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Artikel veröffentlicht am 25.12.2024 um 07:00 Uhr

Oliver Wurzbacher im Interview: "Fußball steht hier nicht nur an fünfter Stelle"

INTERVIEW Im Sommer übernahm Oliver Wurzbacher kurz nach seiner Trennung von der DJK Eibach in einer turbulenten Phase das Trainer-Zepter beim strauchelnden Kreisligisten SV Raitersaich. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt der 42-jährige Vollblutfußballer auf die damalige Situation, erläutert, was ihn als Spieler weiter auf dem grünen Rasen hält, blickt voraus, aber auch auf das Aus seines Ex-Vereins SV Seligenporten.

Von Michael Watzinger

Oliver Wurzbacher ist seit Saisonbeginn für den SV Raitersaich als Spielertrainer aktiv.

fusballn.de / Strauch

Hallo Oliver, seit Anfang Juli bist du Trainer beim SV Raitersaich. Wie habt ihr damals zueinander gefunden?

Oliver Wurzbacher (42): Nach der Bekanntgabe der Trennung in Eibach hat sich dann noch am selben Tag Raitersaich bei mir gemeldet. Wir haben uns daraufhin getroffen, konstruktiv ausgetauscht und dann auch schnell gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen.

Du hast dein Ende in Eibach Ende Juni nach dem verpassten Aufstieg über die Relegation gerade angesprochen. War es dir wichtig, möglichst schnell wieder eine neue Aufgabe zu finden? Worin lag für dich der Reiz?

Wurzbacher: Nein, eigentlich dachte ich zunächst nach der Trennung in Eibach nur an eine Pause - ich habe dann auch zu meiner Frau gesagt, dass wir im August drei Wochen Urlaub machen können. (schmunzelt) Raitersaich war für mich als Trainer aber schon immer interessant gewesen, da dort mit Bernhard und Daniel Kießling (Abteilungsleiter und Spielleiter, Anm. d. Red.) zwei absolute Top-Männer in der Verantwortung stehen, die - wie ich - absolut ehrgeizig sind und immer den nächsten Schritt gehen wollen, um das Maximum herauszuholen. Diese Aufgabe hat mich dementsprechend von Anfang an gereizt und so erfolgte dann auch schnell meine Zusage.

Beim SVR ging es zu dieser Zeit im Sommer recht turbulent zu: Durch die erneute Einteilung in die Kreisliga Frankenhöhe gab es einige Probleme bzw. Zusatzaufgaben für die Verantwortlichen zu bewältigen, nachdem sich einige Spieler kurzfristig umorientiert hatten. Nimm uns einmal mit, wie bist du, beziehungsweise seid ihr, an die aufkommenden Herausforderungen herangegangen?

Wurzbacher: Klar, wir wussten alle, dass wir im Zuge der neuen Einteilung einige qualitative Abgänge zu verkraften hatten und diese in der Folge vor allem als Mannschaft kompensiert werden mussten - durch die Abgänge hatte der Kader auch nicht mehr die Größe wie noch in der Vorsaison. An dieser Stelle zeigte sich dann aber schnell, was das Team für eine brutale Mentalität besitzt und dass es bereit war, in der Folge wirklich viel zu arbeiten und zu investieren. So haben wir zum Beispiel in dieser Runde die Anzahl der Trainingseinheiten von zwei auf drei erhöht - ich denke, das alleine sagt schon einiges über meine Spieler aus!

Coach Oliver Wurzbacher attestiert den Jungs seines SV Raitersaich eine klasse Mentalität.

fussballn.de / Strauch

Nach inzwischen gut einem halben Jahr in Raitersaich: Wie sind nun deine bisherigen Eindrücke vom Verein und von den Leuten drumherum?

Wurzbacher: Man muss sagen: einfach überragend! Basis ist natürlich eine motivierte, lernwillige Mannschaft, bei welcher der Fußball eben nicht nur an fünfter Stelle steht! Hinzu kommen dazu eben auch klare Strukturen mit klarer Aufgabenverteilung - Mannschaft, Trainer, Abteilungsleiter, Vorstand. Es ist ein absolutes Miteinander und es herrscht ein super Austausch! In der Vergangenheit hatte ich ein, zwei Vereine, bei denen diese Strukturen so nicht gegeben waren, aber nur wenn diese vorhanden sind, kannst du als Trainer auch konstruktiv und erfolgversprechend arbeiten.

Sportlich ist der SV Raitersaich über den Jahreswechsel mit 18 Punkten im Mittelfeld der Tabelle beheimatet. Wie fällt dein Fazit zur Winterpause aus?

Wurzbacher: Gut! Zufrieden bin ich ja grundsätzlich nie, da man immer Inhalte findet, an denen man weiter arbeiten kann. Klar, vor der Saison hätte wohl jeder die 18 Punkte zu diesem Zeitpunkt unterschrieben... Ich denke, wir haben vor allem eine gute Basis für die Rückserie gelegt. Für die Jungs waren zunächst sicher auch ein paar Dinge neu. Sie ziehen aber super mit, saugen alles auf und sind bereit, den nächsten Step in ihrer Entwicklung zu gehen.

Du selbst bist mit inzwischen 42 Jahren weiter auf dem Platz aktiv und mit sieben Treffern sogar bester Torschütze des SVR. Wolltest du weiter am Ball sein? Und wann siehst du vielleicht den Zeitpunkt für ein Ende der aktiven Laufbahn doch gekommen?

Wurzbacher: Das wird man sehen. Entscheidend ist für mich letztlich immer, was das Beste für die Mannschaft ist! Wenn ich aktuell zu der Bewertung komme, dass ich dem Team gerade auf dem Platz mehr helfen kann als von der Seitenlinie aus, sehe ich es auch als meine Pflicht zu spielen! Der Spirit auf dem Platz sein zu wollen, ist nach wie vor vorhanden - das Feuer ist bei mir definitiv noch nicht erloschen!

Selbst mit inzwischen 42 Jahren macht Oliver Wurzbacher (r.) noch immer eine gute Figur am Ball und ist mit sieben Treffern bester Torschütze seines SV Raitersaich.

fussballn.de / Strauch

Was lief sportlich gesehen beim SVR bislang gut? Wo siehst du noch Raum für Verbesserungen?

Wurzbacher: Das kann man pauschal nicht sagen. Ich unterteile ja das Spiel gerne in vier Teilbereiche: Das Spiel gegen den Ball, Spiel im eigenen Ballbesitz, Umschalten nach Ballgewinn und Umschalten nach Ballverlust. Und an diesen Inhalten arbeiten wir seit Minute Eins und es ist einfach ein stetiger Prozess. Es ist wichtig, dass die Mannschaft körperlich fit ist, um die Energie und die Präsenz auf den Platz zu bringen. Generell macht die Truppe, wie schon erwähnt, eine gute Entwicklung durch. Für mich stehen wir dabei aber auch erst am Anfang und wenn die Mannschaft weiter so hungrig und gierig bleibt, dann wird der nächste Schritt zwangsläufig erfolgen.

Wohin kann oder soll die Reise des SVR in dieser Saison noch gehen?

Wurzbacher: Einerseits ist es, wie schon erwähnt, mein Ziel die Spieler zu unterstützen und zu fördern, um dann eben auch als Mannschaft bestmöglich zu performen. Andererseits wissen wir natürlich auch, dass Fußball ein Ergebnissport ist und wir Resultate brauchen. Die Liga ist sehr ausgeglichen und es kann so gut wie jeder jeden schlagen. Unser Ziel ist es dabei natürlich, möglichst nicht in den Abstiegsstrudel zu geraten und so gut es geht zu punkten, um den Klassenerhalt fix zu machen.

Während sich Raitersaich unter deiner Führung nach turbulenter Sommerzeit stabilisiert hat, hat mit dem SV Seligenporten einer deiner Ex-Vereine im April dieses Jahres die Reißleine gezogen und die 1. Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet. Wie hast du das Aus des höherklassigen Fußballs im Kloster aufgenommen? War das Ende für dich eine Überraschung?

Wurzbacher: Das Aus kam für mich jetzt nicht mehr wirklich überraschend: Seit Walter Eisl da sein Amt abgegeben hat und sich auch Carlo Wild über die Jahre immer weiter zurückgezogen hat, ging es ja stetig bergab und der Verein war zuletzt absolut im freien Fall. Insgesamt ist diese Entwicklung natürlich schade, denn in meinen Augen war der SVS immer ein super Verein!

Mit dem SV Seligenporten spielte Oliver Wurzbacher im DFB-Pokal und erinnert sich noch gerne zurück an eine außergewöhnliche Zeit bei den Klosterern.

privat

Welcher Erinnerungen verbindest du mit deiner Zeit im Kloster?

Wurzbacher: Natürlich absolut positive! Es war kameradschaftlich wie sportlich einfach meine schönste Zeit, die Mannschaft hatte wirklich überragende Charaktere! Ich kam in meinem ersten Jahr erst im August als Vertragsamateur dazu, wurde mit 20 Toren direkt Toptorjäger der Liga, hinzu kam die Qualifikation für den DFB-Pokal durch einen 3:0-Erfolg gegen Augsburg II unter dem damaligen Trainer Thomas Tuchel - deshalb war ich dann schon auch etwas überrascht, dass er mich zu seiner Bayern-Zeit nicht angerufen hat, um als Back-Up für Harry Kane zu fungieren... (lacht) Durch meine drei Tore gegen Augsburg II kam es dann auch zu einem Live-Auftritt im Aktuellen Sportstudio. Die Auslosung vor rund 1000 Zuschauern auf dem Dorfplatz in Seligenporten war für mich natürlich auch ein wahnsinniges Erlebnis! Im zweiten Jahr war dann das DFB-Pokal-Spiel gegen den damaligen Bundesligisten Arminia Bielefeld und der Aufstieg in die Bayernliga - insgesamt war es einfach eine top Zeit, an die ich gerne zurückdenke!

Blicken wir zum Abschluss noch voraus: Wie ist der Stand der Dinge bezogen auf dich persönlich? Geht es für dich auch über die Saison hinaus beim SVR weiter?

Wurzbacher: Für mich war schnell klar, dass ich unbedingt beim SVR weitermachen möchte - und zum Glück sah es der Verein genauso. Daher haben wir den Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert!

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Steckbrief O. Wurzbacher

Oliver Wurzbacher

Spitzname

Wurzi

Alter

Geburtsort

Fürth

Wohnort

Fürth

Familie

verheiratet, 2 Kinder

Nation

Deutschland

Größe

191 cm

Gewicht

90 kg

Beruf

Industriekaufmann

Hobbies

Tennis, Fitness,Schwimmen, Essen gehen

Lieb.-Position

Sturm

Erfolge

2007 Bayerischer Landespokalsieger mit dem SV Seligenporten und der damit verbundene Einzug in die Hauptrunde des DFB-Pokals gegen Arminia Bielefeld

2008 Aufstieg mit dem SV Seligenporten in die Bayernliga

Spielerstationen in der Jugend:
Bis C-Jugend TSV Burgfarrnbach
Bis A-Jugend SpVgg Greuther Fürth
A-Jugend SG Quelle Fürth