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Artikel veröffentlicht am 06.08.2024 um 08:30 Uhr

Lukas Görtler in St. Gallen: Grün-Weiße Erfolgsstory geht weiter

Seit dem Sommer 2019 spielt der Kemmerner Lukas Görtler nun für den Schweizer Traditionsverein FC St. Gallen in der Super League. Seit drei Jahren führt er die Gallusstädter als Kapitän aufs Feld und klopft nun ans Tor nach Europa. anpfiff.info bat den 30-Jährigen, den es im Sommer um ein Haar in die fränkische Heimat verschlagen hätte, zum Gespräch.

Von Bernd Riemke

Zum ersten Mal in seiner inzwischen gut zehnjährigen Profikarriere hatte Lukas Görtler in der vergangenen Saison mit Verletzungspech zu kämpfen. Musste er sich zunächst gar einer Operation am Fuß unterziehen, so setzten ihn im weiteren Verlauf zwei Faserrisse im Oberschenkel für mehrere Wochen außer Gefecht, so dass die Leitfigur im Mittelfeld der Ostschweizer es „nur“ auf 23 Einsätze brachte. Die Wertschätzung, die er um den Kybunpark herum erfährt, ist indes weiterhin ungebrochen, so dass der 30-Jährige seinen Vertrag beim FC St. Gallen unlängst um weitere vier Jahre verlängerte und dabei auch ein verlockendes Angebot des 1. FC Nürnberg ausschlug…

Herr Görtler, in der vergangenen Transferperiode wurde ein heftiges Interesse des 1. FC Nürnberg an Ihnen kolportiert.
Lukas Görtler: Es war letztlich das Abwägen von Für und Wider. Der Kontakt zum 1. FC Nürnberg bestand seit geraumer Zeit und ich habe mich im Laufe meiner Karriere immer schon zu Traditionsvereinen hingezogen gefühlt. Zudem weiß ich, was den Fans ihr Club in der Region bedeutet. Gepaart mit der Option in der fränkischen Heimat spielen zu können, hat mich ein Wechsel durchaus gereizt.

Er ist nicht zu Stande gekommen. Was hat Sie bewogen, beim FC St. Gallen zu verlängern?
Lukas Görtler: Die Entscheidung ist aus einem langen Prozess heraus entstanden. Die Region hier, inklusive des Vereins, haben mir sehr viel gegeben. Mir ist immer mehr bewusst geworden, dass es wirklich schwer ist, das aufzugeben. Außerdem steht auch nach dem Vertragsende ein langfristiger Plan im Raum, der mich extrem reizt.

Dabei handelt es sich über eine Perspektive im Verein nach Ihrem möglichen Karriereende?
Lukas Görtler: Nach Ablauf meines jetzigen Vertrages wäre ich dann neun im Jahre in dem Verein, dessen Mannschaft ich seit drei Jahren als Kapitän in der Super League aufs Feld führe und für den ich eine gewisse Leidenschaft entfacht habe. Ich gehöre also beinahe schon zum Verein (schmunzelt) und da bietet es sich geradezu an, einen Fuß in die Tür zu stellen für die Planungen nach der aktiven Karriere. Die Idee und die beiderseitige Absicht, auch langfristig hier etwas zu gestalten, sind da. Wie das konkret ausschauen kann, müsste selbstverständlich erst definiert werden, wenn es soweit kommen sollte.

Im Mittelfeld des FC St. Gallen ist Lukas Görtler eine der prägenden Figuren.

Bernd Riemke

Sind damit Ihre weiteren Auslandspläne endgültig auf Eis gelegt oder können Sie sich noch einmal eine andere sportliche Herausforderung vorstellen, bevor Sie dann womöglich in den administrativen Bereich beim FC St. Gallen zurückkehren?
Lukas Görtler: Im Moment verschwende ich keinen Gedanken woanders hinzugehen. Mein Vierjahresvertrag ist in gewisser Weise auch ein Statement, dass ich richtig Bock habe, den Verein weiter nach vorne zu bringen. Wenn etwas anderes dazwischen kommt, dann ist es in jedem Fall nicht geplant. Wie es nach den vier Jahren in St. Gallen weitergeht, ist immer von verschiedenen Faktoren abhängig. Vielleicht lege ich ein Sabatical ein und gehe erst einmal auf Reisen, vielleicht habe ich auch noch Lust, ein Jahr in Australien Fußball zu spielen, was immer schon in meinem Hinterkopf war.

In bislang fünf Jahren beim FC St. Gallen standen Sie unter Trainer Peter Zeidler zweimal im Pokalfinale, waren einmal Vizemeister und führen die Mannschaft aktuell in der Qualifikation zur Conference League als Kapitän aufs Feld. Inzwischen ist Enrico Maaßen neuer Coach. Hat sich an Ihrer Rolle als offensiv denkender Achter etwas geändert?
Lukas Görtler: Ich spiele auf der gleichen Position, aber mit leichten Veränderungen im Detail. Der neue Trainer möchte mich in anderen Bereichen an den Ball bekommen, so dass ich stellenweise eher als Sechser agiere. Ein neuer Trainer bringt immer auch neuen Schwung. Aktuell herrscht ein wenig Aufbruchstimmung, was ich als sehr positiv empfinde.

In der Vorsaison konnten Sie am vorletzten Spieltag die Teilnahme an der Qualifikation zur Conference League klarmachen. Ist diese europäische Bühne nun ein klein wenig ein Trostpflaster für einen angestrebten und bislang verpassten Titel oder ist die Qualifikation für einen UEFA-Wettbewerb einfach ein großes Ding?
Lukas Görtler: Ein Riesending wäre es, wenn wir es bis in die Gruppenphase schaffen würden. Dann wäre es zwar nicht mit einer Meisterschaft vergleichbar, aber definitiv ein Highlight meiner Karriere, garantierte sechs Spiele in Europa zu haben. Das wäre ein Traum und es ist auch unser großes Ziel, aber der Weg dahin wird sicher nicht leicht.

Sein Wort als Kapitän zählt!

Bernd Riemke

Die erste Hürde haben Sie mit zwei Siegen gegen den kasachischen Vertreter Tobol Kostanay souverän gemeistert. Dafür mussten Sie im wahrsten Sinne des Wortes bis ans Ende von Europa reisen.
Lukas Görtler: Das war eine besondere Erfahrung, denn wir haben dort auch eine ganz andere Kultur kennengelernt. Beim Auswärtsspiel haben knapp 9000 Zuschauer eine wirklich coole Stimmung erzeugt – und selbst die Übersetzung der Pressekonferenz ins kasachische war ein unvergessliches Erlebnis (schmunzelt).

Gegen Slask Breslau kann die grün-weiße Erfolgsstory weitergehen. Ihr grün-weißer Heimatverein hat seine eigene Erfolgsstory geschrieben und ist nach 13 Jahren in die Bezirksliga zurückgekehrt.
Lukas Görtler: Für den SC Kemmern ist dieser Aufstieg ein riesiger Erfolg und ich habe erlebt, welch große Bedeutung das für viele im Verein hat. Im Profifußball gibt es zwangsläufig andere Wichtigkeiten, aber ein Aufstieg für den SCK auf dessen Niveau bringt ganz viel Prestige mit sich und besitzt eine sehr große Relevanz. Das habe ich unmittelbar bei meinem Papa erlebt, den die Meisterschaft sehr glücklich gemacht hat und der überaus stolz auf die Rückkehr in die Bezirksliga war.

Was trauen Sie Ihren beiden Brüdern Nic (34) und David (37) noch zu?
Lukas Görtler: Dem Älteren eigentlich nicht mehr viel (lacht), aber er hat im Derby in Breitengüßbach direkt das Siegtor erzielt. Es war auf jeden Fall cool zu lesen, dass in so einem Spiel beide Brüder getroffen haben. Grundsätzlich sagen viele dem SCK eine schwere Saison bevor. Bislang haben sie von vier Spielen noch keines verloren. Also warum sollten sie nicht souverän die Liga halten. Einen guten Trainer haben sie obendrein und ich sehe sie auf einem sehr guten Weg.

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Steckbrief L. Görtler

Lukas Görtler

Spitzname

Luki

Alter

Geburtsort

Bamberg

Wohnort

St. Gallen

Familie

verheiratet

Nation

Deutschland

Größe

185 cm

Gewicht

84 kg

Beruf

Fußballprofi

Hobbies

Tennis, Freunde treffen

Starker Fuß

Rechtsfuß

Lieb.-Position

Sturm

Erfolge

Deutscher Meister 2015 (FC Bayern München), Pokalfinalist 2021, 2022 (FC St. Gallen)

Stationen in der Jugend

1998 - 2005 SC Kemmern
2005 - 2007 SpVgg Greuther Fürth
2007 - 2010 FC Eintracht Bamberg
2010 - 2012 1. FC Nürnberg

Stationen im Herrenbereich

2012 - 2014 FC Eintracht Bamberg
2014/15 FC Bayern München II
2015 - 2017 1. FC Kaiserslautern
2017 - 2019 FC Utrecht
seit Juli 2019 FC St. Gallen

Profikarriere in Zahlen

Deutschland
1. Bundesliga: 1 Einsatz
2. Bundesliga: 41 Einsätze (2 Tore)
DFB-Pokal: 2 Einsätze

Niederlande
Eredivisie: 37 Einsätze (1 Tor)
KNVB-Pokal: 5 Einsätze (1 Tor)
Playoffs Europa League: 8 Einsätze

International
Europa League Qualifiaktion (FC Utrecht):
3 Einsätze
Quali Conference League (St. Gallen):
2 Einsätze

Schweiz
Super League: 152 Einsätze (21 Tore, 31 Vorlagen)
Schweizer Cup: 15 Einsätze (7 Tore, 3 Vorlagen)

Stand: 6. August 2024