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Artikel veröffentlicht am 03.06.2009 um 09:02 Uhr
Yücel Turan im Portrait: Für seinen Fußball immer auf Achse
Wenn die türkischen Mannschaften der Region um Punkte und Pokale kämpfen, ist Yücel Turan zumeist dabei – am Spielfeldrand mit Kamera und Notizblock bewaffnet. Die Karriere des Journalisten, Fotografen und Talentscouts begann, nachdem die eigene Torwart-Karriere aufgrund einer Verletzung vorzeitig endete.
Von Marco Galuska
Yücel Turan
privat

Das Fußballherz schlägt bei Yücel Turan nun schon seit fast 40 Jahren, und die Leidenschaft für den Volkssport Nummer eins ließ den langjährigen Torhüter auch nach seinem Karriereende nicht los, so dass er auch nach seiner aktiven Laufbahn mitten im Geschehen der regionalen Sportplätze blieb.

Begonnen hat diese Leidenschaft Mitte der 70er Jahre, als Turan im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland – genauer Burgfarrnbach – zog. Nur kurze Zeit nach der Einschulung 1976 führte sein Weg über Klassenkameraden zur DJK Fürth, wo für die F-Junioren dringend ein Torwart gesucht wurde. „Das passte recht gut, denn als ich klein war, wollte ich sowieso nicht viel laufen“, arrangierte sich Turan mit der Position zwischen den Pfosten recht schnell.

Anders als das Stürmerblut, das man den türkischen Kickern im allgemeinen nachsagt, lag Yücel Turans Berufung stets im Verhindern von Toren. „Als Torwart kannst du Spiele allein entscheiden. Es ist eine absolute Risikoposition, die von der Tagesform abhängt“, umschreibt der gelernte Lagerist die Reize des Torhüterwesens. Und die Form stimmte zunehmend bei Turan. In der C-Jugend wurde die SpVgg Fürth auf ihn aufmerksam und so wechselte das junge Talent an den Ronhof, wo er in der B-Jugend als Stammtorhüter der Bayernligamannschaft das Tor hütete. In den letzten Jahren der Jugendmannschaft wurde die Konkurrenz für den „nur“ 176cm großen Keeper gewaltig und so musste er sich in der A-Jugend auch mit der Reservisten-Rolle anfreunden. Dennoch durfte er noch als Jugendspieler einmal bei der 1. Mannschaft der SpVgg hinter der Fürther Torwartlegende Roland Kastner auf der Bank Platz nehmen. „Ein echtes Highlight“, wie sich der eingefleischte Fürther zurückerinnert.


Yücel Turan TorwartYücel Turan zu seiner aktiven Zeit als Torhüter von Türk Gücü Fürth.
Foto: privat

Dennoch war die erfolg- und lehrreiche Zeit bei der SpVgg Fürth nach der Jugend beendet. Der Wechsel zum damals wohl populärsten türkischen Verein in Fürth war auch gleichzeitig die erste Station Turans bei den Erwachsenen und so war der junge Torhüter zwei Jahre lang Stammkeeper der Turnerschaft Fürth in der damaligen B-Klasse. Anfang der 1990er-Jahre folgte jeweils ein kurzes Intermezzo bei Dergahspor und in der Bezirksliga beim ASV Herzogenaurach.

Ab 1993 spielte Yücel Turan für Türk Gücü Fürth und erlebte in sieben Jahren so manche Höhen und Tiefen. Zweimal gelangen die Meisterschaft in der Kreisklasse und der Aufstieg in die Kreisliga. Unter Spielertrainer Yener Sentürk (ehemals Club-Amateure) schwang sich Türk Gücü zum erfolgreichsten türkischen Klub in Fürth auf. Und Turan blieb der Torhüter – bis 2001 „im besten Torwartalter“ mit 32 Jahren das Karriereende kam. Schwere Verletzungen an der Schulter und Adduktoren zwangen den ehrgeizigen Keeper zum Aufhören. „Einfach fiel mir die Entscheidung nicht, aber wenn der Körper nicht mehr mitmacht, muss man eben vernünftig sein“, blickt Turan zurück.

Die aktive Karriere war zwar beendet, der Weg führte Turan aber weiterhin an die Fußballplätze. Zumal er seine journalistische Aufgabe, die Yücel Turan schon seit über zehn Jahren für die türkischen Zeitungen „Türkiye“ (Tageszeitung) und „Post“ (Monatszeitung) ausübt, mit Leidenschaft wahrnimmt. Über seinen Schwager kam er bereits während seiner aktiven Karriere zum Schreiben. Da traditionell in der türkischen Presse ein großer Wert auf den Sport gelegt wird, hat Turan seit eh und je eine Menge zu tun, über die türkischen Vereine von den Plätzen der Region zu berichten. Aber auch durch Interviews mit Christoph Daum oder Faryd Mondragon lieferte Turan Schlagzeilen. Über 40 Sportberichte aus dem Raum Bayern schickt der freiberufliche Journalist pro Monat an die Redaktion.


Yücel Turan Faryd MondragonDer Journalist Turan mit Kölns Torwart Faryd Mondragon.
Foto: privat

Um die Akteure richtig in Szene zu setzen, kommen zu den Texten jede Menge Schnappschüsse, die von den Kickern selbst heiß begehrt sind. Dementsprechend gern gesehener Gast ist Turan bei den Vereinen. Mit seinem kleinen Smart ist der 39-Jährige, der mit seiner Familie auf der Hardhöhe in Fürth wohnt, an den Wochenenden viel unterwegs. „Aber ich kann ja nicht überall gleichzeitig sein. Also suche ich mir die Spiele mit türkischer Beteiligung vorher raus und bin dann oftmals an einem Tag auf mehreren Plätzen. Wenn ein Spiel aber richtig gut und spannend ist, bleibe ich auch schon mal länger als nur eine Halbzeit“, erklärt Turan seine logistischen Planungen, die es ihm ermöglichen, die Eindrücke möglichst vieler Partien an einem Spieltag zu bekommen. „Zum Beispiel das 7:6 von ASN Pfeil Phönix gegen Cagrispor war so ein Spiel, bei dem man einfach nicht gehen konnte. Solche Spiele fesseln mich an den Sportplatz“, offenbart sich der Fan und Kenner der regionalen Fußballszene.

Aber wer so lange mit Leidenschaft aktiv gespielt hat, der möchte nicht nur schreiben und fotografieren, sondern auch seine Erfahrung weitergeben. So machte Turan schon 2002 seinen Torwart-Trainerschein beim BFV und trainiert gelegentlich, sofern es die Zeit zulässt, die Torhüter der türkischen Vereine.


Torwarttrainer Yücel TuranAls Torwart-Trainer auf der Bank für Sportürk neben Trainer Abdülkadir Bakirdüven.
Foto: privat

Außerdem ist Yücel Turan als Scout für die Torhüter von Sportürk, der Auswahl türkischer Nachwuchs-Fußballspieler in Europa, verantwortlich. „Ich beobachte und sichte europaweit türkische Torhütertalente und habe das letzte Wort, wenn es darum geht Torleute in das Aufgebot zu berufen“, beschreibt Turan seine Tätigkeit im Trainerstab von Sportürk. Trainiert wird die Auswahl von Abdülkadir Bakirdüven, einem ehemaligen Profi-Schiedsrichter und Sportlehrer. Im Januar veranstaltet Sportürk in der Türkei alljährlich ein großes Trainingslager. Der vorselektierte 22-Mann-Kader tritt dort gegen Mannschaften aus der 1. türkischen Liga an. Am Spielfeldrand drängen sich dann die Scouts und Trainer der Profivereine und halten Ausschau nach Talenten für Ihre Teams. Der Großteil der Spieler kommt aus Deutschland, wo „die Jugendarbeit sehr gut ist“, wie Turan weiß. Aus der Region Nürnberg-Fürth war bisher aber noch keiner dabei. Sollte in Zukunft das ein oder andere Talent in der Region auftauchen, wird es Turan bestimmt nicht verborgen bleiben – ob als Journalist, Scout oder fußballverrückten Zuschauer.


Wer Kontakt zu dem "rasenden Reporter" und Torwart-Trainer aufnehmen möchte, kann dies unter: turanfb07@yahoo.de


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