Hofstetten die Hofstettener, aber in Vach schon lange keine Vacher mehr.

Auf der Kalchreuther Alm kassierte Andreas Speer (links) mit seinen Wendelsteinern zum Auftakt eine 1:5-Niederlage.
Heidi Huber

Ihr seid beim Auftaktspiel in Kalchreuth zwar früh in Führung gegangen, habt am Ende aber deutlich mit 1:5 verloren. War das gleich ein Schockmoment?

Speer:
Kalchreuth hat uns ordentlich erwischt, mit einem extremen Pressing. Bei allem Respekt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man das über eine gesamte Saison so durchhält ohne eine Lungenmaschine! Unterm Strich haben wir dort drei Tore nach Standards kassiert, das ist dann in der Summe schon ärgerlich.

Du hast, abgesehen von euren Partien, schon einige Spiele in der Liga beobachtet. Wer ist für dich die stärkste Mannschaft bisher?

Speer:
Im Gesamtpaket ist das schon der FC Herzogenaurach. Mein alter Schützling Jakob Karches hat es geschafft, dass sie auch nach dem Abstieg wieder eine sehr gute Truppe haben. Die wissen, was zu tun ist, haben vor allem auch in der Offensive erfahrene Leute, die höherklassig gespielt haben, das merkt man.

Woran hapert es bei euch bisher?

Speer:
Wir haben brave Burschen, die charakterstark sind, aber uns fehlt derzeit auch mal einer, der dem Gegner weh tut - so wie in Zirndorf ein Oumar Dieng zum Beispiel. Ein Häuptling, der unbequem sein kann, so ein kleiner Terrier. Die hatte ich in Eltersdorf früher beispielsweise mit einem Ralf Ortloff, Jens Berger, aber auch ein Tarik Akel oder Manuel Bergmüller wussten, wann man die Ellenbogen ausfahren muss. Über mich hat man früher ja auch gesagt: "Die haben den bescheuerten Speer im Tor!" Aber ich will auch klar sagen, dass ich die Jungs hier nicht verbiegen will, wir müssen die Köpfe freikriegen und die Situation annehmen, wie sie ist.

Am Samstag kommt mit dem TSV Altenberg ein Aufsteiger, der vermutlich nicht in die Kategorie der bisherigen Gegner fällt.

Speer:
Ja, das mag sein, aber klar ist auch, dass die bei uns nichts zu verlieren haben. Die werden bestimmt kein Mitleid haben, wenn Wendelstein vermeintlich angeschlagen ist. Ich wohne ja dort fast ums Eck, habe Altenberg gesehen. Die sind am letzten Spieltag mit dem Finale gegen Bayern Kickers aufgestiegen, die wollen bestimmt nicht gleich wieder in die Kreisliga runtergehen.

Vor drei Jahren war Sandro Wagner mit der SpVgg Unterhaching in Wendelstein beim Pokalspiel zu Gast. Auf den FSV Stadeln und seinen ehemaligen Schützling Manfred Dedaj freut sich Andi Speer aber ebenfalls.
fussballn.de

Bevor es in der Liga weitergeht, erwartet euch heute Abend das Pokalspiel gegen Stadeln. War das euer Wunschgegner?

Speer:
Na ja, wir waren die Vorletzten im Topf, die wählen durften. (lacht) Unser Wunschlos wäre Ingolstadt gewesen, nachdem wir schon einige Highlights haben durften. Aber wir freuen uns sehr auf Stadeln und hoffentlich einige Zuschauer, die Bratwürste sind jedenfalls gekauft! Stadeln spielt seit Jahren oben in der Landesliga mit, das wird ein interessantes und schwieriges Spiel zugleich. Persönlich freue ich mich auch sehr aufs Wiedersehen mit Manni Dedaj, den ich als Spieler in Eltersdorf hatte. Er war nicht nur ein überragender Fußballer, sondern macht es seit Jahren offenbar auch richtig gut als Trainer.

Wie geht ihr das Pokalmatch an, abseits von der Liga?

Speer:
Die Chancen gegen einen Landesligisten sind sicher größer als gegen die Regional- oder Drittligisten, die wir in der Vergangenheit hatten. Wir wollen uns auf das Spiel freuen, so lange wie möglich mithalten und vor allem auch mutig sein und uns etwas trauen. Denn dafür ist der Pokal doch da! Es geht nicht um Punkte, gibt aber einen Sieger, das hat einen besonderen Reiz. Und vielleicht erarbeiten wir uns ja noch eine weitere Runde.

Du bist ja nicht nur ein alter Hase im Pokal, sondern mittlerweile auch der dienstälteste Trainer der Region. Was ist das Geheimnis dieser langen Verbindung in Wendelstein?

Speer:
Das muss man von beiden Seiten aus sehen. Wir haben durch die Jugendspieler immer wieder neue Kicker dazubekommen, auch wenn sich da extern bei uns nicht so viel ändert. Eine Rolle spielt aber freilich auch, dass ich damals beim TSV angefangen habe, der dann zur FG und schließlich zum FC wurde. Es hat sich also schon immer wieder was getan. Persönlich habe ich nach wie vor sehr viel Freude am Training. Es gibt auch immer wieder kleine Reizpunkte, wenn ich zum Beispiel zwischen all den Club-Fans bei uns mit dem Kleeblatt-Dress auflaufe, nachdem ich dort in der Traditionsmannschaft spiele. Ich glaube, die Jungs sehen es auch so, dass es noch passt. Und wenn es mal nicht mehr so sein sollte, wissen wir das auch - wegen mir braucht keiner Bauchschmerzen bekommen!

Deine Verlängerung im Winter ging ja auch damit einher, dass auch intern ein paar Dinge umstrukturiert werden sollten. Inwiefern ist das schon eingetreten?

Speer:
Das ist kein Projekt von ein paar Wochen, es ist eine langfristige Sache, dass Dinge auf mehrere Schultern im Verein verteilt werden. Egal ob jetzt die Dauerkarten neu gestaltet wurden, man sich um den Instagram-Auftritt kümmert oder am Platz mit einem Arbeitsdienst etwas passiert, das gehört alles bei einer Umstrukturierung dazu. Aber wichtig ist auch, dass wir beispielsweise weiterhin eine gute medizinische Versorgung für das Team haben dank unseres Dr. Loos. Und dann haben wir noch Jungs, wie André Doffin und Felix Hammel, die ihren Trainerschein gemacht haben. Mal schauen, was damit hier passiert ... aber das ist im Moment noch Zukunftsmusik.

Noch hatten die Wendelsteiner in der Bezirksliga Nord wenig zu bestellen. Das soll sich aber in naher Zukunft ändern.
Heidi Huber

Dann schauen wir wieder in die Gegenwart: Wie möchtet ihr euch in der für den Verein neuen Liga präsentieren?

Speer:
Nach dem Start muss man sich schütteln, dann aber wieder gerade stehen! in der Liga ist es schon so, dass auch immer mehr Zuschauer mitkommen, weil die Wege kürzer sind. Wir wollen uns da ordentlich präsentieren - in jeder Hinsicht!

Du hast in diesem Jahr deinen 60. Geburtstag gefeiert. Wie geht es für dich persönlich als Trainer weiter?

Speer:
Freunde der Sonne, wie der Effenberg so schön gesagt hat, findet man gleich, aber jetzt zeigt sich, wer mit ins Boot einsteigt, wenn es stürmisch wird. Dazu gehört auch eine Menschenkenntnis, die man sich aus der Erfahrung holt. Diese Herausforderungen muss man annehmen und nicht nur im Sonnenschein herumlaufen. Ich traue es mir zu, dass ich es hinbekomme, habe aber auch keinen Selbstkleber am Hintern! Ich habe mittlerweile einen Welpenhund, da waren wir am Wochenende in der Welpenschule - und sind bei der Vorführung gleich einmal Letzter geworden. Es kann also derzeit nur noch bergauf gehen. (lacht)

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Steckbrief A. Speer

Andreas Speer
Spitzname
Andi, Sperla
Alter
60
Familie
verheiratet
Nation
Deutschland
Beruf
Versandleiter, Betriebsrat
Lieb.-Position
Torwart


Tabelle Bezirksliga Nord

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
4
15:1
12
7
3
8:6
6
8
4
7:7
6
11
4
6:12
3
12
4
5:8
3
14
4
5:11
3
Bei punktgleichen Teams: Sondertabelle der Punktgleichen

5. Spieltag Bezirksliga Nord


Bilanz FC Wendelstein

Saison
Pl. 
Liga
2024/25
13. 
Bezirksliga Mittelfranken Nord
 
2023/24
3. 
Bezirksliga Mittelfranken Süd
 
2022/23
4. 
Bezirksliga Mittelfranken Süd
 
2021/22
3. 
Bezirksliga Mittelfranken Süd
 
2019/21
2. 
Bezirksliga Mittelfranken Süd
 
2018/19
1. 
Kreisliga Nord Neumarkt/Jura
 

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