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Artikel veröffentlicht am 27.11.2024 um 07:00 Uhr
Jasmin Halilic im Interview: "Wir haben das nötige Feuer in uns!"
INTERVIEW In der vergangenen Saison verpasste der FC Bayern Kickers in der Relegation auf denkbar unglückliche Art und Weise nur knapp den Bezirksliga-Aufstieg, nun mischen die Kickers in der Kreisliga erneut vorne mit. Im fussballn.de-Interview der Woche wirft BaKi-Coach Jasmin Halilic einen Blick auf die zurückliegenden Herausforderungen, ordnet den bisherigen Saisonverlauf ein und zieht ein zufriedenes Zwischenfazit.
Von Michael Watzinger
Coach Jasmin Halilic blickt vor dem Jahreswechsel zufrieden auf die bisherigen Leistungen seines FC Bayern Kickers.
fussballn.de / Gitzing
Hallo Jasmin, das Spieljahr 2024 neigt sich dem Ende entgegen und du und dein FC Bayern Kickers werdet in der Kreisliga Nürnberg auf Platz 2 überwintern. Wie fällt angesichts von 33 Punkten aus 16 absolvierten Partien dein Fazit aus?

Jasmin Halilic (53):
Grundsätzlich bin ich mit unserem Abschneiden bislang absolut zufrieden. Trotz einer zunächst schwierigen Situation im Sommer haben wir uns im Laufe der Saison eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet und haben aufgrund der Nachholspiele letztlich alles selbst in der eigenen Hand. Ein kleiner Bonus ist sicherlich auch, dass wir nach der Winterpause im kommenden Jahr noch sieben Heimspiele haben werden und alle Konkurrenten bei uns antreten müssen. Wir sind äußerst heimstark und bedenkt man, dass wir in den vergangenen beiden Jahren jeweils nur eine Heimniederlage einstecken mussten, ist das sicherlich ein Vorteil für uns. Unsere Pleite für diese Saison haben wir uns ja schon im September gegen Hajduk abgeholt. (schmunzelt)

Du hast die schwierige Situation im Sommer bereits angerissen, als ihr erst in einem turbulenten Endspurt dem TSV Altenberg als Meister den Vortritt lassen musstet und anschließend auf äußert unglückliche Art und Weise im Elfmeterschießen in der Relegation gegen den SV Arberg den Bezirksliga-Aufstieg verpasst habt. War es nach dem knappen Scheitern für dich nur logisch, dass ihr auch diesmal wieder vorne mitmischen würdet?

Halilic:
Aus meiner Sicht ist es absolut nicht selbstverständlich, dass man nach so einem Rückschlag gleich wieder einen neuen Anlauf nehmen kann und wieder vorne mitspielt. Es war ohne Frage ein ordentlicher mentaler Schlag, den man erst einmal einstecken und verarbeiten muss - nicht selten zerfallen Mannschaften nach so einem unglücklichen Verlauf! Umso stolzer bin ich aber auf meine Jungs, dass wir diese Niederlage in eine Trotzreaktion umwandeln konnten und eine Art "Jetzt-erst-recht-Haltung" an den Tag gelegt haben.

Die äußerst unglückliche Niederlage in der Bezirksliga-Relegation hatte beim FC Bayern Kickers zunächst Spuren hinterlassen, ist inzwischen aber einer "Jetzt-erst-recht-Haltung" gewichen.
fussballn.de

Hat der unglückliche Verlauf - im abschließenden Elfmeterschießen wurden zwei zunächst verschossene Versuche der Arberger wiederholt, der zweite führte gar zur Entscheidung - im Nachgang Spuren hinterlassen?

Halilic:
Um ehrlich zu sein, am Anfang schon. Es machte sich nach dem verpassten Aufstieg zunächst eine große Enttäuschung breit und die Stimmung musste wieder aufgebaut werden. Dieser Hunger auf Fußball und nach Erfolg hat im ersten Moment schon darunter gelitten, aber ich denke, das ist verständlich. Es war dann ein Prozess, den es als Mannschaft zu bewerkstelligen galt. Dabei hat es sicher geholfen, dass ich charakterlich einwandfreie Jungs in meiner Mannschaft habe, deren Herz am Verein hängt!

Wie seid ihr mit dieser schwierigen Situation umgegangen und mit welchen Herausforderungen hattest du als Trainer in dieser Zeit zu kämpfen?

Halilic:
Der eine oder andere Führungsspieler hatte im Vorfeld bereits geplant, zukünftig kürzertreten zu wollen, was die Mannschaft sicher noch einmal zusätzlich schwer getroffen hätte. In dieser Phase ging es um so viel mehr als nur um den verpassten Aufstieg! Diese Jungs haben dann aber ein sehr gutes Gespür für das Team und den Verein bewiesen und darüber hinaus großes Pflichtbewusstsein gezeigt. Davor ziehe ich meinen Hut! Gemeinsam haben wir dann gerade zu Beginn immer mal wieder Gespräche gesucht und am Teambuilding gearbeitet, so haben wir uns als Einheit aus dem mentalen Tief befreit.

Auf die Führungsspieler um Kapitän Anton Gansen (am Ball) konnte sich Trainer Jasmin Halilic auch in schwierigen Phasen stets verlassen.
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Deine Mannschaft hat sich zweifellos wieder gefunden. Was zeichnet euch deiner Ansicht nach am meisten aus?

Halilic:
Es gibt eine gewisse Hierarchie innerhalb der Mannschaft und die Akzeptanz untereinander ist komplett da. Die Führungsspieler gehen mit Leistung vorne weg und geben die Richtung vor, die anderen Jungs nehmen sich ein Beispiel und werfen ebenfalls alles rein. Neben unser spielerischen Qualität ist ganz klar die Charakterstärke unser großes Plus! Wir legen immer einen gewissen Kampfgeist an den Tag, der in dieser ausgeglichenen Kreisliga unabdingbar für Erfolg ist - so konnten wir in dieser Saison auch schon das eine oder andere Spiel zu unseren Gunsten drehen. Dass wir trotz des angesprochenen Engagements in der Fairness-Tabelle auf Platz 1 stehen, freut mich dann aber noch einmal umso mehr!

Einige deiner Spieler sind inzwischen in einem durchaus fortgeschrittenen Fußballeralter angekommen. Ist die vorhandene Erfahrung in dieser ausgeglichenen und engen Kreisliga ein Vorteil?

Halilic:
Erfahrungswerte sind schon ein wichtiger Faktor! Einige meiner Jungs haben einen großen Fußball-Sachverstand und schon einiges erlebt. Denen brauche ich dann manchmal gar nicht viel erzählen, sie wissen einfach in gewissen Situationen ganz genau, was zu tun ist. Trotzdem ist es für mich als Trainer immer wieder interessant, auch diese Jungs zu kitzeln, um die bestmögliche Leistung hervorzubringen. Das klappt auch in dieser Spielzeit wieder gut und ich bin stolz, dass wir gemeinsam immer wieder eine sehr gute Balance miteinander finden.

Die Erfahrung von Akteuren wie Co-Trainer Cihan Kiymaz ist für Jasmin Halilic ein wichtiger Faktor in der engen Kreisliga Nürnberg.
fussballn.de / Gitzing

Trotz der vielen lobenden Worte, wo siehst du bei deiner Mannschaft noch Luft nach oben?

Halilic:
Sicher, es gibt immer etwas zu verbessern, das ist doch ganz normal. Ein Punkt ist sicherlich unsere Effizienz vor dem gegnerischen Tor: Wir haben auch bei unseren Niederlagen spielerisch durchaus überzeugen können, aber haben zu viel liegen lassen - das können aber wahrscheinlich wohl 80 Prozent der Mannschaften von sich sagen. (schmunzelt) Das ist von meiner Seite aus aber auch irgendwie jammern auf hohem Niveau, bedenkt man, dass wir die beste Defensive und den drittbesten Angriff der Liga haben. Ein weiterer Punkt ist aus meiner Sicht, dass unsere zweite Reihe noch mehr Beständigkeit in ihre Leistungen bringen muss, da haben wir manchmal noch zu starke Schwankungen zu verzeichnen.

Du hast eure stabile Defensive angesprochen. Ist die Abwehr mit lediglich elf Gegentreffern euer größter Erfolgsgarant?

Halilic:
Die Defensivarbeit ist ein wichtiger Teil unseres Spiels. Der Erfolg ist aber nicht nur auf eine hervorragende Abwehrreihe, sondern vor allem auch auf eine homogene Einheit zurückzuführen: Unsere Offensivspieler sind sich nicht zu schade, laufen unheimlich fleißig gegen den Ball an. Zudem haben wir eine gute Struktur und Ordnung, jeder kennt seine Aufgaben und setzt diese sehr gut um. Das einheitliche Auftreten ist eine Charakteristik unseres Spiels.

Lange Zeit war in der Kreisliga-Nürnberg ein recht breites Verfolgerfeld zu beobachten, das sich zuletzt aber etwas ausgedünnt hat. Wen erwartest du bis zuletzt vorne mit dabei?

Halilic:
Es gibt aus meiner Sicht nicht den großen Favoriten, die ersten sechs Teams werden den Aufstieg am Ende wohl unter sich ausmachen. Dabei ist aber alles noch so dicht beisammen - eine kleine Serie und du bist voll dabei, ein, zwei Niederlagen und du rutschst vorübergehend raus. Wir haben es ja im Verlauf der Hinrunde selbst gesehen, als wir nach zwei unglücklichen Niederlagen gegen den ASV Fürth und die SGV Nürnberg-Fürth 1883 abgerutscht sind, zuletzt aber mit einer guten Serie unsere Ausgangsposition wieder deutlich verbessern konnten. Es wird wohl ein spannendes Rennen bis zum Schluss bleiben - und wir wollen uns oben festbeißen.

Jasmin Halilic gibt an der BaKi-Seitenlinie die Richtung vor, mit seinem Team will er bis zuletzt vorne mitmischen.
fussballn.de / Gitzing

Die Winterpause steht vor der Türe. Worauf wird in dieser Zeit euer Fokus liegen?

Halilic:
Für uns wird es in erster Linie darum gehen, das große Ganze zu verfeinern. Zum einen wollen wir die Zeit nutzen, um den angeschlagenen Spielern Zeit zur Erholung zu lassen, denn zuletzt lief der eine oder andere schon ganz schön auf dem Zahnfleisch. Zum anderen gilt es dann auch einige Jungs, die zwischenzeitlich länger ausfielen, wieder an das Team heranzuführen, denn alle können und werden im Laufe der restlichen Saison noch wichtig werden. Natürlich versuchen wir auch, die konditionellen Grundlagen für die Rückrunde zu schaffen, wir haben auf jeden Fall ein interessantes Vorbereitungsprogramm geplant.

Wie siehst du die Chancen, dass am Ende der Saison der Aufstieg mit einem Jahr Verzögerung geschrieben steht? Worauf wird es ankommen?

Halilic:
Unsere Chancen stehen genauso gut wie die unserer Konkurrenz … Gut, vielleicht haben wir durch unsere Ausgangslage und die genannten Heimspiele einen minimalen Vorteil. Aber letztlich ist die Saison noch so lang, es kann so viel passieren. Es gibt keine Gegner, die du mal ebenso im Vorbeigehen schlägst, man muss sich jeden Erfolg erst einmal erarbeiten! Ein wichtiger Aspekt während der Rückrunde wird dabei sicherlich auch die Gesundheit sein - wir sind in der Liga alle keine Bundesliga-Teams, die Ausfälle beliebig kompensieren können. Dann kommen regelmäßig die Tagesform und das nötige Spielglück hinzu, Kleinigkeiten sind entscheidend. Klar ist aber auch, dass wir ganz sicher das nötige Feuer in uns haben, um es am Ende zu packen - es ist kein unrealistisches Ziel!

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Tabelle Kreisliga Nürnberg

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
4
17
27:23
29
7
16
30:25
24
9
18
20:25
21
10
18
31:32
21
11
18
26:34
20
12
15
23:33
18
14
16
22:46
10
Bei punktgleichen Teams: Sondertabelle der Punktgleichen


Steckbrief J. Halilic

Jasmin Halilic
Alter
53
Wohnort
Nürnberg
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Bosnien und Herzegowina
Starker Fuß
Linksfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")

Trainerstationen J. Halilic


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