Sammler Manfred Drummer: Der Herr der Bälle aus Dietzhof - fussballn.de
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Artikel veröffentlicht am 22.02.2017 um 12:00 Uhr
Sammler Manfred Drummer: Der Herr der Bälle aus Dietzhof
MAGAZIN Was sich in einem Vierteljahrhundert so ansammelt: 350 Bälle nennt Manfred Drummer aus Dietzhof sein Eigen, diverse Original-Trikots von Weltmeisterschaften kommen dazu. So ist sein Wohnzimmer ein kleines Museum geworden.
Von Leo Hühnlein, Fränkischer Tag

Unweit des Leutenbacher Sportgeländes frönt Manfred Drummer leidenschaftlich seinem Hobby. Seit etwa einem Vierteljahrhundert sammelt der 53-jährige Dietzhofer alles, was mit dem Spiel um das runde Leder zu tun hat. Darunter finden sich Exponate von Welt- und Europameisterschaften der deutschen Nationalelf ebenso wie viele Unikate aus den Geburtsstunden der Bundesliga bis in die jüngste Zeit hinein.

Inzwischen hat die Privatsammlung Dimensionen erreicht, die fast schon an museumsähnliche Ausmaße erinnert. Nicht nur die Fachmänner des Sports werden ihn darum beneiden. Mit etwa 350 Lederbällen besitzt Drummer mit Sicherheit mehr der runden Spielgeräte als jeder Verein im hiesigen Fußballkreis. Zudem kann er zu jedem Einzelstück eine Geschichte erzählen – zur Herkunft, wo und unter welchen Umständen er in den Besitz kam. Während seiner frühen Besuche auf Flohmärkten und den einschlägigen Börsen hat Drummer viele Menschen kennengelernt, die ähnlich wie er selbst ticken: „Für mich zählt mehr der ideelle Wert jedes einzelnen Unikates, nicht so sehr, was es für einen Geldwert hat. Freilich ist es auch interessant, wenn Einzelteile binnen kurzer Zeit in Internetplattformen plötzlich enorm begehrt sind. Das drückt sich dann in den Preisen aus. Nur des Geldes wegen habe ich aber noch kein Stück gekauft. Der Ball der ersten Champions- League-Saison von 2001, dort in meiner Vitrine, wird heute bei Ebay mit knapp 2000 Euro gehandelt, aber ich verkaufe ihn nicht.“ Ihn berühre manchmal mehr, welche Erinnerungen die Verkäufer an ihre Sammlerstücke haben, die sie oft einen großen Teil ihres Lebens besaßen und sich nicht selten nur wegen einer Notlage davon trennen müssen: „Das sind teils ergreifende Gespräche, wenn man merkt, dass sich derjenige von seinen Raritäten eigentlich gar nicht trennen will. Manchmal geben sie diese Dinge nur aus Altersgründen her, oder lösen die Sammlungen auf, weil sich niemand aus der Familie dafür interessiert. Sie wollen nicht, dass die Sachen im Müll landen und geben sie lieber an jemanden ab, bei dem sie sicher sind, dass er den Teilen genauso viel Wertschätzung entgegenbringt. Daher freue ich mich auch immer, wenn sich Leute aus unserer Gegend bei mir melden und mir ihre Stücke anbieten.“

Bei den Drummers gleicht das Wohnzimmer einem Fußball-Museum.
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Besucher werden im Wohnzimmer des Dietzhofers von „Goleo“ begrüßt. Auf jedem der acht Stühle sitzt ein Exemplar des WM-Maskottchens von 2006. „Auf einem Markt habe ich den ersten erworben, eigentlich für meine Söhne, als sie noch kleiner waren. Nach und nach war dann jeder Stuhl besetzt.“ Nun fristet Goleo sein Altersdomizil in achtfacher Ausfertigung in Dietzhof.

Die Familie zieht mit

Dass man für sein Hobby, vor allem in derartigen Ausmaßen, manchmal belächelt werden könnte, trägt Drummer mit Fassung – und nimmt sich dabei selbst auf den Arm: „Jeder Sammler hat einen Vogel, da nehme ich mich überhaupt nicht aus. Aber ohne die Akzeptanz meiner Frau Sevdije und auch unserer drei Söhne wäre es gar nicht möglich. Ehrlich gesagt bin ich sogar froh, dass sie meine Leidenschaft zu meinem Sport verstehen und mit mir teilen.“ Die drei Söhne Andreas (24, Schiedsrichter), Lukas (19, Baiersdorfer SV) und Noah (21, DJK Weingarts) sind alle im Fußballsport aktiv.

Drummer begann 1992 damit, seine Sammelleidenschaft auszuleben, jedoch hält er ein Schlüsselerlebnis ursächlich für den richtigen Beginn: „Als ich an einem Trödelmarkt Modellautos verkaufen wollte, habe ich dort Trikots und Bälle für meine Söhne erworben. Sie hatten sich darüber so sehr gefreut, dass ich von da an regelrecht danach gesucht habe.“

Die edelsten Stücke bewahrt Manfred Drummer in einer Vitrine auf.
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Inzwischen sind die Schränke im Wohn- und Esszimmer zum „Showroom“ mutiert. Auf allen Stellflächen finden sich aufgereiht Bälle und seltene Erinnerungsstücke, die es zu jeder WM oder EM als Merchandising-Artikel gab. In eigenen Schaukästen, wie man sie nur aus dem Museum kennt, sind Fußballschuhe, Torwarthandschuhe und viele weitere Unikate drapiert, ein weiterer Kellerraum beherbergt inzwischen 2500 Trikots von Vereinen aus der ganzen Welt. Ein paar ausgewählte Liebhaber-Trikots, allesamt in Schutzfolie verpackt, zaubert Drummer aus dem Inneren einer Vitrine hervor, in dessen Schaukasten die beiden Handschuhpaare von Andy Köpke und Manuel Neuer ein in Plastik eingelassenes Stück Rasen des WM-Finals 2006 in Berlin einrahmen. „Auf das Original-Trikot von Thomas Berthold bin ich besonders stolz. Er trug es 1990 im Halbfinale gegen England, als Deutschland durch ein 4:3 im Elfmeterschießen gewann und dann gegen Argentinien Weltmeister wurde.“ Ein HSV-Trikot aus Baumwolle von Ende der 70er Jahre – die Zeit, als sich die Werbung in der Bundesliga erst etablierte – ziert ein per Hand aufgenähtes Emblem einer Mobilölfirma. Neben die WM-1974-Trikots von Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) und Chile („Als Breitner das 1:0-Siegtor schoss“) legt Drummer ein dunkelblaues Original-Textil, mit Hammer und Sichel auf der Brust: „Ein DDR-Trikot von damals, als uns unser Bruderstaat beim einzigen Aufeinandertreffen überhaupt bei der WM 1974 mit 1:0 besiegte.“

Viele der Textilien stammen auch von Besuchen in Stadien, wobei Drummer sehr viel Wert auf die Feststellung legt, dafür niemals die Hilfe seines Bruders Bernhard in Anspruch genommen zu haben, der von 2001 bis 2004 der Mannschaftsarzt des 1. FC Nürnberg war. „Manche dachten, der hat ja einen in der Familie, der ihm Tür und Tor öffnet. Kein einziges Mal habe ich Bernhard wegen Tickets, Autogrammen oder anderen Sachen gefragt, als er in diesen Kreisen verkehrte. Und im Internet kaufe ich gar nicht.“

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Falls Sie Sammelstücke haben, die Sie gerne bei Manfred Drummer aufgehoben sehen, können Sie ihn kontaktieren unter Telefon 09199/1677 oder per E-Mail: manfred.drummmer@t-online.de


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