Klosterer schlagen sich gegen Bielefeld achtbar: Schlaflos in Seligenporten - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 06.08.2007 um 08:00 Uhr
Klosterer schlagen sich gegen Bielefeld achtbar:
Schlaflos in Seligenporten
Seligenporten gegen Bielefeld, oder: Ein Dorf im Ausnahmezustand. Das Erstrundenspiel der 1400 Seelen zählenden Gemeinde im DFB-Pokal wird als gelungenes Ereignis in Erinnerung bleiben, auch wenn es so manchem Verantwortlichen schlaflose Nächte bescherte. Sowohl vom organisatorischen als auch vom sportlichen Katastrophenalarm blieb der Landesligist beim Höhepunkt des Jahres jedoch verschont.
Von
Christoph Laskowski
Einlauf zum Pokalfight: Bundesligist Arminia Bielefeld gastierte am Sonntag in Seligenporten.
Foto: Schweitzer
Bei den Gästen hingegen dürften eine Woche vor Bundesligastart nach dem mageren 2:0-Erfolg die Alarmglocken schrillen. Denn mit etwas mehr göttlichem Beistand für die "Klosterer" hätten die 4000 Zuschauer sogar einer Sensation beiwohnen können. Bis zur 79. Minute hielt der Landesligist die Partie offen und lag nach einem Kopfballtor von Wichniarek (20.) nur mit 0:1 zurück. Und ein paar Spieler und Dorfbewohner werden sich wohl noch lange einige "Was-wäre-wenn"-Fragen stellen.
Was wäre zum Beispiel passiert, wenn Schiedsrichter Stefan Lupp den Bielefelder Tobias Rau nach fünf Minuten vom Platz gestellt hätte? Der ehemalige Nationalspieler schubste Gegenspieler Alexander Contala nach einem Zweikampf um und kam mit Gelb davon. "Er hätte sich geschickter verhalten müssen, sogar wenn er provoziert worden ist", musste Bielefelds Trainer Ernst Middendorp eingestehen. Bei echtem Sonntagswetter hätte ein so früh dezimierter Bundesligist durchaus Probleme bekommen können.
Keeper Mathias Hain (li.), hier mit Petr Gabriel, bewahrte die Ostwestfalen vor dem Ausgleich.
Foto: Schweitzer
Und was wäre wohl passiert, wenn der gerade eingewechselte Benjamin Pommer beim Stand von 0:1 in der 65. Minute die Nerven behalten hätte? Von Contala steil geschickt, blieb er im direkten Duell gegen Keeper Hain zweiter Sieger – die größte, allerdings auch einzige echte Torchance für den SVS. "Ich habe mich vom Abwehrspieler zu weit nach außen abdrängen lassen. Eigentlich wollte ich den Ball in die lange Ecke schieben, doch der Torwart hat spekuliert. Jetzt werde ich die ganze Nacht nicht schlafen können", ärgerte sich Pommer. Keeper Hain dagegen war im entscheidenden Moment hellwach. "Es ist schwer, die Konzentration zu halten, wenn man nur eine Situation im ganzen Spiel hat. Es war dennoch ein unbequemer Gegner", so Hain.
Unbequem nicht zuletzt deswegen, weil der SVS mit Aggressivität und Einsatz Paroli bot. Die Torchancen der Arminia bis zur Pause blieben überschaubar, und auch in der zweiten Hälfte verstanden es die Ostwestfalen zur Enttäuschung der etwa 100 mitgereisten Fans nicht, die Entscheidung gegen den Landesligisten herbeizuführen.
Szenenapplaus ernteten dafür immer wieder die Gastgeber: So wie der starke Keeper Wagner kurz vor der Pause, als er einen Schuss von Zuma aus kürzester Distanz an die Latte lenkte. Oder als Puscher auf der rechten Seite gleich zweimal hintereinander Masmanidis im Dribbling narrte.
Erst in der 79. Minute zerplatzte der Traum von der Sensation. Jonas Kamper sorgte mit einer Einzelaktion für die Entscheidung, Wagner hatte beim 25-Meter-Schuss des Dänen keine Abwehrmöglichkeit. Trainer Uwe Neunsinger war dennoch zufrieden: "Defensiv haben wir so gespielt, wie ich es mir vorgestellt habe. Nach der Balleroberung haben wir aber zu oft lange Bälle in die Spitze gespielt. Trotzdem wird ganz Seligenporten in dieser Nacht über das Spiel reden."
Im Fokus der Kameras: Dank der provisorischen Emporen hatten die Fernsehteams auf Profis und Amateure freie Sicht.
Foto: Schweitzer
Eine schlaflose Nacht mehr in Seligenporten – für Mitorganisator Karlheinz Wild, der seit Jahren eng mit dem Verein verbunden ist, und die zahlreichen Helfer schon beinahe Gewohnheit. "Es war viel Stress in den letzten Wochen, besonders wegen der Erfüllung der vielen Sicherheitsvorkehrungen und des hohen Medieninteresses. Jetzt bin ich froh, dass es vorbei ist", so Wild, der während der Partie im Seligenportener Fanshirt aufkommende Probleme zu beseitigen versuchte, um anschließend im seriösen Anzug die Pressekonferenz zu leiten.
Weniger ernst und stressig dürfte der restliche Abend beim SVS verlaufen sein, schließlich feierte Kapitän Tobias Maus auch noch seinen 31. Geburtstag. Folglich wird wohl so manch ein "Klosterer" erneut kein Auge zugemacht haben.
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