Wenn man es sich aussuchen könnte, würde man sich den Moment, in dem man Meister wird, ein wenig anders wünschen. In der Rolle als Zuschauer der Partie des SV Seligenporten II gegen den FC Vorwärts Röslau, lange Zeit schärfster Verfolger des Sportclubs, reifte die Gewissheit bei Vorstand Manfred Kreuzer, Trainer Klaus Mösle und den anwesenden Spielern: Ein personell angeschlagenes Röslauer Team sollte an diesem Tag den Platz nicht als Sieger verlassen, ein 1:1 stand am Ende, das den SC Feucht auch rechnerisch zum unumstritten verdienten Meister machte.
Die letzte Meisterschaft der Feuchter liegt erst drei Jahre zurück. Damals, als die von vielen Seiten so geliebte Bezirksoberliga im Zuge der Ligenreform aufgegeben wurde, durfte im Feuchter Waldstadion zum Abschluss richtig gefeiert werden, und nicht viel anders wird es in knapp drei Wochen aussehen, wenn sich der Sportclub mit dem Heimspiel gegen Kirchenlaibach aus der Landesliga verabschiedet.
Gesucht und gefunden: Mario Swierkot und Sebastian Schulik wirbelten gewaltig in der Offensive des SC Feucht.
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Jedoch war die Zeitspanne zwischen Landesliga- und Bayernliga-Aufstieg für den Ex-Regionalligisten keine leichte. Gerade in der Saison 2013/14 krachte es im Gebälk. Sechs Spieler, Leistungsträger, verliesen in der sogenannten "Hochzeit-Affäre" Feucht, kurz nach Saisonstart stand Trainer Mösle ohne das zuvor vorhandene Gerüst da. Zudem waren andere wichtige Säulen früherer Erfolge wie Mario Swierkot (nach Eichstätt) und Sebastian Schulik (Eltersdorf und Kalchreuth) anderweitig unterwegs.
Am Ende standen 39 Zähler in der Landesliga Mitte, was nur zur Relegation um den Klassenerhalt reichte. "Wir waren trotz der Umstände auch im letzten Jahr kein Abstiegskandidat. Da war sehr viel Pech dabei und in der Oberpfalz und Niederbayern hat man uns nicht sonderlich leiden können. In der Nordost-Liga gab es mit den Schiedsrichtern dagegen keine Probleme und die Mannschaft ist viel besser klar gekommen. Das hat sich aber auch schon in den deutlichen Relegationspartien gegen Buckenhofen abgezeichnet", blickt Mösle zurück.
Christoph Klier bildete mit Patrick Schmidt eine sattelfeste Innenverteidigung.
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Mit Sebastian Schulik fand sich ein mehr als ebenbürtiger Ersatz für den zum SV Seligenporten abgewanderten Patrick Hobsch, der bis in die Relegationspartien so eine Art Lebensversicherung der Feuchter war. Schon jetzt steht für den Angreifer, der im Sommer über den FC Kalchreuth zurückkehrte, mindestens eine Quote von einem Tor pro Saisonspiel. Für Schulik und Mösle ist es nun der dritte gemeinsame Aufstieg - beim SV 73 Süd und eben auch 2012 in Feucht schaffte man den Sprung in die Landesliga. "Wir wissen, was wir aneinander haben. Er hat sich in Eltersdorf ausprobiert, das war in Ordnung, dann ist er ein wenig in der Kreisliga versauert, aber hier blüht er richtig auf, weil er sich mit Mario Swierkot gesucht und gefunden hat."
Die beiden Rückkehrer Schulik und Swierkot machten sicherlich einige Male in dieser Saison als kongeniales Duo den Unterschied aus. Als Schlüssel zum Erfolg in dieser Saison sieht Mösle aber die Philosophie des Vereins ("Die Kontinuität und Ruhe im Umfeld zahlt sich jetzt aus.") und die entsprechende Umsetzung des gesamten Teams: "Es hat sich gezeigt, dass der eingeschlagene Weg vor anderthalb Jahren richtig war. Natürlich war das ein großes Wagnis, ohne zweifellos qualitativ gute Spieler eine Saison dann durchzuziehen. Doch die Truppe hat auch Rückschläge, wie die schweren Verletzungen von Herzig oder Spielbühler, weggesteckt."
Großes Lob ans Team: Trainer Klaus Mösle sieht die Meisterschaft als Erfolg des Gesamtkonstrukts beim SC Feucht.
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Nachdem es gegen Schwaig eine enge Kiste, gegen Buckenhofen eine klare Angelegenheit war und man die Landesliga mit vereinten Kräften sichern konnte, fruchtete die Saat in diesem Spieljahr. "Ich habe einen 20er-Kader, aus dem ich mit dem Großteil der Jungs seit vier oder fünf Jahren zusammenarbeite. Dieser breite Kader, in dem auch sogenannte Reservisten sich durch Trainingsfleiß ausgezeichnet haben, war unser Trumpf in dieser Saison. Ich konnte immer mit 16 bis 18 Leuten arbeiten, das macht sich dann bemerkbar. Da konnte ich mühelos von der Bank Spieler bringen, das war nie eine Schwächung. Und so konnte man auch neue Rückschläge, wie ein Kreuzbandriss von Romanczuk, kompensieren."
Winter-Neuzugang Martin Kirbach schlug beim SC Feucht voll ein - "er arbeitet wie ein Viech", lobt Coach Mösle.
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Klaus Mösle freut sich besonders, dass die jungen Spieler "den nächsten Schritt in der Entwicklung" gehen konnten. "Die Jungs haben begriffen, dass der Assist mindestens so viel zählt, wie das Tor an sich. Dadurch haben wir uns zuletzt auch spielerisch enorm weiterentwickelt." Neben den bewährten Allzweckwaffen wie ein Daniel Schneider, oder Neuzugänge wie Patrick Schmidt (kam vom ASV Pegnitz), der mit Christoph Klier eine "bomben Innenverteidigung" bildet, oder Winter-Neuzugang Martin Kirbach ("er schufftet wie ein Viech"), der vielleicht noch zum letzten Mosaikstein zum Erfolg in dieser Saison wurde, gäbe es jede Menge weitere Komplimente vom Trainer zu verteilen.
Vorausblickend freut sich Mösle auf die letzten drei Partien in der Landesliga, samt Meisterfeier. Der Blick geht aber auch schon auf die kommende Saison: "Die Bayernliga ist eine andere Nummer, das wissen wir. Wir haben ein relativ junges Team. Ich möchte, dass die Aufsteiger ihren Lohn bekommen und sich in der Bayernliga beweisen können. Doch es ist auch klar, dass wir uns auf dem Markt umschauen werden. Wir wollen uns gut für die Bayernliga vorbereiten und dort dann kein Opfer sein."