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Artikel veröffentlicht am 20.05.2015 um 06:00 Uhr
Der beruflichen Perspektive wegen: Thomas Kraus wird ein Fohlen
MAGAZIN In den letzten drei Jahren wurde der Reichmannsdorfer Thomas Kraus zur Symbolfigur des rheinischen Kultvereines SC Fortuna Köln. Landespokalsieger, Meister, Aufsteiger in die 3. Liga, wo er seine Jungs sogar als Kapitän aufs Feld führte. Zur neuen Saison soll Thomas Kraus die „jungen Fohlen“ des Champions League-Teilnehmers führen.
Von Bernd Riemke
Herr Kraus, zur neuen Saison wechseln Sie zu Borussia Mönchengladbach. Wie kam dieser Kontrakt denn zustande?
Thomas  Kraus: In den vergangenen beiden Spielzeiten haben wir mit der Fortuna stets gegen Gladbach 2 gespielt. Der Verein kannte mich also aus den Duellen und ist Anfang des Jahres auf mich zugekommen und hat sich nach meiner vertraglichen Situation informiert. Für mich ist das natürlich eine interessante Aufgabe, dort als Führungsspieler zu arbeiten, aber ich brauchte auch eine gewisse Perspektive.

Eine für die Zeit nach Ihrer aktiven Zeit…?
Thomas Kraus: Richtig. Borussia Mönchengladbach bietet mir die Chance nach meiner aktiven Karriere eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann zu machen. Daraufhin habe ich mit meinem Trainer ein Vier-Augen-Gespräch gesucht und ihn davon unterrichtet, dass ich diese Chance gerne wahrnehmen möchte.

Ein über zehn Jahre altes Bild: Thomas Kraus (vorne, 2.v.re.) hier im Trikot des LRA Bamberg bei der alljährlichen Oberfränkischen Hallenmeisterschaft der Landratsämter. Er hat seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten am LRA Bamberg absolviert.
Andi Bär

Obwohl Sie noch einen gültigen Vertrag bei der Fortuna hatten?
Thomas Kraus: Ja, mein Vertrag lief noch zwei Jahre ohne Ausstiegsklausel. Trainer und Geschäftsführer haben mir mitgeteilt, dass sie einem verdienten Spieler, wie mir diese Möglichkeit nicht verbauen wollen und haben daraufhin den gültigen Vertrag aufgelöst.

Schon in der vergangenen Spielzeit trat Alemannia Aachen von einem so genannten Vor-Vertrag zurück, damit Sie 3. Liga in Köln spielen können. Sind Sie in dieser Hinsicht tatsächlich ein kleines Glückskind?
Thomas Kraus: Zunächst bin ich Fortuna Köln unglaublich dankbar. Glückskind ist vielleicht ein wenig übertrieben. Aber sicher bekommen nur wenige die Chance bei einem Champions-League Vertreter in der Zweitvertretung zu spielen.

Nach dem letzten Saisonspiel können Sie auf eine überaus erfolgreiche Zeit in Köln zurückblicken.
Thomas Kraus: Jeder, der mich und meine Spielweise kennt, weiß, dass ich immer mehr arbeiten musste als andere, weil ich nicht mit dem großen Talent gesegnet war. Ich hatte bei der Fortuna meine bislang erfolgreichste Zeit: Im ersten Jahr holten wir den Mittelrheinpokal, sind im zweiten Jahr als Meister aufgestiegen und haben im dritten Jahr die Klasse gehalten. Ich werde immer gern zurückkommen und habe hier noch gute Freunde.

Blicken wir sportlich auf Ihre erste Saison in der 3. Liga, in der Sie mit der Fortuna vorzeitig den Klassenerhalt feiern konnten.
Thomas Kraus: Von der 4. In die 3. Liga ist nochmal ein riesiger Sprung, weil man sich noch weniger Fehler erlauben darf. Wir wussten als Mannschaft immer was wir können – und was nicht. Jeder hat sich dem Erfolg untergeordnet und sein eigenes Ego zurückgestellt. Nur so konnten wir als einer der Vereine mit dem kleinsten Etat unser großes Ziel erreichen.

"Ich bin ein Fußball-Wahnsinniger" beschreibt sich Thomas Kraus selbst, der 90 Minuten plus X auf dem Platz alles für seine Farben gibt.
anpfiff.info

Bleibt am Ende ein besonderes Erlebnis noch länger haften?
Thomas Kraus: Aus dem Stegreif fallen mir zwei Spiele ein. Als wir in der Vorrunde in Wehen-Wiesbaden gespielt haben waren die noch Tabellenführer und ich habe in der 88. Minute das 1:0-Siegtor erzielt. Da haben wir gesehen, was wir mit unserer Truppe alles bewältigen können. Das absolute Highlight war dann, als wir den Zweitliga-Absteiger Arminia Bielefeld mit 3:0 aus dem Südstadion nach Hause schicken konnten. Das wird allen Fans noch lange in Erinnerung bleiben, weil wir den Gegner auch da mit unseren ureigenen Tugenden in die Knie gezwungen haben.

Nun wechseln Sie zu Borussia Mönchengladbach und sind einer der drei älteren Spieler in der U23 des Bundesligisten. Liegt da eine besondere Verantwortung auf Ihren Schultern?
Thomas Kraus: Es ist schon eine gewisse Verpflichtung bei so einem Verein als einer von nur drei erlaubten älteren Spielern ausgewählt zu werden, aber es ist jetzt nicht so, dass ich deswegen vor dem Spiel nicht mehr schlafen kann. Der Verein weiß, was er für einen Spieler geholt hat. Ich werde alles in die Waagschale werfen und meine Stärken einbringen. Wenn ich dann dem ein oder anderen jungen Spieler helfen kann, dann ist das geil, aber die Jungs sind ohnehin alle top ausgebildet.

Letztlich spielen Sie für die U23 eines Bundesligisten. Im „schlimmsten Fall“ blüht Ihnen ein Einsatz in der Belletage des deutschen Fußballs…
Thomas Kraus (lacht): Das muss man schon differenzieren. Zu Lukas Görtler, mit dem ich ein gutes, freundschaftliches Verhältnis pflege, sind da schon Unterschiede. Spieler wie ter Stegen oder Jantschke sind in Gladbach durch die U23 gelaufen. Die haben da Top-Talente en mass, die Sie für höhere Aufgaben einsetzen können und brauchen sicher keinen 28-Jährigen in der Bundesliga. Mit solchen Hintergedanken habe ich mich zu 0,0% getragen und ich gehe auch davon aus, dass es zu 0,0% der Plan von Mönchengladbach ist.

Ihr neuer Verein ist Meister der Regionalliga und spielt voraussichtlich gegen Werder Bremen 2 um den Aufstieg in die 3. Liga. Dieser ist wohl auch das erklärte Ziel?
Thomas Kraus: Über die konkreten Ziele des Vereins kann ich nichts sagen, aber wenn du Meister bist und an der Relegation teilnehmen darfst, dann willst du auch aufsteigen. Aus meiner Sicht macht das auch mehr Sinn, wenn sich die jungen Spieler in der 3. Liga mit Dynamo Dresden messen als in der 4. Liga gegen Rödinghausen – ohne speziell diesem Verein jetzt zu nahe treten zu wollen.

Unter Umständen sehen wir Sie also auch in der kommenden Saison in der 3. Liga. Wann sehen wir Sie denn dann hinter einem Borussen-Schreibtisch?
Thomas Kraus: Zunächst einmal sehe ich mich nicht unbedingt hinter einem Schreibtisch. Wann genau ich meine Ausbildung in Mönchengladbach anfange ist noch nicht geklärt. Ich habe jetzt zwei Jahre Vertrag mit Option auf ein weiteres. Ob ich meinen neuen Job schon parallel zur aktiven Zeit anfange oder erst anschließend, muss intern noch besprochen werden. Ich richte mich da natürlich auch nach den Interessen des Vereins.

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Steckbrief T. Kraus

Thomas Kraus
Spitzname
Tommy, Krausi
Alter
37
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Köln
Nation
Deutschland
Größe
184 cm
Beruf
Trainer
Starker Fuß
Rechtsfuß
Erfolge
2x Landespokalsieger (je einmal Fortuna Köln und Eintracht Trier), Regionalligameister und Aufsteiger in die 3. Liga mit Fortuna Köln 2014.
Karrierebilanz (Stand: April 2023)
4 DFB-Pokalspiele, 1 Tor
450 RL-Spiele, 104 Tore.
35 Drittligaspiele, 3 Tore.


T. Kraus bei Fortuna Köln


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