Bis Saisonende wird der bisherige "Co" Mirsad Biber (34) gemeinsam mit Torwart-Trainer Jürgen Mage das Team leiten. Im fussballn.de-Interview äußert sich Biber zu den Vorkommnissen am Sonntag.
Herr Biber, wie ordnen Sie mit zweitägigem Abstand die Vorkommnisse bei der 1:2-Niederlage in Heßdorf ein?
Mirsad Biber: Ich glaube, meine ehrliche Meinung halte ich an dieser Stelle besser zurück. Ich versuche es mal lieber mit ein paar Fakten, welche die Leistung des Schiedsrichters belegen. Wenn ein Spieler aus dem Spiel heraus den Ball ins Aus schlagt, dafür die Gelbe Karte bekommt und in der Konsequenz vom Platz muss, verstehe ich das nicht. Wenn der Unparteiische ankündigt, dass unser Spieler beim nächsten Körperkontakt "fliegt", ein Pressschlag dann sein Übriges tut, dann sagt das einiges aus. Vor der Roten Karte am Ende gab es eine Aktion eines Heßdorfers, die ungestraft blieb. Wir hatten schon während des Spiels schlichtweg das Gefühl, dass so viele Spieler von uns vom Platz müssen, die Nachspielzeit so lange dauern muss, bis das 2:1 noch fällt. Nach dem Anspiel nach dem 2:1 hat unser Spieler vom Anspiel weg mit dem Abpfiff Richtung Tor geschossen, er wurde dann vom Schiri aufgefordert, unter Androhung einer Roten Karte, den Ball zu holen. Ich sage jetzt doch meine persönliche Meinung: Das war eine Frechheit, unterstes Niveau von der Leistung und auch dem persönlichen Auftreten nach dem Spiel!
Vor einigen Wochen sorgte St. Pauli-Coach Ewald Lienen mit seiner Aussage vor laufender Kamera für Aufsehen, als er meinte, sein Team sei vom Schiedsrichter "vorgeführt" worden. Können Sie das in Bezug auf die Partie in Heßdorf nachvollziehen?
Biber: Ja, das kann ich zu einhundert Prozent.
Nun ist der ATSV Erlangen bisher nicht als sonderlich unfaire Mannschaft in Erscheinung getreten...
Biber: Genau, darum frage ich mich ja, was der Schiedsrichter an dem Tag gegen uns hatte und habe keine vernünftige Antwort darauf. Ich habe so etwas in über zwanzig Jahren auf den Fußballplätzen noch nicht erlebt, hätte es nicht für möglich gehalten, dass so etwas in der Bezirksliga passiert. Der Schiedsrichter-Beobachter kam ja sogar nach dem Spiel zu uns, hat sich bei uns entschuldigt.
Sie sind auch als BFV-Konfliktmanager tätig. Wie reagiert man auf so einen Vorfall?
Biber: Man muss definitiv das Gespräch suchen, soweit das irgendwie möglich ist. Der Schiedsrichter-Obmann sollte das Spiel mit dem Schiri aufarbeiten. Ich persönlich werde eine Meldung an das Konfliktmanagement des BFV abgeben, selbst kann ich da natürlich nicht als Konfliktmanager auftreten.
Mit viel Leidenschaft coachte Ioan Pal den ATSV Erlangen, nach vier Platzverweisen und einer für ihn indiskutablen Schiedsrichter-Leistung trat er nach der Partie in Heßdorf ab.
fussballn.de
Das deutlichste Zeichen nach der Partie hat Ioan Pal gesetzt, der seinen Rücktritt erklärte, weil "bei solchen Schiedsrichtern kein Trainer gebraucht" werde.
Biber: Ich kenn ihn schon lange. Er ist 68, seit über 40 Jahren in dem Geschäft und hat gesagt, dass das in Heßdorf am Sonntag einfach alles überstiegen habe, was er bisher erleben durfte und musste. Er fühlt sich schlichtweg 'verarscht' vom Schiedsrichter. Wer Ioan Pal kennt, der weiß, wie genau, wie hart und gewissenhaft er Training und Spiel vorbereitet. Und dann wirst du so vorgeführt und abserviert, da kann man seine Reaktion schon verstehen.
Blicken wir voraus. Sie werden gemeinsam mit Torwart-Trainer Jürgen Mage das Team nun bis Saisonende coachen. Wie geht es beim ATSV weiter?
Biber: Fakt ist, dass ein Spieler mit Roter Karte gesperrt ist, ansonsten müssen wir uns mit der Truppe weiter gezielt auf den nächsten Gegner vorbereiten. Kornburg hat eine starke Offensive, da müssen wir höllisch aufpassen. Insgesamt wollen wir die Saison mit den acht verbleibenden Spielen einfach sauber über die Bühne bringen und hoffen, dass wir so etwas wie am Sonntag nicht mehr ansatzweise erleben.