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Artikel veröffentlicht am 12.02.2025 um 07:00 Uhr
Was macht eigentlich: Thomas Diem?
Bald sechs Jahre ist es nun her, dass sich Thomas Diem aus dem Trainergeschäft, in dem er über zwei Jahrzehnte praktisch ohne Pause tätig war, verabschiedet hat. Dem Fußball hat der mittlerweile 61-Jährige aber deswegen nicht komplett den Rücken gekehrt. Es ist an der Zeit, um in unserer neuen Rubrik einmal genauer nachzufragen: "Was macht eigentlich Thomas Diem?"
Von Marco Galuska
Thomas Diem mit Hündin "Lady", die seit fast 16 Jahren an seiner Seite ist.
privat
Walking-Football führt zum Comeback am Zeisigweg

"Im Halbfinale haben wir die SGV geschlagen und im Endspiel dann den Favoriten und Gastgeber Eckenhaid, sodass wir das Turnier gewonnen haben", freut sich Thomas Diem über einen aktuellen Erfolg mit dem TSV Johannis 83. Es spricht nicht mehr der Trainer der Herren-Mannschaft vom Zeisigweg, der Diem für fast ein Jahrzehnt gewesen ist, sondern ein Spieler der Walking-Football-Truppe, die Wolfang Lutz, sein Freund seit Jugendtagen und ebenfalls langjährige Trainer (im Ruhestand), vor anderthalb Jahren gegründet hat. "Wir treffen uns einmal in der Woche zu einem Training, dazu kommen dann ab und an eben auch mal Turniere. Ich bin eigentlich von Anfang an mit dabei, es macht Spaß und man bleibt in Bewegung", freut sich Diem noch heute über die gemeinsamen Termine mit den alten Haudegen, die nach wie vor Freude am Kicken und an der gepflegten Kameradschaft haben.

Turniersieg in Eckenhaid mit dem Walking-Football-Team des TSV Johannis 83, dem Thomas Diem (unten 3.v.r.) so ziemlich von Beginn an angehört und Wolfgang Lutz (unten rechts) ins Leben gerufen hat.
privat

Seit vergangenem August ist Thomas Diem in Altersteilzeit, offiziell wird er erst mit 64, also in nicht einmal drei Jahren, in den beruflichen Ruhestand gehen. Auch wenn er seit seinem Rücktritt im April 2019 keinen neuen Trainerjob mehr angenommen hat, blieb das Interesse am Fußball ungebrochen. "Ich bin schon immer Club-Fan gewesen. Da muss man sich aber realistisch weiterhin mit der 2. Liga, die ja inzwischen richtig attraktiv geworden ist, anfreunden. Im Amateurfußball verfolge ich immer noch sehr viel, lese in alle Klassen rein, weil man ja doch noch so viele Leute kennt. Ich will mich jetzt dann auch wieder mal öfters auf den Sportplätzen umschauen - und ich kann mich auch überall noch sehen lassen", sagt Diem mit einem Lachen im Rückblick auf seine lange Trainerkarriere, die einst zur Jahrtausendwende neben Kurt Heininger beim SC Germania begonnen hatte.

Zwei schmerzhafte Verluste und eine treue Begleiterin

Zum Lachen war es dem eigentlich fröhlichen, stets freundlichen und offenen Charakter freilich nicht immer im Leben. Das Schicksal schlug beim noch jungen Trainer schon grausam zu, als Sohn Alexander im Jahr 2000 nach schwerer Krankheit verstarb. Und kurz vor dem (bisherigen) Ende seiner Trainerlaufbahn musste er im Spätsommer 2018 auch von seiner geliebten Frau Andrea Abschied nehmen. Umso mehr ist nachvollziehbar, dass Diem derzeit besonders auf seine bald 16-jährige Hündin "Lady" achtet, die ihn stets treu begleitet hat, der es aber nicht mehr so gutgeht. Noch ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Frau coachte Diem die SpVgg Nürnberg, ehe er für sich beschloss, dass er im April 2019 nach 23 Jahren an der Linie erst einmal Abstand vom Trainerjob haben wollte.

Mit dem Fußball kam Thomas Diem schon als Kind in Berührung, in der Nähe des Nordklinikums wurde auf einem Platz im Freundeskreis praktisch täglich gekickt. Auch damals war der zwei Jahre ältere Wolfgang Lutz dabei, der im Nachwuchs des TB Johannis 88 spielte, wo es dann auch Diem bald hinziehen sollte. Die komplette fußballerische Jugend bis zur 1. Mannschaft verbrachte er bei den Schnepfenreuthern. Während Lutz zu den anderen Johannisern an den Zeisigweg wechselte, ging es für Thomas Diem zur Privatmannschaft Blau-Weiß Gostenhof (die später zur Merl-Bau-Mannschaft wurde). Dreimal hintereinander wurde das Team Meister in der Privatrunde. "Es war vielleicht die schönste Zeit als Spieler. Wir hatten eine super Kameradschaft, was mir immer wichtig war, weil Fußball für mich eben ein Hobby sein sollte", erinnert sich der heute 61-Jährige, der aber auch seinen Wechsel zu einer "starken Truppe" beim ESV West ins Kreisoberhaus nicht bereut hatte, weil ihn doch der Ehrgeiz gepackt hatte. Über den TSV Südwest in der BOL landete Diem schließlich beim SC Germania, wo dann der Übergang vom Spieler zum Trainer bald erfolgen sollte: "Ich hatte mit den Beinen Probleme, wollte aber mit dem Fußball weitermachen und dann auch in der Zeit, nachdem unser Sohn verstorben ist, nicht alles aufgeben", erinnert sich der gebürtige Nürnberger, der seit Jahren in Fürth-Poppenreuth wohnt, zurück an seine Anfangszeit als Übungsleiter.

Aus einem Testspiel-Telefonat wurde fast ein Jahrzehnt bei Johannis 83

Von der 2. Mannschaft bei der Germania ging es weiter zur DJK BFC Nürnberg, die er kurz nach der Fusion "in schwierigen Zeiten" erlebte: "Es gab leider noch zwei Lager im Verein und daher immer wieder Störfeuer von außen." Wie es der Zufall wollte, spielte wieder einmal Jugendfreund Wolfgang Lutz eine Rolle bei einem neuen Kapitel in Diems Leben: "Ich habe mit ihm eigentlich wegen eines Testspiels telefoniert und dabei hat er mir dann den Wechsel zur 2. Mannschaft bei Johannis 83 schmackhaft gemacht. Selbst die Leute bei der DJK BFC haben es verstanden, dass ich in der unruhigen Zeit damals nicht länger geblieben bin." Zunächst zwei Jahre coachte Diem die Zweite der 83er in der Kreisklasse und übernahm dann die 1. Mannschaft im Abstiegskampf der Bezirksliga kurz vor Saisonende. Hauchdünn verpasste man zwar den Klassenerhalt, aber in der Folge war Johannis 83 unter Diem über Jahre eine feste Größe in der Kreisliga.

Fast zehn Jahre blieb Thomas Diem als Trainer beim TSV Johannis 83 am Ball.
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Großes Wiedersehen geplant

Nach neuneinhalb Jahren hatte der Coach dem Verein dann frühzeitig signalisiert, dass er zum Saisonende aufhören würde. Das Ende war indes dann reichlich unrühmlich, als Diem beim Eintreffen auf der Weihnachtsfeier erfuhr, dass der Verein nun schon zur Winterpause mit einem anderen Trainer geplant hatte. "Ich war damals nach der langen Zeit schon schwer enttäuscht, aber heute ist das für mich abgehakt. Der Verein weiß selbst, dass das seiner Zeit blöd gelaufen und der Schuss nach hinten losgegangen ist. Ich bin da nicht nachtragend, sondern freue mich umso mehr, wenn wir bald ein großes Treffen der Ehemaligen haben werden", sagt Diem über die in negativer Hinsicht legendäre Weihnachtsfeier von 2011, die dann ohne ihn stattfand, und der umso schöneren Tatsache, dass sich derzeit 58 Leute von ehemaligen und noch aktuellen 83ern in der Whatsapp-Gruppe befinden, um für das Frühjahr ein großes Wiedersehen nach langer Zeit zu planen. "Das hat jetzt große Kreise gezogen, da sind viele ehemalige Spieler dabei, die mittlerweile auch in ganz Deutschland verstreut leben. Vielleicht machen wir zu dem Treffen dann auch ein kleines Turnier im Verein", freut sich der ehemalige 83er-Trainer und unterstreicht zugleich, dass er Frieden geschlossen hat, dort, wo er seine längste Amtszeit verbracht hat. 

Zirndorf, Hagenbüchach und unruhige Zeiten im Kloster

Über einen Freundschaftsdienst zu Gerd Boetticher, ebenfalls einer aus der Fußballer-Clique aus Jugendjahren, landete Diem im Anschluss beim TSV Zirndorf und wechselte 2013 zum SV Hagenbüchach, wo man im Kreisoberhaus für Furore sorgen konnte. "Wir hatten eine starke Truppe, waren ja mit Abstand Tabellenführer in der Winterpause in der Kreisliga, dann aber meinten ein paar Spieler, besonders wilde Sachen planen und den Verein umkrempeln zu müssen. Die Vorstandschaft um Robert Rösch stand aber geschlossen hinter mir, als wir entschieden haben, diesen Weg nicht gehen zu wollen. Überhaupt war das eine schöne Zeit in Hagenbüchach, die ich keinesfalls missen möchte", erinnert sich der Übungsleiter zurück.

Ein halbes Jahr coachte Diem in der Landesliga die 2. Mannschaft des SV Seligenporten mit durchaus prominenten Namen.
privat

Das wohl verrückteste Kapitel in seiner Trainerlaufbahn sollte Diem aber im Sommer 2015 beim SV Seligenporten erleben. Über den Kontakt zu Michael Höhenberger, den er aus gemeinsamen Zeiten bei der Gostenhofer Privatmannschaft kannte, wurde Dieter Rebel, der damals der Macher bei der 2. Mannschaft der Klosterer in der Landesliga war, auf Diem aufmerksam und verpflichtete diesen als Trainer beim SVS. "Wir hatten zehn Tage vor Rundenstart nur acht Spieler, dann wurde noch weiter nachverpflichtet und beim Saisonstart in Buch haben wir allen Unkenrufen zum Trotz 1:1 gespielt. Das war auch eine irre Truppe", erinnert sich der damalige Trainer und ein Blick in die Aufstellung zeigt einige bekannte Namen, unter anderem auch Patrick Hobsch, aktueller Torjäger beim TSV 1860 München. Nach einem halben Jahr verließ Diem jedoch Seligenporten: "Mir ist das auf die Dauer zu stressig geworden, eigentlich war da immer Theater drumherum und auf Fußball konnte man sich nicht konzentrieren. Viele hatten mich ja schon gewarnt, dass ich mir das nicht antun soll. Ich bereue das aber im Nachhinein nicht, es war eine Erfahrung wert und ich habe auch viele nette Leute dort kennengelernt und finde es traurig, was aus dem Verein über die Jahre geworden ist."

Wohlfühlfaktor bei der SpVgg Nürnberg

Stattdessen heuerte Diem zur Saison 2016/17 bei der SpVgg Nürnberg an und fühlte sich im familiären Umfeld in Gebersdorf auf Anhieb richtig wohl, blieb bis zu seinem Rücktritt fast drei Jahre an der Stadtgrenze tätig: "Es hat mir gut dort gefallen, weil die Jungs auch noch die Kameradschaft gelebt haben, die es heutzutage leider nicht mehr so oft zu finden gibt. Ich habe dort auch nach meiner Zeit als Trainer noch öfters zugeschaut."

Gerne blickt Thomas Diem auf seine Trainerstationen zurück und will auch in Zukunft sich weiterhin auf den Sportplätzen umschauen. Dabei gibt es auch einige andere Pläne für den Ruhestand.
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Kurzzeitig hatte es Diem in den Jahren nach seiner letzten Trainerstation nach Berlin verschlagen, doch längst ist er wieder in der Heimat angekommen. Das muss aber nicht für immer so bleiben, zumal es nun auch keine berufliche Verpflichtung mehr gibt: "Ich kann mir vorstellen, dass ich in Zukunft auch mal die Wintermonate im Ausland verbringe oder dort auch länger bleibe. Man soll das Leben so gut es geht genießen, das habe ich gelernt", sagt Diem, der auch immer wieder mal Anfragen als Trainer hatte. Vorrang hat aber derweil die alte Hundedame an seiner Seite. Den Fußball wird er trotzdem nicht aus den Augen verlieren, denn auch beim Walking-Football stehen die nächsten Termine schon im Kalender.

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Steckbrief T. Diem

Thomas Diem
Alter
61
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Fürth
Familie
verwitwet
Nation
Deutschland
Beruf
In Altersteilzeit
Hobbies
Hund, Schafkopf, Poker, Backgammon, Urlaub in Griechenland
Spielerstationen

TB Johannis 1888: E - Jugend – 1. Mannschaft
FSV Gostenhof 1. Mannschaft (Kreisliga)
ESV West 1. Mannschaft (Kreisliga)
TSV Südwest Nbg. 1. Mannschaft (Bezirksoberliga)
SC Germania Nbg. 1. Mannschaft (Kreisliga)

Trainerstationen

SC Germania 2. Mannschaft (3 Jahre)
DJK BFC 1. Mannschaft (2 Jahre)
TSV Johannis 1883 (9 Jahre)
TSV 1861 Zirndorf (1 Jahr)
SV Hagenbüchach (2 Jahre)


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