Anders als viele andere Fußballspieler, die in ihrer Vita einiges vorzuweisen haben, begann Horst Taft, am 16. Juli 1966 in Nürnberg geboren, erst sehr spät mit dem Fußball spielen im Verein. „Natürlich habe ich auch schon vorher mit Freunden immer gekickt, in einen Verein trat ich allerdings erst 1982 mit 16 Jahren ein. So kam es, dass ich lediglich drei Monate bei den Junioren des ASV Buchenbühl auflief, ehe ich mit 17 zu den Senioren des Vereins aufstieg“, erinnert sich das Original zurück. Dass er über Talent verfügte, merkte man beim ASV sehr schnell. In den zwei Jahren, die er in Buchenbühl verbrachte, gelang dem jungen Horst Taft mit seiner Mannschaft der Aufstieg in die A-Klasse (heutige Kreisliga), ehe er sich für einen Wechsel zum damaligen Ligakonkurrenten FC Stein entschied. Auch dort verweilte der Spielgestalter zwei Spielzeiten und entwickelte sich zur festen Größe. Als allerdings auch im zweiten Jahr der Aufstieg knapp verpasst wurde, zog es den ehrgeizigen Taft weg vom FCS und hin zum damaligen C-Klassisten (heutige A-Klasse) Griechischen FV Zeus. „Viele Leute verstanden nicht, warum ich als ambitionierter Spieler diesen Schritt in die unterste Spielklasse vollzog. Doch mir war es schon immer wichtig, Herausforderungen anzunehmen, die Spielklasse spielte da in erster Linie gar keine Rolle. Und rückblickend kann ich behaupten, einiges richtig gemacht zu haben“, erörtert Taft.
Beim Griechischen FV Zeus erlebte Horst Taft seine schönste Zeit im Fußball.
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Und in der Tat, die Griechen entwickelten sich mit ihm zu einem wahren Spitzenteam, schafften gar den Durchmarsch von der C-Klasse bis hinauf in die Bezirksliga! „Dort hatte ich meine mit Abstand schönste Zeit. Es war immer sehr emotional, viele Zuschauer kamen und wollten uns spielen sehen – aber nicht erst seit wir in der Bezirksliga spielten! Bereits in der C-Klasse hatten wir wahnsinnig viele Sympathisanten. Und die Kameradschaft dort war einmalig! Wir hatten eine Wahnsinnsstimmung“, gerät der sonst etwas unterkühlt wirkende Mann regelrecht ins Schwärmen. Einen großen Anteil an den drei Aufstiegen in Serie des Griechischen FV Zeus hatte laut Taft der damalige Trainer Apostolos Bertsos. „Der beste Trainer, den ich je hatte. Niemand hat es so verstanden, die Spieler so gerecht und ehrlich zu führen und gleichzeitig die Mannschaft derart voranzubringen“, zollt er den Leistungen des inzwischen verstorbenen Übungsleiters Anerkennung.
Angetrieben von diesen Erfolgserlebnissen der letzten drei Jahre wollte der sich mittlerweile im besten Fußballer-Alter befindende Horst Taft nun mit dem Wechsel zum 1. FC Nürnberg den nächsten Schritt in seiner Laufbahn vollziehen. Doch anders als erhofft, fühlte sich der gerechtigkeitsliebende Spielgestalter nie so recht heimisch, vielmehr empfand er die Stimmung innerhalb des damaligen Landesligisten als reserviert und unterkühlt. Dennoch konnte der Mittelfeldspieler auch dort gute Leistungen zeigen und war zwischenzeitlich auf dem Weg, sich für noch höhere Aufgaben anzubieten. Dass es mit dem ganz großen Sprung in die erste Mannschaft letztlich nicht reichte, erklärt sich der stets selbstbewusste Mann so: „Ich bin kein Ja-Sager, habe immer meine Meinung vertreten. Ich bin ein Typ, der sich ungern verbiegen lässt. Folglich habe ich dort nicht so recht in das Gefüge, in das gesamte System gepasst", blickt Taft ohne Wehmut an die Zeit am Valznerweiher zurück.
Spielgestalter gestern wie heute. Noch immer zeigt Horst Taft sein Können am Ball - jetzt im Trikot des VfL Nürnberg.
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Zumindest dem ersten Teil dieser Aussage kann man dabei nur zustimmen. Taft, der als sehr emotionaler Mensch gilt, der immer offen heraus seine Meinung kund tut, gilt nicht zuletzt auch wegen seiner Art als absolutes Original. Dass er dabei gerade auf dem Platz auch mit den Schiedsrichtern das ein oder andere Mal aneinander gerät, ist für den Blondschopf indes kein Problem: „Die meisten Schiedsrichter kennen mich ja mittlerweile auch. Und umgekehrt weiß ich auch mit dem Großteil gut umzugehen. Sie wissen eben, dass mich Ungerechtigkeiten einfach ärgern und dementsprechend reagiere ich meist. Dass man dabei ab und zu mal im Eifer des Gefechts über das Ziel hinausschießt, möchte ich gar nicht abstreiten“, erzählt er mit einem Schmunzeln.
Vom Club zog es Taft dann anschließend weiter zum Post SV Süd-Regensburg, der zur damaligen Zeit den Ehrgeiz besaß, den großen Nachbarn Jahn Regensburg die Vormachtstellung streitig zu machen. Besonders in Erinnerung blieben Taft dabei die hervorragende Organisation, sowie die verhältnismäßig gute Stimmung innerhalb der Mannschaft – erstaunlich galt die damalige Mannschaft doch als „zusammengekaufter Haufen“.
Ein Begriff, der für Horst Taft indes gar keine Bedeutung besitzt. Angesprochen auf die vielen Leute, die ihm ein gewisses Söldner-Image anhängen möchten, entgegnet er gelassen: „Das ist so nicht richtig. Sicherlich hatte ich im Laufe der Zeit viele verschiedene Vereine, doch die Wechsel hatten weniger mit Geld zu tun, als viel mehr mit dem Wohlfühlfaktor. Ich muss mich in einem Verein gerecht behandelt fühlen, das Umfeld muss stimmen. Das ist für mich wichtiger als alles andere. Außerdem muss mein Verein Ziele haben, auf Dauer immer nur im Mittelfeld der Tabelle landen zu wollen, ist mir zu wenig", gibt der Techniker zu verstehen.
Routine zahlt sich noch heute aus. Mit gutem Stellungsspiel und Auge organisiert Taft noch immer die Abwehr beim VfL II.
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Nach einem Jahr in Regensburg zog es Taft dann wieder in die fränkische Heimat nach Schnaittach. Dort spielte er, mit Ausnahme einer kurzen, aber intensiven Zwischenepisode als Spielertrainer beim FC Reichenschwand, in der er in zwölf Spielen mit seiner Mannschaft das Wunder Klassenerhalt noch realisieren konnte, insgesamt viereinhalb Jahre. Blickt der Routinier nun auf diese Zeit zurück, so überwiegen die positiven Dinge: „Der Verein ist sehr familiär. Auch heute schwärmen sie alle noch von der damaligen Mannschaft, die mit zwei Aufstiegen dazu beitrug, den FCS zu dem zu machen, was er heute ist. Ich bin ja durch meinen Sohn Benjamin, der mittlerweile in der ersten Schnaittacher Mannschaft spielt, immer noch häufig dort. Die Leute erinnern sich an diese vergangene Zeit immer noch gerne zurück", teilt Taft die Freude mit ehemaligen Weggefährten.
Wie wichtig Horst Taft seine beiden Söhne Benjamin (21 Jahre) und Marvin (13 Jahre) sind, bekommt man schnell mit. „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, unternehmen viel zusammen und haben einfach jede Menge Spaß. Ich bin schon sehr stolz auf die Zwei", lässt der gelernte Maler und Lackierer, der mittlerweile selbstständig ist, tief blicken.
Nach Schnaittach zog es Taft dann wieder zu seinem Stammverein, den ASV Buchenbühl. In den drei Jahren dort erlebte der heute 43-jährige Höhen und Tiefen. Spielte der ASV in der Anfangszeit einen fantastischen Offensivfußball und stieg auf, zog es den feinfühligen Taft am Ende wegen gewisser Unstimmigkeiten weg von den Buchenbühlern und hin zum VfL Nürnberg, wo er nun seit zwei Jahren dem runden Leder hinterher jagt.
Mit 43 ist noch lange nicht Schluss. Mal sehen, ob Horst Taft mit 50 noch immer aktiv ist und gar mit seinem jüngsten Sohn Marvin (13) dann zusammenspielen kann.
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Die Frage nach seinem Karriereende weist der nimmermüde Läufer und mittlerweile umsichtige Libero des VfL Nürnberg II weit von sich: „Solange ich das Gefühl habe, weiterhin mithalten zu können, möchte ich spielen.“ Und dann platzt aus dem stolzen Vater ein Satz heraus, der die besondere Beziehung zu seinen Söhnen noch einmal unterstreicht: „Mit Benjamin habe ich ja bereits in Buchenbühl schon in einer Mannschaft gestanden. Mein Traum aber bleibt es, eines Tages auch mit Marvin in einem Team zu spielen. Wenn alles optimal läuft – warum sollte das nicht gelingen?!“
Wie gesagt, Sohn Marvin ist 13 Jahre alt und spielt derzeit in der C-Jugend des VfL Nürnberg. Doch genau dieser Satz ist Horst Taft wie er leibt und lebt: spontan, ehrlich, direkt und vor allen Dingen ein Gefühls- und Familienmensch.
Der Fußballsport in der Region kann sich also auch weiterhin an einem echten Unikat und einem wahren Sportsmann erfreuen.