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Artikel veröffentlicht am 28.10.2015 um 21:00 Uhr
Erinnerung an Hermann Scheibe: Mit ihm ging das letzte Gründungsmitglied
MAGAZIN Viele Freunde, Bekannte und alte Vereinskameraden nahmen am 19.10. gemeinsam mit der Familie Abschied von Karl-Hermann Scheibe, der von allen nur Hermann genannt wurde. Der 92-Jährige war aufgrund seiner langjährigen Verdienste für den TSV Eintracht Bamberg Ehrenmitglied beim TSV und beim FC Eintracht Bamberg. Und er war das letzte noch lebende Gründungsmitglied.
Von Markus Schütz
Als der TSV Eintracht Bamberg 1951 gegründet wurde, war Hermann Scheibe 28 Jahre alt und einer derjenigen, die den Verein aus der Gartenstadt mit aus der Taufe gehoben haben. Hermann Scheibe ist ein gebürtiger Bamberger, hat aber fast sein ganzes Leben im östlichen Bamberger Stadtteil gelebt. Auf der Beisetzung erwähnte der Pfarrer, dass der Verstorbene nicht nur seinen Angehörigen - Herrmann Scheibe hinterlässt zwei Kinder, vier Enkel und fünf Urenkel - fehlen wird, sondern auch im Stadtbild der Gartenstadt: da er nie ein Auto besaß, legte er alle Strecken mit dem Fahrrad zurück.

Hermann Scheibe legte eine Vereinstreue im Ehrenamt an den Tag, die in der heutigen Zeit nur noch selten zu finden ist: von 1953 bis 1995 war er als Hauptkassier tätig - noch länger als Platzkassier - und trug einen großen Teil der Verantwortung beim Bau des Vereinsheims an der Memmelsdorfer Straße. Hermann Scheibe war ein "alter Eintrachtler", aber er war auch ein "neuer FC-Eintrachtler". "Mein Vater", so Sohn Wolfgang, "stand der Fusion immer offen gegenüber. Schließlich hatte er aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit den Einblick und sah auch die Vorteile dieser Verbindung. Und er sah auch, was der FC Bamberg an Tradition und höherklassigem Fußball mit einbringen konnte!" Hermann Scheibe war übrigens auch eine der verantwortlichen Personen, als es darum ging, das frühere Plärrer-Gelände an die Stadt abzutreten. Durch diesen Deal wurden die ersten Weichen für eine finanziell gesunde Zukunft des Vereins gelegt.

Hermann Scheibe starb am 01.10.2015 im Alter von 92 Jahren.
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Vereins-Gen weitervererbt

Jan Scheibe war zuletzt Trainer beim SV Weichendorf.
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Hermann Scheibe war kein aktiver Fußballer. Anders als sein Sohn Wolfgang, der übrigens am Tag des Endspielsieges der Deutschen Nationalmannschaft 1954 geboren ist. Er spielte zu Bezirksliga-Zeiten beim TSV Eintracht. Und er stand auch als Vorstand in vorderster Funktionärsfront, sowohl im Verein, als auch bei der Stiftung TSV Eintracht Bamberg. "Dieses Vereins-Gen habe ich und die ganze Familie sicher von ihm geerbt: sich einzubringen in diesen Verein und Verantwortung zu übernehmen!", ist er seinem Vater dankbar. Enkelsohn Jan spielte natürlich auch für die Gartenstädter und war früh als Trainer tätig. Nicht nur im Nachwuchsbereich der Eintracht, sondern zuletzt auch erfolgreich beim SV Weichendorf. Derzeit nimmt er zwar eine Auszeit vom Fußball - wird aber sicher wieder auf der regionalen Fußballbühne auftauchen. Dafür werden die vom Vater und vom Opa geerbten Gene schon sorgen.

Aushängeschild Stefan Kießling

Bundesliga-Profi Stefan Kießling ist der Enkel von Hermann Scheibe und begann beim TSV Eintracht Bamberg mit dem Fußballspielen. 
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"Fußball und alles, was damit zusammenhängt, war schon immer ein wichtiger Teil der Freizeitbeschäftigung in unserer Familie. Ein Spiegelbild des Aufwandes, der in unserer Familie für den Fußball betrieben wurde und für die Wichtigkeit, die der Sport besaß, ist der Erfolg von Stefan Kießling!" Dass es eines seiner Enkelkinder bis in die Bundesliga geschafft hat, machte natürlich nicht nur Großvater Hermann Scheibe und Mutter Renate stolz, "sondern die gesamte Familie.", bekräftigt Wolfgang Scheibe. Und natürlich den Verein. Talent ist das eine, das andere ist ganz sicher die Unterstützung, die einem Fußballer von innerhalb der Familie - und hier speziell von seiner Mutter - und des Vereins in jungen Jahren zuteil wird. Und dem Vorbild, das einem vorgelebt wird. So hatte Hermann Scheibe sicher großen Einfluss auf die Funktionärstätigkeiten des Sohnes, an den Toren, die Stefan Kießling auf höchster Ebene erzielt und an dem Einsatz, mit dem Jan Scheibe jungen Fußballern den Sport beibringt.

Wolfgang Scheibe beschreibt seinen Vater als "zwar offenen, aber auch zurückhaltenden Menschen. Er musste und wollte nicht groß in der Öffentlichkeit stehen! Das war ihm nicht wichtig. Er hat einfach Verantwortung für die Gemeinschaft übernommen und seinen Job gemacht." Innerhalb des Vereins war er eine absolute Respektsperson. Nicht, weil ihm das wichtig war, sondern weil er aufgrund seiner Verdienste und seiner Zuverlässigkeit von seiner Umwelt als solche gesehen wurde. Hermann Scheibe war beruflich Verwaltungsangestellter im Kreiswehrersatzamt. Nicht wenige Vereine dürften ihm dankbar gewesen sein, dass ihre guten Fußballer eben nicht fern der Heimat ihren Grundwehrdienst ableisten mussten - sondern in Ebern. Und dadurch dem Verein bei Training und Spiel erhalten blieben. Hobbys gab es - und brauchte es - für Hermann Scheibe neben Beruf, Familie und dem Fußball so gut wie keine.

Hermann Scheibe hinterlässt ein Beispiel an Vereinstreue, ehrenamtlichen Einsatz und zurückhaltender Zuverlässigkeit, das in der heutigen Zeit sicher nicht mehr alltäglich ist. Und das von vielen, die ihn kannten, in ehrender Erinnerung behalten wird.

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Steckbrief Hermann Scheibe

Hermann Scheibe
Alter
92
Todestag
01.10.2015
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Deutschland
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Beruf
Verwaltungsangestellter


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