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Artikel veröffentlicht am 09.02.2025 um 12:00 Uhr
Fasching, Golf und Maulwurf: Was aus dem Gelände der DJK Bayern wurde
Fast auf den Tag genau vor acht Jahren zog man bei der DJK Bayern Nürnberg die Reißleine und einen Schlussstrich unter die 94-jährige Vereinsgeschichte. Der legendäre Krugsportplatz am Pegnitzgrund hat inzwischen eine neue Bestimmung gefunden, das zum Ende der langen Klubhistorie gebaute Vereinsheim wurde schon recht früh nach dem DJK-Aus per Erbpacht von der Stadt Nürnberg übernommen. Der Fußball bleibt außen vor.
Von Marco Galuska
Man muss schon genau hinschauen, wenn man die Fußballtore am Krugsportplatz heute noch entdecken möchte. Die Maulwurfhügel sind schon leichter zu erkennen.
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Auch wenn sich die Abmeldung der DJK Bayern Nürnberg aus dem Spielbetrieb schon zum achten Mal gejährt hat, können die ehemaligen Aktiven, aber auch die früheren Gegner den Verein nie so ganz vergessen - schon allein deshalb, weil die belebte Fahrtstrecke am Ring entlang über die Theodor-Heuss-Brücke in Richtung Westfriedhof, je nach Jahreszeit, einen mehr oder weniger guten Blick auf den Krugsportplatz bietet. Den nostalgisch-geprägten Anhängern des Amateurfußballs mag dabei das Herz besonders bluten, denn Fußball wird dort längst nicht mehr gespielt.

Blick zurück auf den 7. Februar 2017: Anstelle eines Auftakttrainings nach der Winterpause gab es bei der DJK Bayern ein internes Abschiedsspiel zwischen der 1. und 2. Mannschaft. Das Ende des 1923 gegründeten Vereins war gekommen. In einer emotionalen und (selbst-)kritischen Betrachtung hatte der damalige Fußball-Abteilungsleiter Gamal Keblawi mitgeteilt, dass die Lichter am legendären Krugsportplatz im Nürnberger Stadtteil St. Johannis für den kleinen Verein, der einige große Amateurfußballer hervorgebracht hat, für immer ausgehen würden.

Der Krugsportplatz im April 2023: Das 100-jährige Vereinsjubiläum der DJK Bayern gab es nicht mehr.
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Die Altlasten, Steuernachforderungen, Verbindlichkeiten bezüglich des Vereinsheims und gegenüber dem Verband waren mit einer unterdurchschnittlichen Zahlungsmoral der Mitglieder und letztlich auch dem schwerwiegenden Verdacht, wonach sich handelnde Personen aus dem Vorstand bereichert haben, nicht mehr zu stemmen und hatten den Verein erdrückt. "Insgesamt war wohl die finanzielle Belastung aus dem Bau des Vereinsheims, das dann auch noch zu Spottpreisen vermietet wurde und in keinem guten Zustand mehr war, für den kleinen Verein zu viel in der Verbindung mit den fehlenden Einnahmen", sagt Keblawi noch heute. Die Abmeldung vom Spielbetrieb erfolgte noch während der Winterpause 2016/17, auch wenn sich zwischenzeitlich noch ein Verein aus Schwabach mit einer großen Geldsumme ins Spiel gebracht hatte. "Diesen Verein gibt's heute aber auch nicht mehr. Insofern stellt sich die Frage, wie seriös dieses Angebot letztlich war. Und leider war es auch rückblickend die einzig vernünftige Entscheidung, dass der Verein damals abgewickelt wurde", so der letzte Fußball-Abteilungsleiter der DJK Bayern.

Fußballer zu Germania, Tischtennis nach Buch - Tanz und Karneval im Vereinsheim

Für die ehemaligen Sportler der DJK Bayern ging es in anderen Vereinen weiter. Die Tischtennis-Abteilung zog ein paar Kilometer weiter nördlich zum TSV Buch, die jungen Fußballer verteilten sich auf die umliegenden Vereine, die Herren vor allem aber auf den SC Germania, bei dem auch Gamal Keblawi landen sollte und bis vor zwei Jahren noch als Trainer fungierte. Der Griechische SV Megas Alexandros, der in der Saison 2016/17 zunächst noch als Untermieter bei DJK Bayern kickte, wich kurzzeitig zum SC Germania aus und fand schließlich an der Deutschherrnwiese bis heute seine neue Heimat.

Die Nürnberger Luftflotte und der Urban Golf Club teilen sich aktuell das ehemalige Gelände der DJK Bayern Nürnberg.
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Im Sommer 2017 fand die Gläubigerversammlung statt und natürlich stellte sich die Frage, was mit dem städtischen Sportgelände und dem darauf errichteten Sportheim samt kleiner Sporthalle im Obergeschoss passieren würde. Zumindest die Lösung für das Vereinsgebäude war recht schnell gefunden. Die "Nürnberger Luftflotte", eine der größten Karnevalsvereine der Region, war mit seiner Tanzsportabteilung auf der Suche nach einer neuen Heimat. Seit 2018 haben die Karnevalisten und Tänzer in der Christoph-Weiß-Straße das Gelände der DJK Bayern übernommen und laden dort heute einmal mehr zum Kinderfasching. 

Keine Kletterhalle oder Fußball, dafür American Football, Quidditch und Target Golf

Für den Krugsportplatz gab es zwar auch in den Folgejahre noch den ein oder anderen Bewerber aus dem Fußball, aber unterm Strich fand sich keine Lösung. Auch der Plan einer Indoor-Kletterhalle wurde nie umgesetzt. Stattdessen trainierten über die Jahre zeitweise die Noris Rams American Footballi oder wurde auch mal Quidditch praktiziert. Seit Mitte 2023 ist der "Urban Golf Club e.V." bemüht, die vermeintlich elitäre Sportart der breiten Öffentlichkeit auf der "Target Range" am Krugsportplatz näherzubringen. Von einem gepflegten "Green" ist der ehemalige Fußballplatz (die beiden Tore sind durch den überwuchernden Wildwuchs nur noch schemenhaft zu erkennen) indes weiter denn je entfernt, denn Maulwürfe fühlen sich als "Untermieter" offensichtlich so richtig wohl.

Gamal Keblawi war der letzte Fußball-Abteilungsleiter der DJK Bayern und bis zur Saison 2022/23 noch Trainer beim SC Germania.
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Für Gamal Keblawi und den vielen Ehemaligen der DJK Bayern bleibt "stets eine Träne im Auge", wenn man auf "das Stück Heimat" blickt, das es so seit über acht Jahren nicht mehr gibt. "Man fragt sich manchmal schon, was noch möglich gewesen wäre. Sportlich waren wir auf keinem schlechten Weg, hatten eigentlich immer alle Jugend-Mannschaften besetzt und fünf Spieler aus der damaligen 1. Mannschaft gehörten in der Kreisliga auch bei Germania prompt zum Stammpersonal", sagt Keblawi mit Wehmut. Es bleibt die Erinnerung daran, dass es "für Gegner nie angenehm war" am Krugsportplatz zu spielen. Zumindest darüber lässt sich auch in Zukunft noch reden, denn seit einiger Zeit gibt's den Donnerstags-Stammtisch der ehemaligen DJK-Spieler in einer Kneipe in Johannis.

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