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Artikel veröffentlicht am 04.09.2024 um 07:00 Uhr

Jan-David Thunhart im Interview: "Die jungen Spieler helfen uns natürlich enorm"

INTERVIEW Der ESV Rangierbahnhof hat eine ruhmreiche Geschichte vorzuweisen, geht aber seit dem Kreisliga-Abstieg 2013 in der Kreisklasse an den Start und verpasste dabei mehrfach die Rückkehr ins Kreisoberhaus. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht Trainer Jan-David Thunhart vor allem über die Verjüngungskur bei den Rangers und den damit einhergehenden Perspektiven.

Von Fabian Strauch

Trainer Jan-David Thunhart blickt nach der eingeleiteten Verjüngungskur positiv in die Zukunft des ESV Rangierbahnhof.

fussballn.de / Strauch

Hallo Jan, ihr konntet am Sonntag durch ein 4:2 gegen die U23 des 1. SC Feucht den ersten Sieg bejubeln. Wie hast du die Partie gesehen?

Jan-David Thunhart (39.): Am Ende war es ein durchaus verdienter Sieg gegen eine spielstarke Feuchter Mannschaft. Wir haben nach zweimaligem Rückstand großartige Moral gezeigt und uns auch von fragwürdigen Entscheidungen vor beiden Gegentoren nicht unterkriegen lassen. Besonders gefreut hat mich, dass die entscheidenden Tore zum 2:2 und 3:2 direkt von der Bank kamen.

Wie beurteilst du eure Saisonvorbereitung, die sich rein von den Ergebnissen mit nur einer Niederlage sehen lassen konnte?

Thunhart: Wir haben die komplette Vorbereitung mit allen verfügbaren Spielern zusammen durchgezogen und so auch viele verschiedene Spieler in beiden Mannschaften eingesetzt. Die Ergebnisse waren hier zweitrangig. Die Urlaubszeit verfälscht wie immer etwas die Trainingsstatistiken, aber die Jungs sind da, wenn sie können. Weil sie Bock auf und Spaß am Fußball haben - und das ist das Wichtigste.

Welches Fazit ziehst du in Bezug auf den Saisonstart nach dem torlosen Remis gegen Mögeldorf und dem Sieg gegen Feucht?

Thunhart: Ich glaube, es kam uns entgegen, mit zwei Heimspielen zu starten. Mit etwas Glück können wir zwar auch gegen Mögeldorf mehrmals den "Lucky Punch" setzen, aber Mögeldorf war in diesem Spiel gut aufgestellt und hatte sich den Punkt auch verdient. Mit der Punkteausbeute können wir daher zufrieden sein, gerade weil es auch gegen beide U23-Mannschaften in unserer Liga ging. Hier weiß man nie, was auf einen zukommt und welche Spieler der Gegner zur Verfügung hat.

Zu Beginn der vergangenen und aktuellen Saison sind eine Reihe an jungen Spielern aus der eigenen Jugend in den Herrenbereich aufgerückt. Erntet der Verein nun die Früchte der harten Arbeit?

Thunhart: Wir sind letztes Jahr in personeller Hinsicht ein Risiko mit der Meldung einer zweiten Herren-Mannschaft gegangen. Uns war aber bewusst, dass man dem ersten Schwung Jugendspieler Perspektiven aufzeigen muss. Mit vereinten Kräften haben wir es geschafft, beide Mannschaften nicht nur durchzubringen, sondern auch ordentliche Punktzahlen und Tabellenplatzierungen einzufahren. Ein Verein wie der ESV kann zukünftig in einer 1. Mannschaft nur erfolgreich sein, wenn der Unterbau mit einer 2. Mannschaft und den Großfeld-Jugendmannschaften auch dauerhaft vorhanden ist.

Im zweiten Saisonspiel gegen die U23 des 1. SC Feucht waren vor allem die Einwechselspieler ein entscheidender Faktor für den ersten Saisonsieg des ESV Rangierbahnhof um Kapitän Demian Truetsch (in blau-weiß).

fussballn.de / Strauch

Auf welchem Stand siehst du die Integration der Jugendspieler zum aktuellen Zeitpunkt und welche Maßnahmen tragen dazu bei?

Thunhart: Wir integrieren die Jungs ja nicht erst seit dieser Saison. Wir haben seit zwei Jahren einen permanenten Austausch und unterstützen uns gegenseitig, soweit es geht. Mittlerweile haben wir wieder Herrenspieler als Trainer bzw. Co-Trainer in unserer A- und B-Jugend. A-Jugend-Spieler bekommen bereits Einsätze in den Herrenmannschaften und gemeinsame Trainingseinheiten waren und sind keine Seltenheit. Auch für die Älteren wiederum ist es neue Motivation, wenn man jahrelang Trainingseinheiten mit acht bis zehn Mann gewohnt war, und nun in fast jedem Abschlussspiel ein Elf-gegen-Elf auf den Platz bringt.

Welche Perspektiven bieten sich mittel- und langfristig durch die Verjüngung der beiden Mannschaften?

Thunhart: Es ist wichtig, dass wir zukünftig konstant unsere Mannschaften melden können und weiter Schritt für Schritt die Kadergrößen optimieren. Die jungen Spieler helfen uns dabei natürlich enorm. Sich auf einem Status Quo auszuruhen, wird aber nicht ausreichen. Ich erwarte eigentlich von allen, aber gerade von den Spielern, die das zweite oder dritte Jahr dabei sind, wieder einen Schritt nach vorne zu machen. Ein junger Spieler ist für mich ein guter Spieler, wenn er aufnahmefähig ist und sich lernwillig zeigt.

Wäre ohne die „alten Haudegen“ wie Mark Wolf, Jörg Rudolf, Fatih Beyaz, Antonio Perri oder nicht zuletzt deinem Bruder und dir überhaupt noch ein geregelter Spielbetrieb am Rangierbahnhof möglich gewesen?

Thunhart: Wir haben seit 2018 fünf Jahre lang fast durchgängig mit dem gleichen Kader agiert und auch gespielt. Da gehören nicht nur die „alten Haudegen“ dazu, sondern auch alle anderen, die es mit geschafft haben, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten - die Birkner-Brüder, Demian Truetsch, unser Keeper Tobi Seitz, aber auch Bernd Schüller, der mittlerweile als einziger zur AH „aufgerutscht“ ist. Zu dem Zeitpunkt, als Stefan Müller und ich übernommen haben, gab es keine gemeldete Großfeldmannschaft im Jugendbereich. Und der Kader für unsere eine Herrenmannschaft war gefühlt nie größer als 15 Mann.

Wie habt ihr es dann geschafft, diese prekäre Situation zu lösen?

Thunhart: Wir hatten dann auch das Glück, dass wir Spieler aus „verlorenen“ Jahrgängen, die als Jugendmannschaften aufgrund zu geringer Spielerzahl abgemeldet werden mussten, wieder reaktivieren konnten. Angefangen bei Stefan Wörner und Hasan Caylan über Robin Müller und Gianluca Haubner, welche alle fester Bestandteil unseres Kaders sind. Wir konnten dann 2020/21 das erste Mal nach wahrscheinlich zehn Jahren wieder eine A-Jugend melden, welche damals aber tatsächlich noch größtenteils aus dem älteren Jahrgang der B-Jugend bestand. Damit war uns allen klar, dass es dann noch zwei bis drei Jahre dauern wird und viel Arbeit bedarf, bevor der ein oder andere Ältere vielleicht etwas kürzertreten darf.

Stürmer Gianluca Haubner (vorne) ist nur ein Beispiel in der Reihe an ehemaligen Jugendspielern, die wieder das Trikot der Rangers tragen.

fussballn.de / Strauch

Du gehörst mittlerweile quasi zum Inventar der Rangers. Wie bist du in jungen Jahren zu den Rangers gekommen?

Thunhart: Ich habe 1992 in der F-Jugend das Kicken beim ESV angefangen und alle Mannschaften durchgemacht. Da hat man viele Höhen und Tiefen erlebt. Gerade die Jugendzeit war aber sehr erfolgreich und auch prägend. Fast alle unsere Spieler haben hier in der Jugend gespielt und einen Bezug zur Siedlung. Noch immer wohnen auch die meisten hier in Bauernfeind oder in der Nähe.

Diese Vereinstreue scheint in der heutigen Zeit nicht mehr die Regel zu sein. Was macht den ESV denn so besonders?

Thunhart: Ich kenne kaum einen anderen Verein im Stadtgebiet, wo es so viele Spieler gibt, welche nur bei einem einzigen Verein gespielt haben. Diese Tendenz setzt sich bei Spielern, die aus der Jugend herauskommen, fort. Und falls doch nicht, führt der Weg meistens auch wieder zurück. Wir hatten dieses Jahr ein tolles Sommerfest zu unserem 100-jährigen Vereinsjubiläum. Gerade das Fußballertreffen von Alt und Jung hat wieder einmal gezeigt, was für ein guter Zusammenhalt vorhanden ist, auch in schwereren Zeiten.

Du agierst seit Mai 2018 als Spielertrainer des ESV. Was reizt dich noch heute am Traineramt?

Thunhart: Es sind ja trotzdem jedes Jahr immer wieder neue Aufgaben und Herausforderungen, die auf einen zukommen. Wir haben dieses Jahr endlich mal einen richtigen Konkurrenzkampf um die ersten elf Plätze im Team. In einem Spiel mehrmals ohne Qualitätsverlust von der Bank nachlegen zu können, kannte ich davor nur aus Erzählungen. Die Jungs - und damit meine ich auch die älteren Spieler - ziehen bisher überragend mit.

Du selbst bist seit der vergangenen Saison gerade bei der 1. Mannschaft nur noch sporadisch auf dem Feld aktiv im Geschehen dabei. Wie kam es zum Wechsel an die Seitenlinie?

Thunhart: Ich habe die Jahre davor ja immer in einem Trainerduo gearbeitet. Erst mit Stefan Müller, dann mit Jörg Rudolf und hatte so immer eine Top-Unterstützung von außen. Erst seit Beginn der letzten Saison bin ich allein hauptverantwortlich und habe mich dazu entschieden, wirklich nur noch in Ausnahmefällen bei der Ersten auszuhelfen. Ich fühle mich auch an der Seitenlinie pudelwohl und manchmal ist es tatsächlich nicht weniger anstrengend, als selbst zu spielen.

Rangers-Coach Jan-David Thunhart (l.) greift nur noch in Ausnahmefällen bei der 1. Mannschaft aktiv auf dem Feld ein, ist sich aber gleichzeitig auch nicht zu schade, in der 2. Mannschaft gemeinsam mit Mark Wolf (r.) die Knochen für seinen Jugendverein hinzuhalten.

fussballn.de

Die Schuhe ganz an den Nagel zu hängen, kommt für dich aber noch nicht in Frage?

Thunhart: Ich bin in jedem Training so aktiv wie möglich dabei und nutze - wenn es zeitlich mit der Ersten im Einklang steht - jede mögliche Minute, um in unserer Zweiten zu spielen. Erst letzten Sonntag waren Mark Wolf und ich zusammen mit neun Spielern in der Startelf, von denen noch keiner 21 ist. Wir beide haben den Altersschnitt zwar etwas angehoben, aber so macht das auch in der B-Klasse noch richtig Spaß! Von der Bank kam übrigens Jörg Rudolf und hat kurz nach seiner Einwechslung auch eingenetzt.

Lass uns zurück zur 1. Mannschaft kommen, für die am Sonntag das Derby beim VfL Nürnberg ansteht: Was erwartet euch dort und wie sollen die Zähler an den Rangierbahnhof wandern?

Thunhart: Die Spiele gegen den VfL waren letzte Saison zwei enge Duelle. Wir wollen nach dem ersten Sieg vom Wochenende gleich nachlegen und werden uns dementsprechend gut auf das Spiel vorbereiten. Wir wissen, dass wir dort bestehen können, wenn wir unsere beste Leistung abrufen und uns wieder auf unsere Stärken konzentrieren. Es wird aber mit Sicherheit das schwerste Spiel der bisherigen Saison.

Gerade im Jahr 2022 wurde die Rückkehr in die Kreisliga um ein Haar verpasst. Nimm uns bitte nochmal mit, wie ihr mit der Enttäuschung umgegangen seid?

Thunhart: Wir haben vor gerade einmal zwei Jahren die Saison als Dritter punktgleich mit dem Ersten vom ATV 1873 Frankonia und dem Zweiten vom FC Serbia abgeschlossen. Sich für eine sehr gute Saison nicht belohnen zu können und nicht einmal Relegation spielen zu dürfen, hat merklich einen kleinen Knacks hinterlassen. In der damals personell noch immer schwierigen Lage hat das eine dann das andere ergeben. Schlechte Trainingsbeteiligung und Verletzungspech haben zu einer Saison geführt, in der wir nur im hinteren Tabellenmittelfeld gelandet sind. Letzte Saison sind wir Siebter geworden, haben dabei jedoch gegen die sechs Mannschaften vor uns mehr Punkte geholt als gegen die sieben hinter uns. Hier sind wir wieder beim Stichwort, konstante Leistungen gegen jeden Gegner abzuliefern!

Hasan Caylan und der ESV Rangierbahnhof (in blau) wollen im Derby beim VfL Nürnberg - wie im Hinspiel der vergangenen Saison - einen Sieg einfahren.

fussballn.de / Strauch

Das wird wohl auch in der engen Kreisklasse 4 der aktuellen Saison ein wichtiger Faktor werden, oder?

Thunhart: Auch dieses Jahr deutet sich ja bereits nach drei Spieltagen wieder an, dass in unserer Liga Jeder gegen Jeden gewinnen kann. Allein durch die Ligareform in den Kreisklassen merkt man, dass die Leistungsdichte enger zusammenrückt - immerhin haben sich die Kreisklassen innerhalb eines Jahres um 20 Prozent reduziert. Für uns wird wichtig sein, dass wir uns auch von Rückschlägen nicht unterkriegen lassen und unseren Weg weitergehen.

Wo siehst du den ESV Rangierbahnhof mit seiner ruhmreichen Geschichte mittelfristig?

Thunhart: Wir sind ein kleiner städtischer Verein, der über jedes neue Mitglied froh ist. Zeiten von großen Sponsoren oder Etats in der Fußballabteilung sind lange vorbei. Man muss doch nur auf die Nürnberger Mannschaften ab Kreisliga aufwärts schauen. Entweder ist etwas Geld vorhanden oder es wird richtig gute Jugendarbeit geleistet. Uns bleibt nur die zweite Möglichkeit – und das ist auch gut so.

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ESV Rangierbahnhof Nürnberg

Teamdaten

Jan-David Thunhart

Personendaten

4. Spieltag Kreisklasse 4

Donnerstag, 05.09.2024

Boxdorf

ASN Pfeil-Phön.

9:0

Samstag, 07.09.2024

TSV Sack

SC Feucht 2

6:1

Sonntag, 08.09.2024

0:2

9:0

2:1

2:0

4:1

Tabelle Kreisklasse 4

Pl.

Team

Tore

Pkt

ESV Flügelrad

7:5

VfL Nürnberg

16:11

TSV Altenfurt (N)

10:4

SC Worzeldorf

8:3

TSV Sack (N)

9:7

ASC Boxdorf

7:8

ESV Rangierb. Nbg.

4:2

TB Johannis 88 Nbg. (A)

9:6

1. SC Feucht 2 (N)

12:12

Megas Alexandros (N)

4:4

ASN Pfeil-Phönix

3:10

SpVgg Mögeldorf 2

1:4

TSV Fischbach (N)

7:11

Türk FK Gostenhof

2:12

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So. 08.09.2024 15:00 Uhr

A - VfL Nürnberg (2.)

So. 15.09.2024 15:00 Uhr

A - ASN Pfeil-Phönix Nürnberg (11.)

So. 22.09.2024 15:00 Uhr

H - TSV Sack (5.)

So. 29.09.2024 15:00 Uhr

A - TSV Altenfurt (3.)

Do. 03.10.2024 15:00 Uhr

A - TSV Fischbach (13.)

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2023/24

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1998/99

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Landesliga Mitte (bis 2012)

1993/94

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1992/93

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1991/92

11.

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1987/88

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21/22

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