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Artikel veröffentlicht am 08.01.2025 um 07:00 Uhr

Burc Takmak im Interview: Mannschaft, Trainer, Verein - wir alle wollen hoch

INTERVIEW Mit dem SC Großschwarzenlohe ritt Burc Takmak in der Landesliga Nordost vor der Winterpause auf der Erfolgswelle, blieb dabei zwölf Partien in Serie ungeschlagen und überwintert verdientermaßen an der Tabellenspitze. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der 31-jährige Defensivspezialist und Sommer-Neuzugang über die bislang herausragende Saison, die Besonderheiten beim SCG und seine persönlichen Ziele.

Von Michael Watzinger

Burc Takmak (in rot) und der SC Großschwarzenlohe waren in der Landesliga Nordost meist obenauf und gingen als Tabellenführer in die Winterpause.

fussballn.de / Oßwald

Hallo Burc, zunächst einmal noch ein gesundes neues Jahr! Welche sportlichen Wünsche und Ziele verfolgst du im Jahr 2025?

Burc Takmak (31): Das ist eigentlich gar nichts wirklich Spektakuläres: Aus persönlicher Sicht ist es mir zunächst einmal das Wichtigste, dass meine Familie und ich weiterhin gesund bleiben. Auf den Fußball bezogen, stehen wir als Mannschaft so gut da, dass ich mir natürlich für uns den Aufstieg in die Bayernliga wünsche.

Du selbst bist zu Saisonbeginn vom Ligakonkurrenten SC 04 Schwabach zum SC Großschwarzenlohe gestoßen. Wie hast du dich im neuen Umfeld bislang zurechtgefunden, wie fühlst du dich in deinem neuen Verein?

Takmak: Ich fühle mich in Groß'lohe wahnsinnig wohl! Nach meinem Abschied aus Schwabach habe ich mich zu Beginn der Vorbereitung dem SCG angeschlossen - und das war die beste Entscheidung, die ich habe treffen können! Ich bin super aufgenommen worden, bin dort in einer jungen Mannschaft einer der älteren Spieler und versuche meine Erfahrung einzubringen. Das war auch ein Punkt, der mir von Trainerseite in den Gesprächen mit auf den Weg gegeben wurde. Ich bin ein wenig der große Bruder in der Mannschaft und mag diese Rolle sehr gerne. (schmunzelt)

Burc Takmak (r.) ist nicht nur ein defensiver Stabilisator des SC Großschwarzenlohe, der Sommer-Neuzugang nimmt beim Spitzenreiter der Landesliga Nordost auch die Rolle des großen Bruders ein.

fussballn.de / Oßwald

Wie du bereits angedeutet hast, läuft es auch sportlich hervorragend, schließlich überwintert ihr in der Landesliga Nordost auf Platz 1 und habt damit beste Karten auf den Aufstieg in die Bayernliga. Wie hast du die bisherige Spielzeit wahrgenommen?

Takmak: Mit dem bisherigen Abschneiden können wir natürlich absolut zufrieden sein, denn aus meiner Sicht stehen wir im Moment völlig verdient da oben! Wir haben seit September kein Spiel mehr verloren, konnten dabei neun Spiele in Folge gewinnen und sind inzwischen seit zwölf Partien ungeschlagen - unsere Serie ist aus meiner Sicht schon außergewöhnlich! Natürlich hat sich mit der Zeit dann einfach ein Lauf entwickelt, den wir sehr gut für uns genutzt haben: Zwar konnten wir spielerisch schon meistens überzeugen, aber selbst wenn es einmal nicht so lief, haben wir die Spiele auf unsere Seite ziehen können. Klar ist aber auch, dass es nicht einfach so weitergeht, sondern dass wir weiter hart für den Erfolg arbeiten müssen. Die Winterpause ist wie ein Reset-Knopf - und wir müssen gleich wieder voll da sein!

Du hast eure beeindruckende Siegesserie, die gerade im gehobenen Amateurbereich absolut beeindruckend ist, angesprochen. Wie fühlt es sich an, von Sieg zu Sieg zu eilen? Und hattest du etwas Vergleichbares auf deinen vorherigen Stationen schon einmal erlebt?

Takmak: Also in diesem Ausmaß habe ich das bisher ganz sicher noch nicht erlebt. Klar, fünf, sechs Siege am Stück, das kennt man. Aber über so einen langen Zeitraum alles zu gewinnen und dann, Stand jetzt, zwölf Partien ungeschlagen zu bleiben, ist einfach etwas ganz Besonderes! Im Spiel selbst vergisst man solche Serien natürlich, weil man sich da auf das Geschehen auf dem Rasen konzentriert. Vor dem Spiel hat man das aber schon auch im Kopf - vor allem, weil man will, dass die Serie unbedingt weitergeht. Auf der einen Seite stärken die Erfolgserlebnisse das Selbstbewusstsein und man steckt Rückschläge deutlich besser weg, andererseits setzt man sich selbst vielleicht sogar noch ein bisschen mehr unter Druck, weil man einfach nicht will, dass dieser Lauf ein Ende findet. Von der Bezirksliga aufwärts gibt es solche Serien ja wirklich nicht alle Tage, wir können da aus meiner Sicht also schon auch ein wenig stolz darauf sein.

Der SC Großschwarzenlohe ist seit Anfang September ohne Niederlage und seit nunmehr zwölf Spielen ungeschlagen. Für Burc Takmak (2.v.l.) durchaus eine Serie, auf die man stolz sein kann.

fussballn.de / Strauch

Zu Saisonbeginn lief dagegen ja nicht direkt alles so glatt. Was klappte also ab September besser als zuvor?

Takmak: Das ist wirklich nicht so einfach zu erklären. Es gab bei uns vor der Saison jetzt nicht den großen Umbruch, sodass man sich erst hätte finden müssen. Die Mannschaft hat einen Kern, der schon ein wenig länger zusammenspielt. Aus meiner Sicht waren wir auch schon zu Saisonbeginn in den meisten Spielen gut drauf, hatten aber vielleicht das Spielglück noch nicht so auf unserer Seite. Ich erinnere mich da zum Beispiel an das Hinspiel gegen Schwabach, als wir aus meiner Sicht daheim sehr dominant aufgetreten sind, unsere Chancen aber nicht genutzt haben und am Ende mit 2:3 den Kürzeren gezogen haben. Im Laufe der Runde konnten wir unsere Überlegenheit dann jedenfalls deutlich besser in Punkte ummünzen.

Was zeichnet diese Truppe aus deiner Sicht, gerade auch im Vergleich zur Konkurrenz, besonders aus?

Takmak: Also ein ganz großer Trumpf dieser Mannschaft ist auf jeden Fall unsere Fitness - die Jungs marschieren und arbeiten Fußball, das ist herausragend! Es herrscht eine tolle Einstellung, denn wir arbeiten immer weiter an uns und werden von unseren Trainern perfekt auf die jeweiligen Gegner eingestellt. Außerdem hat das Team eine perfekte Mischung, zum einen, was die Altersstruktur angeht, zum anderen aber auch bezüglich Teamspirit und Zusammenhalt - der hier unglaublich groß ist - und trotzdem der nötigen individuellen Klasse, mit Jungs wie Fabi Klose oder Maxi Takacs, die mit ihren Aktionen Spiele alleine entscheiden können.

Ungewöhnlich ist sicher auch die Trainer-Konstellation beim SCG, schließlich hat man mit Florian Bauer und Fabian Schäll nicht nur ein Trainer-Duo, sondern mit Fabian Klose und Felix Spielbühler ja auch noch zwei spielende Co-Trainer in der Verantwortung. Auch für dich eine neue Situation?

Takmak: Also in der Vielzahl ist das sicher etwas ungewöhnlich und ich hatte das so auch noch nie, ich finde aber unser Trainer-Gespann wirklich super. Jeder bringt sich ein und trägt seinen Teil zum Erfolg bei: Flo kümmert sich gerne um die Fitness und die Ernährung, Fabi Schäll fokussiert sich öfter auf das Spielerische, Felix analysiert oftmals die Gegner - auch, weil er sich am Ende der Vorbereitung einen Kreuzbandriss zugezogen hat und deshalb leider seine Qualität aktuell nicht auf dem Feld zeigen kann - und Fabi Klose trainiert öfters Standards ein. Es klappt einfach gut zwischen den Coaches. Sie fordern zwar viel ein, aber der Erfolg gibt ihnen ja absolut recht! Und wir als Team können davon nur profitieren!

Von seinem SCG-Trainer-Quartett um Florian Bauer hält Burc Takmak eine ganze Menge.

fussballn.de / Strauch

Wo siehst du trotz des tollen Höhenflugs bei euch noch Luft nach oben?

Takmak: Es soll nicht arrogant klingen, aber das Gute an uns ist, dass wir nie satt sind und immer besser werden wollen! Wir haben aktuell sowohl die beste Offensive als auch die beste Abwehr der Liga, aber wenn ich überlege, wie viel wir manchmal noch liegen gelassen haben, dann haben wir bei unserer Chancenverwertung definitiv noch Verbesserungspotenzial. Aus meiner Sicht können wir darüber hinaus auch im eigenen Spielaufbau noch öfter spielerische Lösungen suchen. In meinen Augen dürfen wir da gerne noch mutiger werden und uns mehr zutrauen - wir haben das drauf! Für meine letzte Einschätzung werden mich die Trainer sicher hassen. (lacht)

Wohin soll eure Reise in dieser Saison noch gehen?

Takmak: Es wäre nicht ehrlich, wenn man in unserer Situation jetzt anfangen würde drum herumzureden: Mannschaft, Trainer, Verein - wir alle wollen hoch! Wenn man in der Pole-Position ist, ist das auch ganz normal und auch richtig so. Ich sehe für uns gute Chancen, denn wir haben zwei Punkte mehr gesammelt als die Konkurrenz und eine Partie weniger ausgetragen. Außerdem ist der Spielplan für uns recht günstig, denn einige der härteren Gegner hatten wir nun schon vor dem Winter. Wichtig wird es natürlich trotzdem sein, gut aus den Startlöchern zu kommen.

Durch ihren beeindruckenden Lauf haben sich Burc Takmak (r.) und der SC Großschwarzenlohe eine gute Ausgangslage erspielt, an deren Ende der Bayernliga-Aufstieg stehen soll.

fussballn.de

Wer sind aus deiner Sicht die größten Konkurrenten im Kampf um die Meisterschaft?

Takmak: Die Tabelle spiegelt es aus meiner Sicht schon gut wider: Erlangen-Bruck war bislang sehr stark und kann uns definitiv gefährlich werden. Buckenhofen hatte ich ehrlich gesagt vor der Saison nicht so auf dem Zettel, aber sie hatten, ähnlich wie wir, einen tollen Lauf und konnten davon profitieren - ob sie tatsächlich bis zum Ende vorne dabei bleiben können, wird man sehen. Stadeln fehlte es bislang aus meiner Sicht ein wenig an der nötigen Konstanz und Schwabach musste sich erst finden, hat zuletzt aber immer häufiger bewiesen, wozu sie fähig sind. Insgesamt ist die Landesliga schon sehr ausgeglichen und jeder kann an einem guten Tag jeden schlagen.

Du selbst hast in deiner Laufbahn schon sehr viel erlebt. Machst du dir mit bald 32 Jahren allmählich Gedanken um deine sportliche Zukunft? Und welche Ziele und Träume möchtest du dir noch erfüllen?

Takmak: Ich bin ein Typ, der nicht immer alles durchplanen muss und lasse daher gerne die Dinge auf mich zukommen. Klar ist für mich, dass ich in dieser Spielzeit gerne aufsteigen und anschließend auch gerne mit Groß'lohe in der Bayernliga spielen möchte. Ich habe bereits Bayernliga gespielt, bin aber als Spieler immer erst nach dem Aufstieg dazu gestoßen - insofern wäre so ein Aufstieg in die Bayernliga schon etwas ganz Besonderes! Ansonsten wird man sehen, ob ich eines Tages Trainer oder Spielertrainer machen werde, aktuell habe ich einfach richtig Bock zu kicken und will, so lange es der Körper hergibt, auch noch auf einem hohen Niveau spielen.